167. Seele als Maus.

1.

Ein Mann legte sich in der Ernte hinter eine Hecke und schlief ein. Bald darauf springt aus seinem offenen Munde eine weiße Maus und läuft umher. Die dabei sitzenden Leute ergreifen dieselbe, wobei sie ihnen unter den Händen stirbt. In dem Augenblicke stirbt auch der Mann.

In einem andern Falle lassen sie die Maus ruhig gewähren. Diese läuft auch schließlich wieder in den Mund des Mannes hinein und er wacht auf.

C. Thiessenhusen.

2.

Ein Mädchen, das viel mit Alpdrücken, dem sogenannten ›Marriden‹ zu thun hatte, beschloß, den Gegenstand, der sie immer quälte, zu fangen. Sie legt sich daher jede Nacht so hin, daß sie die Hände über dem Kopf zusammen hat. Ihre Mutter hält im Nebenzimmer Wache. Wie diese nun mal in der Nacht wieder ihre Tochter ächzen hört, geht sie mit Licht in das Zimmer derselben. Das Mädchen, von dem Lichte erschreckt, läßt die Hände niedersinken und greift in der Gegend der Herzgrube ein kleines Thier. Ohne es zu besehen, steckt sie es in einen Strumpf und verschließt denselben in ihrem Koffer. Bald darauf erfährt sie, daß ihr Bräutigam gestorben ist. Sie macht sich fertig, um zum Begräbniß zu gehen. Dabei kriegt sie den Strumpf zu fassen und nimmt ihn mit. In der Kirche während der Leichenrede, wo der Sarg offen dasteht, will sie das Taschentuch nehmen und ihre Thränen trocknen. Da zieht sie zufällig den Strumpf aus der Tasche und aus demselben springt eine weiße Maus, die in den Mund des Todten läuft, worauf dieser wieder lebendig wird.


C. Thiessenhusen.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 167. Seele als Maus. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-F618-F