Georg Henning Behrens
Hercynia Curiosa
oder
Curiöser Hartz-Wald,
Das ist Sonderbahre Beschreibung u. Verzeichnis
Derer Curiösen Hölen, Seen, Brunnen, Bergen, und vielen andern an- und auff dem Hartz vorhandenen
Denckwürdigen Sachen mit unterschiedenen Nützlichen und Ergetzlichen Medicinischen,Phisicalischen, und Historischen Anmerckungen denen Liebhabern solcher Curiositäten zur Lust heraus gegeben von
D. Georg Henning Behrens, Physico Ordin. Subordin. in Nordhausen.

Vorrede

Vorrede.
Allen und jeden Stande nach Beehrter Leser.

Nachdem ich den Welt-berühmten Edlen Hartz, ingleichen die um denselben liegende herrliche Landschafften von Jugend auff, nunmehro bei die 30. Jahr, zum öftern durchgereiset und darinnen an unterschiedenen Orten viele sonderliche Wunder-Wercke der Natur und wunderbahre Meister-Stücke der ihr nachahmenden Kunst, mit andern seltzamen und denckwürdigen Sachen angetroffen; so habe nicht ermangelt, solche Curiositäten nach und nach zu annotiren, auch derselben Verzeichnis und Beschreibung mit unterschiedenen nützlichen und ergetzlichen Anmerckungen anjetzo der Curiösen Welt, durch öffentlichen Druck, mitzutheilen. Die Ursachen aber so mich hierzu bewogen, sind unter andern: erstlich, die Ehre GOttes dadurch zu vermehren: indem ein jeder verständiger Mensch bekennen muß, wie die natürlichen Wunder kräftig bezeugen, daß ein GOtt sei und derselbe HERR aller Creaturen damit seine Allmacht, Kunst und Weisheit genugsam anzeige. Hiernechst ist solches geschehen, diejenigen, welche aus Curiosität den Hartz mit denen angräntzenden Oertern in Augenschein nehmen wollen, zu unterrichten: was vor Curiosa daselbst eigentlich vorhanden sind, massen ich wahrgenommen, daß zu Zeiten etlichen weit darnach gereiseten Personen aus Mangel eines Berichts nicht der dritte Theil davon gezeiget worden. Ferner habe ich dasselbe denen Curiosis zu Gefallen gethan, so Ambts- und anderer Verhinderung wegen nicht vermögen dergleichen, wie gerne sie auch wolten, in Augen-Schein zu nehmen, damit dieselben zu ihren Vergnügen auch von denjenigen einige Nachricht bekommen möchten, welches die vorgedachten mit Unkosten, Mühe und Gefahr gesehen haben. Endlich hat das Verlangen des Herrn Verlegers und anderer guter Freunde viel darzu geholffen, als welche mich ersuchet, je eher je lieber, dieses Buch heraus zu geben, und zwar in Teutscher, und nicht in Lateinischer Sprache, in welcher solches vorhero von mir concipiret oder aufgesetzet worden, damit sich desselben auch die ungelehrte Curiosi bedienen könten. Hieraus beliebe der geneigte Leser meine gute Intention zu ersehen, und dieserwegen sich meine, ob schon geringe doch wohl gemeinte, Arbeit gefallen zu lassen. Erhalte ich nun von demselben diese Bitte, so will davor dienstlich dancken, wiedrigen Falls, wenn etwa ein ungebetener Splitter-Richter davon ein unzeitiges Urtheil fällen wolte, man mich nicht verdencken wird, daß ich daraus schliesse: wie ein solcher Klügling mein Anagrammatischer Diener, das ist, Neider, derer ich wissentlich viel habe, sei, oder mit nichten unter die Zahl derer Curieusen Personen gehöre, als welche dergleichen angenehme Materien nicht verwerfen, und könte ich davon viel Wesens mit Rühmen und Loben machen, wenn der Pralerei zugethan, und solches von Nöthen wäre, derohalben ich die überflüßige Recommendation gesparet, verhoffende: daß das Werck sich selber loben werde, massen darinnen viele Curieuse Sachen enthalten sind, die man entweder bei denenAutoribus gar nicht oder doch auf eine andere Art beschrieben, antrifft, solte aber über alles Vermuthen einem Curioso das Buch in etlichen Stücken etwas unvollkommen vorkommen, und demselben nicht alle verlangte Satisfaction geben, so wird Er solches mit denjenigen, was ich zu Ende desselben angeführet, entschuldigen, und sich damit begnügen lassen, daß ich vor jetzo die Fürnehmsten und Merckwürdigsten an- und auff dem Hartz vorhandenen Curiositäten erzehlet und beschrieben habe. Sonst wolle der wohlmeinende Leser sich daran nicht ärgern, daß im Anfange des Titel-Blats HERCYNIA mit einem Y gedrucket worden, denn ob schon Prætorius in der Beschreibung des Blocks-Berges part. 1 cap. & § 2pag. 38 den Thalium dieserwegen tadeln und vorgeben will, wie derselbe unrecht daran gethan, daß er in seiner so genandten Sylva Hercynia gedachtes Wort nicht mit einem i geschrieben habe, so werde ich mich doch weniger als nichts daran kehren, indem von denen Alten Lateinischen Scriptoribus Hercynia mit einem y geschrieben worden, nicht deswegen, daß das y ein Lateinischer Buchstabe sei, denn solches die Alten so gut und noch wohl besser als diejenigen, die solche Art zu schreiben verwerffen, gewust, sondern es haben dieselbe solches gethan, damit anzuzeigen, das Hercynia von dem Griechischen herrühre, und in solcher Sprache Herkynion drymon genennet werde. Im übrigen wird die Gunst des Lesers die Druck- und andere Fehler entschuldigen, wovor ich demselben alles Vergnügen wüntsche, und ihn schließlich in GOttes Schutz, mich aber in dessen beharrliche Affection befehle.

