164. Die Doppeltürme zu Broacker.

1.

Die Kirche in Broacker hat einen schönen Doppelturm, der den Schiffern zehn Meilen weit in der See als Merkzeichen dient. Er ist von [122] zwei Schwestern, die zusammengewachsen waren und auf dem Schlosse wohnten, erbaut worden; weil aber die eine sieben Jahr vor der andern starb, ist der eine Turm etwas niedriger geblieben als der andere.


Neues Staatsbürgerl. Magazin 2, 95.

2.

Auf dem Schlosse bei Broacker wohnte ein frommer Ritter, der auf seine Kosten die Kirche des Ortes zu bauen anfing. Ehe sie aber noch vollendet war, beschloß er einen Zug nach dem heiligen Lande zu tun, und empfahl seiner Frau unterdes den Bau weiter zu führen. Beim Abschied sagte er zu ihr, die schwanger war, sie solle einen spitzen Turm bauen, wenn sie einen Sohn gebäre, wäre es aber eine Tochter, so möchte sie den Turm stumpf lassen, damit er gleich aus der Ferne bei seiner Rückkehr den Segen seines Hauses erkenne. Als nun der Ritter zurückkehrte, da sah er schon aus weiter Ferne, daß zwei spitze Türme die Kirche zierten. Seine Frau hatte getan, wie er befohlen. Denn ihm waren zwei Knaben auf einmal geboren.


Mündlich. – So auch von Absalon und Esbern Snare, Thiele, Danm. Volkes. I, 30.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 164. Die Doppeltürme zu Broacker. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4890-9