IV. Der Teufel als Liebhaber.

Selbst der Teufel findet manchmal Gefallen an den schönen Töchtern der Menschen, und geht zu ihnen auf die Frey, wenn sie nicht selbst sich ihm anbieten. Insoferne hinter dem Teufel der alte Heiden-Gott versteckt ist, deutet es auf das Niederlassen der Götter zu den Menschen, wie denn durch das ganze Heidentum diese Sage geht. Theilweise ist es wohl nur der verzerrte Ausdruck der Hoffnung auf die Geburt des Sohnes Gottes durch das Weib.

1.

Es ging ein Mädchen täglich zum Grasen. Da gesellte sich ihr ein Mann bey und gestand ihr seine Liebe, und das Mädchen ließ ihn sich gefallen.

Einmal graste sie wieder und hatte unversehends vom Kraute Wohlgemut und Widridad mit aufgenommen. Wie sie nun beyde auf dem Wege nach Hause waren, sah das Mädchen an ihrem Geliebten auf einmal Hörner und Gaisfuß. – Sie erschrak zu Tode; denn sie hatte den Bösen erkannt; der aber wich mit den Worten: »Wohlgemut und Widridad, hat mich um mein fein Lieb gebracht.« Waldmünchen.

2.

Ein Mädchen hatte unbewußt den bösen Feind zum Geliebten; einmal verrieth ihn der Gaisfuß, als der Mond gar so hell in das Kämmerchen leuchtete. [134] Sie nahm daher das Kraut Wohlgemut und Grodlkraut und legte es unter ihr Kopfkissen, wodurch der Teufel abgehalten wurde, sich ihr zu nähern. Er entwich mit den Worten: »Wohlgemut und Grodlkraut, hat mich um mein feins Lieb gebracht!«

3.

Wieder wollte ein Dirnlein zum Tanze gehen; die Mutter ließ es nicht zu. Sie aber bestand darauf und drohte: »ich gehe doch zum Tanze, und wenn ich mit dem Teufel tanzen müßte!«

Sie ging, und gleich beym Eintreten empfing sie ein artiger Herr; man wußte nicht, woher er so plötzlich gekommen. Dieser unterhielt sich nur mit ihr. Um Mitternacht tanzte er aus, gegen die Thüre hin, und fort waren beyde. – Am Morgen fand man des Mädchens Kleider zerrissen in ihrer Schlafkammer. Neumarkt.

4.

Ein anderes Mädchen konnte auf dem Tanzboden zu keinem Tänzer gelangen. Voll Zornes ging sie hinaus und rief: »Der erste, so mir begegnet, muß mein Schatz seyn, und wärs auch der Teufel!«

Auf dem Wege nach Hause begegnete ihr ein schöner Bauernbube, der sie frug, warum sie so früh schon heimgehe. Sie sagte es ihm und er bot sich ihr sogleich zum Geliebten an, führte sie in den Saal zurück, tanzte mit ihr und besuchte sie seitdem öfter. So oft er aber kam, brachte er ihr drey Laibchen Brod mit, doch fehlte an jedem ein Scherzchen. Sie meynte, er vergönne ihr nicht Alles, und frug ihn daher, warum er ihr die Laibchen nicht ganz gebe. Er aber schwieg; denn er that es nur, damit er für seine Gabe den Nutzen aus dem Hause zöge.

[135] Einmal bat er sie, ihn in ihre Schlafkammer zu lassen; sie willigte ein: doch wollte er anfangs nicht vor ihr die Treppe hinauf gehen; da sah sie den Gaisfuß. Voll Schrecken rief sie: »Herr Jesus, das ist der Teufel!« »Ja wohl,« erwiederte dieser, »du hast mich verlangt.«

Damit war der Zauber gelöst; das Mädchen aber verlangte nicht mehr nach irdischer Liebe, sondern bereute in einem Kloster ihre Frevelthat. Rötz.

Fast alle diese Sagen finden sich in jener aus Falkenberg zusammen; ich muß hier bemerken, daß Wiederholungen zwar vermieden werden sollten: doch trägt dieselbe Sage in verschiedenen Gegenden ein anderes Gepräge, und oft sind es gerade anscheinend unbedeutende Nebenumstände, welche Licht über das Ganze verbreiten.

5.

Eine Dirn von Falkenberg wollte mit aller Gewalt einen Liebhaber, der sie ausführe, wenigstens zur Jakobi-Kirchweihe, sollte es auch der Teufel seyn. Einmal ging sie grasen, da nahte sich ein Jäger und machte mit ihr Bekanntschaft; immer fand er sich beim Grasen ein, und sonst auf dem Wege; später begleitete er sie in ihr Kämmerchen, rührte sie indessen nicht an, ließ auch sich nicht anrühren, versprach aber, sie auf Allerheiligen als Frau mit sich zu nehmen. Richtig führte er sie auf Jakobi zum Kirchweihtanze: er tanzte aber nur mit ihr, ohne etwas zu essen oder zu trinken, und verließ sie wie jederzeit, als es Mitternacht schlug.

Dieses fiel ihr auf. Sie erholte sich daher beym Pfarrer Rathes, und wurde bedeutet, ihm, wenn er wieder auf Besuch komme, das Kleid vorne an der Brust [136] zu lösen, um sich zu überzeugen, daß er sey wie Menschen sind. Sie folgte dem Rathe, riß die Weste auf, fühlte aber unter derselben keinen Körper.

Nun gab ihr der Pfarrer Ehrenreutl und Myrrhenreutl, am Sommerfrauentage in der Kirche geweiht; die beyden Kräuter solle sie Nachts bey sich behalten. Dieses war kurz vor Allerheiligen. Wie nun der Jäger wieder in die Dachkammer zu dem Mädchen wollte, um sie abzuholen, konnte er nicht eintreten. Da setzte er sich auf das Dach und heulte fürchterlich, bis Mitternacht kam. Mit dem Rufe: »Ehrenreutl und Myrrhenreutl, bringen mich um mein Bräutl,« verschwand er und kam nicht wieder.


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TextGrid Repository (2012). Schönwerth, Franz. 4. Der Teufel als Liebhaber. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-DD09-A