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Das I. Capitel

1. Von der Baumans-Höle
I.
Von der Baumans-Höle.

Ich mache billich von diesem Wunder-würdigen Wercke und Meister-Stück der Natur den Anfang; weilen solche Höle alle andere an und auff dem Hartz gelegene, mit ihrer Grösse, Vielheit derer Grüfften und darinnen befindlichen Raritäten, übertrifft, und dieserwegen von denenselben von langen Jahren und Menschen Gedencken an, die allerberühmteste gewesen, und noch ist, auch wohl bleiben wird, und dieses ist die Ursache, daß jederzeit viele, so wohl von hohen Standes-Personen als andern vornehmen und gemeinen Leuthen, sich in dieselbe aus Curiosität begeben haben; wie man denn wenig recht curieuse Gemüther, so wohl in denen angräntzenden als auch ziemlich weit abgelegenen Landen, antreffen wird, die [1] da nicht solten derselben zu Gefallen dahin gereiset sein, oder selbige im [1] Vorbei-Reisen in Augen-Schein genommen haben; wäre aber solches nicht geschehen, indem sie keine Zeit und Vermögen zu reisen gehabt, oder sind durch andere Ursachen daran verhindert worden, so versichere: daß sie doch zum wenigsten von solcher Curiosität-Kammer der Natur Wissenschafft haben werden, und solches dahero: daß ihnen entweder von andern solches rares Werck der Natur erzehlet worden, oder sie davon in unterschiedenenAutoribus oder Büchern gelesen haben; massen diese sehr curieuse Höle, als das Gerüchte von ihr weit und breit erschollen, auch denen frembden Nationen, als Engelländern, Italiänern und andern ausländischen Völckern bekand worden, und bei ihnen in solchen Beruff kommen, daß sie auch dieselbe gewürdiget, ihrer in ihren Schriften rühmlich zu gedencken; wie bei dem Henrico Oldenburgio, als Secretario der vortrefflichen und hochberühmten KöniglichenSocietät in Engelland, in denen von ihm heraus gegebenen Actis Philosophicis von gedachter hochlöblichen Societät, und zwar in denen Actis des MonatsSeptembris Ao. 1668 pag. m. 647 ingleichen bei dem berühmten Athanasio Kirchero in seinen Scriptis, insonderheit in seinem so genandten mundo subterraneo tom. 2 sect. 2 libr. 8 cap. 5 & 6 fol. 60 & seq. wie auch bei dem Olao Wormio Tollio und vielen an dern ausländischen Scribenten mehr zu ersehen ist; welches denn auch diese schauwürdige Höle wegen ihrer vielen Curiositäten und natürlichen Wunder-Arbeiten wohl verdienet, und deswegen sicherlich werth ist: daß man ferner davon melde, und selbiger eigentliche Beschaffenheit der gelehrten und curieusen Welt noch mehr kund mache. Es scheinet zwar, als ob der Hochwohlgebohrne Herr Johann Weichhardt Valvasor, Frey-Herr Gallnekh, in seinen in vier Tomos getheilten und mit vielen herrlichen Kupfer-Stücken gezierten schönen Wercke, die Ehre des HertzogthumsCrain genandt, dem dieser Hölen rechtmäßig zukommenden Lobe viel entziehen, und selbiges also ziemlich verdunckeln wolle, indem er nicht allein lib. 2cap. 68 Tom. 1 fol. 278 in genere oder insgemein die inner-Crainerischen Grotten oder Hölen andern frembden weit vorziehet, sondern auch in specie und insonderheit saget: daß unter [2] andern so wohl die am innern Crain unter Lueg, als einem der Hoch-Gräfflichen Khobenzelschen Familie zugehörigen und auffCrainerisch Iamma genandten Schlosse, befindliche und von Herrn D. Ludwig Schönleben in Apparatu Carniolae Antiquae cap. 4 §. 5 fol. 123 beschriebene Hölen, wie auch die in gedachtem Lande bey dem Fürstlichen Auerspergischen Schlosse Adlersberg oder Adelsperg, an der Poick zwischen Laybach undS. Veit am Pflaum gelegene Grotte, die Baumans- Höle an curieusen Raritäten weit übertreffe, und nicht daran hindere, daß die Braunschweigische und Lüneburgische Topographia Matthæi Merians fol. 31 & 36 dieselbe vor unvergleichlich ausstreiche, und vorgebe: es werde in keiner Historischen Schrifft von dergleichen gelesen, sei auch wol nirgends auff dem Erd-Boden dergleichen eine mehr anzutreffen; massen solches mit der Wahrheit nicht überein käme, weilen er die Baumans-Höle auch vormals gesehen habe, und also den Unterscheid unter dieser Höle und vorgemeldeten Crainerischen Grotten am besten wüste, welchen ebenfalls ein Engelländer und zwei Holländer, als wohl gereisete Personen, bekennen müssen: Denn als er selbigen vorgedachte Crainerische Höle gezeiget, hätten sie sich nicht genugsam darüber verwundern können, und versichert: daß ihnen zwar niemals eine Höle zu Augen kommen, welche über die Baumans-Höle wäre, diese zwei aber giengen weit darüber; aus diesen Ursachen hält nun wohlgemeldeter Herr Baron Valvasor in vor angezogenen Tomo lib. 4 cap. 7 fol. 519 sonderlich die Grotte bei Lueg für eine Fürstin unter allen anderen Hölen: die werth sei, daß sie den Thron vor denenselben einnehme; Ob ich nun schon gestehen muß, daß besagte Crainerische Hölen, so wohl der Beschreibung als der durch Kupfer-Stücke geschehenen Vorstellungen nach, Preis-und Verwunderns-würdig sind, auch nicht kann geleugnet werden, daß der Autor vor gemeldeter Topographiae nicht solte geirret haben, und in etwas zu weit gegangen sein; über das man ebenfalls etlichen andern gerne zugiebet; wie in der Baumans-Höle bei weiten nicht mehr so viel bewegliche Curiosa als vor Alters anzutreffen sind; indem die jährlich häufig ankommende curieuse Besucher, von Jahren zu Jahren, davon vieles zum Andencken [3] mitgenommen haben, auch selbige Höle offtmahls gar von ungewaschenen Händen und Dieben also bestohlen worden, daß auch dahero, zur Verhütung weiteren Ruins, der Eingang zu derselben mit einer verschlossenen Thür hat müssen verwahret werden; dennoch kan ich mit gutem Fug und Recht dieselbe vor eine Fürstin aller hier zu Lande auch anderer weit herum gelegenen Hölen halten, und befindet sich noch in solchem Stande, daß sie meritiret, von curieusen Personen besehen zu werden; massen dieselbe einem jeden Liebhaber derer Curiositäten leichtlich, mit ihren Wunder-Spielen der Natur, alles verlangte Vergnügen und Satisfaction geben wird, wenn er in dieselbe gelanget. Es lieget aber die Baumans-Höle auff dem Unter-Hartz und zwar in der alten Graffschafft Reinstein: Nahe bei derselben gegen Mittag befindet sich das so genandte Rübeland, mit denen an der Bode, als einen berühmten Hartz-Fluß, erbaueten Eisen-Hütten und Hämmern: Mitternachtwerts ist die Stadt und Schloß Blan cken-Burg; gegen Abend aber, das Ambt und Stadt Elbingerode oder Eligerode gelegen, aus welcher Stadt der selige Magister Heinricus Eckstormius, weiland Rector. Prior und Pastor in Walckenrieth bürtig gewesen: liegt also die Höle zwischen Blanckenburg und Elbingerode, und zwar, einiger Vorgeben nach, recht mitten zwischen vorgemeldeten Städten, also, daß man von einem der vor besagten Oerter so weit als von dem andern zu der Höle zu gehen habe; welches ich dahin gestellet sein lasse, weilen ich solches nicht gemessen habe, das kan ich aber wohl sagen: daß mir der Weg von Blanckenburg biß dahin ziemlich länger vorkommen sei, wenn ich denselben gereiset, als derjenige, der von Elbingerode zur Höle führet: gegen Morgen findet man nahe bei der Höle keinen bewohnten Ort; sondern es ist daselbst nur ein Theil des Hartz-Waldes zu sehen: Den Nahmen anbetreffend, wird diese Höle einig und allein die Baumans-Höle, und von denen Landes-Einwohnern, ihrer ziemlich platten Nieder-Sächsischen Sprache nach, die Bumans-Höle geheissen, ausser welchen Nahmen sie, meines Wissens, keinen mehr hat; sehe also nicht; warum und mit was vor Fug und RechtTollius, Kircherus und Wormius [4] selbige Baumans-Holtz nennen, zumahlen da bei derselben kein Holtz, davon sie solchen Nahmen etwa bekommen hätte oder noch haben könte, anzutreffen, sondern vielmehr der Berg, worinnen die Höle sich befindet, oben gantz bloß, und mit keinen Bäumen bewachsen ist; derowegen ich solches billich vor einen Irrthum halte, welchen ein Ausländer leicht begehen kan, wenn derselbe entweder nicht recht berichtet wird, oder selbst nicht gebührend auff den Nahmen Achtung giebet: Obgedachten Nahmen aber hat sie von ihrem Erfinder erlanget, den man insgemein davor hält, daß derjenige, so sich zum erstenmahl hinein gewaget, derselben Gelegenheit endecket, und also dieselbe Höle erfunden, soll Baumann, oder, des Landes-Redens-Art nach, Buman geheissen haben: wenn nun einige curieuse Personen vorhanden, die selbige zu sehen verlangen, müssen sie sich, damit sie kein vergebenes Werck anfangen, vorhero und vor allen Dingen um einen Führer umbsehen, welcher ein Mann ist, so gemeiniglich zu gedachten Rübelande wohnet, und von der hohen Obrigkeit über die Höle bestellet, auch mit solcher Verrichtung privilegiret worden: haben sie nun daselbst nach demselben gefraget, und ihn angetroffen, können sie demselben ihr Verlangen entdecken, so wird er alsdenn leichtlich ihnen seines Interesse wegen willfahren, und sie umb ein leidliches Trinck-Geld in die Höle führen; zu dem Ende er alsobald Berg- oder andere geringe Kleider verschaffet, welche die Compagnie anziehen muß, wenn sie anders nicht im Durchkriechen dere Hölen ihrer Kleider mit Staub und Koht abscheulich besudeln und verderben auch wohl gar zu ihrem Schaden noch Spott haben wollen: wovon ich ein Exempel an einem filzigen und geizigen Menschen gesehen, welcher zu menagiren gedachte, und deswegen seine Kleider anbehielte, in Meinung: daß er alsdenn nicht so viel zum Trinck-Gelde vor den Führer, welches demselben vorhero einige aus Kurtzweile weis gemachet, geben dürffte, und halff es nicht, daß demselben von den Führer vorher gesaget wurde, wie er dieselben heßlich zurichten würde, welches auch erfolgete, indem er grausam besudelt aus der Höle kam, worüber denselben dieCompagnie hefftig auslachete, und nicht wenigvexirete; sonderlich da er eben so viel als [5] andere zum Trinckgeld, nach Ausspruch des Führers, mit dem einige aus der Compagnie solches vorhero abgeredet, unter dem Vorwand, daß solches also bräuchlich sei, erlegen muste, und ihm seine Entschuldigung nicht zu statten kam: daß er nehmlich seine Kleider anbehalten hätte. Unterdessen als die Compagnie mit dem Aus-und Anziehen beschäfftiget ist, versiehet sich der Führer nicht allein mit Lichtern und Fackeln, sondern auch mit einem guten Feuer-Zeuge, welches insonderheit mit druckenen Zunder wohl versehen ist; massen derselbe ohndem in der Höle nicht gerne fänget: weilen er daselbst von denen darinnen enthaltenen feuchten Dünsten noch feuchter wird, und also destoweniger die aus dem Stahl geschlagene Funcken annimmet: Es wird aber das Feuer-Zeug von dem Führer deswegen in Vorraht mitgenommen: daß er sich desselben bedienen könne, wenn die Lichter und Fackeln nicht brennen wollen, sondern ausleschen, welches denn öffters zu geschehen pfleget, und von denen meisten denen Bosheiten und Tücken derer sich in der Höle auffhaltenden Erd-Geister oder Gespenster zugeschrieben wird, das auch zu Zeiten wohl von ihnen geschehen kan, weilen nicht zu leugnen ist: daß der Teuffel nicht allein über sondern auch unter der Erde und zwar in denen einsahmen Hölen am meisten sich auffhalte, und daselbst sein Spiel habe, wie sich denn zu Zeiten solche Spectra in der Baumans-Höle in einer langen weissen Frauen oder anderer Gestalt denen Curiosis præsentiret, und sonderlich aus denen Neben-Hölen, darinnen es etlicher Aussage nach nicht richtig sein soll, heraus gegucket haben, und erzehlet Herr Licentiat Christoph Helvvig Physicus zu Tännstädt in seinen Berg-Historien pag. 44 daß solches einigen von der Gesellschafft, so mit ihm die Baumans-Höle besehen, in der Ober-Höle wiederfahren sei, als sie sich in die mittlere Höle nicht mit wagen wollen, sondern daselbst, biß zur Wiederkunfft dererjenigen, die in solche mittlere Höle gefahren, verblieben wären: welches denn keine unmügliche Sache ist, wenn sie nicht aus Furcht sich dergleichen Gespenst eingebildet haben: Ob nun schon also vorgemeldete Ausleschung derer Lichter und Fackeln von denen Gespensten geschehen kan; so halte doch davor, daß dieselbe mehrentheils von [6] denen Dünsten und Ausdämpfungen herrühre, und eher von denselben als durch die Erd-Geister geschehe, massen die dicke und feuchte Vapores oder Dämpffe die in der Höle befindliche Lufft sehr dicke, schwer und also zur Brennung derer Lichter und Fackeln unbequem machen; sonderlich da dieselbe von der euserlichen Lufft wenig und fast gar nicht, wie sichs gebühret, kann verdünnert werden: weilen die Höle nur ein Lufft-Loch, nemlich den einigen Eingang, hat, wodurch nicht viel von der euserlichen, durch Sonne und Wind verbesserten und dünne gemachten, Lufft hinein kommen kan; daß aber eine solche dicke, schwere und feuchte Lufft die Lichter und andere brennende Sachen nicht gern brennen lasse, sondern auslesche, ist aus denen fundamentis Physicis denen Gelehrten, sonderlich Natur-Kündigern, bekand, und von dem Autore der Philosophiæ Veteris & novæ Tom. 2 Tract. 1 cap. 2 p.m. 80 zur Genüge erwiesen, auch so ein groß Wunder nicht; massen die Erfahrung bezeuget, daß dergleichen in denen Kellern sich begiebet, wo vieles starck gährendes Geträncke, als Wein- Birn- und Aepfel-Most, lieget, oder Bier und Breihan zu zeitig gefasset worden, indem diese starck fermentirende Dinge solche Dünste von sich geben, die wegen ihres schweren und feuchten Wesens der nothwendigen Bewegung undVentilation der Lufft, ohne welche keine brennende Materie brennen kan, wiederstehen, und dahero die Flamme derer brennenden Lichter gleichsam ersticken, welches alles ich mit vielen rationibus und experimentis darthun könte, wenn solches vor nöthig erachtete: Es möchte zwar einigen von denenjenigen, so die Ursach gedachter Ausleschung derer Lichter und Fackeln einig und allein denen Erd-Geistern und Gespenstern beimessen wollen, meine vorgebrachte Meinung wunderlich vorkommen, und dürfften dieselben darwider einwenden, daß, wenn die Lichter und Fackeln, meinem Vorgeben nach, von den dicken, schweren und feuchten vaporibus ausgeleschet würden, solches allezeit geschehen müste, wenn man in die Höle gelangete, welches aber doch wider die Erfahrung sei; indem viele in der Baumans-Höle gewesen wären, die dergleichen nicht observiret oder wahrgenommen hätten; es dienet aber darauff denenjenigen, die [7] einen solchen Einwurff machen, zur Antwort: daß freilich in solcher Höle nicht allemahl die brennenden Lichter und Fackeln ausleschen; weilen daselbst die Dünste und Witterungen nicht allezeit so starck sind, daß sie solches verrichten können; massen die Lufft, so wohl inner- als ausserhalb der Hölen, der Wechselung unterworffen, auch derowengen einmahl schwerer und feuchter als das andermahl ist, ob sie schon insgemein sich allezeit in der Höle dick und feuchte befindet; welches alles durch Hülffe eines von der Guericke, Boyle, Schotto und Sturmio beschriebenen Thermometri oder so genandten Wetter-Glases demjenigen kan probiret und bewiesen werden, der solches etwa vor unglaublich halten will. Nachdem nun die curieuse Gesellschaft mit dem Anziehen derer Berg-und andern geringen Kleidern fertig worden; so machen sie einen Berg- oder Fuhrmännischen Auffzug, und wandern mit dem Führer in dem angelegten Berg-Habit auch öffters in schlechten Fuhrmanns-Kitteln den nah-gelegenen Berg, darinnen die Höle lieget, hinauff, und lachet wohl inzwischen einer den andern über die Verstellung weidlich aus, sonderlich wenn unter der Compagnie etliche angetroffen werden, denen solche Kleidungen vor andern poßirlich anstehen, wie ich denn behertztes und curieuses Frauen-Zimmer habe mit einfahren sehen, über derer Posituren sich auch mancher melancholischer Sauer-Topff hätte zu Schanden lachen müssen, unter solchen Possen und Vexationen kömmet die Compagnie bald an den Ort, wo die Höle ist, vor deren Eingang sich ein, durch die Natur, von Felsen-Stein und Erden gewölbeter Schwib-Bogen befindet, so einer Capelle fast ähnlich siehet, und gleichsam der Höle Vor-Gemach ist; allwo etliche erstlich die Berg- und andere Kleider anzuziehen pflegen; allein es ist besser, wenn solches in des Führers Behausung geschiehet, sonst man einen Hüter zur Verwahrung der abgelegten rechten Kleider haben, und dabei lassen muß: gedachter Eintritt oder Mund der Höle bestehet ebenfalls aus einem festen und derben Stein, ist an sich selbst rund und zu solcher runden Figur mehr durch die Natur als Kunst kommen, darneben so enge, daß mehr als eine Person zugleich in selbiges nicht kriechen kan, und will der seelige Herr Matthæsius, [8] weiland im Jochims-Thal in Böhmen sehr beliebt und belobt gewesener Berg-Prediger, in seiner dritten Berg-Predigt, laut des hieraus von Tit. Herrn Doctor David Kellnern gezogenen und in seinem Berg- und Saltz-Wercks-Buche befindlichen Extracts oder Auszuges pag. 38, daß die Enge dieses Hölen-Ganges von dem Wachsthum der Steine oder Felsen herrühre, sagende: daß Stein und Felsen noch heutiges Tages wüchsen, welches daher abzunehmen sei; weilen man noch Stollen fände, die nach üblichem Stoll-Recht so weit genommen worden, daß man mit einem Lauff- oder Schiebe-Karn geräumig darinne habe fahren und fortkommen können, welche mit der Zeit aber also enge wieder worden und zusammen gewachsen wären, daß eine Person kaum auff der Seite hinein dringen könne, wie anjetzo an der Baumans-Höle zu sehen sei, welche Enge meines Erachtens wohl dahero entstehen kan, ob schon selbige auch von Natur also beschaffen gewesen; massen alle Grundgelehrte Physici statuiren, daß Felsen und Steine fort vor fort unvermerckt wachsen und zunehmen, wie bei dem Antoin le Grand in seinen Institutionibus Philosophiæ Tom. 1 part. 6 Articul. 9 pag. 540Daniel Sennerto in Epitom. naturalis Scientiæ lib. 5c. 4 p. 417 und Matthia Gruvio, als meinem gewesenen Praeceptore in Philosophicis, wie ich mich auff der Universität Erffurt auffgehalten, in seiner Physica Sect. 5 c. 2 wie auch in der Philosophia Veteri & nova Burgundiaca Tom. 2 part. 2 cap. 489 und andern mehr kan gelesen werden: Die Ursache aber des gedachten Wachsthums derer Steine und Felsen wird von denen Autoribus dem fucco & aquae lapidescenti, das ist, einem zu Stein werdenden Safft und Wasser, auch dem spiritui lapidifico oder einem Steinmachenden Geist, ingleichen andern Dingen zugeschrieben, und wolte ich gern dem curieusen Leser zu Gefallen eines jeden Autoris Meinung in specie anführen, wenn es nicht eine weitläuffige Materie wäre, und demselben also mehr Verdruß als Lust verursachen würde. Vor gemeldetem runden Loche oder Eingang zu der Höle zündet der Führer bei einem in der Laterne oder Leuchte verborgenen brennenden Lichte die bei sich habende Fackeln und Lichte an, theilet solche unter die Compagnie [9] aus, und kriechet alsdenn voran in den Eingang, dem einer nach dem andern von der Gesellschafft mit einem in der Hand habenden brennenden Licht oder Fackel folget, und müssen dieselbe ingesamt auff jetzt erzehlte Art und Weise eine ziemliche Länge durch der Hölen Schlund, so zwei niedrige und enge Klüffte sind, ihren March nehmen, und damit so lange nicht ohne ziemliche Mühe anhalten, biß sie Abend- und Mitternacht-werts, mit Staub wohl bestäubet und gepudert, in die erste oder oberste Höle kommen, welche ein von der künstlichen Natur verfertigtes Gewölbe und von solcher Höhe und Weite ist, daß auch, dem Augen-Maß nach, ein mittelmäßiges Haus oder etliche kleine niedrige Gebäu darinnen stehen können: der Tropff- oder Trauff-Stein befindet sich häuffig in derselben, nicht allein auff der Hölen ungleichem und unebenem Boden, sondern auch an denen Seiten und oben an der Decke des Gewölbes, alwo derselbe wie Eis-Zapffen hänget, zwischen welchen vor diesem, als die Höle noch offen gestanden, die Fleder-Mäuse in großer Menge gesehen worden, welche aber nunmehr, da die Höle mit einer Thür verwahret worden, so häuffig daselbst nicht mehr anzutreffen sind, weilen ihnen dadurch der Paß versperret worden: Ferner trifft man in dieser Höle viele kleine Neben-Gänge oder Hölen an, darinnen die spectra oder Gespenster sonderlich ihr Spiel und Wesen haben sollen, wovon Unterschiedliches von Unterschiedenen erzehlet wird, weilen aber daselbst sonst nichts Sonderliches zu sehen ist, so führet der Führer selten, und wenn es nicht in specie verlanget wird, die Compagnie in selbige ein, sondern er gehet, umb genugsame Zeit zur Beschauung derer andern Curiositäten zu gewinnen, mit derselben solche vorbei zu einem kleinen Brunnen, der zwar nicht viel Wasser in sich hält, welches aber doch so helle und klar als ein Cristall ist, auch darneben einen gar reinen und süssen Geschmack hat: Dieses Wasser wird von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget, und vor solche als ein bewährtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der allbereit gemeldete Eckstormius in seiner Lateinischen, von dieser Höle an D. Zacharias Brendeln, weiland Professorem Medicinae zu Jena A.C. 1589 den 28. April geschriebenen und bei D. Brendels Historie derer [10] Erd-Beben befindlichen, Epistel meldet: daß, so viel er gehöret, der vornehme Artzt D. Johann Schröter den Gebrauch dieses Wassers nicht getadelt habe, als derselbe von Jena aus von den Hohnsteinischen Graffen, Herren Volckmar Wolffgang (als dem Vater des letzten Hohnsteinischen Graffen und Herrens Ernesti, mit dessen Tode die Gräffliche Hohnsteinische Familie A.C. 1593 auffgehört) zu einer Cur beruffen worden. Ebenfalls gedencket vorgedachterEckstormius in der angezogenen Epistel, wie hauptsächlich von diesem Wasser zu mercken sei: daß, so es in Glas gethan und verwahret werde, solches ein gantzes Jahr, auch sogar ohne einzige Hefen oder Ansetzen gut und frisch bleibe: Ob nun solches Wasservim anodynam oder eine Schmertzen-stillende Krafft in sich habe, und dadurch die Stein-Schmertzen lindere, ingleichen worinnen solche Krafft bestehe, dasselbe werde vor diesesmal nicht vollkömmlich beantworten können; weilen dessen ingredientia noch nicht, wie offte Willens gewesen, durch die Destillation, Evaporation, Praecipitation und andere ChemischeExperimenta (so wieder des Becheri und anderer Einwürffe von Herr D. Rosino Lentilio, Physico zu Nördlingen, in denen Ephemeridibus Germanorum Decur. 2 A. 5 Obs. 201 pag. 411 rechtmäßig defendiret werden) erforschet habe, und also nicht wissen kan, was solches etwa bei sich führen möchte. Das hab ich aber an demselben observiret und wahrgenommen, wie selbiges auch ein Brust-Mittel sei, und den in der Lunge enthaltenen dicken und zähen Schleim zertheile; indem etliche von denenjenigen, so davon in der Höle getruncken, darauff einen solchen dicken und zähen Schleim mit rauhem Husten dermassen von sich geworffen haben, daß sie auch über die häufige ausgeworffene Materie sich sehr verwundern müssen, muthmasse dahero also, daß solches Wasser virtutem resolvendi vel attenuandi, oder eine zertheilende und dünne machende Tugend und Macht haben müsse, und dieserwegen auch in denen Stein- Schmertzen gut thue, weilen es den bei den Steinen und Sande befindlichen und die gewöhnlichen Gänge verstopffenden dicken Schleim zertheile, und dem dadurch verarrestirtem Steine und scharffen Schmertzen machendem Sande den Paß [11] wieder eröffne, darneben kan das blosse, reine und süsse Wasser, als das grosse menstruum der Natur, wie es der gelehrte Engelländer Thom. Willis in seinem Tractat de fermentatione cap. 9 oper. p. 38 nennet, die in denen humoribus enthaltene, scharffe, rauche und die meatus zusammen ziehende Saltze aufflösen, diluiren, abspülen, wodurch die auff vorbesagte Art enge gemachte Wege ebenfalls wieder zu der gebührenden Weite gelangen, und auf solche Weise den Stein mit dem Sande leichter und mit wenigern Schmertzen durchlassen, derowegen nicht unbillich Herr D. Christianus Menzelius in vorgedachten Ephemeridibus Decur. 2 A. 3 Observ. 14 pag. 56 saget, wie das blosse Wasser gewißlich eine Heil-Meisterin vieler Kranckheiten sei, welches man insonderheit an dem nunmehro aller Orten bekandten Thée-Tranck siehet, als welcher seine Krafft nicht allein von denenThée-Blättern sondern auch von dem warmen Wasser hat, ja es will gar Herr D. Johann Ludwig Hannemann in jetzt gemeldeten Epemeridibus Decur. 2 A. 5 observ. 113 Schol. p. 224 & seq. die Würckung dieses Tranckes allein dem warmen Wasser und nicht dem Thée zuschreiben; weilen hievon das Wasser nicht verbessert würde, und man in demselben nach der Evaphoration kaum etliche wenige Gran von einem Thée-Extract finde, welcher Meinung aber Herr D. Lucas Schrœckius in dem Scholio oder Erklärung über die vorangeführte Observation p. 227 nicht beipflichtet, sagende: daß der Thée auch das Seinige darbei thue, indem derselbe mit seinem alcalischen Saltze und denen gelinde adstringirenden und bittern Theilen das warme Wasser corrigire, und habe er durch die Evaporation befunden, daß ein Quentgen Thée mehr als den dritten Theil seines Wesens dem warmen Wasser mittheile. Belangend dasjenige, was wohl gedachter Eckstormius von dem Brunnen-Wasser in der Höle meldet, nehmlich daß selbiges sich ein Jahr lang halte, und nicht faul werde; so zeiget solches an, daß es ein mineralisches Wasser sein müsse, und mit einigen subtilen solvirten Mineralien und süssen mineralischen Saltzen imprægniret und vermischet sei, welche dasselbe von der Corruption oder Verderbung bewahre, bevorab wenn es an einen gebührenden kühlen Ort [12] gesetzet worden, wiewohl die gemeldete Verwahrung auch viel bei der Sache thut; denn wenn das Glas mit einer Rinden oder andern guten Blasen wohl verbunden wird, kan keine Lufft darzu kommen, welche sonst das Wasser zu einer allmähligen Fermentation oder Gährung, und durch die selbe zu einer Fäulniß bringet: Ferner rühmet Eckstormius von diesem Wasser, daß es keine Hefen oder Trübe setze, die Ursache ist, daß sich in selbigem keine Unreinigkeiten befinden, die sich auf dem Boden des Glases præcipitiren oder niederschlagen könten, weilen selbiges aus einem harten Felsen quillet, und durch denselben gleichsam filtriret und von allen impuritatibus geläutert worden, die Mineralien aber, so es etwa bei sich führen möchte, fallen so leicht nicht zu Boden, sonderlich wenn die Lufft nicht zu dem im Glase verwahrten Wasser kommen, mit ihrer Schwere dieselbe drucken, und nach und nachpræcipitiren oder niederschlagen kan, welches doch auch schwer hergehet, wenn schon das Glas offenstehet, denn die Lufft einig und allein insufficient und nicht genug ist, die Mineralien gäntzlich aus denenporis oder spatiis, die, wie denen Physicis bekannt, das Wasser hat, zu bringen und selbige niederzuschlagen, wenn ihr nicht ein gewisses præcipitans oder niederschlagende Materie zu Hülffe kömmet, und dieMineralien mit Gewalt daraus treibet; indem solchespræcipitans die gedachten poros des Wassers einnimmet, worauff die hierinnen besindliche Mineralien ihre gehabte Herberge verlassen, und mit etwas von der niederschlagenden Materie zu Grunde fallen müssen, worüber sich diejenigen, so dergleichen experimenta Chymica niemahls gesehen, offtmahls sehr verwundern, wenn man ihnen solche zeiget. Vor-gedachtes Brunnen-Wasser lässet der Führer die sämtlichecurieuse Compagnie kosten, nicht allein des lieblichen süssen Geschmacks wegen, sondern auch, damit sie davon andern erzehlen können. So bald nun solches die Reihe herum geschehen ist, gehen sie mit demselben wieder eine ziemliche Länge durch die Höle biß zu dem so genannten Rosse oder Pferde, welches ein wunderlicher Stein-Fels ist, indem derselbe einem höltzernen Pferde, darauff die Exercitien-Meister ihre Discipel voltigiren lehren, oder vielmehr einem höltzernen Esel, auf welchem die Soldaten, wenn sie etwas [13] begangen haben, zur Strafe reiten müssen, ziemlich gleich siehet: Dieses Felsen-Roß ist ohngefehr 6 Werk-Schuh oder 3 Ellen hoch, und bei 10 biß 12 Ellen lang; Oben auff demselben befindet sich eine ziemliche harte Schärffe, die dieses Pferdes Rücken ist, alldar es fast in der Mitten einen Durchnitt, etwa einer guten Hand breit, hat; auff der einen Seite dieses artig formirten Felsens aber gehet eine Klufft hinunter, und schliesset sich über demselben rund herum der Hölen rechte und eigentliche Fels, wie ein Schwib-Bogen oder Gewölbe wieder zusammen: Auff dieses Roß muß die Compagnie steigen, und darauff reitend mit denen in Händen habenden brennenden Fackeln und Lichtern, welches recht poßirlich lässet, fortrutschen und krichen, bis dieselbe fast zum Ende kommen, allwo zur lincken Hand die Einfahrt zu der andern und mittlern Höle ist, welchen ihnen der Führer zeiget, und dabei vermeldet, daß solcher weit enger und gefährlicher als der Eingang in die obere Höle sei: diejenige nun, welche furchtsames Gemüths sind, und sich hiedurch haben abschrecken lassen, nehmen ihren Rück-Weg von diesem Felsen wieder in die erste Höle, und erwarten daselbst die andern von ihrer Compagnie, so sich resolviret, mit dem Führer in die mittlere Höle zu fahren, und dieselbe zu beschauen; diese hingegen aber müssen in einen ziemlich sauren Apfel beissen, und ihrem Führer durch enge unwegsame Oerter folgen, welches alles aber die Curiosität und Schau-Lust ihnen wieder versüsset, und alle Mühe gering machet: derowegen sie keine Arbeit noch Gefahr scheuen, sondern mit dem Führer von vor gemeldetem Rosse nach der gedachten Einfahrt bald auf den Knien, bald auff dem Bauche, nachdem solches des Ortes Enge und der durchfahrenden Person Leibes-Beschaffenheit erfordert, mit ziemlicher Mühe und Gefahr des Fallens, wovon sie sich durch feste Ansetzung und Ansteiffung des Rückens sonderlich bewahren, bei die 6 Ellen tieffer fortkriechen, und endlich durch Hülfe eines starcken an einem in etwas heraus ragenden Felsen angebundenen Seiles bei die 18 Schue tieff hinunter auff den Boden der Höle steigen, oder sich vielmehr an das Seil haltende gleichsam hinab lassen. Diese Höhle ist ungleich grösser und höher als die obere, [14] und hat ebenfalls viele Neben-Hölen und unterschiedene tieffe Löcher, in welche man so wenig als in diejenigen, so sich in der ersten Höle befinden, recht geführet wird, denn der Führer selbige nur entweder von aussen zeiget, oder auff Begehren derer Curiosorum dieselbe nicht weit hinein bringet, vorgebende: daß darinnen, wie in denen oberen Neben-Hölen, nichts Curieuses anzutreffen sei. Der Tropff-Stein ist auch hierinnen allerwegen viel häuffiger und gläntzender als in der Ober-Höle, unter andern stehet fast mitten in der Höle ein schöner grosser Tropff-Stein, so wie ein ausgearbeiteter Pfeiler gestalt ist, welcher aber in der Mitte wegen des unauffhörlichen Wasser-Tropffens entzwei gegangen, doch ist er noch so wohl unten auff dem Boden als oben an der Hölen und zwar an einem jeden Ende bei vier oder fünff Schue hoch. Nicht weit hiervon befindet man einen Brunnen, der mit dem in der Ober-Höle an Grösse, Geschmack und Krafft allerdings überein kömmet. Von diesem Brunnen gehet man ferner einen ziemlichen Weg fort, und gelanget endlich zu einer langen Klufft, die dem Eingange zu der obern Höle fast gleichet, ausgenommen daß sie etwas niedriger, und also zum Durchkriechen unbequemer ist, durch die Klufft muß man abermahl bald auff der Seiten bald auff dem Bauche mit ziemlicher Mühe kriechen, und sich mit Händen und Füssen etwas auffwärts in die Höhe hinauff arbeiten, daselbst siehet man zur rechten Hand der Höle einen wunderbahren schönen Ort, so mit dem Grunde der Wahrheit die schöne Wand kan genennet werden, und ohngefehr 24 Schue hoch und eben so lang ist. An diesemcurieusen Ort befinden sich allerhand artige, erhobene, durchbrochene und glatte Figuren oder Bilder von menschlichen wohl-proportionirten Angesichtern, allerlei Thieren, als Löwen, Pferden, und dergleichen, wie auch unterschiedenen Blumen und Laub-Werck mit andern wunderlichen Sachen, welche die Natur durch die Versteinerung des unauffhörlich herunter trieffenden Tropff-Wassers also gebildet und gekünstelt hat, die auch von dem Trauff-Wasser so schön geglättet und poliret werden, daß es scheinet, als wären dieselben von dem schönsten polirten Alabaster durch des besten Künstlers [15] Hand gemachet worden, ja ich zweiffele billig ob ein Mahler solche besser mahlen und ein Bild-Hauer oder Bild-Schnitzer dieselbe zierlicher verfertigen könne: Unter vielen andern ist das daselbst befindliche Orgel-Werck ein überaus herrliches und schönes Kunst-Stück der Natur; massen die Pfeiffen daran so naturel sind, daß sie auch denen von einem Künstler verfertigten rechten Orgel-Pfeifen nicht viel nachgeben werden. Nachdem nun die curieusen Beschauer sich an diesem schönen Ort genugsam ergetzet haben, so steigen oder kriechen vielmehr dieselben etwas höher hinauff in ein Gewölbe, das einer Capelle ziemlich gleichet, aldar stehet ein Tropff-Stein, der ohngefehr 4 bis 5 Schue hoch ist, und insgemein der Münch genennet wird, weilen er natürlich als ein geschorner Münch gebildet ist, und selbigen gar artig mit einer Platte und anderm Zugehör præsentiret; Zu beiden Seiten dieses Münch-Bildes finden sich noch zwei andere Tropff-Steine, die sehr nahe bei demselben, und nur etwa zwei Ellen davon stehen, dieselben sind wie zwei menschliche Brust-Bilder gestaltet, und bedeuten des Münches Auffwärter, werden auch mit dem jetzt gedachten steinernen Münch von etwa für das Wahr-Zeichen dieser Hölen gehalten, worauff der gemeine Mann, so in der Höle gewesen, dermassen viel hält daß er auch solches mit grossem Eifer von demjenigen fodert, so solche gesehen zu haben vorgiebt, um zu erfahren, ob er die Wahrheit geredet habe, trifft er nun dasselbe nicht, indem er etwa solches von dem Führer nicht gehöret oder wieder aus der Acht gelassen hat, so muß er gelogen haben, solte er auch schon ausser diesem von der Beschaffenheit der Höle gute Nachricht geben, und damit erweisen, daß er nicht wieder die Wahrheit geredet habe. Von den jetzt gemeldeten Wahr-Zeichen steiget man fast wie auff einer Wendel-Treppe etwas weiter und höher in die Höle, biß man also endlich zum Ende dieser mittlern Höle und zum Eingang oder Einfahrt der dritten Höle gelanget, welches ein grosses, weites und einer ziemlichen Pforten ähnliches Loch ist, daß man also Raum genug in selbige Höle zu steigen hätte, es wird aber niemand in selbige geführet, und kan auch solches nicht wohl geschehen, weilen dieselbe hierzu [16] nichtaptiret worden, und weder Stricke noch Fahrten oder Leitern in derselben verhanden sind, vermöge derer man hinab kommen könte, doch kan man in dieselbe wohl und füglich sehen, wormit sich ein Curiosus muß begnügen lassen. Eckstormius hält mit dem gemeinen Mann davor, daß diese dritte Höle nicht zu ergründen sei, sondern sich zwischen den weiten Felsen sehr lang und weit hinaus strecke, daß noch niemand an das Ende kommen zu sein sagen könne, ob ihrer gleich viel etliche Tage lang darinnen verharret, mit ungezweiffelnden Umständen erzehlend: daß sie durch solche Erd-Gänge biß an die vier Meile Weges fortgekrochen, und nicht weit von der Gegend der Käyserlichen Freien und des Heiligen Römischen Reichs-Stadt Goslar gewesen wären, welche Stadt ohngefehr 4 biß 5 Meilen von der Höle gelegen ist; Allein es halten solches viele vor ein Fabel-Werck, weilen von denenjenigen, so nach und nach die Inspection über die Höle gehabt, berichtet worden: daß sie offmahls in derselben gewesen, selbige sorgfältig durchkrochen und durchsuchet, auch also darinnen das Ende gefunden hätten, diesem Einwurff begegnen aber andere mit der Antwort: daß viele Gänge, die zu denen untern Hölen oder Grüfften abführeten, entweder durch das Alterthum allgemählich eingefallen, oder von denenjenigen, die zu Sammlung derer darinnen liegenden Einhorns-Knochen die Erde umbgegraben, unzeitig und zu früh verstopffet wären, daher es denn kommen sei, daß der Eingang zu denen weit entlegenen Hölen allmählich verschlossen worden, wie solches wohl gedachter Eckstormius anführet, und selbsten fast der Meinung zu sein scheinet, welches ich zwar lasse dahin gestellet sein, muß aber dennoch bekennen, daß solches nicht wider die Vernunfft lauffe, und dahero ziemlich glaublich sei, sonst soll, derer Führer Bericht nach, die Einfahrt dieser dritten Höle noch einmahl so tieff hinunter sein, als diejenige ist, so von den obersten Hölen in die mittlere gehet, im übrigen sagen sie, daß selbige an der Grösse und andern Beschaffenheiten der mittleren fast gleich sei; nur daß ein Tropff-Stein darinnen gefunden werde, welcher die Gestalt eines runden Tisches habe: über dieses wird sonderlich von dem gemeinen Mann derer [17] Orten erzehlet: daß gantze Riesen-Gerippe von der Sünd-Fluht nochher, auch allerhand Erd-Geister sich in dieser Höle befänden, und man darinnen die Wasser starck brausen höre; Andere sagen: daß ein Bächlein darinnen sei, welches nicht leicht von einem jeden gefunden werde, und gediegene Gold-Körner bei sich führe, ja sie scheuen sich nicht zu sagen: daß Personen gefunden worden, so dadurch Reichthum erlanget hätten, welcher Erzehlung nicht ungleich ist, was Johannes Thalius weiland in dieser Käyserlichen Freien und des Heiligen Römischen Reichs-Stadt Nordhausen bestallter Physicus in seinen geschriebenen Collectaneis aufgezeichnet hinterlassen hat, nemlich: Daß in der benachbarten Hoch-Gräfflichen Residentz-Stadt Stolberg ein berühmter Chymicus und curieuser Mahler, auch aller freien Künsten beflissener Mann, mit Nahmen Johann Reiffenstein, gewesen, der ihn berichtet: wie er in der Baumans-Höle einesmahls einen Sand angetroffen, welchen er gewaschen, und hierdurch aus demselben etliche Körner von feinem Golde bekommen hätte, welches alles man in seinem Wehrt und Unwehrt beruhen lässet, dieses aber ist gewiß: daß, wenn man eine Pistole oder ander Gewehr in dieselbe Höle loszündet, davon ein solcher starcker Knall entstehet, als wenn darinnen eine ziemliche Canone oder Stück losgebrennet worden, die Ursach ist leicht zu finden, und rühret daher, daß die in der Höle enthaltene und durch den Schuß starck bewegte Lufft oder Knall sich nicht, wie in freier Lufft geschiehet, weit austheilen und der Gewalt entweichen kan: sondern es muß dieselbe zusammen bleiben, an die Decke und Seiten des Gewölbes anschlagen, von dar nach dem Loche der Einfahrt zurück prallen, und also hefftig in die Ohren derer dabei-Stehenden fallen, dahero auch ein im Keller oder andern Gewölbe abgelösetes Gewehr einen noch einmal so starcken Knall als in blosser Lufft verursachet: Auff vor gedachtes Donnern kömmt aus der Höle ein grosser dicker Pulver-Dampff, welcher eine ziemliche Zeit anhält, weilen derselbe ebenfalls sich in der Höle nicht als wie in freier Lufft vertheilen und aus einander gehen kan: Dieses Knalles und Dampffes wegen pfleget man wohl zu Zeiten aus Curiosität etlichemahl in die Höle [18] zu schiessen, sonst aber sich nicht übrig lange dabei auffzuhalten; weilen daselbst nichts Sonderlichs zu sehen ist, so bald nun solches geschehen, und der Führer mit seiner Erzehlung von der Beschaffenheit dieser Höle fertig worden, begiebet man sich wieder in die mittlere Höle, hat der Führer nun denen Curiosis vorhero das unicornu fossile oder gegrabene Einhorn nicht gewiesen, so zeiget er ihnen solches anjetzo; massen dasselbe absonderlich und am meisten in dieser Höle gefunden wird, und häuffig in denen Felsen und der darzwischen vorhandenen Erde stecket: Man trifft auch in derselben eine kleine niedrige Neben-Höle an, so wie ein klein Gewölbeformiret ist, auff dessen Boden allerhand Arten von Tropff-Steinen liegen, die den schönsten Zuck-Confect, so wohl von glatter als Crispatur-Arbeit, ähnlich sein; deswegen auch solcher Ort von etlichen die Confect-Tafel genennet wird: dieser Stein-Confect kömmet mit demjenigen, dessen Wormius in Musaeo lib. 11 cap. 6 fol. 25 gedencket, und insgemein Confetti di Tivoli, weilen es bei Tivoli in Italien anzutreffen, genannt wird, ziemlicher massen überein; denn ich vormals etliche Stücke von denenjenigen, so die Auffsicht über die Höle gehabt, verlanget und bekommen habe, darunter welches gewesen, so theils wie die schönsten mit Zucker überzogenen Mandeln, theils wie Zimmet und andern dergleichenConfect ausgesehen, derowegen ich solches aus Kurtzweil offtmahls unter wahres Zucker-Confect gemenget, umb zu sehen, ob diejenigen, denen dasselbe vorgesetzet, das falsche Confect von dem rechten unterscheiden und erkennen möchten, welches aber niemahls erfolget ist, und erinnere ich mich eines sonst klugen und künstlichen Zucker-Beckers, welchem einsmahls solches vermischtes Confect zur Probe vorlegte, der doch so wenig als andere einen Unterscheid darinnen zu machen wuste, sondern auch etwas von steinernem Confect erwischte, und darauff bisse, daß ihm die Zähne im Kopffe krachten, ich bin aber auff solche Art fast um alle meinen Vexir-Confect kommen, daß also sehr wenig mehr in meinem geringenMusaeo davon denen Curiosis auffzuweisen habe. Es ist auch gedachte Confect-Tafel in der Höle nunmehro so auffgehaben, und von solchem raren Confect ledig worden, [19] daß darauff von demselben wenig mehr anzutreffen ist, weilen die Curiosi, wie Anfänglich schon gedacht worden, nach und nach von demselben etwas mitgenommen, und dieselbe also ziemlich bloß gemachet haben, dahero die Führer, dem Bericht nach, solche Tafel ungern und nicht einem jeden zu zeigen pflegen. Woferne nun von denen curieusen Personen alles Besehens-würdige in dieser Höle zur Gnüge betrachtet, und dabei von ihnen die daselbst befindliche ziemliche Kälte erdultet worden, oder es haben dieselbe sich nicht mit genugsamen Lichtern und Fackeln versorget, und sind so lange darinnen verblieben, biß die mit genommene darinnen fast ausgebrannt; so müssen sie den Rück-Weg durch eben die Oerter, wodurch sie vorhero eingeführet worden, wieder nehmen, weilen die Baumans-Höle keinen andern Ausgang als den allbereit anfänglich gemeldeten Eingang hat, die Rück-Fahrt aber ist viel mühsamer und beschwerlicher als die Einfahrt; massen dieselbe bei dem Auffsteigen viel grössere Mühe und Arbeit erfordert, sonderlich an den Ort, da man in die obere Höle steiget, allwo es einer, sonderlich corpulenten, Person sauer genug ankömmet, sich an den Seilen wieder hinauff zu helffen, und durch die obgedachte Enge und bei die 20 Schue lange Klufft biß auff das Roß zu kriechen, sind aber die Curiosi biß hieher kommen, so haben sie die Arbeit überstanden, und, wie man saget, gewonnen Spiel, denn sie leichtlich von dar wieder in die obere und erste Höle bei diejenige, welche von der Gesellschafft zurück geblieben sind, und daselbst ihrer erwartet haben, gelangen können, die alsdenn offtmahls denenselben nicht genug zu erzehlen wissen, was ihnen unterdessen da sie nicht beisammen gewesen begegnet sei, und wie sie etliche spectra oder Gespenste gesehen hätten, welches aber wohl zu Zeiten blosse Einbildungen solcher furchtsamen Gemüther sind: Denn weilen dieselben nicht das Hertze gehabt mit in die mittlere Höle zu fahren, so ist es ebenfalls keine unmügliche Sache, daß sie sich dergleichen Phantasien nicht solten gemachet haben; wiewohl der Teuffel sonst auch furchtsame Leuthe am meisten zu äffen und zu vexiren pfleget, hinwieder können die aus der mittlern Höle gekommene Curiosi ihnen ebenmäßig nicht sattsam beschreiben, [20] was vorcurieuse Sachen sie darinnen angetroffen hätten, und wie sie darnach klettern und kriechen müssen, welches ihnen doch wegen denen gesehenen Raritäten im geringsten nicht gereue; massen sie nicht viel davor nehmen wolten, daß solche von ihnen nicht in Augen-Schein genommen worden. Endlich siehet sich die gesamte curieuse Gesellschafft noch einmahl in der Ober-Höle umb, und kriechen hernach durch den Schlund wieder aus derselben, da sie denn zu Sommers-Zeit, sonderlich wenn warme Tage vorhanden, vor der Höle eine solche grosse Hitze empfinden, daß ihnen deucht, als wären sie in eine Bad-Stube kommen, welches ihnen sehr wohl zu statten kömmet; weilen sie sich ohne dem in der Höle ziemlich erkältet haben. Hat sich nun die Compagnie vor dem Eingang der Höle verkleidet, so ziehen sie allhier ihre entlehnete Kleider aus und die rechten wieder an, ist aber dasselbe in des Führers Wohnung geschehen, so gehen sie mit demselben dahin, und verrichten solches daselbst. Zu letzt, wenn dieses geschehen, geben sie dem Führer das zugesagte und wohl verdiente Trinck-Geld, nehmen von demselben Abschied, und reisen vergnügt wieder den Weg den sie kommen sind. Auff solche Art hat alsdenn die curieuse Gesellschafft die Baumans-Höle beschauet, und damit bei die zwei, drei, auch wohl mehr Stunden, nachdem dieselben sich kurtz oder lang darinnen auffgehalten und umgesehen haben, zugebracht, ingleichen sind sie daraus glücklich ohne einiges bei der Einfahrt gemachtes Merck-Zeichen wieder angelanget; derowegen sich diejenigen wohl eine recht vergebliche Sorge machen, die da vermeinen: daß man daraus so wenig als aus einem Labyrinth sich wieder finden, sondern leichtlich vergehen und verirren könne, wenn nicht vorhero bei dem Einfahren der Ort des Ausganges bezeichnet worden, und solches entweder mit Hinwerffung Kohlen-Staubes, Strohes und der dergleichen, oder vermittels Anbindung eines Fadens nach dem Exempel des schönen Jünglings Thesei, welcher auff diese Weise, vermöge des getreuen von seiner geliebtesten Ariadne bekommenen Unterrichts, aus dem Labyrinth zuCreta sich glücklich wieder heraus gefunden hat, wie die Poeten fabuliren oder dichten; massen man solches alles nicht bedarff, weilen dem [21] Führer die Gelegenheit der Höle genugsam bekannt ist, indem er dieselbe offt durchkrochen, und an vielen figurirten Tropff-Steinen, auch anderer Sachen, genugsame Merck-Zeichen genommen hat, wie ich denn etlichemahl in derselben gewesen, da nicht einmal an dergleichen gemachte Kenn-Zeichen gedacht worden, und bin doch dessen ohngeacht nechst GOttes Hülffe, durch gute Anführung des Führers ohne einziges Irre-Gehen gut und wohl daraus kommen, vor diesem aber ehe die Höle genugsam erkundiget und erforschet worden, ist das gedachte Bezeichnen der Ausfahrt ohn allen Zweiffel eine nöthige Sache gewesen, dannenhero man noch zu des seeligen Eckstormii Zeiten hievon an solcher Crypte viel indicia und Merck-Zeichen gefunden hat, wie derselbe in seiner Epistel gedencket, anjetzo aber ist solches in Gegenmart eines erfahrnen Führers gar nicht vonnöthen, und würde derselbe einen solchen Marqueur oder Zeichner nicht genugsam auszulachen wissen, wenn er mit dergleichen vor seinen Augen angestochen käme: dennoch wenn jemand dieses nicht achten und sich befürchten wolte, daß der Führer von denen Gespenstern etwa verführet werden möchte, der mag meinetwegen immerhin allerhand Zeichen machen, versichere aber, daß, wenn GOtt einen auff solche Art versuchen wolte, alle die gemachten Kenn-Zeichen wegen des Teuffels Spiel und Verblendungen nicht helffen würden, und ein jeder also leicht Steine vor Stroh ansehen möchte; das beste Mittel ist, wenn derjenige, welcher die Höle beschauen will, GOtt bittet, daß er ihm auff solche Art nicht in Versuchung führen wolle, nechst dem habe er einen guten Führer und genugsamen Vorraht von Lichtern und Fackeln bei sich, halte dieselbe wohl brennend, und allenfalls solche aus denen anfänglich erzehleten Ursachen ausleschen solten, lasse er sie durch Hülffe eines wohl versehenen Feuer-Zeuges, wieder anzünden, so hat er, ob GOtt will, keine Gefahr zu besorgen, im Finstern aber aus der Höle zu kommen, solte wohl, wegen derer vielen Irr-Wege, die die Neben-Hölen und Gänge verursachen, wo nicht gar unmüglich, doch grosse Kunst sein, denn im Dunckeln die Merck-Zeichen zu erkennen, und sich nicht zu verirren, erfordert Katzen-Augen, von [22] welchen man vorgiebet, daß sie im Finstern alles sehen können, Menschen aber ist solches nicht gegeben, es sei denn, daß sie des Nachts sehr wohl, bei Tage aber nichts sehen könten, wie in der einen Gattung der Beschwerung Nictalopia genannt zu geschehen pfleget, ist also kein Wunder, daß sich vormahls ein Führer im Dunckeln aus der Höle nicht hat wieder von sich selbst finden können, wenn sonst dasjenige wahr ist, was man erzehlet, nemlich: daß ein gewisser feiner Mann, welcher nicht gar weit von der Höle gewohnet, und dieselbe denen curieusen Reisenden auff ihr Verlangen gezeiget, sich einesmahls habe gefallen lassen, gantz alleine ohne einigen Gefährten mit brennenden Lichtern, wie gebräuchlich, in die Höle zu steigen, um darinnen eines und das andere noch weiter zu erkundigen, nachdem demselben aber die Lichter in währender Durchsuchung der Höle eines nach dem andern verloschen, und er zu seinem Unglück das mitgehabte Feuer-Zeug nicht finden können, habe er sich vergebens bemühet, die Ausfahrt wieder anzutreffen, derowegen er darinnen drei gantze Tage und Nacht ohne Speise und Tranck zugebracht, im Finstern herum getappet, und so lange in der Irre gewandert, biß ihm endlich ein Engel in Gestalt eines brennenden Lichtes oder Feuers erschienen, und denselben aus der Höle geführet; als er nun also wunderlich errettet worden, und unverhofft wieder aus derselben an des Tages Licht kommen, habe er solches erzehlet, aber nur drei Tage darauff noch gelebet, und sei hernach gestorben. Ebener massen berichtet Eckstormius in der offt erwehnten Epistel, wie in denen Eisen-Hütten bei dem Rübelande ein armer gemeiner und seinen seeligen Eltern bekannter Mann sich auffgehalten, welcher einesmahls, als die Höle noch offen gestanden, und mit keiner verschlossenen Thür verwahret gewesen, sich unterstanden, gantz alleine vor sich in die Höle zu kriechen, habe sich aber aus denen Klüfften nicht wieder finden können, weilen er kein brennendes Licht mit sich genommen, derohalben er acht Tage lang mit Herumwandern daselbst zubringen müssen, biß er endlich durch GOttes sonderbahre Hülffe hinwieder an des Tages Licht gelanget, und nach dem noch eine Zeit lang gelebet; in diesen acht Tagen aber habe er vor grosser Furcht [23] und Schrecken gantz Eis-graue Haare bekommen; weilen derselbe durch viele Gespenster, wie er erzehlet, auff mancherlei Art geplaget worden, denn es hätten etliche derselben ihn angegriffen, eines Diebstahls beschuldiget, und deswegen auffzuhengen befohlen; wenn er nun dieser loß gewesen, sei er von anden eines Todtschlages bezüchtiget, und daher zum Schwerdt verdammet worden; noch andere hätten ihn auff eine andere Weise gequälet und gepeiniget, auff welche Art es kein Wunder gewesen, daß der Mann nicht aus Angst verzweiffelt wäre; wie denn auch ebenfalls es keine unmügliche Sache ist, daß er dieserwegen grau worden; denn man dergleichen Exempel mehr hat, darunter auch eines ist, so sich im Unter-Hartze zugetragen, massen man von einem von Adel, so man den reichen Bernhard von der St. genannt, erzehlet, daß derselbe im Walde von denen Gespenstern sehr geplaget, und dadurch innerhalb zweien Tagen zu einem Eis-grauen Manne worden, denn als derselbe auff der Jagt von seinen Bedienten abkommen, haben ihn die spectra oder Irr-Geister also verführet, daß er sich in dem sonst bekannten Walde nicht finden können, sondern bald hier, bald dar, in der Irre herum wandern müssen, und ist ihm zu seinem Unglück kein Mensch begegnet, der den rechten Weg anzeigen können, unterdessen diespectra nicht ermangelt, denselben vielfältig zu quälen, und darmit so lange anzuhalten, biß er von solcher Anfechtung erlöset worden, welches denn endlich den dritten Tag drauff in der Frühe-Stunde geschehn ist, da er zu seinem im Unter-Hartz gelegenen Schlosse Falckenstein gelanget, allwo die Seinigen ihn fast nicht mehr gekennet haben, weilen er durch die grauen Haare gantz verstellet worden, und sagt man, daß er nach dem niemahls mehr gelachet, und sich aller lustigen Compagnie entschlagen habe, da er doch vorhero ein grosser Liebhaber davon gewesen sei. Dieser erzehlten Begebniß ist nicht ungleich, was der wegen seiner Evangelischen und Epistolischen Hertz-Postille, auch andern herrlichen Geistreichen Schriften, bekannte redliche Theologus, Valerius Herberger, in seinem Florilegio ex Paradiso Psalmorum oder Paradis-Blümlein aus dem Lust-Garten der 150 Psalmen, und zwar in denen Geistlichen Paradis-Röselein aus dem [24] 7. und 8. Vers des 6. Psalmes pag. 268 erzehlet, wie nemlich es zu Leipzig sich zugetragen, daß einesmahls eine frevele Dienst-Magd auff den so genannten Rabenstein, worauf der Galgen stehet, gestiegen sei, als eben die sonst verschlossene Thür auffgestanden und aus Versehen von dem Nach-Richter offen gelassen worden, welcher Fürwitz ihr aber sehr übel bekommen, indem der Wind die Thür hinter ihr zugeschlagen, und sie also nicht wieder herab kommen können, sondern die folgende gantze Nacht darauff verbleiben müssen, weilen niemand vorbei gegangen, der da vermocht ihr erbärmliches Schreien und Ruffen zu hören, und derselben die verlangte Hülffe zu verschaffen; nachdem nun die gantze Nacht hindurch der Wind starck gegangen, und die auffgehenckten Cörper zusammen geschlagen, sei dieselbe durch das Geklapper derer Beine in solche grosse Angst und Schrecken gerathen, daß sie davon gantz grau und weiß als eine Taube worden, und habe sie des Morgens darauff der Scharff-Richter, als er von denen vorüber Gehenden hiervon Nachricht bekommen, und diese armseelige Gefangene nach Eröffnung der Thür wieder heraus gelassen, in solcher Gestalt angetroffen. Ferner stimmet mit des Eckstormii Historie überein, was Caelius Rhodiginus lib. 3 cap. 27 von einem Jäger erzehlet, welcher auff einem Felsen junge Fincken-Habichte suchen wollen, worüber demselben aber die darzu gebrauchte Strick-Leiter zerbrochen, und er dieserwegen durch hefftiges Erschrecken alsobald graue Haare bekommen. Dergleichen Exempel findet man auch bei dem Levino Lemnio in seiner Dissertation de complexionibus libr. & cap. 2 p. 111 da er meldet, wie ein Adelicher Jüngling sich die Liebe überwinden lassen, und durch Hefftigkeit derselben eine Staats-Dame an des Käysers Caroli V. Hofe zu Falle gebracht habe; ob nun schon diese Dame aus inbrünstiger Gegen-Liebe darzu ihren Willen gegeben, so hätte doch dessen ohngeacht derselbe andern zum Exempel mit dem Schwerdt sollen hingerichtet werden, worüber der sonst schöne und anmuthige Jüngling dermassen erschrocken sei, daß er darüber im Gefängniß in einer Nacht also grau und heßlich von Gesichte worden, daß ihn auch weder der Käyser noch seine Bekannten[25] anfänglich, als man denselben vor den Richter-Stuhl gestellet, mehr gekennet: derohalben der Kayser anfänglich vermeinet, es sei entweder ein anderer an seine Stelle in das Gefängniß geführet, oder derselbe durch eine solche Farbe als die Zigeuner brauchen, also im Gesicht verstellet worden, und habe dieserwegen befohlen, ihn genau zu besichtigen: als aber solches geschehen, und man dergleichen nicht befunden, sei der Käyser über solchen erbärmlichen Anblick heftig erschrocken, und habe demselben dieserwegen das Leben geschencket, vermeinende, daß er auff solche Art genugsam gestraffet sei. Nicht anders ist es jenem jungen Spanischen Edelmann, Jacobo Osario mit Nahmen, in seiner Liebes-Affaire ergangen, denn als er ebenfalls eine Hof-Dame an des Königs Ferdinandi Catholici in Spanien Hoff lieb gewonnen, und abgeredeter massen in den Königlichen Garten auf einen grossen schattichten Baum gestiegen, ihrer daselbst zu erwarten, hat denselben ein kleines Schos-Hündlein vernommen, und durch sein Bellen verrathen, worauff man denselben in Verwahrung gebracht, um an demselben die von denen eifersüchtigen Spaniern auff solche That gesetzte Capital-Straffe zuexequiren; als nun die Sentenz über den unglücklich verliebten Delinquenten gefället, und demselben der Tag zur Execution angesagt worden, hat die Todes-Angst und Furcht diesen vier und zwantzig-jährigen Jüngling in einen, ob schon nicht den Jahren, doch der Gestalt nach, Eis-grauen Mann verwandelt, deswegen aus Mit-Leiden demselben auch keine andere Straffe als dem vorigen geschehen, wiederfahren ist, wie Hadrianus Junius in seinem Comment. de Comâ libr. 10 cap. 4 pag. 363 berichtet. Eine gleiche Geschichte erzehlet Henricus Salmuht rer. memorabil. part. 2tit. 11 pag. 586 von einem Schmiede in Hessen, welcher, als er bei der Nacht gereiset, vom Teuffel übel geplaget, und wegen solches Schreckens in einer Nacht grau worden. Solcher Historien könte ich noch sehr viel aus denen Autoribus, sonderlich den Lic. Christian. Frideric. Germanno de miraculis mortuorum lib. & tit. 1 § 29 p. 12 Martin. Zeillero in seiner 17 Epistel des 1. Theils pag. 43 auch in der 318. Epistel des 2. Theils p. 63 ingleichen aus denen Ephemeridibus [26] Germanorum Decur. 2 Ann. obs. 60 pag. 134 und Borello centur 1 obs. 16 pag. 32 auch andere mehr anführen, wenn vorige Exempel nicht genugsam wären zu erweisen, daß Furcht und Schrecken auch bei jungen Leuten in kurtzer Zeit graue Haare verursachen könten, zumahl, da solches ohne dem auch mit genugsamen Vernunffts-Gründen kan dargethan werden, wie es aber zugehe, daß solche geschwinde Veränderung derer Haare durch Furcht und Schrecken entstehe, davon sind unterschiedene Meinungen, und hat selbige Herr D. Johann Dolaeus in seiner Encyclopaediâ Chirurgicâ rationali libr. 1cap. 2 pag. 16 & seq. aus dem Helmontio, Sylvio, Paracelso und andern Autoribus zusammen getragen, allwo derjenige, der hiervon weitläufftigen Unterricht verlanget, nach Belieben nachschlagen kan: Meines Orts aber halte davor, doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor besagten Autoribus gefälleten Urtheils, daß solches nemlich die Ursache sei, weilen die Spiritus, sie mögen auch von denen Autoribus genennet werden wie sie wollen, durch die Alteration dermassen geschwächet und vermindert worden, daß sie auch nicht mehr die Krafft und Macht haben, die Feuchtigkeiten, wovon die Haare wachsen, und ihre Farbe erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche glandulas oder Drüsen, darinnnen die Haar-Wurtzeln stecken, wie es sich sonst geziemet, fortzutreiben, sonderlich da solche Drüsen ebenfalls hierdurch zusammen gezogen, erhärtet, und also verstopffet sind, daß sie nichts durchlassen können, auch gedachte Feuchtigkeiten oder Säffte sich nicht mehr in solcher natürlichen Flüßigkeit befinden, daß sie von denen spiritibus könten fortgebracht werden, weilen dieselbe von denen gedachten starcken Gemüths-Bewegungen allzusehr verdicket, und gleichsam zu einer dicken gelatina oder Gallerte gemachet worden. Vermögen nun auff solche Art die vor besagten Feuchtigkeiten nicht in gebührender Quantität, sondern entweder zu wenig oder gar nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen, so ist es kein Wunder, daß auch davon die Haare alteriret und verändert werden; massen derselben filamenta sich so eng zusammen begeben, daß davon die Haare eine gantz andere Textur und Gestalt, als sie vorher [27] gehabt, bekommen, und dieserwegen, wie denen Herren Mathematicis aus derOpticâ zur Genüge bekannt, grau aussehen; diejenigen aber, so dergleichen Wissenschafften nicht kundig sind, und dahero solches nicht wohl begreiffen können, stellen sich nur zum Exempel der vor gemeldeten Veränderung derer Haare die Blätter an denen Bäumen vor, als welche nicht allein gewöhnlicher massen jährlich bei heran nahendem Winter, sondern auch offtmahls mitten im Sommer in kurzer Zeit weiß oder gelbe werden, nachdem denen Bäumen, darauff sich dieselben befinden, zufälliger Weise derjenige Safft, welcher sie mit denen Blättern erhält, entgangen ist, welches zu Zeiten geschiehet, wenn die Wurtzeln von denen Reit-, Fahr- oder Wasser-Mäusen abgefressen werden, oder dieselben in einem hitzigen sandigen Erdreich stehen, und darinnen bei anhaltender grosser Hitze und Dürre verbrennen, auch sonst auff andere Art einen solchen Schaden leiden, der da verhindert, daß der Safft aus denen Wurtzeln in den Stamm und Aeste auffsteigen könne. Auff vor gedachte Art und Weise vermag nun zwar Furcht und Schrecken gar wohl extraordinarie in weniger Zeit graue Haare verursachen; ob aber auch nicht zum öfftern eine übernatürliche Theologische Ursache, nehmlich GOttes Straffe, zugleich mit dahinter stecke, will ich denen Herren Theologis zu erkennen geben, weilen die Umstände versichern, daß die meisten von denen Personen, derer Haare also verwandelt worden, kein gutes Leben geführet haben, wiewohl auch nicht zu leugnen ist, daß zu Zeiten fromme Herzen ebenfalls nicht solten können versuchet werden. Sonst erzehlet der gemeine Mann ausser demjenigen, was allbereit von mir ist angeführet worden, noch unterschiedene Dinge von der Baumans-Höle, welche mit der Wahrheit nicht gar wohl überein zu kommen, und deswegen ziemlich fabelhafft zu sein scheinen, doch ist hierunter meines Erachtens dasjenige nicht zu rechnen, was offt gedachter Eckstormius in seiner Epistel auch unter andern anführet: wie nemlich öffters Leuthe durch Wunder-seltsame Träume gleichsam bezaubert worden, als wenn Schätze in dieser Höle verborgen wären, derowegen sie hinein gekrochen, um selbige zu suchen und zu heben; nachdem [28] nun dieselben unverrichteter Sache wieder heraus kommen, sei von ihnen erzehlet worden, wie sie zwar grosse eiserne Schatz-Kästen darinnen angetroffen hätten aber nicht darzu gelangen können, weilen darauff sehr grosse schwartze Hunde gelegen gewesen, welche dieselbe verwahret gehabt; daß ich aber solches vor eine mügliche und wahre Begebenheit halte, und nicht mit unter die Fabeln zehle, beweget mich darzu, daß es nichts Ungewöhnliches sei, wenn der Teuffel dergleichen Spiel, sonderlich mit Geld-gierigen Leuthen, machet, und sind mir solcher Exempel mehr bekannt, die sich an gewissen Orten zugetragen haben, welche mit Fleiß nicht melden will, um nicht einen und andern Interessenten damit zu touchiren. Dieses ist nun dasjenige, was ich von der Baumans-Höle und derselben merckwürdigsten Sachen dem curieusen Leser habe berichten wollen; Erinnere aber dabei, daß darinnen noch viele Tropff-Steine anzutreffen sind, so einige Figur habe; wie denn einer einen Tauff-Stein, der andere eine Rinder-Zunge und so weiter praesentiret, welche alle sonderlich zu beschreiben anjetzo mein Vorhaben nicht gewesen; derowegen ich solche bedächtlich ausgelassen, um denenjenigen, so selbige allbereit gesehen, nicht damit einen Verdruß zu erwecken, und andere curieuse Gemüther, die nicht in der Höle gewesen, anzufrischen, dergleichen lusus naturae oder Wunder-Spiele der Natur selber in Augen-Schein zu nehmen. Schließlichen will ich dem gelehrten Curieusen Leser zwei wohl elaborirte gelehrte Carmina gleichsam als ein supplementum oder Zusatz mittheilen, und hat das erste Herr Magister Friedrich Hildebrand, weiland wohlverdienter Rector bei der hiesigen Stadt-Schule Anno 1660 in den Druck gegeben, das andere ist von Herrn Johann Ludewig Führern verfertiget, und von demselben als eine Epistel an den seeligen Herrn Magister Johannem Cajum, vormals im Closter Ilefeld gewesenen Verwaltern, gesendet worden, dieses Carmen findet man in Herr D. Chri stoph Helwigs, Professoris Medicinae zu Greiffswald in Pommern Bericht von der Pest part. 2 cap. 2 p. 129 allwo der seelige Fürerus ein Medicus genennet wird, welches er doch nicht gewesen, wohl aber ein Raths-Herr allhier, und ein Curieuser [29] Botanicus, massen derselbe dem D. Caspar Bauhino, wie aus dessen Pinace Theatri Botanici und andern scriptis an unterschiedenen Orten zu ersehen, viele von denen an und auff dem Hartz wachsenden Kräutern nach Basel ubersendet, und etliche schöne so genandteHerbaria viva verfertiget hat, darunter eines ist, welches von demselben dem Johanni Nicolao Londinoldano zu Gefallen gemachet, und mir von Tit. Herr D. Conrad Froman, bei dieser Käyserlichen Freien und des Heiligen Römischen Reichs Stadt Nordhausen hochverdientem ältesten und nunmehr durch GOttes Gnade 86-jährigen Bürgermeistern, auch Physico ordinario etc. als meinem an Vaters Statt hochzuehrendem Herrn Vetter und Gevatter aus väterlicher Affection nechst seinen mit eigenen Händen zubereitetenViridariis artificialibus, als sie D. Johann Ludwig Hannemann in method. cognoscend simpl. vegetab. f. 12 p. 24 nennet, verehret worden. Die Carmina aber, derer ich gedacht, sind folgende:

