80. Der Sonnenberg bei Schwießel.

1.

Nicht weit vom Teufelssee bei Schwießel, aber in der Diekhofer Grafschaft, liegt der Sonnenberg, ein kleiner, steiler, mit Wachholder bewachsener Hügel, an dem die Landstraße zwischen [62] Gnoyen und Güstrow vorbeiführt. Der Nachtwächter von Neuheinde, ein siebzigjähriger Mann, erzählte davon Folgendes:

Ick heww öltlings, as ik noch en Jung was, von de Ollen so vertellen hürt. Eenmal hebben bi den Sünnenbarg twei Hækers hakt. Nu wart dat mit eenmal bi den Barg na frisch Brod rüken, un as se henæwer haken, un kamen wedder taurügg na den Barg, steit dor en gedeckten Disch mit frisch fin Brod un wat tau drinken. De een kümt bi un geit na den Disch 'ran un ett un drinkt; de anner æwerst, de verunreinigt mit Mautwillen den Disch; de dat dan hett, sall æwerst von Stunn' an as de Dag vergan sin.

Es heißt auch, in dem Sonnenberge soll ein Schloß stehen, Einige sagen auch, es soll eine goldene Wiege im Berge sein.

Wirthschafter Thilo in Neuheinde.

2.

Einmal sünd de Burn von Lütten-Butzin mit Kurn na Güstrow fürt, und as se an den Sünnenbarg vörbi kamen, fürt sik de hinnerst fast, de annern æwer fürn weg und laten em dor sitten. As he ne lütte Tit dor hollen hett, kümmt 'n lütten Kirl bi em, 'n lütten grisen Kirl un seggt tau em, he will em dat Kurn afköpen, wat he förrern deit? ›Dat und dat will he hebben,‹ un so wart de Bur Handels eens; he fröcht den lütten Kirl, wur he dat Kurn (Gasten is 't węst) afladen sall; de seggt to em, he sall em man na kamen un geit denn vörut na den Barg rin; de Bur fürt an, wat nu ganz lichting gan deit, un ok na den Barg rin. Hir wart de Gasten afladt und in en grot Küben schüdd't. As se dormit farig sünd, nimmt de lütt Kirl eenen von den Burn sin leddigen Säck un makt em denn' gaud half vull. ›So, seggt he, dit is din Betalung, kumm æwer jo bi Lęben nich bi un kik ire in den Sack, as bet du tau Hus büst.‹ De Bur fürt af, æwer unnerwęgens kann he't doch nich laten, is so niglich un kikt doch in den Sack, un wat hett he dor denn in? Luter Pirdmess! Nu ward he arg un schüdd't den Sack vull Mess von den Wagen raf un fürt in sin Bosheit na Hus. As he hir sinen Sack nu werre in Hännen krigt, so is noch wat in de beiden Timpen behacken blęben; dat hett sik nu æwerst in luter Gold verwandelt, un is noch so vęl, dat he sin Kurn noch dreimal betalt kręgen hett. Nu makt he sik flinking up de Strümp, un werre na dat Flach hen, wo he den Pirdmess henschüdd't hett; [63] æwer ›dor hett 'ne Ul' sęten‹, dor is ok nich en Spirken mir von tau finnen.


Von zwei Taglöhnern, durch Wirthschafter Thilo mitgetheilt.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 80. Der Sonnenberg bei Schwießel. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F314-D