Auf der Akropolis zu Athen

Bei euch, ihr hohen Säulen, laßt mich weilen,
Ihr stummen Zeugen wechselvoller Tage,
Und laßt sich mein Gemüt ergehn in Klage,
Daß nichts entrinnen mag des Schicksals Pfeilen.
Die Zeit des Glanzes saht ihr schnell enteilen,
Und was ihr dann geschaut, war eitel Plage;
Kaum les' ich noch die tausendjähr'ge Sage
Des Ruhms in euren unterbrochnen Zeilen.
Es will das Herz mir schauerlich bewegen,
Wenn ich betrachte solche Weltgeschicke,
Wie hier das freiste Volk dem Fluch erlegen.
Und wenn ich dann in meine Seele blicke,
Scheint mir der eigne Schmerz so klein dagegen,
Daß ich ihn lächelnd in der Brust ersticke.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Auf der Akropolis zu Athen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BAD4-D