M. Hildebrandi Heroicum de Specu Baumanica.
Est sacra Mulciberi vallis ferrique ministris
Obliquas delapsa jugis ubi flumina ripas
Lambunt, saxosas inter currentia valles;
Hic, ubi per salebras Bodae cadit algidus amnis,
Amnis Bructeridum dulcis, nec rara voluptas.
Usque hic Vesta focis tumido calet excita folle,
Malleus incudes iterato verberat ictu,
Fervida cadentis laminas ustrina metalli
Fundit & obscuro fumoque & pulvere nigra
Culmina surgunt jacet amplo scoria campo.
Hic humilis spectat molli de vertice collis
Oppositos montes sibi suppositasque Tabernas,
Queis Rapae faciunt, aut Praeda aut Fabula nomen
Fabula non priscis quod opinor, prodita scriptis.
[30]
Huc ades, hoc divo non adscendisse pigebit,
Quisquis aves novitatis amans cognoscere coram
Naturae genetricis opus, mirabile visu.
Praecipiti in clivi calvum deduceris aequor,
Tramite, verticibus propior subsiste viator.
Angustasque viam monstrare & pandere cernes
Caucaseis fauces horrentis cautibus antri,
Indicio plebis Specus haec Bumanica noto
Nomine, Bumanique Cavum vulgi ore vocatur.
Tum Ducis experti vestigia certa secutus,
Sarcinulis positis, posita formidine vana
Et face dispulsâ nigrae caligine noctis
Ingredere inque manus corpus demitte supinum;
Abruptum os antri ventres excludit obesos.
Quosque metu fugitant minitantia saxa ruinam.
Perque manus, ita perque pedes irrepe, neque horre,
Quae moles impendentes cervicibus extant.
Ingresso Domus ampla patet, satis illa Cyclopi
Ennaeo, simul atque Caco satis ampla rapaci;
Undique circumstant umbrae tenebraeque silentes
Horrorem incutiunt; non hic Aquilonibus Austri
Decertant Zephyrive movet levis aura susurros.
Non radio Titan penetrate, quo frigus opacum
Mitiget aut noctem radianti dissipet igne.
Huc nunquam madidi descendunt aethere rores,
Nunquam Sythonia coecum nive candicat antrum,
Aut largo hos lapides pluvius Notus irrigat imbre,
Quas nebulas exhalat iners specus, ipsa solutas
Haurit iisque madet; foret hic fera Regia Ditis,
Tartareae Eumenidum sedes Hecatesque triformis,
Huc defunctorum tenues deduceret umbras
Mercurius, tripodem Delphis transferret Apollo
Atque huc se tenebris horrente Trophonius umbra
Conderet; hic Vates sua somnia longa quietus
Duceret, Alcides Eurystei jussa capessens
Regna per has fauces diri Plutonis adiret,
Afflueret noster priscis si Vatibus Haemus,
[31]
Sique oblectarent hodie commenta Poetas.
Scissa vias aditusque novos durissima rupes
Atque novas aperit non factas arte cavernas,
Quas Ariadneo sine filo aut Indice certo,
Introitu quoque non signato irrepere noli;
Non est difficilis gracili descensus, at inde
Regredier, revocare pedes, evadere ad auras,
Hoc opus, hic labor est. Dux praeeat igne corusco,
Dux fidus certusque, alias obstructa latebunt
Ostia Cimmeriis tenebris & tristia tristi
Ausa lues letho vivusque sepulchra subibis.
Hocce cavo stillant gelidae de fornice guttae,
Quas lapsas aut labentes lapidescere stillas
Cernes ac pendere, hiemis ceu frigore tectis
Stiria dependet; nusquam mirabere visum,
In silices undas molles & marmora verti.
Fons illic etiam gelidis pellucidus undis
Visitur interdum solido prorumpere saxo,
Cujus aquas certis morbis medicarier agunt!
Sunt et, qui tacitas dum perrepsere cavernas,
Auribus hauserunt murmur sonitumque strepentis
Fluminis; at propius non accessere, pericli
Incertos dubiosque pedes revocante timore.
Credulus hic Vulgus legit ossa aut ossea saxa,
Quae lapides ego jactatos Epimethide dicam,
Quos invicta novi generis trahere insita formam
Durities vetuit, tantum ossibus illa remansit;
Aut superos ausi (liceat connectere veris
Fabellas Veterum) pugna tentare Gigantes
Et struere ad caeli congestos sydera montes
Hic recubant; trisido disjectis fulmine membris,
Imposuit tumulum domitosque hac mole repressis
Jupiter atque irae voluit monumenta relinqui
Et dextrae, genus invisum qua vindice stravit
Ac stygii fontes barathro demisit averni;
Aut Deus, ut terras stagnis demersit aquarum,
Terras faedatas culpis orbemque malignum,
[32]
Dejiciente truci scopulosa cacumina fluctu,
Disruptae rupes huc confluxere sub undis,
Et mare, quae passim stagnans animantia fudit,
Decrescens invexit easque hac condidit alvo
Relliquias. Si quid reliquum sermone pedestri
Dicet id Historicus, cujus pendebit ab ore,
Ac petet a scriptis dignum chartisque relatu.
Cognoscendi avidus nova miraque raraque Lector.
DN. Füreri Carmen Elegiacum de Miraculis Antri Baumanici.
Fronte rudes versus non dedignare serena
Clare Vir, & Musis annuere ause meis
Si cui Tartaricus fama nondum obtigit agnus,
Gallicaque arboreus, trans freta, faetus anas;
Quis putet abstrusa miracula montis in alvo,
Qualia liberior vix videt orbis, ali?
Ossea Baumani produxit saxa barathrum,
Saxa Stagirites quae neget esse Sophus;
Saxa, fides Caci quibus allatrantibus antrum
Dempta perit; latebrae seu, Polypheme, tuae.
Bubula credideris, vel dempta cadaveri equino.
Ne loquar humanis effigiata modis.
Vertebras, scapulas, craniorum fragmina, costas,
Maxillas, dentes, articulosque pedum.
Cornuaque insolitae nostro sub sole figurae,
(Naturae mirum est usque adeo ingenium!)
Deucalionaei monumenta ipsissima saecli.
Rebere; distractus derogat ordo fidem. 1
Quodque fidem superat, stillantes marmora guttas.
Efficere, & veris reddere imaginibus.
Jurares Sipylo Nioben, spectator, ademptam,
[33]
Uxoris statuamque hic superesse Lotho!
Phinea quis dubitet, Cephalique in marmore cervi,
Ulterius si quis progrediare, canem?
Persea Gorgoneos nempe hic possuisse colubros
Credibile est, imisque occuluisse locis.
Inde rigor steropum, ferri qui pondera mulcent,
Infuscantque tuas, Buda, 2 frequenter aquas.
Mirima mira! Dei quos non se extendit in actus
Mira manus! i, nunc, posce, Sophista modum.
Immo Deum haec certos quisquis neget edere in usus,
In statuam Batti ductilis ipse fuit.
Sunt aliquid formae, 3 per quas medicina recepit
Plurima, vim similis destruere apta mali.
Livida quae foliis insistit bacca 4 quaternis,
A simili obsessis facta medela lue est
Saxaea sic fractis sunt ossibus ossa 5 ligamen,
Et lapidem, lapis est, qui quasi lima teret.
Forma loci quae sit, labor est efferre; nisi uno hoc,
Doedalon errores hic posuisse suos.
Mille inibi salebrae, discrimina mille, tenebrae
Mille: Promethaeus quae tamen ignis adit
Ergo Pyramidum Rhodopen structura sepulcro
Deneget & longa consecret usque die!
Coctilibus crescat tibi fama, Semirami, muris!
Mausoli Artemidem busta perire vetent!
Quid mirum? hoc decies mirum est: emergere ab ipsis
Baumano tenebris dat tenebrosa specus.

Diese Carmina werden nun verhoffentlich einem Liebhaber der Lateinischen Poësie und natürlichenCuriositäten [34] wohl vergnügen, sonderlich da selbige die Beschreibung von der Baumans-Höle ziemlich illustriren; kan aber unberichtet nicht lassen, daß ich des Füreri Carmen nicht von Wort zu Wort hergesetzet habe, wie es in gedachtem Herrn D. HelwigsTractat stehet, indem dasselbe nicht allerdings mit dem manuscripto des seeligen Füreri überein kommet; derowegen solches von mir an denen Orthen, da es vonnöthen gewesen, nach Anweisung des Originals, geändert, und mit denen in dem manuscripto befindlichen notis vermehret worden.

