[106] Vorgefühl

Das ist der Frühling nicht allein,
Der durch die Bäume dränget
Und wie im Faß der junge Wein
Die Reifen fast zersprenget,
Der Frühling ist ja zart und kühl,
Ein mädchenhaftes Säumen,
Jetzt aber wogt es reif und schwül
Wie Julinächte träumen.
Es blinkt der See, es rauscht die Bucht,
Der Mond zieht laue Kreise,
Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht,
Das Gras erschauert leise.
Das ist der Frühling nicht allein,
Der weckt nicht solche Bilder
– – – – – – – – – – – – – – –

Notes
Entstanden 1891. Erstdruck aus dem Nachlaß in: Hugo von Hofmannsthal. Nachlese der Gedichte, Berlin (S. Fischer) 1934.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hofmannsthal, Hugo von. Vorgefühl. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-77D2-D