[177] Gesang der Feen

Fließe Strom, in deinen hellen
Klaren Wellen
Wiegt der Himmel sich im Bilde,
Abendlüfte hauchen milde,
Und das Lied der Vögel schallt
Vom Gebirge her vom Tannenwald.
Auf der Spule glänzt der Faden
Roth und golden,
Den wir erst im Thaue baden
Von Blüthendolden;
Wie das Rad sich dreht und windet
Wird das Gold nur mehr entzündet,
Und wann aller Glanz versponnen,
Wird das Gespinnste aufgeschlagen,
Und nach vielen ems'gen Tagen
Unser Kleid gewoben und gewonnen,
In dem wir dann im Sonnenscheine sitzen,
Uns wiegend auf der Blumen grünen Spitzen,
Wenn Abendschimmer durch den Himmel blitzen.

Notes
Aus »Melusine« (Fragment), entstanden 1807.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gesang der Feen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5370-9