Fußnoten

1 In hac enim parte dentes utplurimum; in altera vertebrae duntaxat eruuntur.

2 Buda est Aqua profluens ex Meliboco versus ortum.

3 Signaturae plantarum aliarumque rerum naturalium.

4 Baccae herbae Paris dictae.

5 Ossa saxea glutinare fracturas ossium eademque confringere calculos renum & usicae dicuntur.

2. Von der Schartzfeldischen oder Schartzfelsischen Höle
II.
Von der Schartzfeldischen oder Schartzfelsischen Höle.

Nach der Baumans-Höle ist die Schartzfeldische oder vielmehr Schartzfelsische Höle Besehens würdig: weilen darinnen ebenfalls etliche curieuse Sachen anzutreffen sind: Die Einwohner des Landes nennen aber dieselbe insgemein die Zwerg-Löcher, und sind selbige am Unter-Hartz in der alten Graffschafft Hohnstein, nicht weit von dem Schloß Schartzfels im Gehöltze und Busch-Werck gelegen, wie denn auch die Höle von jetzt gemeldeten Ort den Nahmen bekommen hat: So nun jemand dieselbe zu sehen verlanget, muß er in dem nahe dabei liegenden und zum Ambte gehörigen Dorffe Schartzfeld sich nach einem Führer umthun, worzu denn derselbe leicht gelangen kan; weilen niemand daselbst allein über die Höle, wie bei der Baumans-Höle geschiehet, bestellt ist, sondern viele von denen Einwohnern sich hierzu gebrauchen lassen, worunter anjetzo ein Mann ist, der die so genannten Brauschauffen verfertiget, welcher guten Bescheid in der Höle weiß; wiewohl [35] auch andere gefunden werden, denen es hieran ebenfalls nicht mangelt; wenn er alsdenn einen Führer ausgemacht, und mit demselben des Trinck-Geldes wegen einig worden, so begiebt er sich mit demselben auff den Weg, und kömmet durch allerhand Holtz- und Busch-Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Höle, alda derselbe an statt der Leiter auff denen Aesten eines an denen Zweigen behauenen Baumes hinunter klettern, und sich dabei in Acht nehmen muß, daß er nicht falle, und also eher als er es verlange, hinab komme: so bald derselbe aber auf den Boden gelanget, so ist alle Gefahr vorbei, und stellet sich vor Augen eine grosse aus einem Felsen-Stein bestehende Höle von solcher Höhe, daß auch wohl eine vormahls im Kriege sehr gebräuchliche aber nunmehro aus gewissen Ursachen mehrentheils wieder abgeschaffte lange Soldaten-Pique darinnen auffrecht stehen kan; Inwendig ist dieselbe fast aller Orten mit einem dicken Tropff-Stein gleichsam übertünchet und überzogen, und gehet man in dieser Höle eine ziemliche Länge fort biß zu dem Eingange, der in die folgende Höle gehet, wodurch man ebenfalls eine gute Weile zu kriechen hat, ehe man in die andere Höle gelanget, welche der vorigen an der Weite und Höhe nichts nachgiebet. Aus dieser kriechet man auff vorige Art mit ziemlicher Mühe, doch ohne einige Gefahr, weiter in die dritte, und von dar in die vierdte Höle, und so weiter, denn derselben sehr viel nach einander folgen, wie denn etlliche Führer berichten, daß man fast eine Teutsche Meile lang dergleichen Hölen hinter einander antreffe; massen sie dieselben so weit durchkrochen, und doch kein Ende gefunden hätten. Die Kälte ist in diesen Hölen ebenfalls, als in der Baumans-Höle, zu vermercken, und fast noch stärcker als daselbst, wie denn, solche zu mäßigen, ingleichen den Tag oder das Licht in dieselbe zu bringen, in etlichen Hölen oben an der Decke runde und andere in unterschiedener Gestalt verfertigte Löcher gefunden werden, wovon zwar viele mit Stein und Erde wieder verfallen und verstopffet sind. Diese Löcher hält der gemeine Mann vor die Ein- und Ausgänge der Hölen, wodurch die [36] Zwerge vor Alters, ihren Gedancken nach, vermittelst einer Leiter, sollen ein- und ausgestiegen sein, es ist aber glaublicher, daß solches nur Lufft-Löcher gewesen, und vielmehr angeführter Ursachen halber gemachet worden. Es sind auch in der Scharzfelsischen Höle eine solche Menge derer Schlupff-Löcher anzutreffen, daß es nicht genugsam zu beschreiben ist; massen allerwegen Klüffte vorhanden sind, die bald gleich vorwärts gehen, bald aber zur Seiten lauffen, und kan man aus einer in die andere kommen; dahero solches ziemlicher massen mit einem Labyrinth oder Irr-Garten kan verglichen werden, denn derjenige, so in die Hölen sich begeben, nicht so leicht sich wieder daraus finden wird, wenn er nicht sehr wohl und genau alle Ecken, die er vorbei gegangen, in Acht genommen und gemercket hat; Es sind aber gemeldete Schlupff-Winckel an etlichen Orten so reine, als wenn sie mit einem Besen ausgekehret worden, hingegen sind etliche derselben gantz durch das Graben derjenigen, die darinnen Metallen oder das unicornu fossile gesuchet, verdorben, und mit Stein und Erden angefüllet worden. Was den Tropff-Stein anbetrifft, so ist derselbe nicht allein in der ersten Höle, wie albereit gemeldet, sondern auch in etlichen andern anzutreffen, ob schon der Gipffel oder Spitze des Berges, darinnen die Höle lieget, aus sehr trocknen Kalck-Steinen bestehet; massen etliche Seiten derer Hölen mit dem Tropff-Wasser stetig befeuchtet werden, und fallen die Tropffen davon mit solchem Schalle auff den Boden, daß die Unwissenden vermeinen, es regne darinnen; derohalben solches auch von etlichen Führern das Tropff-Spiel genennet wird; wenn solche Tropffen jemand auff die Kleider fallen, und darauff ausserhalb denen Hölen von der Lufft trocken werden, so entstehen daraus weisse Flecken, aus welchen hernach ein weisses sandichtes Pülverlein fället, wenn man dieselben ausreibet, welches aus einem aufgelöseten Steinmarck und Kalck-oder Gyps-Stein bestehet. Es wollen Unterschiedene unter denen Führeren berichten, daß offtmahls in denen Hölen, sonderlich zu Nacht-Zeit, ein so grosses Ungewitter und Donnern verspüret würde, daß auch die Hölen davon erschütterten, und sagen einige, daß sie solches selber gehöret hätten, als [37] sie einesmahls über Nacht darinnen geblieben wären, die Ursach aber schreiben sie gemeiniglich denen Erd-Teuffeln und Gespenster zu, solte nun dasselbe, als es erzehlet worden, sich also in der That und Wahrheit verhalten, so kan zwar nicht in Abrede sein, daß der Teuffel nicht solte ein solches Geprassel, das einem Donner gleich komme, verursachen können; Allein ich halte gäntzlich davor, daß die einfältigen Führer zu Zeiten sich in ihrer Meinung sehr betriegen, indem zu der Zeit, da sie sich des Nachts darinnen befunden haben, offtmahls leichtlich kan ausserhalb denen Hölen ein starckes Donner-Wetter entstanden sein, durch dessen Hefftigkeit die Hölen nicht allein von aussen, sondern auch inwendig erschüttert worden, weilen der starcke Donner-Knall so wohl durch etliche annoch offene Lufft-Löcher, als auch den Eingang, in dieselbe mit Gewalt sich gedrungen, und daselbst durch den Wieder-Schall vielfältig verdoppelt hat; Daß aber dergleichen Resonantz oder Wieder-Thon kein erdichtetes Werck sei, kan man leicht bei andern Hölen und hohl gemachten corporibus, voraus bei etlichen musicalischen Instrumenten, wahrnehmen, als welche insgesamt wegen des in der Cavität oder Höle vielfältiglich an- und wieder zurück schlagenden Schalles entweder hefftig oder gelinde wiederthönen, nachdem der anschlagende und zurück prallende Schall starck oder schwach ist, auch die Hölen und andere holeresonirende corpora groß oder klein sich befinden und dieserwegen viel oder wenig Lufft in sich haben, welche von dem Thon oder Schall bewegt worden, wovon ich schon in der Beschreibung der Baumans-Höle gemeldet habe. Ueber vor gedachtes wird auch von der Scharzfelsischen Höle der Orten insgemein erzehlet, wie nemlich einesmahls auff den AbendPetri und Pauli sich fünff und zwantzig Personen mit einander eidlich verbunden hätten, diese Hölen gäntzlichen zu durchkriechen, und derselben Beschaffenheit, recht zu erkundigen, zu welchem Ende von denselben nicht allein viele Lichter, Leiter und Schnüre, sondern auch auff etliche Tage Speise und Tranck mitgenommen worden; Als sie nun auff solche Art über neun hundert Klaffter weit in die finstern Hölen gekrochen, wären ihnen darinnen sehr viele curieuse[38] Sachen vor Augen kommen, unter andern aber gantze Palläste, allerhand schöne Bilder und Säulen, welches alles aus Tropff-Stein bestanden, und von dem Tropff-Wasser so schön gebildet worden, als wenn solches durch Kunst und Menschen Hand geschehen gewesen, ingleichen hätten sie daselbst etliche schöne Brunnen-Quellen, fliessende Wasser, viele Knochen und gantze verwesete Cörper von ungewöhnlicher und grausamer Grösse angetroffen, auch wären sie in viele heimliche Schlupff-Winckel gerathen, und als sie durch dieselbe gekrochen, auff solche grosse Plätze kommen, daß sie auch alle fünff und zwanzig neben einander gehen können, welches sie so lange angetrieben, biß sie weiter fortzukommen nicht mehr vermocht, alsdenn dieselben gezwungen worden, den Rück-Weg wieder zu nehmen, und durch Hülffe derer bei dem Eingange angebundenen und an einander geknüpfften Schnüre oder Fäden sich aus denen Hölen zu machen, dieses sei ihnen zwar also geglücket, hätten aber doch in denselben ihre vorige Gestalt ziemlich verlohren, und wären von der in denen grausamen Hölen und Oertern ausgestandenen Furcht und grossen Kälte dergestalt im Angesicht erblichen und verstellet worden, daß sie auch deswegen fast nicht mehr zu erkennen gewesen, als sie wieder zu Hause angelanget. Endlich wird das so genannte unicornu fossile oder gegrabenes Berg-Einhorn auch in dieser Scharzfelsischen Hölen gefunden, bei weiten aber nicht mehr in solcher Menge als vor diesen, da es darinnen von denen Benachbarten vielfältig ausgegraben, und von denselben, darunter noch einige anjetzo am Leben sind, unter andern meinem seeligen Vater Johann Hennig Behrens, weiland E.E. Raths Apothecker alhier, häuffig zu Kauffe gebracht wurde, als welcher solches nicht allein vor die von E.E. Rathe gepachtete Apothecke behielt, sondern auch an andere Oerter, da solches nicht gegraben wird, versendete, und daselbst denen Herren Apotheckern und Materialisten wieder verhandelte. Da nun auff vor erzehlte Weise sehr viel davon aus der Höle geholet worden, so hat es wohl nicht anders sein können, als daß solches nach und nach abnehmen, und weniger werden müssen, wie denn auch dieserwegen dasjenige, was zu dieser [39] Zeit in die Höle gegraben wird, mehrentheils nur dasselbe ist, was vormahls entweder nicht gefunden, oder seiner Schwärtze halben verachtet worden, und also unter denen in der Höle befindlichen Stein- und Erd-Hauffen liegen geblieben. Gedachtes Einhorn aber ist nicht einerlei Gestalt; denn bald siehet solches als wie ein Horn, Hirn-Schädel, Kinn-Backen, Schulter-Blat oder Rück-Grad aus; bald stellet dasselbe eine Rippe, Zahn, Schinn- und Hüfft-Bein, auch andere Knochen, so von Menschen und Thieren herkommen, für, auch wird welches angetroffen, daß eine unförmige Masse oder ungestalter Klumpe ist, so da entweder sehr wenig oder gar im geringsten nicht die Figur eines Knochens an sich hat; dieserwegen sind von dem gegrabenen Einhorn schon vor langer Zeit unterschiedene Meinungen entstanden, massen diejenigen, welche das erste, nemlich daß solches wahrhafften Menschen- und Thier-Knochen, ähnliche, betrachtet haben, auff die Gedancken kommen sind, als müste dasselbe nothwendig ein animale, oder eine von einem Menschen oder Thier herkommende Sache sein; Andere aber, denen die unförmlichen Stücke sehr im Kopffe herum gegangen, haben vermeinet, es hätte dadurch die Natur ihr geheimes Spiel genugsam verrathen, und zu verstehen gegeben, daß es kein animale, sondern minerale oder mineralisches Gewächs sei, welches in der Erde also gewachsen, und von der spielenden Natur formiret oder ausgearbeitet worden. Nechst diesen haben sich gleichsam Neutralisten angefunden, welche weder die erste noch die andere Meinung allein gebilliget, sondern so wohl der einen als der andern beigepflichtet haben, gäntzlich davor haltende, daß man alhier distinguiren, und einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn machen müsse; massen ein Theil desselben ein wahrhafftesanimale, nehmlich versteinerte Knochen eines Thiers, das lange in der Erden gelegen, sei, da hingegen ein anders kein animale, sondern würcklich ein mineralisches Wesen oder Berg-Gewächse wär. Es hat aber jede Meinung ihre Patronos oder Verfechter vor sich, welche solche mit probabilibus rationibus undargumentis zu defendiren sich euserst bemühen, ob schon solches ohne Difficultäten nicht abgehet: denn[40] diejenigen, so solches vor ein animale oder versteinerte Knochen ausgeben, solches damit beweisen wollen, daß dasselbe, wenn man es gegen rechte Knochen halte, mit denselben in essentialibus überein komme, und natürlich als selbige gestalt sei, woher aber die Versteinerung solcher Knochen entstehe, sind dieselbe unter einander nicht einig; massen etliche dasselbe bloß dem Stein-machenden Wasser zuschreiben; Andere aber dawider einwenden, daß solches allein nicht vermöge, gedachte Veränderung derer Knochen zuwege zu bringen, weilen das Wasser unmüglich in die Knochen, ihrer Härte und Festigkeit wegen, gelangen könte, wenn dieselben nicht vorhero durch das unterirdische Feuer also calciniret, und dergestaltporös oder lucker und löchericht gemacht worden, daß das Stein-machende Wasser leicht sich eindringen, und selbige in eine andere, nemlich steinerne Natur nach und nach verwandeln könne, und solcheCalcination sei auch Ursach, daß man mehrentheils aus dem gegrabenen Einhorn durch das Feuer dasjenige nicht bekomme, was sonst vermittelst der Destillation aus andern nicht versteinerten Knochen gebracht werde, weilen durch die Calcination diejenigen Theile, so ein Oehl und flüchtiges Saltz in sich haben, guten Theils verzehret worden, und nur die truckenen irdischen zurück geblieben wären; Noch andere, die solches vor ein animale halten, lassen die vor gemeldete Petrification oder Versteinerung derer Knochen fahren, und geben vor, daß solche einig und allein in der Erde von denen daraus steigenden feuchten und warmen Dünsten gleichsam per calcinationem Philosophicam, oder Vaporosam, wie die Chymici reden, calciniret würden, und liessen solche Dünste nicht zu, daß sie daselbst vermoderten, sonderlich, wenn die Erde nicht gar zu feucht, sondern trucken, sandig oder leimicht wäre. Gleichwie nun die Verfechter vor gedachter Meinung in dem Punct der Versteinerung solcher Knochen streitig sein, also können sie sich auch nicht vertragen, wovon solche ursprünglich herkommen, massen viele es mit dem gemeinen Manne halten, welcher gäntzlich in denen Gedancken stehet, daß solches nichts anders als Beine von dem Einhorn, als einem in der Heiligen Schrifft gedachten vierfüßigen Thiere, sein, deswegen solche [41] Knochen auch von denselben insgemein gegraben Einhorn genennet werden, es sind aber dieselben zu dieser Meinung dadurch verleitet worden, weilen sie gesehen oder gehöret haben, daß offtmahls an unterschiedenen Orten gantze Sceleta oder Gerippe von denen vermeinten und verweseten vierfüßigen Einhörnern gefunden und ausgegraben worden; wie denn unter andern der wegen seiner unvergleichlichen Mathematischen Wissenschafft hoch-berühmte Herr Otto de Guericke, weiland Chur-Fürstl. Brandenburgischer Rath und Hoch-verdienter Bürgermeister zu Magdeburg, in seinen Experimentis Magdeburgicis lib. 5 cap. 3 fol. 155 erzehlet: wie es sich Ann. 1663 in Quedlinburg zugetragen habe, daß daselbst in dem Berge, der Zeunicker-Berg genannt, alwo die Kalck-Steine gebrochen würden, ein gantzes Sceleton oder Cörper eines Einhorns sei gefunden worden, das vor der Stirn ein lang ausgestrecktes und wie eines Menschen Schinn-Bein dickes Horn gehabt, welches Sceleton hernach der Durchlauchtigsten Fürstin und Aebtißin zu Quedlinburg von denjenigen, so solches gefunden, sei überantwortet worden. Andere vermeinen, daß solche Knochen nicht allein von den Einhörnern, sondern auch zu Zeiten von den Elephanten wären, welches sie ebener massen mit denen Elephanten-Cörpern, so an etlichen Orten unter der Erden, auch noch An. 1695 bei Burg Tonne in der Sand Grube angetroffen worden, darzuthun gedencken. Nechst diesen finden sich wieder etliche, die da vorgeben, daß solche Beine allemahl so wenig von Einhörnern als Elephanten wären, in Betrachtung, daß dieselben ebenmäßig offtmahls von großen ungeheuren Riesen-Cörpern herrühreten, und vermeinen sie, daß man solches leicht daraus abnehmen könte, daß nicht selten die so genannten Einhorns-Gräber und andere Leuthe in währendem Graben auff gantze Gerippe Menschen Knochen kommen wären, welche ungemein groß gewesen, massen man in dem Theatri Europæo Meriani part. 5 fol. 574 finde, daß Ao. 1645 die Schweden bei der Nieder-Oesterreichischen Stadt Krembs ein Riesen-Sceleton ausgegraben hätten, dessen Kopff wie ein mittelmäßiger runder Tisch groß gewesen, und habe ein Zahn von denselben sechstehalb Pfund gewogen, die [42] Arm-Röhre aber sei so dicke als ein Kerl gewesen, und die Höle des Schulter-Blats von solcher Weite, daß eine Carthaunen-Kugel hinein gegangen, auch bezeuge Eckstormius in seiner Epistel mit dem Autore der Topographie oder Oerter-Beschreibung derer Länder Braunschweig und Lüneburg fol. 32 & seq. wie einesmahls ein gantzes menschliches Sceleton in der Baumans-Höle sei gefunden worden, welches von einer solchen Grösse gewesen, als ein Mensch immer in der Welt hätte sein mögen, woraus er auch einfölglich und ohne Zweiffel geschlossen habe, daß vor Alters die Riesen überaus groß müsten gewesen sein, dergleichen Exempel sie mehr anführen könten. Auff was Art aber die vor gemeldete Einhörner-, Elephanten- und Riesen-Cörper in die Hölen und andere gedachte Oerter gerathen sind, können sie sich ebenfalls nicht gäntzlich vergleichen; denn etliche darunter davor halten, daß selbige einig und allein in der allgemeinen und erschrecklichen Sünd-Fluth, wormit GOtt die gantze Welt bestraffet gehabt, auch das vom Abend gegen Morgen wütende Nord-Mehr dahin geschwemmet, und entweder mit Erde, Stein und Sand, oder denen von der Gewalt des Wassers abgerissenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge, als wovon die Hölen entstanden wären, bedecket worden; Andere aber geben zwar zu, daß solches in währender Sünd-Fluht geschehen sei, sind aber dabei der gäntzlichen Meinung, daß auch nach derselben von Kriegs- und Kauff-Leuthen Elephanten in Teutsch-Land und andere Länder wären gebracht worden, deren Cörper man nach ihrem Tode daselbst, wo sie gefunden worden, habe begraben lassen. Ob nun schon dieselben also in etlichen Stücken sich nicht gar wohl vertragen können, so sind sie doch ingesamt in diesem einig: daß das gegrabene Einhorn ein animale sei, und halten es mit denselben unterschiedene Autores, unter welchen auch der seelige Herr Doctor Conring ist, als welcher in seiner dissertatio de antiquo Helmstadii statu pag. 13 saget: wie es unmüglich sei, daß die Natur an und vor sich selbst ohne Zuthun eines andern Thiers vollkömmliche Beine formiren könne, dergleichen Anfänglich in Mutter-Leibe gemacht, hernach durch langes Wachsthum zur Perfection gebracht worden.[43] Es antworten aber hierauf diejenigen, so das unicornu fossile vor ein minerale und Spiel der Natur halten, daß wenn die Verfechter voriger Meinung solche vermeinte Knochen nicht obenhin, sondern genau angesehen hätten, sie alsdenn eine solche Gleichheit als sie sich eingebildet nicht würden angetroffen haben; massen man an denenselben, sonderlich denenjenigen, so wie die Kinn-Backen aussehen, solche wunderlicheApophyses oder Processus wahrnehme, die wider dieOsteologiam oder Anatomische Beschreibung derer Knochen lieffen, und niemahls ordinarie bei denen Menschen- und Thier-Beinen zu finden wären; wie es denn ebenfalls unter solchen unechten Knochen dergleichen Stücke gebe, so gantz ungestalt und mit keiner Figur eines rechten Beines überein kämen; Gesetzt auch, daß etliche Stücke von dem unicornu fossili die rechte und natürliche Gestalt eines Menschen-oder Thier-Knochens accurat hätten; so wären doch dieselben deswegen keine wahrhaffte Beine, denn nicht allemahl dasjenige würcklich ein Knochen sei, was demselben ähnlich wäre: derowegen man von der euserlichen Gestalt dieses mineralis ohne eine daraus kommende absurde Folge nicht argumentiren könte, sonst auch andere lusus naturæ, nemlich die in denen Schiefer-Steinen offtmahls befindliche steinerne Fische, cornua Ammonis und mehr Arten derer figurirten Steine, nothwendig dasjenige sein müsten, was sie præsentirten oder denen Augen vorstelleten, welches doch falsch sei, weilen selbige nur Steine ihrer Art wären. Ferner opponiren dieselben wider denignem subterraneum, auch die daher derivirte Calcination und Versteinerung derer Knochen, daß viele mit dem Autore der Philosophiæ Veteris & Novæ Burgundiacæ Tom. 2 part. 2 cap. 2 p. 413 billich davor hielten, wie das unterirdische Feuer nicht aller Orten gefunden werde; derowegen sie erstlich beweisen müsten, daß man solches daselbst, wo das unicornu fossile gegraben werde, gewiß und ohnfehlbar antreffe, welches sie aber mit untadelhafften Wahrheits-Gründen nicht würden darthun können, massen in denen meisten Hölen, darinnen das gegrabene Einhorn zu finden sei, keine Wärme als ein Zeichen des unterirdischen calcinirenden Feuers, sondern vielmehr eine große Kälte, [44] fast durch das gantze Jahr, verspüret werde; wäre nun ein solches Feuer nicht vorhanden, so könne man leicht erachten, daß auch nothwendig die angeführte Calcination von sich selbst hinweg fallen müsse, und wenn sie auch schon zugeben wolten, daß das unterirdische Feuer derer Orten vorhanden sei, so vermöge doch solches nicht dergleichenCalcination zu vollbringen; denn wolte man dadurch eine actuale oder wahre Calcination, so mit starckem Feuer geschehe, verstehen, so müsse man die Knochen nicht daselbst lassen, sondern in den Berg Vesuvium, Ætnam oder andere berühmte Feuer-speiende Berge werffen, wenn sie solten recht calciniret werden. Solte es aber gleichsam eine Philosophische Calcination sein, so wäre denen Herren Chymicis bekannt, daß solche ebenfalls einen ziemlichen Grad des Feuers erfodere, und ohne heisse Dünste unmüglich geschehen könne, welche man doch nicht vermerckte, wenn man in die Erde, darinnen das unicornu fossile vorhanden sei, ein Loch machte, und die Hände hinein steckte. Dieweil aber also ihre auff die Bahn gebrachte Calcination, wo nicht gar unmüglich, dennoch sehr ungewiß und unerwiesen sei; so hielten sie davor: daß auch die Versteinerung derer Knochen eben auf solchem Fundament bestünde; weilen ihrer etlicher Bekänntniß nach das Steinmachende Wasser vor derCalcination durch die poros und meatus derer Knochen nicht kommen können, dahero sie glaubeten, daß eher die Knochen mit einer steinernen Materie überzogen würden, oder gar verweseten, als daß dieselben ein steinernes Wesen annehmen solten. Gleicher Gestalt halten die Patronen dieser Meinung alles dasjenige, was vom Gegentheil wegen derer vermeinten Einhörner-Knochen vorgebracht worden, vor blosse und ungegründete Muthmassungen, und dieses deswegen, weilen noch biß hieher streitig und nicht ausgemacht sei: was eigentlich das vor ein grausames und wildes vierfüßiges Thier müsse gewesen sein, welches in der Heil. Schrifft den Nahmen eines Einhorns bekommen habe, und welches man unter denjenigen Einhörnern, davon unterschiedene Autores melden, heutiges Tages vor das rechte halten solle; daß solches alles aber auff lauter ungewissen Gründen beruhe, wollen dieselben folgender massen beweisen: [45] erstlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft, nemlich Herr Doctor Lucas Osiander, weiland Hoch-verdienter Würtenbergischer Theologus Orthodoxus, und andere mehr, nichts Vollkommenes von der eigentlichen Beschaffenheit derer vor der Sünd-Fluht gewesenen Einhörnern setzten, auch solches aus Mangel einer gründlichen Nachricht und vollkommener Beschreibung nicht zu thun vermöchten, woran auch wenig gelegen wäre, weilen es keine Sache sei, so zu der Seelen Seeligkeit gehöre; zum andern: weilen so viele Einhörner bei denen Scribenten gefunden würden, daß man nicht wissen könne, welches das rechte sei, massen Martinus Zeillerus in seinen Episteln und zwar part. & centur. 1 epist. 26 pag. 77 & seq. berichtet, daß Ludovicus di Barthema von Bononien aus Italien bürtig in seiner Orientalischen Reise-Beschreibung libr. 1 de Arab. cap. 18 pag. 20 melde, wie er auff seiner Reise in Arabien zu Mecha, als des Mahomets Vaterlande, zwei Einhörner gesehen hätte, so dem Sultan daselbst von einem König aus Æthiopia oder Mohren-Land vor einen sonderlichen Schatz wären verehret und mit einem Gitter-Werck verwahret worden, deren das gröste sich einem drittehalb jährigen wohl gewachsenem Fohlen oder Füllen vergliche, und ein Horn bei drei Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe; das andere aber sei fast wie ein jähriges Fohlen, und dessen Horn ungefehr fast vier Spannen lang gewesen, beide aber hätten Köpffe wie ein Hirsch gehabt. Ferner sage auch Marcus Paulus Venetus libr. 3 descript. Orient. c. 15 daß man im Königreich Basinam Einhörner mit einem Schweins- Kopff finde, so etwas kleiner als ein Elephant wären; Ingleichen würden auch unter die Einhörner gerechnet der in denen Wüsten des Mohren-Landes sich auffhaltende Wald-Esel, das Nasen-Horn, sonst Rhinoceros genannt, und andere mehr, derer gemeldeter Zeillerus in angeführten Episteln centur. 3 Epist. 790 pag. 171 gedacht hätte. Bei solcher Vielheit derer Einhörner geben diejenigen, so das unicornu fossile vor keinanimale halten, einem jeden unpassionirten zu bedencken: Ob solches ohne Streit abgehen könne, wenn etliche solten befraget werden: welches unter vor gedachten Einhörnern dasjenige sei, wovon die [46] Heilige Schrifft schreibe; denn einer dieses der ander jenes davon halten, und doch nicht gewiß wissen würde, ob er das rechte erwehlet habe, wie denn auch dieserwegen Lorentz Catelan, Apothecker zu Mompelier sich fälschlich einbilde das rechte Pflöckgen getroffen zu haben, indem er in dem 1. Capitel seines Tractats von Einhörnern, dessen Zeillerus an letzt gedachtem Ort gedachte, vorgebe: daß das rechte Einhorn in Indien gefunden und Cardazonus oder Löwen-Horn, seiner Stärcke und Grausamkeit halber, genennet werde; sintemahl derselbe solches eben so wenig als vorgemeldete, für gewiß sagen könte, sonderlich da es ziemlich fabelhafftig heraus käme, wenn er berichte: welcher Gestalt solches am meisten durch Jungfrauen gefangen werde, zumahl auch ausser diesen ein grosser Glaube darzu gehöre: Ob sich alles in der That und Wahrheit also befinde, als die Autores von denen Einhörnern geschrieben hätten. Hieraus schliessen nun diejenigen, welche der Meinung sind, wie das unicornu fossile nichts anders als mineralisches Erd- und Berg-Gewächs sei, daß, weilen der Gegen-Part vor erzehlter massen nicht wisse, was das Einhorn eigentlich vor ein Thier sei, hätte auch sein Lebetag keinen Knochen davon weder in Natur noch in Kupffer gesehen, und gegen das unicornu fossile gehalten, davon er doch sonst ein groß Wesen machte, so könne er auch mit Wahrheits-Grunde nicht sagen, daß das gegrabene Einhorn rechte Knochen von einem wahren Einhorn wären, und wenn gleich einige hierwider einwenden wolten, daß, ob man schon keine gantze Sceleta oder einzelne Knochen von denen rechten Einhörnern habe, dennoch davon schöne gantze Hörner an vornehmer Potentaten Höfen und in berühmten Städten, nemlich zu Dresden im Chur-Fürstenthum Sachsen, S. Denis in Franckreich, Windsor in England, Friedrichsburg in Dännemarck, ingleichen zu Strasburg, Venedig und andere Oerter mehr finde, welche höher als Gold geachtet, und als eine grosse Rarität denen Fremden gezeiget würden, wovon eine curieuse Person leicht ein Muster nehmen, und mit dem gegrabenen Einhorn conferiren könne, so solten doch dieselben wissen, daß sie sich in ihrer Meinung grausam betrogen fänden; massen dieselbe mit denen mineralischen [47] nicht überein kämen, indem die gegrabenen so genannten Einhörner mehrentheils glatt und grau aussehen, die vermeinten rechten aber hätten keine andere als weisse Farbe, und wären mit Striemen also rund umgeben, daß mancher schweren solte, es wären dieselbe nicht natürlich, sondern durch eines Künstlers Hand zu solcher gewundenen Schnecken-Linie gebracht worden. Uber dieses wären auch gedachte Hörner von keinem vierfüßigen Einhörnichten Thiere, wie solches diejenigen, so damit gehandelt, ihres sehr grossen Wuchers wegen, vormahls denen Leuthen weiß gemachet, auch dieserwegen dasselbe vornehme und gelehrte Personen festiglich geglaubet hätten, weilen man nunmehro hinter solche Stücke kommen sei, und erfahren habe, daß solche Hörner von einer Gattung Wall-Fische herkämen, welche in den Mitternächtigen Meer oder Nord-See, sonderlich bei der Norwegischen Insel Island gefangen, und von denen Isländern Narvval genennet würden, welchen Nahmen solche Wall-Fische deswegen bekommen hätten, weilen sie sich bloß vom Aase nehreten, welches auff Isländisch Nar und Hual ein Wall-Fisch hiesse, deshalben diejenigen sehr irreten, die ihnen den NahmenNahvval geben. Ebener massen könne man auch dieselben proprie oder eigentlich keine Hörner nennen, weilen sie sich in der maxilla superiori oder Ober- Kiefel, und nicht in der Hirn-Schale, wie sonst der Hörner Art sei, befänden, und also mehr unter die Zähne als Hörner zu rechnen wären, wie solches allesOlaus Wormius in seinem Musæo libr. 3 cap. 13 fol. 280 & cap. 14 fol. 282 ingleichen Johann Ludwig Gottfried in seiner Historia Antipodum part 3 fol. 635 und Henrich Sivers in seinem verdeutschten Bericht von Grönland cap. 9 pag. 18 mit mehrern bezeugeten; Als welche von solchen Einhörnern insonderheit geschrieben, und davon denen Curiosis accurate Abrisse mitgetheilet hätten, welches auch verursachet habe, daß solche Einhörner nicht mehr bei ihrem vormahligen hohen Preis geblieben, sondern nunmehro gemeiner und ziemliches Kauffs worden wären. Weiter wird von denen Patronis der vor gedachten Meinung nicht zugegeben, daß das gegrabene Einhorn Elephanten-Knochen, wie einige wollen, sind, aus denen Ursachen, weilen nicht [48] fundamentaliter oder gründlich könne erwiesen werden, auff was Art und zu welcher Zeit die Elephanten vormahls in Teutschland, alwo dieselben notorischer massen nicht ordentlicher Weise gefunden würden, gebracht, und daselbst, einiger Vorgeben nach, an unterschiedene Oerter nach ihrem Tode begraben worden; Denn wenn sie schon zugeben wolten, daß die Soldaten und Kauff-Leuthe, welches aber doch noch ungewiß, und lange nicht gäntzlich ausgemachet sei, die Elephanten einesmahls mit dahin geführet hätten, so käme es doch ihnen unglaublich vor, daß dieselben sich solten die Mühe und Weile genommen haben, um eines Elephantens willen ein solches grosses Loch, darinnen ein solches ungeheures von 14 bis zu 24 Werck-Schuh hohes Thier hätte können eingescharret werden, zu graben oder machen zu lassen, und zwar so tieff, daß der todte Elephante bei eilff Ellen tieff unter die Erde komme, wie dem bei Burg Tonna gefundenen vermeinten Elephanten wiederfahren sei, als welchen man eilfftehalb Ellen tieff in der Sand-Grube steckend angetoffen habe, dieserwegen hielten sie vielmehr davor, daß die Soldaten und Kauff-Leuthe viel eher ein solches Aas würden haben entweder liegen, oder da solches der Ort nicht zugegeben, als ein ander todtes Thier auff den Schind-Anger bringen, und daselbst in freier Lufft verfaulen lassen, als daß sie sich um ein solches unnöthiges und mühsames Elephanten-Begräbniß bekümmert hätten: Ob nun auch gleich andere dieses verbessern und sagen wolten, daß die Elephanten-Cörper durch die Sünd-Fluht auff allbereit gedachte Art in Teutsch-Land gebracht wären, so käme ihnen doch nicht allein unglaublich, sondern auch unmüglich vor, daß solche abscheulich schwere fleischerne Hügel oder Berge, wie von etlichen die Elephanten genennet würden, in der Sünd-Fluht über tausend und mehr Meilen Weges aus Asia und Africa, als wo sich die Elephanten mehrentheils auffhielten, solten in Teutsch-Land fortgetrieben, und nicht unter Weges geblieben sein; Denn wenn dieselben zu Zeit der Sünd-Fluht auff der Ebene ersoffen wären, so könne man leicht erachten, daß die Gewalt des Wassers solche an die vielen, so wohl innerhalb Asien und Indien, als auch zwischen hier und Teutsch-Land liegende hohe [49] Berge würde geworffen haben, weilen die Berge in der Sünd-Fluht nicht alsobald, sondern erst nach Verlauff viertzig Tagen und Nächten mit Wasser gäntzlich bedecket worden, unterdessen dieselben leicht hätten verfaulen oder von denen sich daselbst auffgehaltenen Raben und andern Fleisch-fressenden Vögeln auffgezehret werden können. Nun sei glaublich, daß, wo nicht alle, doch die meisten, so wohl zahme als wilde Elephanten auff ebenen und niedrigen Orten durch Uebereilung der Sünd-Fluht umkommen wären, weilen sich dieselbe ohne Zweifel daselbst ihrer Schwere wegen auffgehalten hätten, und auff hohe Berge zu klettern nicht vermöchten; Gesetzt auch, daß etlichen Elephanten, so nicht gleich anfänglich mit drauff gangen wären, sondern sich mit genauer Noth noch salviret hätten, die grosse Gefahr gelehret hätte, auff hohe Berge über ihr Vermögen zu steigen, und wären darauff von der nachfolgenden Wasser-Fluht ersäuffet worden, so sei doch ebenfalls zu glauben, daß dieselben auff solche Art auch nicht in Teutsch-Land kommen, sondern auff dem gedachten weiten Wege versuncken, und auff dem Grunde mit Sand, Erde oder Steinen bedecket und verschwemmet wären, sonderlich da ohndem die todten Elephanten im Wasser leicht unterzugehen pflegten, nicht allein ihrer grausamen Schwere wegen, sondern weilen sie auch nach ihrem Tode alsobald zu faulen anfiengen, und darauff wie andere faulende Cörper auff den Grund des Wassers fielen; daß aber die Elephanten das vor andern Thieren besonders hätten, daß ihr Cörper leicht faule, wollen sie daher beweisen, weilen Johann. Baptista Tavernier in seiner Reise-Beschreibung in Indien lib. 1 cap. 18 fol. 73 Teutscher Edition melde, wie er in Acht genommen habe: daß, ob wohl der Elephante bei seinem Leben eine sehr harte Haut habe, dennoch dieselbe, so bald er gestorben, dem Vogel-Leim gleich anzutreffen sei, welches man vor nichts anders, als eine gewisse Anzeigung einer anfangenden Fäulung halten könne; über dieses lauffe es ebenfalls wider die gesunde Vernunfft, wenn etliche vorgeben: daß die Elephanten in der Sünd-Fluht durch das von Abend gegen Morgen stürmende Nord-Meer nach Teutsch-Land und andere in Europa liegende benachbarte Länder gebracht wären, denn ihnen der [50] hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregten starcken Wellen contrair oder zuwider gewesen, als wodurch sie vielmehr weiter in das Land gegen Morgen und Mittag, alwo Asien und Africa liege, als gegen Mitternacht in Teutschland würden fortgetrieben sein; Massen bekannt sei: daß auf dem Wasser nichts gegen Wind und Wellen treibe, wie denn auch hieraus leicht ein jeder ersehen könne: daß dasjenige, was jetzt vorgebracht worden, so wenig als die andern vorhergehenden Meinungen bestehen mögen, und wenn schon einige weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der grossen Sünd- und See-Fluht gemeine Thiere in Teutsch-Land gewesen, und nachgehends in derselben umkommen wären, so würde es ihnen doch nichts helffen, weilen sie dadurch nur das onus probandi auff den Hals bekämen, auch dieserwegen solches erstlich glaublich machen, und wie es sich gebührete, beweisen müsten, welches denn ohne Absurditäten nicht abgehen würde. Neben dem wird auch die Meinung dererjenigen verworffen, welche das gegrabene Einhorn vor Beine von Riesen-Cörpern ausgeben, massen die Autores, so dasselbe vor ein blosses minerale erkennen, ebenmäßig sagen: daß die Verfechter solcher Meinung nicht damit auffkommen könten, und wenn es zum Beweis käme, derselbe bei weiten nicht so groß als eines von denen angegebenen Riesen-Cörpern sei, als welche, ihrer grausamen Grösse wegen, von keinem Enakim, Goliath, Og zu Basan oder andern in der Heiligen Schrifft gedachten Riesen herrühren könten, sondern vielmehr von monstris oder grossen Miß-Geburten derer Riesen müsten herkommen sein, wenn man dieselben vor rechte Riesen-Cörper halten wolte, indem der Og zuBasan nicht über acht Ellen hoch gewesen sei, welches man aus dem 5. Buch Mosis cap. 3 vers. 11 ersehen könne, indem daselbst berichtet werde, daß dessen Bett nur neun Ellen in die Länge und viere in die Breite gehabt hätte; wenn man nun eine Elle davon abziehe, weilen dasselbe nothwendig grösser, als der Riese so darinnen geschlaffen, gewesen sein müsse, so blieben acht Ellen zur Höhe des Riesens übrig, welche aber noch lange nicht an diejenige Länge käme, so die vermeinten Riesen-Cörper zu Zeiten hätten, daraus auch gewiß zu schliessen sei, daß solche keine rechte [51] sceleta von wahrhafften Riesen wären, welches man zur Gnüge erweisen könte, wenn man nicht alleine die Grösse des Kopffes aus der Geometrischen Proportion betrachtete, sondern sich auch die Rechnung von den grossen Zähnen machte, welches beides sie sich auch, um ihre Meinung zu behaupten, bedienen wolten: unerachtet nun ein Zahn von dem größten Menschen nicht viel über ein Quentlein wiege, wie Gesnerus in seiner Historia animalium davor hielte, und solches die Erfahrung bezeugete, so solte doch, damit sich der Gegen-Theil nicht zu beschweren habe, ein Zahn vor ein halb Loht gerechnet, und davon die Rechnung auff einen sechstehalb pfündigen Riesen-Zahn gemachet werden, da denn das Facit heraus käme, daß solcher Riesen-Zahn,salvo errore calculi, drei hundert und sechs und neunzigmahl grösser als der größte ordinaire Menschen-Zahn wäre; Ferner wolten sie die Höhe eines Menschen auff zehn Werck-Schuh oder fünff Ellen rechnen, da doch ordinarie die größte Person heutiges Tages nicht so hoch sei, und darauff die Rechnung ziehen, versichrende, daß die Arithmetica oder Rechen-Kunst gewißlich darthun werde, wie ein solcher vermeinter Riese ebenfalls drei hundert und sechs und neunzigmahl grösser als ein zehenschühiger Mensch müsse gewesen sein, und bei zwei hundert und sieben und vierzigmahl den Og zu Basan an der Länge übertroffen haben, dergleichen Riesen-Mensch jemahls auff der Welt und in rerum natura gewesen zu sein kein Verständiger verhoffentlich glauben undstatuiren werde. Nichts weniger wollen vorgedachteAutores diejenigen hören, welche vorgeben, daß aus denen in der Sünd-Fluht abgerissenen Spitzen und Bergen die Hölen entstanden wären; denn hätte es vor der Sünd-Fluht schon Berge gegeben, über welche das Gewässer funffzehen Ellen gegangen, wie in der Heiligen Schrifft nemlich im 1. Buch Mosis cap. 7 v. 20 zu ersehen sei, so würden auch folglich und ohne allen Zweiffel in etlichen derselben natürliche von keines Menschen Hand gemachte Hölen gewesen, und nicht erstlich darinnen nach der Sünd-Fluht geworden sein. Endlich verwundern sich dieselben, daß man die Natur vor so ohnmächtig halte, und nicht zugeben wolle, daß dieselbe an und vor sich selbst vollkömmliche Beine ohne [52] Zuthun eines Thieres formiren könne, da doch dieselbe wohl andere Sachen bilde, die mehr verwunderlich als Knochen wären, und hindere daran nicht, daß sie zu Zeiten in etlichen Stücken irre, und dieselben nicht vollkömmlich fürstelle. Dieses sind nun die Ursachen, warum einige darauf bestehen, daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere sei, und halten dieselbe gäntzlich davor, daß daraus genugsam erhelle, wie übel solches von etlichen unter die Knochen gerechnet worden, da es doch in der That und Wahrheit ein mineralisches Gewächs und solcher Stein wäre, der nur offtmahls eine euserliche Gleichheit mit denen Knochen hätte, dahero auch die heutigen Medici und Physici dasselbe unter die mineralia setzeten, wie unter andern D. Daniel Sennertus in seiner Epitome Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schrœderus in seinerPharmacopæa medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan hätten, auch daß es darunter gehöre von D. Johann. Laurent. Bauschio in seinem Schediasmate curioso de unicornu fossili mit vielen Autoribus, rationibus und exemplis erwiesen sei; wie man denn ebenfalls bei dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derselbe schon zu seiner Zeit gewust habe, daß Beine aus der Erde wüchsen, und steinerne Knochen gefunden würden, welches von nichts anders als von demunicornu fossili auff gewisse Art zu verstehen sei, ohnerachtet des Plinii Meinung dem Zacuto Lusitano libr. 1 Med. pinc. histor. 24 auch dem Garciæ ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopff gewolt, und dieserwegen von beiden vor unglaublich gehalten worden, sei es also mehr als zu gewiß, daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere, sondern von einem mineralischen Wesen herrühre, sonderlich da auch dessen Materie und genesis oder Ankunfft solches bezeuge. Wegen gedachter Materie aber haben die Autores nicht einerlei Gedancken, indem einige mit dem Libavio part. 3 singular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß solche eine bituminosische Erde oder dergleichen Erd-Asche sei. Andere hingegen vermeinen, daß man dieselbe vor nichts anders als einen verdorbenen und gleichsam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen könne und so weiter, welche doch ingesamt weit vom Ziele schiessen, und [53] diejenigen nur am allernechsten dabei kommen, welche glauben, das die materia proxima oder näheste Materie des begrabenen Einhorns eine fette und thonige Erde sei, welche zu Latein Marga, auff Deutsch aber Mergel oder Steinmarck genennet, und an vielen Orten Teutsch-Landes, sonderlich um den Hartz herum, häuffig gefunden wird, wie man denn auch nicht gar weit von der Schartzfelsischen Höle eine grosse Mergel-Grube antrifft, daraus die da herum wohnende Land-Leuthe den Mergel holen, um damit ihre Aecker und Wiesen zu düngen, weilen sie denselben an statt des Mistes brauchen, wie vielen bekannt ist. Aus solcher Mergel-Erde wird nun das gegrabene Einhorn generiret, wenn nemlich ein durch die Berg-Ritzen fliessendes unterirdisches Stein-Wasser oder steinigter Safft sich mit derselben genau vermischet, und so flüßig machet, daß sie von dar in Gestalt einer Milch oder dünnen Masse durch die Erd-Löcher in einen gewissen holen Ort, als in eine Form oder Model fliesset, in welchen solche dünne Materie nach und nach dicker, auch endlich, wenn die blosse wässerige Feuchtigkeit sich gäntzlich verzehret hat, daselbst coaguliret, und in einen Stein verwandelt wird, welches denn auch keine unmügliche Sache ist, weilen gedachtes Stein-Wasser mehrentheils aussolvirten oder auffgelöseten Steinen bestehet, und vermittelst seiner irdischen und saltzigen Theile, auch darinnen coagulirenden salinischen spiritus lapidifici leichtlich dergleichen Versteinerung verursachen kan: Was nun vor gemeldete Erd-Mutter oder Patrone vor eine Gestalt hat, das nimmet auch die darinnen coagulirte Masse an, denn ist die Mutter nach der Form eines Knochens von Menschen oder Thieren disponiret, so siehet das Kind derselben sehr ähnlich, und hat der steinerne Knoche alsdenn die eigentliche Gestalt eines natürlichen Knochens an sich; wenn aber die patrone unförmlich, so wird auch daraus nicht leichtlich ein gebildetes sondern vielmehr ungebildetes Stück herkommen. Diesem nach siehet man hieraus, welcher Gestalt die Beschaffenheit des Ortes, worinnen der von dem Stein-machenden Wassersolvirte Mergel geflossen, viel zur Formirung solcherFiguren helffe, wiewohl auch einigen, denen solches nicht genug zu sein scheinet, zugegeben wird, [54] daß dieselben zugleich ihre formam von einer durch denArchæum terræ oder den Spiritum universalem dahin gelegten idea nehmen: Es geschiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich auff einmahl, sondern allgemach, dahero auch an denen Orten, wo der Raum zu wachsen vorhanden gewesen, offtmahls solche Stücke angetroffen werden, die durch den täglichen, vielfältigen Zufluß zu einer solchen Grösse gelanget, daß auch ihnen keine Knochen von dem größten Menschen oder Thiere, so jemahls in der Welt gefunden worden, zu vergleichen sind; dahero auch diejenigen, welche das gegrabene Einhorn vor kein animale halten, zu erkennen geben, wie unbillich einige solche von der Natur gekünstelte Knochen-Bilder vor Riesen-Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Betreffend diejenigen Autores, so gleichsam Neutralisten sind, und keinem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein beifallen, sondern einen Unterschied unter denen wahrhaffligen versteinerten und denen mineralischen Riesen-Einhorns-und Elephanten-Knochen machen und das erste mit dem seeligen D. Ettmüllern in seiner mineralogia cap. 8 oper. fol. 428 ein falsches, das andere aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen, so bedienen sich dieselben des von dem seeligen Herrn D. Paulo Ammanno, wohlverdienten Praeceptore auff der Universität Leipzig, und meinem vormahligen in Botanicis Professore in der Vorrede seiner Medicinae Criticae sehr gelobten Syncretismi Medici, und lesen dasjenige aus, was in ihren Kram dienet, sie halten aber unter andern davor, daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und Augenschein nehmen müsse, ob dasselbe von diesem oder jenem Thiere wäre, denn wenn jemand ein Sceleton vor Augen käme, dessen gantze textura mechanica auff einen Elephanten ziele, und accurat auch in behöriger Proportion mit eines rechten natürlichen, von D. Moulins in Englischer Sprache, auch von Johann. Rajo in seiner Synopsi Animalium quadrupedum pag. 131 &seq. beschriebenen, Elephanten-Sceleto überein komme, so sei auch dasselbe gewiß von einem Elephanten, welches aber von etlichen, wie aus Vorhergehenden zu ersehen, nicht will angenommen werden. Nicht viel besser geht [55] es dem Kirchero, wie er in seinem mundo subterraneo libr. 8 cap. 4 den Unterschied zwischen den mineralischen und versteinerten Beinen lehren und sagen will, daß die rechten Knochen ihre inwendige hole Röhren, darinnen vormahls das Marck gesessen, behalten hätten, die mineralischen aber gar nicht hohl, sondern durch und durch gantz feste wie ein Stein wären, denn solches ebenfalls nicht perpetuae veritatis ist, und allezeit eintrifft; massen man auch zu Zeiten unter denen mineralischen Knochen etliche findet, die da hohl sind und Marck-Knochen haben, ob sie schon sonst in andern Stücken mit einem rechten animalischen Knochen nicht allerdinges übereinkommen, dahero auch solches in specie zu sagen sehr schwer fället. Hieraus kan nun ein Curiosus leicht ersehen, was man vor einen Zweispalt des gegrabenen Einhorns wegen schon vor diesem gemacht habe, und ist solcher alteDisputat vor etlichen Jahren gleichsam wieder auffgewärmet worden, als ein Sand-Gräber im Anfange desDecembris 1695 bei dem in dem Hoch-Fürstlichen Sächsischen Gothaischen Gebiethe gelegenen Dorffe Burg-Tonna einen sonderlichen Cörper gefunden; Indem das Hoch-Löbliche Collegium Medicum in Gotha denselben, vermöge eines darüber Anno 1696 den 14. Februarii verfertigten und heraus gegebenen Berichts, vor ein mineralisches Gewächs und Spiel der Natur gehalten, da hingegen im April Ann. 1696 derer von Herr Fritschen in Leipzig verlegten so genannten monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde nicht will zugegeben werden, daß solche ausgegrabene grosse Beine ein unicornu fossile proprie dictum sein, sondern es wird darinnen von dem 302. Blatt an biß zum Ende statuiret: daß solche nichts anders, als wahrhafftige versteinerte Beine von einem Elephanten wären, und haben beide Theile an gedachten Orten allerhand argumenta zu Defendirung ihrer Meinung vorgebracht. Ob ich nun schon mich in solchen curieusen Schrifft-Streit zu mischen nicht gesinnet bin, und einem jeden leicht gönne, daß er, wie man zu sagen pfleget, auff seinen fünff Augen bleibe dennoch, wenn ich meine Meinung hievon sagen solte und müste, wie offt von guten Freunden, denen etwas von dem Tonnischen unicornu fossili zu Händen[56] kommen, begehret worden, so wolte ich es mit dem wohl gedachten Collegio Medico halten: als dessenrationes mir viel wichtiger als des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen, salva tamen illius autoritate, vorkommen, wie man auch aus Vorhergehendem leicht ersehen wird, und ich über dieses noch im Zweiffel stehe, ob dasselbe, was in vor besagten Unterredungen vor ein versteinertes Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden, würcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter röhtlicher der terrae sigillatae ähnlicher bolus gewesen sei, welcher durch einen lusum naturae in solche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet wird, was solches Marck vor einen Geruch und Geschmack gehabt habe. Aus vor gemeldeten Ursachen halte ich gäntzlich davor, daß dasjenige, so unter dem Nahmen eines Hartzischen gegrabenen Einhorns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale sei, massen ich dasselbe in grosser Menge, sonderlich bei meinem seeligen Vater, unter Händen, und Stück vor Stück genau beschauet gehabt, und könte ich dieserwegen solches genugsam erweisen, wenn nicht solches zu Verhütung fernerer Weitläufftigkeit unterlassen müste. Sonst haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben, indem dasselbe von ihnen bald unicornu minerale und Ebus fossile oder gegrabenes Elffenbein, bald Osteites, Ceratites, Monoceros Vulgi, Lithomarga alba und so ferner genennet wird, nachdem dieselben solches vor diese oder jene Sache gehalten haben; die Farbe desselben ist mehrentheils weiß-grau, schwärtz- oder gelblicht, selten aber alleine natürlicher Weise gantz und gar weiß, und rühret der Unterscheid von der Beschaffenheit des Mergels und Stein-machenden Wassers, als woraus das gegrabene Einhorn bestehet, her; denn wenn dieselben reine, und mit keiner unreinen irdischen Materie vermischet sind, so kan auch daraus nichts anders als ein weisses Stücke entstehen, da hingegen, wo dieimpuritates terrestres Oberhand in gedachtem Mergel und Wasser haben, dasselbe grau-schwartz- oder gelblicht werden muß, über das gläntzet etliches, als wenn es von einem Künstler wäre poliret worden, welchen Glantz Kircherus in seinem mundo subterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpeter, [57] wormit das Stein-machende Wasser impraegniret sei, zuschreibet. Wie und warum dasselbe der Figur nach von einander unterschieden sei, habe ich schon in Vorhergehenden gemeldet, und wird dasjenige, welches keine gewisse Gestalt oder Form hat, von Herr Doctor Georg Wolffgang Wedeln, weit berühmtem Professore zu Jena, wenn er bei denen demonstrationibus simplicium davon discuriret, auff Griechisch ein aporphon das andere aber, so einem ganzen Thiere oder Theile davon ähnlich siehet, ein epporphon genennet, wie ich vormahls zu Jena als ein Studiosus medicinae aus seinem Munde gehöret habe. Der Härte wegen befindet man auch einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie ein Stein so feste ist, da hingegen ein anders keine solche Härte hat, auch zu Zeiten nur so wenig als ein blosser Mergel angetroffen wird, woran das steinichte Wasser Schuld ist; denn führet solches viel von einem solvirten Gyps-oder anderm Stein bei sich, so muß nothwendig dadurch ein sehr steinichtes und hartes mineralisches Gewächs generiret werden: Ist aber solches schwach, und bestehet mehr aus wässerichen als versteinernden Theilen, so wird auch die in Stein verwandelte Materie eine solche Härte haben, als die Krafft des steinichten Wassers oder Safftes gewesen; hierbei ist dennoch zu erinnern, wie dasselbe unter der Erden schwer und mürbe sei, auch nicht an die Zunge anklebe, wenn man daran lecke; weilen es noch zu viel Feuchtigkeit bei sich hat, welche erstlich über der Erden durch die Lufft verzehret und ausgetrocknet werden muß, so bald solches aber trucken worden, wird es nicht allein leichter und härter, sondern fället sehr scharff an die Zuge an, wenn jemand dieselbe darmit berühret, indem dasselbe seiner sehr trucknen Substantz wegen den an der Zunge klebenden Speichel, und mit demselben zugleich die Zunge, wie ein truckener Mergel und dergleichen, an sich ziehet. Einen sonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemeiniglich nicht, doch trifft man zu Zeiten einiges an, so ziemlich lieblich nach Quitten und andern Sachen riechet, und ist zu glauben, daß dasselbe solchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden bitumine bekommen habe, indem das steinichte Wasser in der Erde [58] eine solche bituminosische Ader angetroffen, davon etwas auffgelöset, und nach der Materie des gegrabenen Einhorns geführet hat. Ebenfalls hat dasselbe auch keinen mercklichen Geschmack nicht, und wird man bei demselben leichtlich keinen andern Geschmack, als an einer Kreide ist, antreffen. Zur Artznei wird das weisse vor das beste gehalten, und am meisten gesuchet, welches aber auch rar und nicht so gemein als das andere ist; derowegen sich etliche sehr bemühen, durch Kunst auff gewisse Art dem grauen, schwartz und gelblichten eine weisse Farbe zuwege zu bringen, da es doch die weisse nicht alleine thut, dieweil solches zugleich inwendig ein Marck haben, und mürbe oder löchericht wie ein Bimstein sein muß, sonst dasselbe nicht besser als vor gedachtes ist; denn dasjenige, so nicht lucker und zart, sondern durch und durch feste als wie ein Stein ist, mit dem vorigen an Kräfften lange nicht überein kömmet, wie Boetius à Boodt de lap. & gemm. cap. 243 nicht ohne Ursache davor hält, weilen selbiges der Festigkeit wegen bei denen Krancken die schädlichen verdorbenen Feuchtigkeiten nicht so leicht als das andere absorbiren oder annehmen kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut, wenn er, um das gerechte von dem ungerechten zu unterscheiden, das gegrabene Einhorn in ein Geschirr mit Wasser leget, und dasjenige alsdenn vor gut hält, welches darinnen viele Bläsgen über sich wirfft, ob er schon die Ursach nicht weis, warum solches das beste sei, und woher solche Bläsgen entstehen; massen die Probe eine gewisse Anzeigung giebet, daß dasselbe mürbe sein müsse, denn weilen ein luckerichtes mehr pori oder Löcherchen als ein festes hat, so muß auch darinnen folglich mehr Lufft, als in dem andern enthalten, sein; ist nun also mehr Lufft in demselben vorhanden, so kan es auch nicht anders sein, als daß solches desto mehr Bläsgen verursache, denn dieselben von der Lufft herkommen, und nichts anders als eine von dem Wasser aus gedachten poris getriebene Lufft sind; je mürber also das gegrabene Einhorn ist, je mehr Bläsgen es über sich stösset, dahero auch die gemeinen Leuthe nicht irren, wenn sie dasjenige vor das beste halten, welches die meisten Bläsgen von sich giebet, hingegen aber dasselbe verwerffen, welches dergleichen gar nicht [59] thut, und damit zu erkennen giebet, daß es so sehr feste sei, daß auch dieserwegen sich keine Lufft darinnen auffhalten, und solche Bläsgen zuwege bringen könne. Ob nun schon also vor gedachter massen das weisse und zugleich mürbe unicornu minerale seiner Reinigkeit wegen den Vorzug vor andern hat, so ist doch deswegen das graue, schwärtz- und gelblichte nicht zu verwerffen, wenn es nur mürbe und nicht allzufeste ist. Was die Würckung anbetrifft, so ist vor diesem, da es noch rar gewesen, aus Neugierigkeit ein grosses Wesen davon gemacht worden, nunmehr aber, da es gemein und häuffig zu haben, hat dasselbe Credit auch ziemlich verlohren, ausser dem, daß der gemeine Mann demselben, biß hieher unerhörte Kräffte zuschreibet aus dem einmahl gefaßten Wahn, daß es ein wahrhafftiges Einhorn sei. Ohnerachtet aber es also sich nicht mehr in seinen vorigenÆstim befindet, so ist es doch ein gutes Medicament, welches das Seinige in gewissen Fällen thut, wenn es nicht ohne Verstand, von Idioten und Pfuschern, gebrauchet wird; denn der Gebrauch desselben unterschieden und nicht einerlei ist, sondern, nachdem es an einem Ort gefunden wird, auch solches an sich selbst entweder hart oder weich ist, darnach bekömmet dasselbe auch insgemein seine Kräffte, derohalben Boetius à Boodt am vor angeführten Orte saget, wie das harte keine andere als ausdrucknende Krafft habe, da hingegen das mürbe die größten virtutes besitze. Aus diesen und allbereit gemeldeten Ursachen wird das harte mehr äusserlich als innerlich gebrauchet, das weisse aber hat seinen Nutzen so wohl äusserlich als innerlich; ob es schon gemeiniglich nur zum innerlichen Gebrauch gegeben und verordnet wird, und kömmet in der Würckung mit der terra sigillata überein, weil es auch absorbiret, adstringiret und den Schweiß treibet: dieserwegen ist dasselbe in denen Bauch- und Blut-Flüssen dienlich, wenn selbe nicht von einem motu naturae, und nicht moxnur, wie einesmahls ein ungelehrter Pfuscher gesaget, herrühren; in gifftigen ansteckenden Kranckheiten wird es ebenfalls gebrauchet, und lobet Franciscus Joël in seiner Practic. Tom. 5 l.c. das Hartzische als ein vortreffliches Schweis- und Gifft-treibendes Mittel sehr, wie denn auch dieserwegen das unicornu fossile mit unter [60] das Bezoardische Pulver des seeligen Herrn D. Ludovici kommet, welches derselbe in seiner Pharmacia moderno seculo applicanda dissert. 1 p.m. 121 beschreibet, und guten Effect thut, wenn es gebührend adhibiret wird, und keine sonderbahre symptomatische Verstopffung des Leibes vorhanden sind, als welche sonst dadurch ob virtutem adstringendi vermehret werden. Aeusserlich dienet dasselbe in intertrigine oder den Fratt sein derer Kinder und erwachsenen Personen, wenn es pulverisiret und eingestreuet wird, auch kan man das subtil praeparirte zu denen flüßigen Trieff-Augen auff unterschiedene Weise gebrauchen. Letzlich vermahnet der seelige Herr Doctor Hoffmann in seinem clave Schroederiana lib. 3 cap. 8 & 179 p. 190: daß man das gegrabene Einhorn vorhero an Hunden oder andern Thieren probiren solle, ehe man dasselbe einem Menschen eingebe, weil es offte was Gifftiges bei sich führe, nachdem solches an Oertern sich befinde: welche cautela zwar nicht zu verachten, doch aber bei dem Hartzischen unnöthig zu sein scheinet; weilen dasselbe von langer Zeit an ohne solche Probe mit Nutz gebrauchet, und niemahls daran eine gifftige Eigenschafft verspüret worden, welches alles ich denjenigen Curiosis, so von der Beschaffenheit des gedachten Einhorus nichts oder wenig wissen, zu Gefallen in möglichster Kürtze habe berichten wollen, und kan derjenige Gelehrte, der mehr Nachricht hievon verlanget, solches bei denen von mir angeführten und andern Autoribus nachschlagen.

