Reden über die Religion

1800


Es sieht der Musen Freund die offne Pforte
Des großen Tempels sich auf Säulen heben,
Und wo Pilaster ruhn und Kuppeln streben,
Naht er getrost dem kunstgeweihten Orte.
Drin tönt Musik dem Frager Zauberworte,
Daß er geheiligt fühlt unendlich Leben,
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Und muß im schönen Kreise ewig schweben,
Vergißt der Fragen leicht und armer Worte.
Doch plötzlich scheints, als wollten Geister gerne
Den schon Geweihten höh're Weihe zeigen,
Getäuscht die Fremden lassen in der Blöße;
Der Vorhang reißt und die Musik muß schweigen,
Der Tempel auch verschwand und in der Ferne
Zeigt sich die alte Sphinx in Riesengröße.

Notizen
Erstdruck in: Athenaeum. Eine Zeitschrift von A.W. Schlegel und Fr. Schlegel, Bd. 3, 1.St., Berlin (Heinrich Frölich) 1800.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Schlegel, Friedrich. Reden über die Religion. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D67B-4