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Muttertraum

Die Mutter betet herzig und schaut
Entzückt auf den schlummernden Kleinen;
Er ruht in der Wiege so sanft, so traut,
Ein Engel muß er ihr scheinen.
Sie küßt ihn und herzt ihn; sie hält sich kaum,
Vergessen der irdischen Schmerzen;
Es schweift in der Zukunft ihr Hoffnungstraum;
So träumen Mütter im Herzen.
Der Rab indes mit der Sippschaft sein
Kreischt draußen am Fenster die Weise:
Dein Engel, dein Engel wird unser sein!
Der Räuber dient uns zur Speise!

Notes
Erstdruck 1833.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Chamisso, Adelbert von. 2. Muttertraum. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4D57-E