3. Von der Harzeburgischen Höle
III.
Von der Harzeburgischen Höle.

Die Harzeburgische Höle hat solchen Nahmen daher bekommen, weilen man dieselbe nicht weit von der Harzburg antrifft, erinnern aber, zu Verhütung einiger Confusion, gleich Anfangs hierbei, daß hierdurch nicht das alte verfallene Schloß Hartzburg verstanden werde, so ohngefehr eine gute Teutsche Meile von hier in der Grafschafft Hohnstein nicht weit vom Closter Ilefeld im Vor- und Unter-Hartz lieget, und nunmehro eine Herberge vieler [61] Schlangen ist, die sich häuffig da herum auffhalten, und daselbst von denen Schlangen-Fängern gefangen werden, bei welchen es auch vor Zeiten sehr grosse abscheuliche Hasel-Würmer gegeben hat, massen von dem Ekstormio in seiner Lateinischen Walckenriether-Chronica pag. 290 wie auch von dem Zeillero in seinen Episteln part. 1centur. 3 epist. 91 pag. 860 aus der Braunschweigischen Chronic annotiret oder auffgezeichnet worden: daß einesmahls nahe bei derselben zwei Holtz-Hauer, aus dem Hohnsteinischen Dorffe Sachswerffen bürtig und die Schönemänner genannt, einen solchen Hasel-Wurm getödtet hätten, so zwölff Werck-Schuh lang, und am Maule wie ein Hecht gestaltet gewesen sei, gedachtes Schloß ist es nun also nicht; indem dabei keine merckwürdige Höle sich befindet, sondern es ist das andere weiter von hier auff dem Unter-Hartz gegen dem Blocks-Berg und Ober-Hartz gelegene vormahls sehr feste nachgehends aber ruinirte Schloß Hartzeburg, von welchen man bei denen Historicis unterschiedenes findet, wie denn M. Cyriacus Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronica cap. 185 fol. 190 gedencket: daß Käyser Heinrich der Vierdte dieses Nahmes von Goslar, da er seine Hoffhaltung gehabt, auff selbiges Schloß und Festung geflohen sei, als er von denen Sachsen verfolget worden. Gemeldete Höle ist nun sehr tieff und lang, wie sie denn ebenfalls keinen Mangel an vielen Irr-Gängen hat, und dieserwegen ziemlich mit der Schartzfelsischen Höle kan verglichen werden, als mit welcher sie ausser diesen in vielen Stücken überein kömmet, dahero auch dieselbe von denenjenigen, so nahe darbei wohnen, den Nahmen derer Zwerg-Löcher bekommen hat. Das gegrabene Einhorn ist so wohl in dieser als der Baumans- und Schartzfelsischen Höle anzutreffen, und darinnen schon vor diesem gefunden worden, wie denn auch Joh. Dan. Horstius in seinen Observ. Anatom. dec. pag. 10 gedencket: daß er in derselben habe ausgraben sehen Knochen, Zähne und viele Kinn-Backen, so ausgesehen als wenn dieselben von Bären, Löwen, Menschen und andern Thieren herkommen wären, derowegen er viele davon in seinem Musaeo auffbehalten hätte, unter welchen sich eine Hirn-Schale befinde, welche mit [62] denen suturis sonderlich unterschieden sei; Merckwürdig aber ist es von dem aus dieser Höle gegrabenen Einhorn, daß man zu Zeiten Stücke finde, die sehr hart sind, und dabei einen nicht unangenehmen Geruch haben, dergleichen in denen andern vor gedachten Hölen nicht leicht angetroffen werden; wovon aber solche Härte mit dem Geruch herrühre, ist dem curieusen Leser schon von mir in der Beschreibung der Schartzfelsischen Höle eröffnet worden. Ingleichen findet sich auch häuffig in dieser Höle der Tropff- oder Trauff-Stein, und wird von etlichen der Orten Gallizen-Stein genennet; Dieser Stein hat den Nahmen von Tropffen oder Trauffen bekommen, weilen derselbe von denen Tropffen Tropff- oder Trauff-Wassers entstanden, und nicht anders als ein in Stein verwandeltes Tropff-Wasser ist. Es solte zwar manchen, die solches nicht gesehen, und keine Wissenschafft von dergleichen natürlichen Dingen haben, wohl blosser Dinges unmüglich und unglaublich vorkommen, daß das Wasser zu Stein werde, allein die Wahrheit ist am Tage, und wird durch die Erfahrung so wohl in dieser Höle als auch in denen vorher beschriebenen und andern Klüfften genugsam und überflüßig bezeuget, auch von der Vernunfft erwiesen; massen das durch die Erde und Stein-Felsen von oben herab hin und wieder in die Höle sich dringende Tropff-Wasser mit einem Stein-machenden Safft vermischet ist, welcher erstlich oben an der Decke der Höle nach und nach, entweder vor sich selbst einer von GOtt eingepflantzten Natur nach, oder vermöge eines Spiritus lapidificantis, dessen ich unter vorher gehendem Titel gedacht, in steinerne Zapffen erhärtet, nicht anders als wie zu Winters-Zeit die Wasser-Tropffen an denen Dächern in Eis-Zapffen verwandelt werden; dasjenige Tropff-Wasser aber, was in der Höhe nicht zum Steine worden, fället entweder von denen Stein-Zapffen Tropffen-Weise zu Boden nieder, oder fliesset an denen Seiten der Höle herunter, und wird auch daselbst zu einem weissen glatten und ziemlich harten Stein, welcher alsdenn auf solche Art von Jahren zu Jahren sehr dick auf einander wächset. Vor gemeldete Stein-Zapffen werden nun nicht in einerlei Gestalt gefunden, denn etliche sind dünne und weiß, hingegen [63] andere wie ein starcker Finger und mehr dicke, auch von Farbe grau- oder schwärtzlicht, und ist curieus zu sehen, daß diese durch und durch hart und nicht ausgehölet sind, die meisten aber unter denen weissen sich wie ein tubulus oder Röhrlein hohl befinden, deren Höle auch nach und nach von dem steinichten Tropff-Wasser angefüllet wird, worüber sich etliche Curiosi, denen ich solches gezeiget, ziemlich verwundert haben; die Ursach aber der Farbe dieser grau- und schwärtzlichen Tropff-Steins-Zapffen ist eine unreine irdische Materie, welche sich an etlichen Orten in der Erde mit dem Tropff-Wasser genau vereiniget, und dasselbe trübe machet; ist nun solches nicht gar zu sehr unrein, so verursachet es nur dem Tropff-Stein eine graue Farbe, da hingegen, wenn viel von solcher Unreinigkeit darinnen verhanden ist, derselbe auch eine schwärtzlichte Farbe davon bekömmet, und dieses mehr oder weniger, nachdem das Tropff-Wasser viel oder wenig Unflaht bei sich gehabt; Ebenfalls rühret es auch von der gedachten unreinen Materie her, daß diese Tropff-Steins-Zapffen nicht hohl, sondern gantz und gar steinern sind, weilen dieselbe nicht allein das Tropff-Wasser so dicke machet, daß daraus, wie sonst geschiehet, keine rechte Röhrlein von der Natur können formiret oder gebildet werden, sondern auch diejenigen, so ohngefehr daraus entstanden und gerathen sind, also bald verstopffet und ausfüllet; hieraus kan man nun leicht schliessen, daß sich das Gegen-Theil bei denen weissen Tropff-Steins-Zapffen befinde, nemlich daß solche von einem klaren und reinen Tropff-Wasser herrühren, und deswegen auch länger hohl als vorige bleiben, weilen gedachtes Wasser nicht so viel von einem Stein-machenden oder allbereit-steinichten Wesen bei sich führet, daß die Röhrlein davon von Stund an voll gemachet werden könten, zumahl da die steinichte Materie ihrer Flüßigkeit wegen sich in denen tubulis nicht lange auffhält, und darinnen auff einmahl ansetzet, sondern bald zu Boden fällt, und daselbst zu einem Stein wird, wie allbereit gedacht worden. Es möchte aber etlichen wunderlich vorkommen, wenn ich vermelde, daß derjenige Tropff-Stein, so von denen Tropffen derer Stein-Zapffen herrühret, und unter denenselben angetroffen wird, weiß sei, da er doch vielmehr [64] grau oder anderer Farbe sein müste, weilen die Zapffen, wie vor gedacht, nicht alle weiß, sondern auch grau oder schwärtzlicht wären; Allein ich antworte darauff denenjenigen, so keinen Bescheid hierum wissen, daß die grau und schwärtzlichten Tropff-Stein-Zapfen dem gemeldeten weissen Tropff-Stein so wenig schaden, als es der Milch an ihrer Weisse hindere, daß sie von einem schwartzen Thier herkommen sei, weilen solche Zapfen ihren Gedancken nach kein unsauberes, sondern eben so wohl als die weissen, ein reines Tropff-Wasser von sich geben, indem die garstige und unreine Materie in denselben bleibet, und das Wasser dadurch gleichsam filtriret oder gereiniget wird. Was die Kräffte derer vor gedachten Tropff-Steine anbetrifft, so ist zu gedencken, daß dieselben weder in der Medicin noch Chirurgie biß dato usual oder gebräuchlich sind, ob schon solche einige Chirurgi vor eine geheime Brannt-Leschung in denen geschossenen Wunden halten, wenn nemlich dieselben klein gepülvert, in warmer Milch geweichet, und nachgehends zwei- oder dreimal auffgeleget würden, da dasselbe zwar etwas beisse, aber doch bald wieder auffhöre, worzu ich aber nichts sagen kan, weilen ich solches nicht probiret habe, auch nicht zu wissen verlange, weilen mir bessere Mittel bekannt sind, die ich in meiner Praxi, sonderlich vormahls in Ungarn, als des damahligen Chur-Fürstlichen Sächsischen General-Staabs-Feld- und Leib-Medicus vor bewähret gefunden habe, darauff ich mich auch sicher verlassen kan, wenn ein solcher Fall vorkommen solte, da zugleich bei denen geschossenen Wunden ein von dem Büchsen-Pulver und denen so wohl hiervon als durch die hefftige Bewegung erhitzten Kugeln verursachter Brannt wäre, welches aber doch selten und nicht eher geschiehet, als wenn der Verletzende sehr nahe mit dem abgeschossenen Gewehr bei dem Verwundeten gestanden hat, wie die Erfahrung, und mit derselben unter andern Horstius in Observat. libr. 1 de cas. Chirurg. ingleichen D. Ettmüller in Chirurg. Medic. oper. fol. 675 bezeuget. Nechst dem wird das Pulver solches Steines von etlichen, so nahe um solche Hölen wohnen, darinnen der Tropff-Stein gefunden wird, zu denen Wunden und Geschwüren des Viehes, als ein heilsames Mittel gerühmet, wofern [65] davon etwas in dieselben gestreuet würde, dieserwegen loben und brauchen sie sonderlich dasselbe auch auf gedachte Art in denen Wunden derer Pferde, so von denen übel gemachten Sätteln oder von ungeschickten Reutern wund gedrucket worden, welches alles ich an seinen Ort gestellet sein lasse, und davor halte, daß wenn dasselbe dasjenige, was ihm zugeeignet wird, in der That præstire, solches seiner ausdrucknenden Krafft zuzuschreiben sei, vermöge derselben die scharffen Feuchtigkeiten in denen Geschwüren und Wunden absorbiret, und also trucken gemacht und gereiniget werden, zumahl da solcher Stein ein alcali bei sich hat, welches die in denen Geschwüren vorhandene Schärffe und Säure temperiret, und ihnen ihr schädliches Wesen benimmet.

