[3] Erster Gesang
Fußnoten
1 (Den deutschen Harlekin) Frau Neuberin, von welcher hier die Rede ist, hat in einem Schau-Spiele, das vor einigen Jahren in Leipzig vorgestellet worden, den Harlekin, dessen Kleider sie damahls selbst angezogen, von ihrer Schaubühne vertrieben. Von dieser Zeit an, hat man ihn auch in denen von ihrer Gesellschafft aufgeführten Lust-Spielen niemahls wieder erblicket.
2 (Die Annens grossen Thron) Sie ward durch den Ruff ihrer Geschicklichkeit, und die Vermittelung des ehemahligen Hertzogs von Curland, Ernst Biron, von Ihrer Majest. der verstorbenen Rußischen Käyserin Anna, nach Petersburg geruffen, wohin sie sich auch mit ihrer Gesellschafft begab. Jedoch der Tod dieser grossen Monarchin, und die Veränderungen der Glücks-Umstände des Hertzogs von Curland, hatten so viel Einfluß in die ihrigen, daß sie sich gezwungen sahe, Petersburg zu verlassen, und Leipzig wiederum zu ihrem Auffenthalte zu erwählen.
3 (In Zotens Hof) Der Ort der Neuberischen Schau-Bühne in Leipzig, ist auf der Ritter-Strasse in dem sogenannten Zotens Hofe, und durch diesen ein öffentlicher Durchgang auf die Nicolaus-Strasse. Alle durch diesen Hof gehende Personen müssen nahe an der Thüre des Schau-Platzes vorbey kommen.
4 (Dem Bayle) Die Uebersetzung von dem Baylischen Dictionaire ist bey Breitkopfen, in Leipzig, unter der Presse. Herr Gottsched hat sich der Aufsicht über dieses Werck, seinem vor die Uebersetzungen natürlichen Eifer gemäß, angenommen, und ist auch selbst so gerecht, die Deutschen, in seinem Vorberichte, sehr bescheiden an die Gottschedischen Verdienste zu erinnern. Man wirfft dem Herrn Professor vor, daß sein Sinn-Gedicht, das er bey dieser Gelegenheit auf Baylen verfertiget:
Was Baylens Fleiß und Witz durch dieses Werck gewiesen,
Das giebt den reichsten Stoff zu hundert Bücher-Riesen.
wenig scharffsinniges habe. Allein seine Feinde bedencken nicht, daß sich auf einen so kleinen Mann, als Bayle war, nicht viel scharffsinniges sagen lässet.
5 (Und hats dem Hallmann) Johann Christian Hallmann hat Trauerspiele, Freudenspiele und Schäferspiele geschrieben. Von der Mittelmäßigkeit dieses Poeten siehe Neumeisters Specimen dissertationis Historico-criticae de poetis Germanicis.
6 (So war die Gomez lebt) Frau Gottschedin schwöret hier bey einem Beyspiele, welches sie sich zur Nachahmung vorgestellet. Allein es ist zu wünschen, daß sie dieser Französin die fruchtbare Feder niemahls streitig mache. Man sagt ohne dieß schon von dieser deutschen Schriftstellerin, daß es ihr natürlich ist:
Ohn ein Bein zu strecken,
Vier Bogen voller nichts mit jauchzen auszuhecken.
7 (Und wurde zum Baron) Man bittet den Leser zu glauben, daß dieser Gedancke, nur des Reims wegen, da stehet.
8 (Dir Stüven gleich gestellt) Herr von Stüven, aus Hamburg gebürtig, welcher gegenwärtig Geheimer Legations-Rath bey Sr. Durchl. dem regierenden Herrn Marggrafen von Bareuth ist, hat ehemahls in Hamburg verschiedene Trauerspiele, bey müßigen Stunden, übersetzet; Welchen Uebersetzungen die Kenner niemahls den Beyfall haben versagen können.
9 (Ins Kloster zun Paulinern) Der Ort des Academischen Gerichts in Leipzig, ist in dem ehemahligen Pauliner-Closter.
10 (Was nanntst du mich) Siehe Herrn Gottscheds Versuch einer neuen Critischen Dicht-Kunst für die Deutschen, die zweyte Auflage von 1737. den andern Theil, die Seite 502. auf welcher die im April an die Jungfer L.A.V. Kulmus geschriebene Elegie befindlich ist.
11 (Schönemann) Herr Schönemann war ehemahls ein Mitglied der Neuberischen Gesellschafft. Er verließ dieselbe nach der Zeit, und errichtete eine eigene, von der er noch Principal ist. Herr Gottsched preiset in seinen Vorreden zur Schau-Bühne, ihn der Welt mit Väterlicher Gewogenheit an, besonders, weil er die von der Frau Gottschedin übersetzte Alzire vorgestellet, und also aufrichtiger als die Frau Neuberin gehandelt hat.
12 (Hat halb Germanien) Siehe die angeführte Elegie, worinnen Herr Gottsched das Cholerische und Sangvinische Temperament trefflich zu verbinden gewußt hat, da ihm mitten unter den zärtlichsten Gedancken beyfällt:
Daß unsre Flamme nicht in finstern Winckeln brennet,
Daß halb Germanien von unsrer Liebe weiß.
Er sagt selbst kurtz vorher, daß ihm wäre, als ob er stoltz würde. Mir ist, als würd ich stoltz, daß uns ein jeder kennet.
13 (Die Tadlerinnen) Herr Gottsched ließ bey der neuen Auflage der vernünfftigen Tadlerinnen eine Zueignungs-Schrifft an seine Freundin, und Gehülffin drucken.
14 (An der Cholick zu Bett) Herr Corvinus ein guter Freund des Herrn Gottsched, ist dieser Kranckheit sehr starck unterworffen.
15 (Ein andrer sitzt) Dieses ist Herr Magister Schwabe in Leipzig, der Sammler und Herausgeber eines sehr sauber gedruckten monathlichen Werckgens, das den Titul: Belustigungen des Verstandes und des Witzes führet. Die Absicht dieser Sammlung ist, den Frantzosen und Ausländern, unsyllogistisch, durch Hülffe der unmittelbahren Empfindung, zu beweisen, daß die deutschen eben so wohl, als sie, dencken können. Die Stücke darinnen sind aber so unterschieden, daß es scheinet, als wolte Herr Schwabe ihnen, neben dieser Haupt-Absicht, auch beweisen, daß die Deutschen nicht dencken können.
16 (Der dritte kömmt) Wem ist wohl die Bereitwilligkeit des Herrn Breitkopff, gegen Herr Gottscheden unbekannt?