4. Von der Ufftrungischen Höle, die Heimkäle genannt
IV.
Von der Ufftrungischen Höle, die Heimkäle genannt.

Diese Höle findet man in der Graffschafft Stolberg gegen den Vor-Hartz, nicht weit von dem Dorffe Ufftrungen auff der mitternächtigen Seite des Berges, so an den Stolberg stösset, und die Schabeleite genennet wird: über dem Eingang derselben hänget ein hoher und stickler Steinfels, welcher manchen, so diese Höle besehen will, fürchtend machet, daß etwa ein Stein davon losbrechen, und ihm auff den Kopff fallen möchte, und dieses nicht ohne Ursach, weilen derselbe aus keinem festen, sondern nur mürben und losen Kalck-Stein bestehet, dahero die Curiosi, sonderlich so furchtsam sind, sich nicht lange unter selben auffhalten, sondern bald darunter wegmachen, und zu dem Eingange begeben, der an sich selbst geraumig und weit, aber zu lincken Hand durch die herab geschossene Steine des jetzt gedachten Felsens zum Theil verschüttet ist, auch mit der Zeit von denen nachfolgenden Steinen mehr und mehr vermuthlich verstopfet werden möchte: wenn man nun durch den Eingang gelanget ist, so hält man sich gegen Abend, und trifft als denn eine [66] grausaume Höle an, in welcher man hinunter steiget, und bald darauff zur rechten Hand derselben bei ein klares Wasser kömmet, welches, derer Führer Aussage nach, weder zu noch abnehmen, sondern bei einer Tieffe beständig verbleiben soll. Dieses Wasser machet der Länge der Höle nach, gleichsam einen See, und fallen von der Decke der Höle continuirlich Wasser-Tropffen mit einem Geräusche in dasselbe. Neben diesem unterirdischen See gehet man vorwärts über die von oben herab gefallene Steine fort, und wird also von dem Führer auff einen Platz gebracht, welcher des Orts Gelegenheit nach ziemlicher massen gleich und eben ist, alwo auch die Höle eine ziemliche Höhe hat, und die Decke derselben bei einer Flamme einer Fackel anzusehen ist, als wenn dieselbe mit einer dunckel-rothen Farbe wäre angestrichen worden. Ferner steiget man von diesem Platz durch ebene und unebene Oerter über sich nach dem Ort, wo vormahls der Ausgang der Höle in den Ober-Theil des Berges, darinnen dieselbe lieget, gewesen, nunmehro aber mit Steinen gantz und gar zugefallen ist; derowegen auch der Rück-Weg wieder durch eben die Oerter, wodurch man biß dahin kommen, muß genommen werden; wenn nun solches verrichtet, so zeiget der Führer denen Curiosis die bei dem Eingange zur Rechten gegen Mitternacht gelegene Höle, so aber gegen die vorige klein, und auff dem Boden voller Wasser ist. Diese Heimkäle wird öffters von curieusen Personen besuchet, und ist ebenfalls der Tropff-Stein darinnen, wie in vorgedachten Hölen zu finden, ja ich vermeine auch, daß man daselbst das gegrabene Einhorn vielleicht antreffen würde, wenn man fleißig nachsuchen, und darnach graben liesse, besorge aber gleich darbei, daß nunmehro, da solches keine Rarität mehr, und anderswo häuffig um einen wohlfeilen Preis zu haben ist, niemand dergleichen Mühe auff sich nehmen wird.

5. Von zweien Questenbergischen Hölen
[67] V.
Von zweien Questenbergischen Hölen, das grosse und kleine kalte Loch oder Eis-Loch genannt.

In dem benachbarten Hoch-Gräfflichen Stolbergischen gegen dem Vor- oder Vorder-Hartze gelegenen Ambte Questenberg lieget in einem Thale zwischen zweien Bergen ein Dorff, so ebenfalls wie das Amt Questenberg heisset; Unter vor besagten Bergen nun befindet sich einer, so ein Kalck-Berg, und an der Seite, da er nach dem Dorffe zugehet, sehr hoch und stickel ist, welchen die Einwohner gemeldeten Dorffes den Wasser-Berg nennen, und derjenige ist, so von denen Curiosis gesuchet wird, massen man daselbst auff der Sommer-Halbe, oder der mittägigen Seite, da der Weg nach Wickerode zugehet, gleich unter dem Dorffe einen Riß oder Loch antrifft, so etliche Klaffter tieff ist, in welchem zu Sommers-Zeit, auch in denen allerheissesten Tagen, eine solche hefftige Kälte verspüret wird, daß die Tropffen des in dieselbe fliessenden Wassers, als wie im Winter an denen Dächern geschiehet, zu Eis-Zapffen gefrieren, und bald vorne im Eingange herab hangen, daß es also scheinet, als wenn die Natur allhier gleichsam einen immer-währenden Winter im Sommer machen wolle, wie denn auch die Kälte daselbst so empfindlich, daß, wenn einer so vorwitzig ist, und die Nase hinein stecket, solcher dieselbe bald wieder, der grausamen Kälte wegen, zurück ziehet. Dieser sehr kalte Ort wird das kleine kalte Loch oder das Eis-Loch genennet, zum Unterschied des berühmten grossen kalten Loches, als welches weiter in den Berg hinein lieget, und an sich selbst nichts anders, als eine aus einem Kalck-Stein-Felsen bestehende geraume und nicht sehr tieffe Liecht-helle Höle ist, darinnen im Sommer eine Wunderwürdige Kälte angetroffen wird. Wenn ein curieuser Herr nicht weit von dieser kalten Höle ein Schloß oder andere [68] Lust-Wohnung auffbauen liesse, so könten die Gemächer derselben im warmen Sommer, wenn grosse Hitze vorhanden, durch die in gedachter Höle befindliche und vermöge etlicher Röhren dahin gebrachten kalten Lufft kühl gemachet werden, auff die Art, als solches in Italien oder Welsch-Land an einem gewissen Ort geschiehet; massen Megiserus in seinem Paradiso deliciarum, oder Beschreibung Venedig lib. 1 cap. 24 wie auch der Autor deliciarum Italiæ p.m. 282 gedencket: daß nicht gar weit von Vicenza, wenig ausser dem Wege nach Padoa, eine gar grosse Höle oder Loch in einem Berglein mit Menschen-Hand gegraben und gemacht sei, darinnen sich das Volck aus denen umliegenden Flecken zu Krieges-Zeiten verstecket und auffgehalten habe, und la grotta di Vicenza oder il Cubalo genennet werde: Hierbei nahend sei eines Vicenzinischen Edelmanns Hoff, darinnen eine lustige Æolia oder Wind-Kunst zu sehen sei, dadurch die Winde in Sommers-Zeiten könten regieret, und entweder hefftiger oder schwächer gemachet werden, wie man es begehrete, wie denn auch dieserwegen über die Thür des gemeldeten Hoffes folgender Vers des Virgilii geschrieben sei, nemlich:

Æolus hic clauso ventorum carcere regnat.

Ebenfalls sei ein viereckigter Stein dabei eingemauret, daran eingehauen stünde: daß Ao. 1560 Franciscus Tridenteus im 22zigsten Jahre seines Alters in diesen Hoff, und zwar in alle Zimmer, die kalte Lufft aus vor gedachter Höle durch ein neues und wunderbahres Kunst-Stücke gebracht habe, und solcher Curiosität wegen der Hoff wohl unter die Königlichen Zierden und Lust-Häuser könne gerechnet werden. Gleicher Gestalt vermeinen einige, daß man aus dem grossen kalten Loche einen viel bessern und kühlern Berg-Keller machen könne, als in dem Ertz-Bisthum Saltzburg zu Kaltenhausen angetroffen, und daraus von etlichen, derer darinnen vorhandenen und zu Sommers-Zeit sehr angenehmen kühlen Weine wegen, ein groß Wesen gemachet wird, ob aber der Wein und ander Geträncke darinnen gut thun würde, wolte ich fast zweifeln, weilen es vor dieselbe des Sommers zu kalt, des Winters aber zu warm sein dürffte; massen von diesem kalten Loche merckwürdig ist, daß, je heisser die Sonne im Sommer scheinet, je härter es darinnen frieret, und kalt [69] ist, auch soll es, wie etliche berichten, zu Zeiten sich begeben, daß es daselbst recht schneie, indem die in der Höle vorhandenen feuchten Dünste, ihrer Meinung nach, durch die Kälte in Schnee verwandelt würden, hingegen je härter und schärffer es im Winter gefreuret, je heisser es in der Höle ist, daß auch davon aus derselben ein starcker Broden oder Dampff, wie zu Winters-Zeit aus einer starck gehitzten Bad-Stube, gehet, über welches Natur-Wunder ein Curiosus sich billich höchlich verwundern muß, sonderlich da die Höle wie ein halb abgebrochener oder offen stehender Keller aussiehet, auch recht gegen Süden oder Mittag offen stehet, und doch dessen ohngeachtet weder von den denen heissen Sonnen-Strahlen im Sommer erwärmet, noch im Winter von denen kalten Winden und Lüfften erkältet wird.

6. Von der Questenbergischen Höle, das Häckers-Loch genannt
VI.
Von der Questenbergischen Höle, das Häckers-Loch genannt.

Weilen ich unter dem vorigen Titel eines berühmten durch Menschen-Hand verfertigten, Berg-Kellers gedacht habe, so will auch allhier dem curieusen Leser von einem, allein durch die Natur gemachten, Berg-Keller Bericht ertheilen: Es ist aber derselbe eine Höle, so ebenfalls im gedachten Wasser-Berg bei dem Ober-Theil des gemeldeten Dorffes Questenberg, hinter einem Hause eines Einwohners, lieget; wenn man nun zu dem Eingange dieser Höle kömmet, muß man auff einer Leiter hinab steigen zu einem ziemlichen hohen und weiten Gewölbe, so von demjenigen, der nechst daran wohnet, an Statt eines Kellers gebrauchet wird. Von hier steiget man weiter, durch Hülffe einer Leiter, hinunter in eine dunckele, grosse und weit unter dem Felsen hingehende Höle, worinnen ein sehr hartes, stilles und so tieffes Wasser sich befindet, daß man sich darüber verwundern muß, und manchem davon ein Grausen entstehet: Dieses Wasser dienet nun dem gemeldeten Inhaber der Höle an Statt eines Brunnen, daß also mancher geitzige und ungewissenhaffte [70] Bier- oder Breyhan-Schencke eine solche schöne Gelegenheit wünschen möchte, um das Wasser mit dem Biere oder Breyhan so wohl ohne Gesang und Klang als auch mit demselben, wie mir eine lächerliche Historie bekannt, bequem vermischen zu können; ausser vorigen aber ist sonst allhier nichts mehr zu sehen, als daß man darinnen eine Art Tropff-Steine antrifft, so gantz kraus wie eine Wolle ist.

7. Von der in der Gegend bei Ufftrungen vorhandenen Höle, das Diebes-Loch genannt
VII.
Von der in der Gegend bei Ufftrungen vorhandenen Höle, das Diebes-Loch genannt.

Es stösset in der Graffschafft Stolberg ein Wald an den nicht weit von Ufftrungen gelegenen so genannten See-Berg, und wird der Arns-Wald geheissen, darinnen ist die vielfältige Höle, welche man insgemein das Diebes-Loch nennet, weilen, dem Bericht nach, sich vormahls eine zusammenrottirte Diebes-Gesellschafft sich heimlich darinnen soll auffgehalten haben. Diese Höle ist sehr dunckel, und richtet man darinnen ohne brennende Fackeln und Lichter nichts aus, wie auch mehrentheils in andern geschiehet. Der Eingang zu derselben ist sehr enge, und so niedrig, daß man nicht anders, als durch Kriechen, in die Höle gelangen kan; ist man nun also hinunter in die erste Höle kommen, so steiget man aus derselben in die andere hinab, und so weiter, weilen der Hölen viel nach einander sind; man wird aber nicht in alle geführet, sonderlich in die äuserste, darein man, derer Führer Bericht nach, nicht, ohne die größte Gefahr Leibes und Lebens, kommen kan, weilen man gleich hinter dem Eigange über ein grausam tieffes Loch springen müsse: Ingleichen wird von ihnen und andern Leuthen vermeldet, daß es in dieser letzten Höle nicht allein wie in der Baumans-Höle ein kleines Bächlein gebe, darinnen Gold-Körner unter dem Sande gefunden würden, sondern man treffe auch darinnen solche reiche Ertze an, daß [71] davon etliche sowohl in denen nahe dabei gelegenen als auch weit entfernten Oertern wohnende Personen heimlich reich worden wären, es hätten aber dieselben die Löcher und Gänge zu denen gedachten Ertzen so genau und künstlich versetzet oder verstopffet, daß niemand anders dieselben finden könne als sie selber, weilen andere die Merck-Zeichen nicht wüsten und verstünden, die sie dieser Gänge wegen gemachet hätten. Sonst werden auch in dieser Höle unterschiedene Menschen-Hirn-Schädel angetroffen, welche mit Fleiß nach einander geleget sind, fraget man nun die Führer um die Ursache, so geben dieselben zur Antwort: daß insgemein davor gehalten werde, wie solches von denenjenigen geschehen sei, so gemeldete Ertze daraus holeten, um dadurch andere, die auch Ertz daselbst suchen wolten, abzuschrecken und glaubend zu machen, daß sich in der Höle Mörder auffhielten, und solche Hirn-Schalen von denen Menschen wären, die von ihnen ermordet worden, welche Muhtmassung mit vor gedachter Erzehlung man dahin gestellet sein lässet.

8. Von der im Ambt Stiege gelegenen Höle, des Berges Hegers-Horst genannt
VIII.
Von der im Ambt Stiege gelegenen Höle, des Berges Hegers-Horst genannt.

Es lieget auff dem Unter-Hartz in dem, vor Alters Gräfflichen Reinsteinischen, nunmehro aber Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Wolffenbüttelischen Ambte Stiege, nicht weit von denen Gräntzen des Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Ambtes Hohenstein ein Berg, welcher der Hegers-Horst genennet wird, in diesem findet sich am Fuß oder zu unterst desselben eine dreifache Höle, die keinen eigentlichen Nahmen hat. Der Eingang zu derselben ist nicht gar zu weit, derohalben man auch auffrecht nicht in dieselbe kommen kan, sondern es muß allhier, wie auch bei vielen andern Hölen geschiehet, gekrochen sein, wenn man anders hinein gelangen und solche beschauen will. Ist man nun also in dieselbe kommen, so trifft man vorwärts drei Hölen hinter einander an, welche nicht sehr [72] hoch, auch nicht breit und lang sind; in diesen Hölen findet man hell-gläntzende, durchsichtige grosse und kleine Steine, welche auff der Seiten, da sie an denen Steinen der Höle ansitzen, breit, auff der andern Halbe aber sechs-eckicht, und offtmahls so spitzig sind, daß sie auch das Glas wie ein Demand schneiden, und derowegen von etlichen falsche Diamanten genennet werden, dergleichen man auch auff und an dem Hartz mit und ohne Ertz mehr haben, und insonderheit bei Stoberg in dem Ur-Berge, in dem Blocks-Berge an dem Ort zum schwartzen Ochsen genannt, und denen meisten Berg-Wercken des Hartz-Waldes antreffen kan, und nichts anders als eine besondere Art des Cristalles ist. Alhier wird auch offtmahls zwischen denen Stein-Ritzen eine Art Erde gefunden, darunter etwas ist, das wie Gold gläntzet, und von denen gemeinen Leuthen vor ein wahrhafftiges Gold gehalten wird, weilen sie sich gäntzlich einbilden, daß in dieser Höle heimliche Gänge vorhanden, die sehr reich von Golde wären; Allein es heisset hier nach dem gemeinen Sprich-Wort: Es ist nicht alles Gold, was da gläntzet; massen ich eines mahls aus Curiosität solche Erde mit grosser Mühe geschlemmet, und das Geschlemmete durch ein microscopium oder künstliches Vergrösserungs-Glas betrachtet habe, um zu erforschen, was doch die gläntzende Materie eigentlich sein möge, da denn auff solche Art befunden, daß es kein Metal, sondern ein schöner Gold-gelber Sand sei, so ausgesehen, als wenn es ein hoch-gelb-gefärbter lapis specularis oder der hiesiges Ortes so genannte Glinzerspatt wäre, der offtmahls in dem dunckel-grauen Alabaster-Stein gefunden wird; als ich nun dem microscopio nicht allein trauen wollen, ist von mir endlich der Probier-Ofen zu Hülffe genommen worden, aber dessen ohngeachtet habe ich weder Gold noch etwas von einem andern Metall daraus bekommen. So ist mir es vormals mit solcher Erde gegangen, solten aber andere, die sich rühmen, daß sie aus Koht das Gold Klumpen-Weise machen könten, mit dieser Erde glücklicher, als ich, gewesen sein, so will ich ihnen dasselbe wohl gönnen.

9. Von denen Hölen oder Zwerg-Löchern bei Walckenried
[73] IX.
Von denen Hölen oder Zwerg-Löchern bei Walckenried.

Bei dem zwei Meile Weges von hier am untern Vor-Hartz gelegenen Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Wolffenbüttelischen Stifft Walckenried giebet es grosse Kalck-Berge, die, wie solcher Berge Art ist, fast gäntzlich hohl sind, und von denen derer Orten Wohnenden die Zwerg-Löcher genennet werden, wovon ich aber ausser diesem nichts Sonderliches berichten kan, weilen nunmehro entweder derselben Ein-und Ausgänge von den herab gefallenen Steinen so verstopffet worden, daß man darein nicht mehr gelangen mag, oder es sind dieselben an sich selbst ein-und zu Hauffe gefallen, wie man an etlichen Orten siehet und wahrnimmet, daß die Natur dieselben inwendig so glatt gemachet habe, als wenn solches mit Gyps durch Menschen-Hand geschehen sei.

10. Von den Hölen oder Zwerg-Löchern zwischen Elbingerode und dem Rübelande
X.
Von den Hölen oder Zwerg-Löchern zwischen Elbingerode und dem Rübelande.

Man findet zwischen dem albereit gedachten Ambt und Stadt Elbingerode und dem Rübelande auch Hölen, welche die Zwerg-Löcher heissen, wovon ich ingleichen so wenig als von vorigen dem curieusen Leser einen vollkommenen Bericht ertheilen kan; massen die Ein- und Ausgänge derselben ebenfallsruiniret und verfallen sind, weilen ich aber im Vorhergehenden allbereit etlicher Zwerg-Löcher gedacht habe, auch unter denen Curiosis ein und andere Meinung von solchen Löchern vorhanden sind, so habe insonderheit solchen curieusen Streits wegen derselben alhier gedencken wollen, denn es halten etliche mit denen gemeinen Leuthen davor, daß vor Alters in allen denen vorbesagten Zwerg-Löchern ohnfehlbar[74] Zwerge ihre Wohnungen gehabt, wie denn auch etliche von denen jetzt gemeldten Hölen erzehlen wollen: daß sie von alten Leuthen gehöret hätten, wie vormahls Zwerge in denenselben sich auffgehalten, von welchen denen Einwohnern zu Elbingerode alle Güte erzeiget worden, denn wenn daselbst Hochzeiten vorgefallen, so wären die Eltern oder Anverwandten derer Verlobten nach solchen Hölen gegangen, und hätten von denen Zwergen meßingene und küpfferne Kessel, eherne Töpffe, zinnerne Schüssel und Teller, auch andere nöthiges Tisch- und Küchen-Geschirr verlanget, auch so bald bekommen, als sie nun ein wenig zurück gegangen, massen von denen Zwergen gleich darauf die verlangten Sachen vor den Eingang derer Hölen gesetzet worden, alsdenn diejenigen, so solches begehret, sich wieder hinzu gemachet, und dasselbe abgeholet hätten; wenn nun die Hochzeiten vorbei gewesen, habe man alles Geborgete wieder dahin gebracht, und zur Danckbarkeit etwas Speise darbei gesetzet. Andere aber wollen durchaus nicht gestehen, daß darinnen Zwerge gewohnet hätten, weilen man daran zweifele, ob es jemahls gantze Völcker oder einzelne Familien von rechten Zwergen gegeben habe und noch gebe, sondern es wären solche Hölen vormahls nichts anders als Retiraden und Schlupff-Löcher zu Krieges-Zeiten gewesen, darinnen das Volck aus denen kleinen und andern unverwahrten Städten, wie auch aus dem offenen Lande ihre Güther in Sicherheit gebracht, und sich daselbst vor dem Feinde verborgen und auffgehalten hätten; in diesen Gedancken stehet der Autor der alten Sächsischen Chronike fol. 81 und Zacharias Rivander in seiner Thüringischen Chronica, wie auch M. Cyriacus Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronica cap. 115 fol. 104 & seq. ingleichen Herr Valvasor in der Beschreibung Crain Tom. 3 libr. & cap. 10 fol. 195 als welche vermeinen, daß solches zu der Zeit geschehen sei, als der Hunnen oder Ungarn König Attila oder Ezel genannt mit seinen barbarischen und Blut-gierigen Soldaten, Beyern, Francken, Thüringen, Sachsen und den Hartz durchstreiffet und verwüstet hätte, und käme es daher, daß solche Hölen die Zwerg-Löcher genennet würden, weilen die Völcker derer vor gemeldeten Länder gegen die Hunnen [75] nichts anderes als Kinder oder Zwerge geschienen, für welchen sie sich auch dieserwegen sehr gefürchtet, und in dergleichen Löcher wie die armen Mäuslein verkrochen und verborgen hätten, zumahl da die Hunnen etliche Leute geschunden und gebraten, auch sonst auff andere Weise sehr unmenschlich und greulich mit denenselben umgangen wären. Ob nun schon bewuster massen man von allen alten Dingen nicht allezeit genugsamen Bericht geben, und die rechte Ursache aller alten Historien oder Geschichte vollkömmlich darthun kan; dennoch so halte unmasgeblich davor, daß beide Partheien auff gewisse masse recht geredet haben, und man derselben Meinung leicht vereinigen könne: Denn was die Zwerge anbetrifft, so weiß man zwar wohl, daß unter andern Strabo in seiner Geographie libr. 2 gäntzlich geleugnet habe, daß jemahls Zwerg-Völcker und Familien in der Welt wären gefunden worden: Es ist aber derselbe auff solche Meinung des wegen kommen, weilen davon die Poeten, sonderlichHomerus iliad. libr. 1 Ovidius libr. 6 Metamorph. und Juvenalis Satyr. 13 viele wunderliche und unglaubliche Sachen fabuliret oder gedichtet haben, denen auch die Historien-Schreiber getreulich nachgefolget sind, wie denn Münsterus in seiner Cosmographia von denen Zwergen schreibet, daß solche im 3. oder 5. Jahre Kinder zeugeten, im 7, 8 oder 9ten aber stürben, und mit denen Kranichen oder Störchen beständig Kriege führeten, auch ihre Nester oder Häuseleien von Leimen, Federn und Eier-Schalen erbauet hätten, auch was dergleichen Fabel-Werck mehr ist; Wodurch ebenfalls Albertus Magnus bewogen worden, nicht zu glauben, daß es vormahls rechte kleine Zwerg-Menschen gegeben habe, massen er gäntzlich davor hält, daß alle diejenigen Creaturen, welche dieAutores vor Zwerge ausgegeben hätten, nichts anders als eine Gattung Affen wären; Allein es ist auch dessen ohngeachtet denen Gelehrten zur Gnüge bekannt, daß es viel mehr Autores gebe, die das Gegen-Theilstatuiren, und gäntzlich vermeinen, daß vor Alters dergleichen Zwerg-Menschen angetroffen worden, ja es finden sich hierunter etliche, die gar davor halten, daß es noch heutiges Tages solche kleine Völcker und Familien gebe, ob dieselben schon rar wären, wovonCasper Schottus in [76] seiner Physica Curiosa part. 1lib. 3 cap. 7 § 1 pag. 421 & seq. kan gelesen werden, als welcher daselbst ausführlich von dieser Materie handelt, und nicht allein viele Autores anführet, so voriges affirmiren oder bejahen, sondern auch ihre dieserwegen habende argumenta defendiret, weilen er selber solcher Meinung beipflichtet, und davor hält, daß, wenn dasselbe geleugnet würde, man auch nicht glauben und zugeben könne, daß es vormahls Riesen gegeben habe, welches doch wider die Heilige Schrifft lauffe, als welche bezeuget, daß man zu der Zeit solche grosse Leuthe und Völcker im gelobten Lande und folglich auch in der Welt gefunden habe, welche Gedancken auch mit der gesunden Vernunfft überein kommen, denn da die Natur zu der Zeit im gelobten Lande excediret und grosse Riesen zuwege gebracht, so ist es auch keine unmügliche Sache, daß sie nicht eben zu solcher Zeit, auch hingegen in andern Oertern hätten in defectu pecciren, und Zwerge generiren können, sonderlich da dasselbe noch auff den heutigen Tag geschiehet, indem man an unterschiedenen Orten nicht allein sehr grosse Leute, sondern auch Zwerge antrifft, hieraus ist nun zu schliessen, daß vor Zeiten Zwerge so wohl auff- als auch muthmaßlich in der Erden gewohnet haben; Ob aber dieselben noch biß hieher sich in einer gewissen Landschafft auffhalten, ist eine Frage, so eigentlich nicht hieher gehöret, doch will ich denen Curiosis zu Liebe kürzlich darauff antworten, daß es scheine, wie vor gedachter Schottus nicht der Meinung sei, weilen er an gedachtem Ort § 4 pag. 429 auff die Instantz: daß nemlich nunmehro die gantze Welt genugsam erkundiget, und doch darinnen keine Zwerg-Völcker und Familien angetroffen worden, die Antwort giebet, wie die Autores nicht sageten, daß man dergleichen noch in der Welt finde, sondern daß sie vormals darinnen gefunden worden; hingegen hält Herr Jobus Ludolfus in seinerHistoria Æthiopica libr. 1 gäntzlich davor, und will beweisen, daß die Zwerge nicht allein wahrhafftig vor diesem gewesen und noch wären, wie denn auch Johann Ludwig Gottfried in seiner Historia Antipodum part. 1 fol. 139 gedencket, daß sich noch Zwerg-Völcker in Brasilien als einer in dem mittägigen oder Peruvianischen America gelegenen grossen und wüsten Landschafft [77] auffhielten, welche von denen Landes-Einwohnern Tadyguiren genennet würden, wovon ich diejenigen will urtheilen lassen, so an solchen Oertern gewesen sind, und von derselben Beschaffenheit eine genaue Kundschafft bekommen haben. Dieses ist nun dasjenige, was die Autores von gedachten Zwergen berichten, welche kleine wahrhafftige Menschen sind. Es gedencket aber auch Paracelsus in seiner Epist. ad Athen. oder de occulta Philosophia, ingleichen der dem Paracelso getreulich nachaffende Kornman, in seinem Tractatu de monte Veneris cap. 9 pag. 119 einer andern Sorte oder Gattung derer Zwerge, so keine rechte ordentliche Menschen, sondern ein sonderbahres Geschlecht sein sollen, massen dieselbe vorgeben: daß solche Zwerge nicht allein Menschen, sondern auch zugleich Geister wären, welche von GOtt ausserhalb Adams des ersten Menschens Nachkommen erschaffen worden, es hätten aber solche Geist-Menschen ihre Wohnungen nicht auff sondern in der Erden, wären denen rechten Menschen nicht abgünstig, und denenselben an Gestalt nicht gar ungleich, trügen auch ebenfalls Fleisch und Bein an sich, welches aber so subtil wäre, daß sie durch Mauren und Wände damit gehen könten, dessen ohngeachtet genössen dieselben so wohl Speise und Tranck, und zeugeten Kinder als andere Menschen, sonst brächten dieselben in der Erden die allerköstlichsten Sachen als Schätze und dergleichen zusammen, und verfertigten die künstlichste Arbeit von Metall und Steinen, und was des Fabulirens mehr ist. Es ist aber von denen gedachten Geist-Menschen kein Buchstab in der Heiligen Schrifft zu finden, und dieserwegen solche gottlose wider die gesunde Vernunfft lauffende Meinung von gemeldeten Schotto lib. 1 cap. 38 pag. 197, ingleichen von Abraham Seideln in seiner pnevmatologia oder Bericht von denen Geistern, sonderlich in der 14, 15, 16 und 17 Frage genugsam widerleget und dargethan worden: daß solche erdichtete Geist-Menschen und Zwerge nichts anders als der Teuffel selber sei, welcher sich also verstelle; denn solche Zwerge keinen rechten, sondern nur einen angenommenen Leib von einem Aas hätten, und dieserwegen würcklich keine Speise genössen, sondern diejenigen, so ihnen vorgesetzet würden, nur deswegen annehmen, damit die [78] Einfältigen glauben möchten, daß sie rechte Menschen und keine Geister wären, auch möchten dieselben sich so gut stellen als sie wolten, so sei denenselben doch nimmermehr zu trauen, denn des Teufels Trug und Bosheit darhinten stecke, und sie zuletzt mehr Schaden zufügeten, als sie vorher erzeiget hätten. Was die andere Meinung von denen ZwergeLöchern anbelanget, so ist gewiß, daß sich zu Kriegs-Zeiten die Benachbarte in solche und andere Hölen mit dem Ihrigen salviret haben, massen bekannt ist, daß solches auch noch in dem vergangenen dreißig-jährigen Kriege geschehen sei: Ob aber von denen Benachbarten des Hartz-Waldes die gemeldete Flucht aus Furcht vor dem Attila vormahls vorgenommen worden, wie gedachter Rivander mit dem Spangenberg vermeinet, lasse ich zwar dahin gestellet sein, weilen Attilæ Krieges-Zug und Geschäffte in Thüringen sehr ungewiß sein soll, wie Sagittarius lib. 2 cap. 5 vom Thüringer Königreich weitläufftig darzuthun sich sehr bemühet; Doch halte ich davor, daß vor gemeldete und andere glaubwürdige Historici solches ohne Fundament schwerlich werden geschrieben haben, und es sich leicht habe zutragen können, daß die documenta, worauff sie sich fundiret gehabt, nach ihrem Tode verlohren gegangen, und also dem Sagittario nicht zu Händen kommen sind, über das ist eine ungewisse Sache nicht gleich unmüglich, massen es wohl sein kan, daß zu solcher Krieges-Zeit, ob schon nicht der Attila selber, doch etliche starcke Parteien von desselben Kriegs-Heer in Thüringen und nach dem Hartze zu gestreiffet haben, denn solche weite Streiffereien die Ungarn, ihrer leichten Rüstung und sehr schnellen Pferde wegen, gar leicht zu verrichten vermocht, und noch heutiges Tages bekannter massen bei ihnen sehr im Gebrauch sind. Wenn man nun vorige alles recht überleget, so erhellet daraus, daß beide von denen Zwerg-Löchern vorgebrachte Meinungen bestehen können, weilen es keine unmügliche Sache ist, daß sich erstlich in vorigen Zeiten Zwerge darinnen auffgehalten haben, so entweder rechte Menschen oder in menschlicher Gestalt verstellte Erd-Geister gewesen, welches letztere in denen zwischen Elbingerode und dem Rübelande gelegenen Zwerg-Löchern wohl kan geschehen sein, wenn anders die [79] Fabel wahr ist, welche davon erzehlet wird, massen der Teuffel zu Zeiten derer Alt-Väter dergleichen Spiel mehr angerichtet hat. Nachdem aber nachgehends die Zwerge sich aus solchen Hölen verlohren, haben dieselben auch im Fall der Noth denen flüchtigen Hartz-Län dern und andern Benachbarten zu einer Retirade dienen können, zumahl da dergleichen Zwerg-Löcher an und auff dem Hartz, als ein wenig unter Stolberg im grossen Thal nahe bei der Land-Strasse und andern Orten mehr, vorhanden sind, derer Zu- und Ausgänge aber nunmehro von denen herab fallenden Steinen gäntzlich verstopffet worden.

11. Von der Bischofferödischen Höle, die neue Kelle genannt
XI.
Von der Bischofferödischen Höle, die neue Kelle genannt.

Eine gute Teutsche Meile von dieser Käyserlichen Freien und des Heiligen Römischen Reichs Stadt Nordhausen lieget gegen den untern Vor-Hartz, unweit von der nunmehro zur Königlichen Preußischen Graffschafft Clettenberg gehörigen Stadt Ellrich ein Land-Guth, so alhier denen Michaelischen und Wildischen Erben zuständig ist, und Bischofferode genennet wird; hierbei befindet sich nun im Felde ein lustiges Wäldlein, und in demselben eine wässerige Höle, welche die Einwohner da herum die neue Kelle heissen, zum Unterschied der alten Kelle, so nicht weit davon unter freiem Himmel gelegen, und ein Erdfall voller Wasser ist, da hingegen die neue Kelle unter einen mit Bäumen dicht bewachsenen Berge lieget. Der Eingang zu dieser unterirdischen Höle ist sehr weit offen, dahero auch so viel von dem Tages-Licht in dieselbe fället, daß die Curiosi, zu Beschauung derselben, keines brennenden Lichtes von nöthen haben. Von diesem Eingange muß man einen tieffen und stickeln Berg biß auff das Wasser hinunter klettern, welches ohne ziemliche Gefahr nicht abgehet, denn solte jemand sich nicht in Acht nehmen, und erstlich in das Lauffen kommen, so glaube ich, daß es wohl solte zu thun haben, daß er nicht in das Wasser hinein lieffe, [80] und nicht lebendig wieder heraus käme, wenn er nicht bei Zeiten niederfiele, und sich an die Erde anhielte, dieserwegen wird sich auch leichtlich keiner in die Höle wagen, wenn es starck geregnet hat, und davon der Berg glitscherig oder glatt worden ist, es müste denn derselbe ein verwegener Wage-Hals sein. Vor etlichen zwantzig Jahren hatten dieCuriosi sich dieses zum Theil beschwerlichen, zum Theil gefährlichen Absteigens wegen nicht das Geringste zu befürchten, indem der damahlige Hoch-Fürstliche Hannöverische General-Lieutenant vonPudevvels viele breite Absätze und Tritte oder Stufen in den Berg hatte machen lassen, weilen derselbe zu Sommers-Zeit bei dieser Höle zu unterschiedenen mahlen, des lustigen Orts wegen, sich divertirte oder erlustigte, und zu dem Ende das Geträncke in dem Wasser der Hölen abkühlen ließ, nachgehends sind gedachte Staffeln und Absätze von denen Platz-Regen alle wieder eingerissen, und, solche zu repariren, keine Anstalt gemacht worden. Nachdem also jemand in die Höle hinunter gelanget ist, kömmet demselben eine Höle vor Augen, dessen Ober-Theil von der Natur mit einem starcken Stein-Felsen geschlossen und zusammen gewölbet worden. Die Länge derselben ist, so viel man abnehmen kan, über 18, und die Breite über 16 Land-Messer-Ruthen, solcher Gattung, da eine jede 16 Werck-Schuh hat. Vor sich aber siehet man in derselben ein Wasser, welches sich auff dem gantzen Boden der Höle ausbreitet, dasselbe ist helle, stille, und sehr kalt, nimmet weder ab noch zu, und sind keine lebendige Thiere darinnen befindlich, darneben ist es so tief, daß solches noch niemand hat ergründen können. Mitten durch die Höle der Länge nach über dem Wasser sind Felsen, welche wie eine Mauer aussehen, und das Wasser von einander theilen. Wenn ein Stein über solche Felsen hingeworffen wird, höret man denselben in das andere jenseit derer jetzt gedachten Felsen vorhandene Wasser mit einem starcken Klange fallen, sehen kan man aber dasselbe nicht, weilen die vorgemeldeten Felsen solches verhindern, verlanget aber eine sehr curieuse Person dasselbe in Augen-Schein zu nehmen, so muß er auff einem vorhero angeschafften Kahn über das erste Wasser fahren, und auff den Felsen steigen, von welchen [81] derselbe das andere in diesem dunckeln Theil der Höle vorhandene Wasser bei einer angezündeten Fackel sehen kan. Sonst ist auch diese Höle, ihrer grausamen Tiefe wegen, Verwunderns werth, denn wenn jemand oben auff dem Berge bei dem Eingange sich befindet, und von dar den grösten unten in der Höle vor dem Wasser stehenden Menschen anschauet, so wird ihm derselbe nicht als ein langer Mensch, sondern als der kleineste Zwerg oder ein ander Ding vorkommen. Nechst diesem ist auch von dieser Höle merckwürdig: das vormahls im Pabstthum jährlich eine solenne Procession angestellet worden, weilen man geglaubet, es müsse in derselben jährlich ein Mensch umkommen, wenn ihr nicht auff solche Weise ein Genügen geschehe; Es ist aber solche vermeinte Versühnung folgender massen geschehen: Auff dem Berge gegen der Höle oder Kelle über ist eine Capelle S. Johanni geheiliget, in diese ist ein papistischer Priester aus Ellrich alle Jahr zu gewisser Zeit, in Begleitung seiner Pfarr-Kinder und andern Benachbarten der Höle, in voller Procession mit vorher getragenem Creutz, Fahnen und Bildern derer Heiligen gegangen, so bald nun daselbst der heilige Johannes, papistischem Gebrauch nach, genugsam verehret worden, hat derselbe mit eben der Procession sich fort nach der Höle gemachet, und in dieselbe ein Creutz hinab gelassen, auch wieder heraus gezogen. Als nun solches ebenfalls geschehen, hat er dem umstehenden Volcke diese Reime zugeruffen:


Kommt und kucket in die Kelle,
So kommt ihr nicht in die Hölle.

wie solches in des Eckstormii an Herr D. Brendeln geschriebenen und albereit von mir angeführten Epistel zu ersehen ist.

12. Von der Sachswerfischen Höle, das Ziegen-Loch genannt
XII.
Von der Sachswerfischen Höle, das Ziegen-Loch genannt.

Diese Höle lieget ebenfalls gegen den untern Vor-Hartz nicht ferne von Vorbesagter neuen Kelle, und trifft man dieselbe bei dem eine halbe Meile von Nordhausen [82] gelegenen Hoch-Gräfflichen Stolbergischen zum Amte Hohnstein gehörigen Dorffe, Nieder-Sachswerfen genannt, an, massen daselbst zur lincken Hand gleich an dem Wege, welcher nach dem Dorff Appenrode gehet, ein stickeler Berg sich befindet, darinnen die Höle ist. Den Namen hat sie daher bekommen, weilen die Nieder-Sachswerfischen Einwohner vormahls Ziegen auff dem vor gemeldeten Berge gehalten haben, so Tag und Nacht, Sommer und Winter darauff verblieben sind, welche offtmahls zu Nacht-Zeit, wenn starcke Platz-Regen oder grosse Ungewitter entstanden, vorne in die Höle sichreteriret haben, und hat mir mein alter Gärtner, so aus gedachtem Dorffe bürtig ist, erzehlet, daß seine seelige Mutter von solchen Berg-Ziegen einesmahls bald den Tod bekommen habe; Denn als zu einiger Zeit in dem dreißigjährigen Kriege das Dorff von einer streiffenden Partei Soldaten überfallen worden, sei dieselbe in eine nicht weit von dem Ziegen-Loche gelegene Höle gekrochen, und habe aus derselben mit Schmertzen am Tage zugesehen, wie die Soldaten in dem Dorffe mit den Leuthen umgangen und gehauset hätten, welches aber doch nichts gegen den grossen Schrecken gewesen wäre, womit sie in der sehr dunckeln Nacht überfallen worden; Denn als vorgedachte Berg-Ziegen im Finstern zu ihr in die Höle gekrochen, habe sie sich auff diese Thiere vor grosser Furcht nicht besinnen können, sondern vermeinet, daß solches Soldaten wären, so sie auffsuchen wolten, derohalben dieselbe in ein solches Schrecken gerathen wäre, daß sie, als eine ohne dem vom vorher gehabten Schrecken und Furcht schon halb erstorbene Frau, nicht anders gedacht, als daß sie davon des Todes sein müsse, endlich aber, als die vermeinten Soldaten durch ihre Stimme verrathen worden, indem die Ziegen, ihrer Art nach, zu meckern angefangen, habe dieselbe ihren Irrthum erkennet, und sei darauff bald wieder zu sich selber kommen. Der Eingang zu diesem Ziegen-Loche ist nicht gar weit, und trifft man zu Ende desselben eine grosse dunckele Höle an, von dar man wieder durch eine Klufft kriechet, und alsdenn in eine andere Höle kömmet, so von der Natur mit einem Stein-Felsen rund gewölbet, und wie eine Stube ausgegypset [83] ist, hinter diesem Gewölbe zu äusserst der Höle ist ein Fall-Loch vorhanden, welches sehr tieff, und gleichsam als in einen Abgrund hinunter gehet, von diesem Loch ist die gemeine Muthmassung, daß darinnen sich ein Theil von dem nahe dabei liegenden so genannten Tantz-Teiche befinde, und einesmahls ein freveler Hirten-Junge in solchem Wasser ersoffen sei; denn als derselbe auff dem gegen der Höle über gelegenen Pfingst-Rasen das Vieh gehütet, und ihm eine Lust ankommen, die Höle zu besehen, habe derselbe sich zu dem Ende gantz allein hinein gewaget, wäre aber nicht wieder aus derselben kommen, vielweniger darinnen gefunden worden. Sonst ist es in dieser Höle sehr kalt, und kan vielleicht hierzu das gedachte Wasser viel helffen.

Das II. Capitel

1. Von dem Hochstädtischen See und der darauff schwimmenden Insel
I.
Von dem Hochstädtischen See und der darauff schwimmenden Insel.

In dem benachbarten Königlichen Preußischen und Chur-Fürstlichen Brandenburgischen Ambt Clettenberg lieget gegen den untern Vor-Hartz zu eine Meile von hier bei dem Dorff Hochstädt oben auff dem Berge fast gegen der Flarch-Mühle über ein sehr grosser und wässeriger Erd-Fall, welchen die daran gräntzende Einwohner insgemein den See oder [84] das See-Loch nennen, wovon Herr Conradus Dunckelberg, hiesiger Schulen wohlverdienter und treufleißigerRector im 1696sten Jahr den 21. Julii ein gelehrtesProgramma bei denen damahls gehaltenen Schul-Reden an den Tag gegeben, und damit gelehrte curieuse Personen überaus vergnüget hat; weilen aber dasselbe nicht in allen Händen ist, auch nicht von jedermann, der Lateinischen Sprache wegen, verstanden wird, will ich eines und das andere daraus ziehen, und verdeutschet hieher setzen mit demjenigen, was mir ausser diesem von des Ortes Beschaffenheit bekannt ist. Melde derohalben: daß sich dieser wässerige Erd-Fall zwischen denen Hochstädtischen Frucht-Feldern auff einem glatten und mit keinerlei Art Bäumen oder Sträuchen bewachsenen Berge befinde; die Gestalt desselben kömmet fast mit einem Kelche oder andern oben weiten und unten engen Trinck-Geschirr überein, massen der Umkreis des Ober-Theils 160 Meß-Ruthen in sich hält, da hingegen der Umgang unten bei dem Wasser nur 112 Ruthen lang ist, wie denn auch der Diameter oder Durch-Schnitt der obern Peripheriæ oder Umkreises 51 Ruthen, des untern Umganges aber nicht mehr als 36 Ruthen austräget; die Tieffe dieses Erd-Falls machet von oben biß auff das Wasser hinunter 11 Ruthen, der See aber an sich selbst ist an dem Ort, wo derselbe am tieffsten ist, bei 12 Klaffter oder 36 Ellen tieff, wie solches diejenigen Fischer bezeugen, welche solche Tieffe mit einem Senck-Blei erforschet haben. Vormahls gab es sehr grosse Hechte darinnen, anjetzo aber sind solche und andere Fische daselbst sehr rar. Es berichten die Einwohner derer benachbarten Oerter von dem Ursprung dieses Erd-Falles, wie sie von ihren Eltern gehöret hätten: daß in vorigen Zeiten an der Stelle, wo anjetzo der See sich befindet, ein feuchter grasichter Platz gewesen sei, und die Pferde darauff gehütet worden; Als nun einesmahls etliche Pferde-Jungen die Pferde darauff zur Weide gebracht, und gesehen hätten, daß einer unter ihnen weiß Brodt esse, wäre ihnen auch ein Appetit, davon zu geniessen, ankommen, derowegen sie dasselbe von dem Jungen hefftig begehret, wie aber derselbe solches gäntzlich abgeschlagen, und fürgewendet, daß er [85] dieses Brodt zu Stillung seines Hungers selber nothwendig bedürffe, wären gemeldete Jungen so unwillig und erbittert darauf worden, daß sie nicht allein ihren Herren alles Unglück an den Hals gefluchet, als die ihnen nicht dergleichen weiß Brodt, sondern nur gemeines schwartzes Haus-backen Brodt, zur Speise mitgegeben, sondern sie hätten auch ihr Brodt, aus grossem Zorn und Frevel, auf die Erde geworffen, mit Füssen getreten, und mit ihren Pferde-Peitschen gegeisselt; als aber darauff alsobald Blut aus dem Brodte geflossen, wären sie über solches Wunder und Zeichen eines bevorstehenden Unglücks dermassen erschrocken, daß sie nicht gewust, wohin sie sich wenden, und was sie anfangen sollen; unterdessen sei hingegen der Unschuldige, sonderlich da derselbe, wie einige erzehlen, von einem alten unbekannten ohngefehr darzu kommenden Mann gewarnet worden, auff eines seiner Pferde gefallen, und mit diesem, auch denen andern übrigen, dem großen Unglück entflohen, welchem zwar die Bösewichter nach folgen wollen, hätten aber nicht von der Stelle kommen können, wie denn auch bald hernach der gantze Platz, so bald der vorige davon gewesen, mit grossem Krachen untergangen, und solche böse Buben samt ihren Pferden mit sich so tieff hinunter genommen habe, daß auch nach der Zeit nicht das Geringste von ihnen an das Tages-Licht kommen sei. Dieses sind nun die Gedancken des gemeinen Mannes, welche er von dem See hat, und solte derselbe eher einen Eid schweren, als zugeben, daß derselbe auff eine andere als jetzt gemeldete Art könte entstanden sein; woferne nun solche Tradition sich wahrhafftig also in der That verhielte, als dieselbe erzehlet wird, so wäre es ein sonderliches und erbärmliches Exempel der von GOtt höchlich bestrafften Uppigkeit und Verachtung des lieben, ob schon schwartzen, Brodts. Dem sei nun wie ihm wolle, so stecket doch unter solcher Tradition ein feines morale oder eine herrliche Sitten-Lehre, massen die lieben Alten damit haben anzeigen wollen, daß man insgemein das liebe Brodt, wenn es auch noch so geringe, nicht verachten solle, insonderheit aber ist dem gemeiniglich unvergnügtem Gesinde damit eine heimliche Lection gegeben worden, daß sie mit demjenigen Brodt vor lieb nehmen sollen, welches [86] ihnen ihre Herren und Frauen, ihrem Vermögen nach, zur Speise darreichen. Sonst befindet sich auch auff dieser See eine Besehens-würdige Insel, welche aber nicht mehr so groß ist, als sie vor diesem gewesen, und noch vor zwantzig Jahren war, da ich dieselbe mit Juncker Jost Adolph von Tastungen, Erb- und Gerichts-Herrn auff Grossenwechsungen etc. als meinem damahligen Schul-Gesellen öffters besuchete; Die Ursach dessen ist der Donner, welcher ein ziemliches Stück davon abgeschlagen hat, welches theils untergesuncken ist, theils aber noch Stückweise auff dem See herum schwimmet, dahero sie auch ihre vorige Gestalt verlohren hat, denn da sie vorhero wie ein Krantz rund gewesen, siehet sie nunmehro wie der Mond aus zu der Zeit, wenn derselbe am Himmel mit zwei Hörnern, oder wie eine Sichel, krumm erscheinet. Der Durchschnitt dieser ziemlich ruinirten Insel ist 14 Meß-Ruthen lang, und ist dieselbe an dem Orte, wo sie sich am breitesten befindet, 4 Ruthen breit. Der Boden derselben ist mosicht, sumpfficht, und von denen Wurtzeln derer darauff befindlichen Stauden- und andern Gewächse ziemlicher massen zusammen gewachsen, wie denn auch dieselbe vermöge derer durch den Boden gehenden Wurtzeln, bald hier bald dar mit einem Theil nicht weit vom Rande der See, allwo das Wasser nicht sehr tieff ist, sich angehenget hat, nachdem sie zu Zeiten durch die Gewalt des Windes von einem Ort abgerissen, und wieder an einem andern angetrieben worden; massen die Erfahrung bezeuget, daß sich diese Insel nicht allezeit an dem Orte befunden habe, wo solche anjetzo zum Theil feste sitzet, das Stauden- und Kräuter-Werck aber, so es vor diesem darauff gegeben, ist nicht alle mehr darauff anzutreffen, wie ich künfftig, wenn mir GOtt das Leben ferner gönnet, in meinem unter Händen habenden Hartzischen Kräuter-Buche an gehörigen Orten erinnern werde.

2. Von einem in dem Halberstädtischen bei Grüningen vorhandenen wässerigen Erd-Fall
[87] II.
Von einem in dem Halberstädtischen bei Grüningen vorhandenen wässerigen Erd-Fall und der darauff schwimmenden Insel.

Jenseit des untern Vor-Hartzes nicht weit von dem im Fürstenthum Halberstadt gelegenen Schloß und Amt Grüningen, gegen dem Walde, der Hackel genannt, befindet sich noch ein anderer Erd-Fall, so gantz voll Wasser ist, und worauff auch eine kleine Insel schwimmet, auff welcher nichts als Rohr wächset, darinnen viel wilde Enten sich auffhalten, von denen aber, wo nicht unmüglich, doch schwerlich welche zu bekommen sind: denn wenn schon einige davon geschossen werden, so kan man doch, wegen der grausamen Tieffe und Grundlosigkeit des Wassers, nicht darzu gelangen, es sei denn, daß man mit einem Nachen oder Kahn hinzu fahre, oder dieselbe durch einen abgerichteten Hund herab holen lasse. Merck-würdig ist von solchen schwimmenden und andern Inseln, daß vor Alters etliche auch gelehrte Leuthe gezweifelt haben, ob es auch in der Wahrheit schwimmende Inseln gebe, und denen Alten Glauben beizumessen sei, die davon geschrieben, massen Herodotus einer Insel gedencket, so auff dem Aegyptischen See Chemnis geschwommen, und so wohl grosse als kleine Wälder, ja gar den grossen berühmten Götzen-Tempel Apollinis mit sich auff dem Wasser herum geführet haben; so schreibet auch Mela libr. & cap. 5 daß bei dem Anfange des Nil-Flusses in Aegypten ein See gefunden werde, auff welchem eine Insel herum walle, die nicht allein dick bewäldert sei, sondern auch grosse Häuser und andere Gebäu trage, und von dem Winde bald hier- bald dahin getrieben werde. Gleichfalls meldet Plinius lib. 2 cap. 95 vom dem See Vadimonis, den man heute zu Tage auff Italiänisch lago de Bassanello, ingleichen [88] lago di Viterbo nennet, daß auff demselben eine schwimmende Insel mit einem dicken finstern Walde, so wohl Tages als Nachtes, herum fahre, und niemahls an einem Orte beständig verbleibe, dergleichen auff dem Wasser schwebende und bewegliche Inseln man auch noch mehr bei andern alten Scribenten beschrieben findet. Es sind aber dieselben ingesamt vormahls von einigen vor eine Fabel oder Gedicht deswegen gehalten worden, weilen ihnen entweder solche Inseln ihr Lebetage nicht vor Augen kommen, und sie sich also dasselbe nicht haben einbilden können, oder, daß die schwimmenden Inseln nachgehends an einem gewissen Ort mit dem Grund-festen Lande sich vereiniget, und also fest gesetzet haben. Bei solcher Beschaffenheit hat es nun nicht anders sein können, als daß sie auff eine irrige Meinung gerathen, und dabei verblieben sind; hingegen ist nunmehro durch die Erfahrung solcher Zweifel benommen, und damit dieser vor Zeiten gewesene Streit beigeleget worden, indem nunmehro zur Gnüge bekannt ist, daß es nicht allein an dem Hartz beschriebener massen Inseln gebe, die auff dem Wasser schwimmen, sondern auch anderswo so wohl grosse als kleine schwimmende Inseln gefunden werden, wie denn unter andern Kircherus in descriptione Latii fol. 204 berichtet, wie der Italiänische See la Solvatara bei Tivoli 16 schwimmende Inseln führe, welche zum Theil Circkel-rund, theils oval oder Ey-rund, und mit allerlei Strauch- und Kräuter-Werck bewachsen wären. Ebener massen meldet Herr Baron Valvasor in seiner allbereit von mir im ersten Capitel gedachten Beschreibung des Hertzogthums Crain tom. 1 libr. 4cap. 29 fol. 588: wie daselbst zwischen S. Marain und der Stadt Weichselburg ein grosser Teich oder Weiher liege, so dem Kloster Sittig zugehöre, worauff ein ziemlich grosses Stück Erde herum wandere, auff welchem einige kleine Bäumlein stünden, und viel Gras wachse, massen jährlich mehr als ein Fuder Heu darauff eingeerndet würde. Ferner gedencket auchZeillerus in seinen Episteln an unterschiedenen Orten solcher Inseln, und könte ich derselben noch eine ziemliche Anzahl anführen, wenn es vonnöthen wäre. Woraus nun das Fundament oder Boden solcher schwimmenden Inseln bestehe, sind die Autores nicht einerlei Meinung, denn Schottus in seiner Magia [89] Universali Naturæ & Artis part. 3 libr. 5 Erotem. 12 saget, wie Cabæus libr. 1 Meteor. text. 69 quæst. 1 in denen Gedancken stehe, daß der Boden derselben aus Schilff, Bintzen und andern Wasser-Kräutern, vermöge derer sich durch einander flechtenden Wurtzeln zusammen gewachsen wären: Es antworten aber hierauff einige, daß solches nicht genug sei, massen der Boden so viel Erde bei sich habe, daß auch zu Zeiten grosse Bäume darauff zu wachsen pflegten. Andere vermeinen, daß dergleichen Inseln aus einem fetten hartzigen und leichten Tropff- oder Bim-steinichten Erdreich bestünden, so mit Holtz, Binsen und allerlei Pflantz und Kraut-Wurtzeln vermischet, und vermittels des Erd-Hartzes zusammen geklebet sei; Theils halten gar davor, daß unter solchen Inseln grosse Höltzer oder Bäume vorhanden, welche dieselben trügen, und was dergleichen Meinungen mehr sind; wovon man aber insonderheit nicht wohl eine Epicrisin oder rechtes Urtheil geben kan, weilen der Boden gedachter Inseln nicht einerlei ist, sondern bald aus dieser bald aus einer andern Materie bestehet, doch ist in genere oder insgemein gewiß, daß solche Inseln, wie Cardanus libr. 1 Varietat. cap. 7 will, ein schwammichtes, luckeriges, und zugleich zähes Erdreich haben; denn so dasselbe sich nicht leicht befände, könte solches auch nicht auff dem Wasser schwimmen, müste auch durch die Bewegung nothwendig von einander gehen, und zerreissen, wenn es nicht zugleich zähe wäre. Gedachte Erde kömmet aber entweder aus dem Grunde derer Wasser hervor, oder wird von dem festen Lande durch die Gewalt des Wassers abgerissen, wie solches alles Herr Erasmus Francisci in seinen Anmerckungen über vorgemeldeten Ort der Beschreibung des Hertzogthums Crain fol. 588 & seq. weitläufig ausgeführet hat, allwo der curieuse Leser nach Belieben ein mehres von solchen schwimmenden Inseln lesen kan.

3. Von dem Sachswerfischen See, der Tantz-Teich genannt
[90] III.
Von dem Sachswerfischen See, der Tantz-Teich genannt.

Von diesem See habe ich zwar allbereit etwas im vorigen Capitel unter dem zwölfften Titel von der Höle, das Ziegen-Loch genannt, gedacht, weil derselbe Bericht aber unvollkommen, hingegen solcher See, wegen seines Strudels, merck-würdig ist, so habe nicht unterlassen können, allhier ein mehrers davon zu melden. Berichte also: daß dieser See über dem Dorffe Nieder-Sachswerfen zur lincken Hand, des Weges wenn man nach Appenrode zugehet, hart an dem Berge darinnen das vorgemeldete Ziegen-Loch sich befindet, liege; Das Wasser darinnen hat keinen sichtbaren Zufluß aber einen ziemlich starcken Ausfluß, und ist von solcher Tieffe, daß man auch keinen Grund an dem Ort, wo es am tieffesten, sehen kan, derowegen auch solches gantz schwartz und grausam aussiehet. Wenn man auff diesem See mit einem Kahne fähret, und damit dem vor gedachten Berge in etwas zu nahe kömmet, fänget derselbe gleichsam an zu tantzen, und mit den darauff Fahrenden rund umzugehen, dahero auch der See den Namen bekommen, und der Tantz-Teich genennet wird. Es hat aber ein solcher gefährlicher Tantz einesmahls bald einen unvorsichtigen Fischer, so den Teich gepachtet gehabt, um sein Leben gebracht, massen er mit genauer Noth, durch grosse Arbeit, hat wieder davon kommen können: Die Ursache aber dieses gezwungenen Tantzes ist ein Strudel oder Wasser-Wirbel, so unter dem holen Berge, darunter das Wasser hinfliesset, sich befindet, und die herzu nahenden Kähne an sich ziehet. Vor der letzten Ao. 1682 alhier grausamgrassirenden Contagion hat in gedachtem Sachswerfen ein Hannöverischer Soldate im Quartier gelegen, so ein guter Fischer und Täucher gewesen, derselbe hat manchen schönen Fisch, sonderlich grosse Forellen aus diesem See oder Teiche geholet, und dabei berichtet, daß unter dem Berge ein Loch in einen Felsen gehe, [91] darein das Wasser fiele, und solchen Wirbel verursache, von welchem er auch zu einer Zeit bald wäre ertappet und ersäuffet worden, als er demselben ein wenig zu nahe kommen sei.

4. Von einem in der Graffschaft Stolberg bei Rotleberode gelegenen wässerigen Erd-Fall
IV.
Von einem in der Graffschaft Stolberg bei Rotleberode gelegenen wässerigen Erd-Fall.

Eine starcke Meile von hier lieget gegen dem untern Vor-Hartz das zur Graffschafft Stolberg gehörige Dorff Rotleberode, alwo sich nahe bei einem Hause eines Einwohners gegen Mitternacht zu ein kleiner Hügel befindet, welcher als ein ander Feld gebauet wird. Auff diesem Hügel ist nun dieser wässerige Erd-Fall, so zwar keinen eigentlichen Nahmen führet, dennoch, wegen seines wunderlichen Ursprungs, wohl verdienet, daß man seiner kürtzlich gedencke: Es hat sich aber mit demselben also zugetragen: Es ist einesmahls ein Acker-Mann von gedachtem Rotleberode geschäfftig gewesen, sein des Orts habendes Land gewöhnlicher massen zu pflügen, als er nun solche Arbeit verrichtet gehabt, und kaum mit dem Pfluge und Pferden von dem Acker kommen, ist auff demselben Lande, da er vorhero geackert, die Erde plötzlich gesuncken, und dadurch ein grosses tieffes Loch entstanden, welches bei etliche vierzig Jahr trocken und ohne Wasser gestanden und insonderheit so wohl inner- als ausserhalb mit allerhand Heck-Werck und Bäumen sonderlich mit schwartzen Kirsch- und Zwiesel-Beer-Bäumen durch etliche von denen Vögeln dahin gebrachte Kerne also bewachsen gewesen, daß es gleichsam wie ein kleiner Baum-Garten ausgesehen; über aller Menschen Vermuthen aber hat dieses Loch zu einer sehr truckenen Zeit A.C. 1650 im Julio oder Heu-Monat sich geschwinde mit grossen Krachen und Prasseln ziemlich weit ausgebreitet, und alle Bäume und Sträuche verschlungen, auch mit vielem starck aus der Erde dringendem Wasser dergestalt [92] bedecket, daß man nachgehends weder Strumpff noch Stiel mehr davon sehen können, welches denjenigen, so nahe dabei gewohnet, keine geringe Schrecken verursachet hat, indem sie sich befürchtet, daß es endlich auch ihren Wohnungen also ergehen werde, und sie irgend mit denselben, wie an andern Orten sich zugetragen, untersincken möchten.

5. Von dem im Amte Clettenberg befindlichen See, das Kreis-Loch genannt
V.
Von dem im Amte Clettenberg befindlichen See, das Kreis-Loch genannt.

Dieser See lieget ohngefähr eine halbe Meile von dem Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen Stift Walckenried im Clettenbergischen Territorio bei einer Wiese, und meldet davon Eckstormius in seiner offt gedachten Epistel: daß dieser See eben zu der Zeit, oder doch nicht lange hernach, entstanden sei, als in Lusitanien im Januario A.C. 1531 die Stadt, Ulyssipo oderOlyssipo genannt, von denen stürmenden Wellen des Meers und Flusses Tagi auch zugleich durch ein starckes Erd-Beben sehr grossen Schaden erlitten habe; denn als damahls, ohngefähr bei gelindem Winter-Wetter, ein Hirte auff gemeldeter Wiese gehütet, habe derselbe wahrgenommen, wie daselbst etwas Wasser aus dem Erd-Boden heraus quelle, vorüber er erschrocken sei, und eilends sein Vieh davon getrieben habe; Als er nun eine ziemlich Weite weg gewesen, und sich alsdenn umgesehen, hätte er nicht mehr die gantze Wiese, darauff er vorher gehütet, sondern, an Statt derselben, einen See erblicket. Dieser See ist vor diesem bei viertzig Klaffter tieff gewesen, nun aber ist er auff die Helffte mit der von Jahren zu Jahren nachfallenden Erde seines Ufers angefüllet worden. Sonst giebet es auch in demselben Fische, welche entweder mit Netzen und Angeln gefangen, oder mit Schrott und Kugeln geschossen werden. Den Nahmen hat dieser See daher bekommen, weilen in vorigen Zeiten ein Gräfflicher Hohnsteinischer Bedienter auff dem Schloß Clettenberge gewesen, so Creissius oder Kreisse geheissen, [93] und damahls der Richter genennet worden, ohnerachtet dessen Amt mehr darinnen bestanden, daß er denen Unterthanen die Frohn-Dienste ansagen, und dieselben darzu antreiben, auch die ungehorsamen gefangen nehmen, und mit dem Gefängniß bestraffen müssen. Dieser Mensch hat nun ein sehr gottloses wüstes Leben geführet, und sich offtmahls verlauten lassen, daß, wenn er stürbe, seine Seele nirgend anders hin als in diesen See fahren solte, dahero auch die Einwohner derer benachbarten Oerter ihr den Nahmen von diesem bösen Menschen gegeben haben, welchen sie biß auff den heutigen Tag behalten hat.

6. Von dem Hertzbergischen See, der Ochsen-Pful genannt
VI.
Von dem Hertzbergischen See, der Ochsen-Pful genannt.

Fünff Meile von hier in dem nach Hannover gehörigen Fürstenthum Grubenhagen lieget gegen dem Obern Vor-Hartz das Schloß und Städtgen Hertzberg, dabei ein runder See ist, welchen die Einwohner den Ochsen-Pful nennen. Dieser See ist biß oben an das Ufer stetig voll Wasser, weilen er einen starcken Zufluß, hingegen gar keinen Ausfluß hat, dessen ohngeachtet, läufft er doch nicht über, indem das überflüßige Wasser durch gewisse unterirdische Gänge wieder abgeführet wird und vermeinen einige, daß solches auff gedachte Art nach dem Rhumspringe fliesse. Es ist aber dieser Ort ohngefähr eine Meile von diesem See gelegen, und hat solchen Nahmen von dem Fluß, die Rhume genannt, bekommen, als welcher daselbst entspringet, und bei Catelnburg sich mit dem aus dem Hartz-Gebürge kommeden Oder-Fluß vermischet, und endlich unter Northeim in die Leine fället. Ferner hat dieser See an Fischen keinen Mangel. Merck-würdig aber ist es, daß hart bei demselben ein ziemlich tieffer Erd-Fall angetroffen wird, der kein Wasser hat; Die Ursach dessen ist vielleicht, daß sich hierzwischen ein fester Stein-Fels oder ein anderer harter Boden befindet, so da verhindert, daß aus der See kein Wasser in den Erd-Fall dringen kan. Sonst giebet [94] es noch bei Hertzberg einen andern länglichten See, der auch sehr voll Wasser ist, und ziemliche Fische hat, weilen ich aber nichts Sonderliches davon melden kan, so habe denselben mit Stillschweigen übergehen wollen.

7. Von unterschiedenen andern auff dem Hartz vorhandenen Seen und wässerigen Erd-Fällen
VII.
Von unterschiedenen andern auff dem Hartz vorhandenen Seen und wässerigen Erd-Fällen.

Über die vor erzehlte Seen und wässerigen Erd-Fälle finden sich noch unzehlbar viele andere an dem Hartz; Ob nun schon bei denselben nichts zu berichten vorfället, welches vor andern merckwürdig sei, so habe dennoch von etlichen derselben gedencken wollen, um denen unwissenden Curiosis zu zeigen, woher dieselben entstehen zumahl da solches zu der Anmerckung der folgenden Beschreibung des Hunger-Sees sehr vonnöthen zu sein erachte, damit aber, so viel müglich, fernere Weitläuffigkeit verhütet werde, sind dieselben zusammen allhier unter einen Titel gebracht worden. Melde derohalben, daß man in der Graffschafft Stollberg allein unterschiedene antreffe, nemlich die beiden Seen bei Ufftrungen, der Enten-See, unter dem so genannten Todten-Wege, etliche See-Löcher in dem grossen Hütten-Teiche bei Rotleberode, so daselbst das Hütten-Werck treibet, und noch ein ander See-Loch in dem Dorffe Rotleberode selbsten, dem die Einwohner einen wunderlichen Nahmen gegeben haben, indem sie solches auff ihre Sprache Orthien-Buchs Loch, das ist Dorotheen-Bauchs Loch nennen welche alle ein fliessendes Quell-Wasser von sich geben, da hingegen ein stehendes und stilles Wasser haben der Faule- oder Bernhards-See bei dem Berge, so davon den Nahmen hat, und der See-Berg genennet wird, ingleichen der Fach-See, die Egels-Grube, die Gruben unter Rotleberode nach dem Creutz-Stiege, der Räthers-See und andere mehr. Ausser vor gemeldeten im Stollbergischen gelegenen Seen und wässerigen Erd-Fällen [95] giebet es noch mehr andere, massen nicht weit von dem unter dem 5 Titel gedachten Kreiß-Loche gegen Abend auff der Höhe fünff tieffe Erd-Fälle vorhanden sind, welche alle ein tieffes Wasser, und keinen Mangel an Fischen, haben, die von denen Einwohnern des benachbarten Dorffes Liebenrode daraus geholet werden. Es hat aber ein jeder von diesen Seen seinen besondern Nahmen bekommen, denn der erste genennet wird die Reffel-See, der andere die Milch-See, der dritte das Elige Grabenthal, der vierdte die Opffer-See, und der letzte das Wieder-Täuffer-Loch; weilen in demselben vor Alters drei Wieder-Täuffer von Ellrich, deren es etliche zu der Zeit daselbst gegeben, ersäuffet worden. Merckwürdig ist es von diesem letzten See: daß dessen Wasser weder zu- noch abnimmet, sondern immerfort in einer Tieffe bleibet. Noch werden dergleichen wässerige Erd-Fälle im Walckenrieder Gebiete gefunden, wovon der eine nahe bei einem Closter, an dem Berge, darinnen die Zwerg-Löcher sind, lieget, und seiner vormahligen grausamen Tieffe wegen die Hölle genennet wird, zwei andere aber werden nicht weit von Ellrich an dem Berge so der Bogenthal heisset, gefunden, welche ingesamt Fisch-reich sind, sonderlich wenn denselben Friede gelassen, und ihnen nicht gar zu offte zugesprochen wird. Was den Ursprung dieser wässerigen Erd-Fälle anbetrifft, so rühren solche von denen tieffen unterirdischen Wassern her, denn wenn von denselben die in der Tieffe vorhandene Erde zum Theil abgeschwemmet theils aber nur erweichet wird, so kan es nicht anders sein, als daß von solcher etwas ab- und auff den Grund gedachter Wasser falle, alsdenn von Jahren zu Jahren die innere Grund-Erde so lange nachschiesset, biß endlich daraus eine Höle entstehet, weilen aber auff solche Art der obern ihr Fundament oder Grund-Feste benommen worden, so fället alsdenn dieselbe, ihrer Schwere wegen, auff einmahl plötzlich ein, sonderlich wenn dieselbe von einem starcken Donner-Wetter hefftig erschüttert, oder durch einen heftigen Platz-Regen erweichet und schwer gemachet wird. Aus vor besagten ist nun ebenfalls zu schliessen, woher der Unterschied solcher Erd-Fälle entstanden, und einer von dem andern tieff und weit sei sintemahl ein jeder leicht erachten kan, daß, je tieffer und [96] grösser das Wasser unter der Erden an einem Ort sich befinde, je tieffer und grösser auch ein Erd-Fall daselbst sein müsse.

8. Von dem in der Graffschafft Stolberg bei Angsdorff gelegenen Hunger-See
VIII.
Von dem in der Graffschafft Stolberg bei Angsdorff gelegenen Hunger-See, sonst auch der Baurengrabe und Baurenstein genannt.

In dem Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Ambt Rosla lieget nach dem Unter-Vor-Hartz zu, nicht weit von Breitungen, in der Gegend Angsdorff ein langer und breiter, aber nicht sehr tieffer Graben, welcher etliche Aecker in sich hält, und von denen Einwohnern insgemein der Bauren Grabe genennet wird; Dieser hat gegen Mittag etliche aus einem Kalck-Steine bestehende Stein-Klippen, welche mit vielen Ritzen und Löchern ausgehölet sind, dahero auch unterschiedene veranlasset worden, den Graben von diesem Ort den Bauren-Stein zu heissen. Aus diesem Stein-Felsen quillet durch ein soderbahres Spiel der Natur gantz unvermuthet in ungewissen Jahren auch offtmahls in der trocknesten Sommer-Zeit eine solche grosse Menge Wassers, daß davon nicht allein der gantze Graben nach und nach voll Wasser wird, sondern auch derselbe gar übergehet, und die darunter gegen Breitungen über gelegene Aecker überschwemmet: weilen aber aus der Menge solches Wassers gleichsam ein See wird, und die Benachbarten vor Alters gewiß davor gehalten haben, daß es ein zukünfftigen Hunger und theure Zeit im gantzen Lande bedeute. Wenn sich dieses Wasser also ergiesse, so ist demselben der Name Hunger-See gegeben worden, welchen es noch auff diese Stunde behalten, ohnerachtet die Erfahrung zum öfftern bezeuget hat, daß solche Meinung falsch sei, und nicht allemahl eintreffe. Gleichwie nun dieses See-Gewässer zu keiner gewissen Zeit, sondern offtmahls nur in sechs, acht, [97] weniger oder mehr Jahren ankömmet, also pfleget auch dasselbe keine gewisse Zeit daselbst zu verbleiben, nachdem es öffters nur etliche Wochen, zu Zeiten aber über ein Jahr, auch länger, welches doch selten geschiehet, gestanden, sich wieder durch den Ort, da es heraus gequollen, entweder in geschwinder Eile, oder doch in kurtzer Zeit, wieder zu verlaufen und sich zu verlieren, wobei dasselbe vor denen ausgehöleten Stein-Felsen einen ziemlich starcken Strudel oder Wirbel verursachet, indem solches mit Gewalt durch deren Löcher zurück fället. Hernach wenn der Bauren-Grabe wieder trocken worden, wird die darinnen befindliche Länderei von denen Besitzern derselben mit Sommer-Früchten besäet, massen die Winter-Früchte daselbst nicht auffkommen können, weilen jährlich im Früh-Jahr viel Schnee- und Regen-Wasser sich der Orten versammlet, und die Winter-Saat ersäuffet oder ersticket. Dieser See kömmet etlicher massen mit dem berühmten im Hertzogthum Crain gelegenen Zirckni zer-See überein, dessen die Acta Anglicana A. 1669mens. Decembr. p.m. 897 ingleichen die Acta Lipsiensia A. 1689 mens. Novemb. p. 558 gedencken, und welchen offt hochgedachter Herr Baron Valvasor in seiner Beschreibung des Hertzogthums Crain Tom. 1 libr. 4 cap. 47 fol. 630 als eine Rarität und sonderbahres Wunder-Werck der Natur lobet, und mit vielen Umständen beschreibet. Der Unterschied aber zwischen diesen Seen bestehet mehrentheils darinnen, daß der Hunger-See bei seiner Ergiessung keine blinde und nackichte Enten, und fast gar keine, oder doch nicht so viele Fische, als der Zircknizer-See, mit sich bringet, auch das Wasser nicht so hoch, als derselbe, über sich wirffet: dahero man auch dem Zircknizer-See gerne den Vorzug gönnet. Unterdessen ist doch nicht zu leugnen, daß der Hunger-See nicht auch ein sehr curieuses Werck und merck-würdiges Wunder der Natur sei; Denn man dergleichen weit und breit nicht viel findet. Die Ursache dieses Sees ist mehrentheils das unterirdische Wasser, dessen es in selbiger Gegend, wie in diesem und nachfolgendem Capitel unter dem Titel von Brunnen und wässerigen Erd-Fällen zu ersehen, viel giebet, wie denn auch der Bauren-Grabe an sich selbst nichts anders als ein grosser flacher und trockener, so wohl von dem unterirdischen[98] als auch jährlich im Früh-Jahr darinnen vorhandenen Schnee- und Regen-Wasser verursachter Erd-Fall, zu sein scheinet. Dieses Wasser wird durch verborgene unterirdische Canäle und Wasser-Gänge zu- und abgeführet, ob man schon nicht eigentlich weiß, wo solches herkömmet. Da nun die wahre Beschaffenheit derer Oerter, worinnen gedachte Oerter sich befinden, nicht bekannt ist, so kan man auch nicht gewiß sagen, auff was Art dessen wunderlicher Zu- und Abfluß geschiehet. Soll aber alhier das Muthmassen so viel als Beweisen gelten, so will ich denen Curiosis ein Meinung offenbahren, vermelde also, wie ich supponire und davor halte, daß zum wenigsten zwei Wasser-Pfüle oder Seen in der Gegend des Hunger-Sees vorhanden sein müssen, davon der eine nicht ferne von dem Bauren-Stein unter der Erde in einer Kalck-steinichten Höle sei, die entweder in oder über ihren Boden einen Ausfluß oder Löcher habe, und mit dem Grunde des Baurengrabens in einer Linie oder gleiche liege; der andere aber weiter davon an einem Orte unter oder über der Erde, und zwar höher als der vorige sich befinde: Ist nun diese Hypothesis oder beliebte Grund-Regel richtig, so kan es auch nicht anders sein, als daß das Wasser aus der obern See in die untere falle, und daselbst durch die Löcher, deren die kalckichte Stein-Felsen bewuster massen gemeiniglich haben, wieder aus- und an einen andern Ort unter die Erde fliesse, so lange nun solches ohnverhindert geschiehet, darff man nicht dencken, daß der Bauren- Grabe von solchem Wasser angefüllet werde: weilen aber dasselbe fast zu jederzeit einen Schlamm bei sich führet, welcher so wohl aus der obern See herrühret, als auch von denen Wasser-Gängen abgespület wird, so müssen davon die Löcher in der untern Höle nach und nach verstopffet, und die Höle voll Wasser werden, welches endlich, wegen des aus der obern Seecontinuirlich nachfallenden Wassers, mit Gewalt durch den Bauren-Stein in den Bauren-Graben dringet, und also den gemeldeten Hunger-See verursachet. Wenn denn solche Löcher nicht allein mit einem zähen und leimichten Schlamm, sondern auch mit einigen von der Höle herab gefallenen Steinen sich sehr feste verstopffet haben, ist die Eröffnung dererselben so bald nicht zu hoffen, muß dieserwegen der Hunger-See länger, [99] als sonst geschiehet, stehen bleiben, da hingegen, wenn die Verstopffung solcher Löcher nicht gar zu groß, und nur mit einem leichten sandichten Schlamm geschehen ist, sich das Wasser daselbst nicht so lange aufhält, sondern, seiner Schwere wegen, den versperreten Paß bald wieder eröffnet, und durch denselben aus dem Bauren-Graben wieder abgehet, und zurück fället. Hieraus erhellet auch, woher es komme, daß der Hunger-See offtmahls viele Jahre ausbleibe, massen solches geschiehet, wenn es nicht viele nasse Jahre mit starcken Schlag-Regen giebet, als welche sonst den Schlamm und Zulauff des Wassers vermehren, und also verursachen, daß der niedrige und gewöhnliche Ausfluß der untern See desto eher versetzet und verstopffet werde. Ingleichen kan man auch daraus ersehen, warum dieser See zu keiner gewissen Zeit im Jahre, sondern offtmahl mitten im Sommer, wenn grosse Dürre vorhanden, ankomme, denn die vor gedachte Verstopffung des Ausflusses nicht zu gewisser, sondern ungewisser, Zeit geschiehet, wornach sich der See richten, und wenn solche geschiehet, es mag nun sein zu welcher Zeit es wolle, ergiessen muß. Dieses sind nun meine wenige und unmasgebliche Gedancken und Anmerckungen über den Hunger-See: Solte aber ein anderer etwas besser aus denen Fundamentis Hydrotechnicis derer Herren Mathematicorum auff die Bahn bringen, will ich gerne von meinen Gedancken abstehen, und demselben Glauben beimessen. Es möchte aber mancher sich verwundern, daß, weilen im Vorhergehenden gedacht worden, wie der Hunger-See etlicher massen mit dem Zircknizer-See überein komme, ich doch dessen ohngeacht des Hoch-gedachten Herrn Baron Valvasors Meinung von dem Ursprung dieser See nicht behalten hätte: da er doch ex Principiis Hydraulicis genugsam dargethan habe, daß dessen Zu- und Abfluß, vermöge vieler wie zurück gebogene Heber gestalte, verborgene, unterirdische Canäle geschehe, als wodurch das aus etlichen unterirdischen Seen zusammen lauffende Wasser in den Zircknizer-See einfalle, und wieder heraus fliesse, wenn die Heber dasselbe wieder an sich zögen; ich antworte aber hierauff, daß, ob schon solche Meinung nach denen Principiis Heronis undPortæ sehr gelehrt sei, und mit der Beschaffenheit des [100] Zircknitzer-See wohl überein komme, doch dieselbe sich auff den Hunger-See nicht schicke, weilen derselbe, seiner verborgenen Wasser-Gänge halber, von besagtem See unterschieden ist, und dieserwegen bei seiner Ergiessung das Wasser vor dem Einfluß nicht hoch über sich wirffet: da hingegen in dem Zircknizer-See das Wasser aus den Canälen drei biß vier Klaffter hoch, als eine Wasser-Kunst, über sich spritzet.

Das III. Capitel

1. Von einem bei Questenberg gelegenen Brunnen
I.
Von einem bei Questenberg gelegenen Brunnen.

Nicht gar weit über dem, im ersten Capitel gedachten, Dorffe Questenberg lieget ein Brunn, welcher, seiner starcken Quellen wegen, viel Wasser von sich giebet, und derohalben gleich vor seinem Ausfluß ein solches ziemliches Teichlein machet, daß zur Noth eine Mühle treiben könte. Nun solte man bei solcher Beschaffenheit wohl vermeinen, daß daraus ein starcker Fluß entspringen möchte; Allein es lauffet derselbe von dannen stracks unter einen hohen Felsen, und verliehret sich daselbsten mit einem ziemlichen Gerausche, daß man also eigentlich nicht wissen kan, wo er hinkomme, ob schon etliche Leuthe des Orts vor eine gewisse Wahrheit berichten [101] wollen, daß solcher Brunnen in die Ascherslebische See, welche acht Meilen davon gelegen, wieder heraus fliesse.

2. Von einem im Fürstenthum Halberstadt bei Grüningen vorhandenen Brunnen
II.
Von einem im Fürstenthum Halberstadt bei Grüningen vorhandenen Brunnen.

Es ist in dem benachbarten Fürstenthum Halberstadt nicht ferne von Grüningen im ebenen Felde ein sehr tieffes von der Natur in einen Stein-Felsen gemachtes Loch anzutreffen, welches wie ein mit Fleiß durch einen Maurer verfertigter Brunn aussiehet. Wenn nun die Curiosi einen Stein in dasselbe werffen, so hören sie denselben über eine Weile in das Wasser mit einem Gethöne fallen, und können eigentlich vernehmen, wie das Wasser unten in dem Brunnen stetig wie ein starck fliessender Strom rausche.

3. Von dem oben auff dem Blocks-Berge befindlichen Brunnen
III.
Von dem oben auff dem Blocks-Berge befindlichen Brunnen.

Oben auff dem Blocks-Berge lieget eine Brunn-Quell, welche ein helles und wohl-schmeckendes Wasser hat. Nun möchte mancher Curiosus, dem der Ursprung solcher auff der Höhe gelegenen Brunnen unbekannt, sich hierüber verwundern, und fragen, woher es komme: daß man auff einem so hohen Berge einen solchen Brunnen antreffe? welchem ich aber hierauff kürtzlich antworte: daß, wie insgemein die Autores sich um die Ursachen derer auff der Ebene liegenden Brunnen nicht gäntzlichen vertragen können also auch dieselben von dergleichen Berg-Brunnen unterschiedene Meinungen haben; denn etliche wollen: daß sie aus Regen- und Schnee-Wasser entstehen. Andere wollen: daß dieselben von Meer-Wasser herkommen, weilen nach dem Ausspruch des Syrachs cap. 41 vers. 11 alle Flüsse, und folglich auch die Brunnen aus dem Meer [102] kämen, und wieder in dasselbe flössen. Nachdem aber die Berge höher als das Meer sind, und so wohl denen Herren Mathematicis aus denen Fundamentis Hydrotechnicis, als auch dem gemeinen Mann, aus der Erfahrung bekannt ist: daß das Wasser seine Wasser-Wage halte, und natürlicher Weise nicht höher fliesse, als der Ort ist, da es entspringet. So sind die Patroni der Meinung auff unterschiedene Gedancken gerathen, und streiten mit einander, auff was Art solches Wasser auff die hohen Berge gelange. Ein Theil meinet, daß dieses per Suctum geschehe: indem die Erde derer Berge solches Wasser in sich sauge, gleich wie ein Stücke Brodt oder ein Schwamm das Wasser und andere Feuchtigkeiten an sich ziehe, wenn man solche Sachen hinein werffe. Es opponiren aber einige hierwieder: daß solches in der Vernunfft nicht Statt finden könne, und das Exempel mit dem Brodt und Schwamme hierzu nicht diene: massen das Saugen eine empfindliche Bewegung eines saugenden Cörpers præsupponire oder erfodere, und die Erde davon wie ein nasser Schwamm auffschwellen müste, welches ja nicht geschehe. Ueber das, wenn schon die Erde das Wasser an sich zöge, würde doch dasselbe nicht daraus lauffen, man ebenfalls an einem auffgeschwollenen Schwamm wahrnehmen könne, als welcher keine Feuchtigkeit von sich gebe, es sei denn, daß man denselben ausdrucke. Andere wollen: daß das Wasser aus dem Meer mediante Transmissione auff die Berge gebracht werde, und wie das Geblüthe von einem Menschen oder Thiere, durch gewisseMeatus hinauff steige, welcher Meinung sonderlichPlinius libr. 2 cap. 65 ist. Sie bilden sich aber ein, wie das auff dem Grunde des Meeres vorhandene Wasser von der grausamen Last des darüber stehenden Gewässers gedrucket, und durch gewisse verborgene Canäle, biß zu oberst eines Berges, getrieben werde, welche Meinung doch wieder von etlichen nicht zugegeben wird, vermeinende: daß, ob schon das unterste Meer-Wasser auff vor besagte Art in einige unter der Erden vorhandene Hölen getrieben würde, und von dar, wegen gewaltigen Nachdrucks des obern Wassers, durch etliche Gänge in die Höhe steige, so schiene es doch nicht glaublich zu sein, daß solches dadurch auff hohe Berge [103] könne gebracht werden: denn dasselbe, wenn es die obere Fläche des Meeres erreichet habe, entweder dasselbe stehen bleibe, oder wieder zurück falle; weil die Gewalt des Nachdruckes alsdenn auffhöre, und sich nicht weiter erstrecke. Zu dem, wenn das Meer-Wasser durch offene Canäle geführet würde, müste das Wasser in solchen Brunnen nicht süsse, sondern, wie das Meer-Wasser, saltzig sein. Dieserwegen halten die meisten davor: wie es der Wahrheit eher gleich zu sein scheine, daß der Ursprung derer Berg-Brunnen von denen wässerigen Dünsten des, seiner Schwere und Flüßigkeit wegen, in die untersten Hölen derer Berge gebrachten Meer- und andern Wassers herrühre, indem der meiste Theil von demselben durch die Wärme der Erde und Sonnen-Hitze daselbst in Dünste verwandelt würde, und von dar zu den Gipfeln der Berge aufsteige, alwo selbige endlich wieder von der daselbst befindlichen kalten Erde zu Wasser würden, welches wegen der hefftigen Enge derer Gänge, dadurch solches auffgestiegen, nicht wieder zurück in die vorgemeldete Hölen fallen könne, zumahl da es oben in der Höhe andere weite Wege finde, durch welche solches seiner Art nach unter sich fliesse, und also einen Brunnen verursache; wie man denn auch hievon ein Exempel in denen Chymischen Destillationen hätte, allwo vermittels des Feuers viele Dünste aus denen wässerigen Corporibus oben in den etwas kühlen Helm stiegen, und daselbst zu Wasser-Tropffen würden, welche nachgehends häuffig durch den Schnabel des Helms in den Recipienten oder Vorlage fielen, welcher Meinung Anton le grand in seiner Historia Naturæ Part. 4 Articul. 4 pag. 172 und in seiner Institutione Philosophiæ Part. 6 Articul. 7 p. 577. Ingleichen der Autor Philosophiæ Veteris & Novæ Burgundiacæ Part. 2 cap. 3 pag. 420 beipflichtet, bei denen auch ein mehrers hievon kan gelesen werden. Ob nun schon die letzt gedachte curieuse Meinung ziemlicher massen auff den Brunnen des Blocks-Berges appliciret werden könte, so glaube ich doch eher, daß die fürnehmste Ursach dieses Brunnens das Schnee- und Regen-Wasser sei, weilen auff diesem Berge nicht allein die meiste Jahres-Zeit über ein sehr dicker Schnee lieget, sondern auch ausser dem mehrentheils es darauf regnet, wovon [104] es denn wohl nicht anders sein kan, als daß die auff dem Gipffel des Berges unter der Erden vorhandene Löcher, Hölen, und andere Behältnisse voll Wasser werden, und sich davon nach und nach wieder entledigen. Sonst ist bei diesem Brunnen ein grosser Stein vorhanden, an welchem vor Zeiten eine Kelle oder grosser Löffel mit einer eisern Kette gehangen hat, auff daß man desto bequemer daraus aus Curiosität hat trincken können, wiewohl das Wasser darinnen auch mitten in denen Hundes-Tagen offtmahls so kalt ist, daß es kaum in den Mund kan genommen geschweige getruncken werden.

4. Von dem Kinder-Brunnen und Rammels-Berge
IV.
Von dem Kinder-Brunnen und Rammels-Berge.

Nahe bei der Käyserlichen Freien und des Heiligen Römischen Reichs-Stadt Goslar lieget an dem Ober-Hartz, der, seiner Berg-Wercke wegen, weit und breit bekannte Rammels-Berg, welcher auff der Seiten gegen den Hertzberg, wo derselbe am höhesten und stickelsten ist, einen schönen klaren Brunnen hat, der eines Armes dicke quillet, und von denen Einwohnern der Stadt Goslar und andern Benachbarten der Kinder-Brunn genennet wird, wie denn auch ein Gewölbe darüber geschlossen ist, über dessen Thür zwei in Stein gehauene Kinder zu sehen sind. Von diesem Brunnen gedencket Herr Georg Engelhard von LöhnEisen, weiland Hoch-Fürstlicher Braunschweigischer geheimter Berg-Rath und Stall-Meister zu Wolffenbüttel, im 5ten Theil seines Berichts von Berg-Wercken fol. 78: daß niemand wisse, wovon der Brunn also genennet werde: hingegen meldet Herr Schreiber, in dem Historischen Bericht von Auffkunfft und Anfang derer Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Berg-Wercke an und auff dem Hartzcap. 5 pag. 38, daß Anno 1016 ein Käyserlicher Hoff-Diener, welcher des ersten Erfinders derer Rammelsbergischen Brudern Sohn gewesen, und Günther Carl geheissen haben soll, der Rammelberg [105] von Käyser Heinrich dem Andern ausgebethen habe, da es sich denn zugetragen: daß einesmahls dessen hoch-schwangere Frau Beliebung gehabt, den Berg zu besehen, und sei dieserwegen mit ihrem Herrn, Lusts halber, dahin spatzieren gegangen: Als sie nun im Rück-Wege unter andern an den Berg und bei dem Brunnen angelanget, wären ihr daselbst die Gebuhrts-Schmertzen plötzlich ankommen, und hätte zwei junge Söhne zur Welt gebohren, von welchen Kindern der Brunnen noch heutiges Tages den Nahmen habe, daß er der Kinder-Brunn genennet werde, welcher auch hernach, auff Befehl Käyser Conrads, des Andern dieses Nahmens, durch Röhren in den damahligen Käyserlichen Pallast zu Goslar geführet worden. Sonst thut dieser Brunn nunmehro, da der vor gedachte Pallast nicht mehr im Stande ist, gute Dienste, denn sie sich von diesem Brunnen ihres Röhr-Wassers zum Theil erholen müssen.

5. Von dem so genannten Elisabethen-Brunnen in Nordhausen
V.
Von dem so genannten Elisabethen-Brunnen in Nordhausen.

Es scheinet zwar ein Brunn an dem Orte, wo es derselben überflüßig giebet, manchem Menschen eine geringe Sache zu sein, wie denn die meisten Wunder-Wercke GOttes, ihrer Vielheit wegen, verachtet werden; Allein, was ein reiner, frischer und gesunder Brunn vor eine Edle Gabe des Höchsten sei, erkennen diejenigen insonderheit, so in dergleichen Ländern wohnen, oder dahin gereiset sind, da es dergleichen Brunnen nicht hat; derohalben mich niemand verdencken wird, wenn ich von dem alhier befindlichen Crystall-hellen wohl-schmeckenden und gesunden Elisabethen-Brunnen etwas melde. Es ist aber derselbe in der Vor-Stadt nahe bei der Kirche des Hospitals S. Elisabeth gelegen, davon solcher auch seinen Nahmen bekommen hat. Der Ursprung oder Quell desselben befindet sich ebenfalls nicht weit von der vor besagten Kirche, indem solcher kurz über dieselbe an dem so genannten [106] Stadt-Graben lieget, und mit einem Häußlein verbauet ist, damit kein Unflat hinein fallen könne. Von diesem Ort wird der Brunn mit metallinen Röhren unter der Erde durch die Kirche biß zu einem steinern in die Erde gegrabenen Brunn-Kasten geleitet; damit aber derselbe mit keinem Regen-Wasser vermischet, und sonst auff einige Art und Weise verunreiniget werde, so ist nicht allein der Kasten mit Bretern zugedecket, sondern auch über denselben ein runder Schwib-Bogen gewölbet worden. Dieser Brunn wird nicht unbillich vor den allerbesten hiesiges Orts gehalten, wie denn auch solches etliche alhier wohnhaffte Personen, welche nichts anders als Wasser trincken, bekräfftigen, und sagen: daß sie es eigentlich schmecken könten, wenn ihr Gesinde offtmahls aus Faulheit das Wasser nicht aus diesem, sondern aus einem andern nahe gelegenen, Brunnen geholet hätten. Dieserwegen wird ebenfalls kein ander Brunnen-Wasser, als dieses, zum Auff-Füllen derer in hiesiger Stadt zu Zeiten sehr häuffig vorhandenen Lager-Biere gebrauchet, massen es solche nicht allein vor andern erfrischet, sondern auch verursachet, daß die Hefen desto eher sich niederschlagen, und dadurch reiner und heller werde. Denen armen Leuthen, sonderlich im vor gedachten Hospital, kömmet dieser Brunnen wohl zu statten, und ist eine merck-würdige Gütigkeit GOttes, daß, ohnerachtet von diesem Brunnen täglich sehr viel Wasser verbrauchet wird, doch daran kein Mangel verspüret werde, sondern derselbe ein so häuffiges Wasser durch das gantze Jahr gebe, daß es auch überlauffe, und ein kleines Bächlein mache, welches in dem darunter gelegenen so genannten Mühl-Graben fliesset. Sonst muß ich noch von diesem Brunnen gedencken, daß damit ein gewisser Mann alhier eine wunderliche Augen-Cur an sich selbst verrichtet habe; denn wie derselbe, Alters wegen, blöde Augen bekommen, und sich derer Brillen bedienen müssen, träget es sich einesmahls zu, daß in langer Zeit nicht so viel Geld einkömmet, als er zum Bier und Branntwein, welches beides von ihm sehr geliebet worden, vonnöthen gehabt, dahero ihn die Noht gezwungen, diesen Brunnen einig und allein zu trincken, worauff dessen Augen-Beschwerung also nachgelassen, daß er endlich ohne Brille wieder lesen können. Da [107] siehet man, was die Diaet bei einem solchen Malo vermag, und wie kräfftig das blosse süsse Wasser sei, die sauren, scharffen, dicken und die Augen verdunckelnden Feuchtigkeiten zu versüssen.

6. Von denen unter Auleben gelegenen Saltz-Brunnen
VI.
Von denen unter Auleben gelegenen Saltz-Brunnen.

In der benachbarten, nach Rudolstadt gehörigen, Graffschafft Schwartzburg findet man über dem Dorff Auleben etliche Saltz-Quellen, so aber nicht reich von Saltz sind, und also die Unkosten nicht abwerffen, wenn man solche in Pfannen unter Saltz-Hütten oder Köthen sieden will, ehe und bevor dieselben von dem wilden Wasser durch ein Leck-Werck befreiet werden. Es ist aber ein Leck-Werck ein langes mit Ziegeln, Schindeln, Stroh oder anderer Materie gedecktes und unten offenes Gebäude, welches bei sechszehen Werck-Schuh weit, und ohngefähr vier Ellen hoch von der Erde ist. Mitten durch dasselbe gehet von oben biß unten aus ein langer von Brettern gemachter Kasten, welchen man voll Söhle lauffen lässet, über demselben henget aber vieles an einander gebundenes langes Schütten-Stroh, daran die arme Saltz-Söhle, wenn die Sonne scheinet, von beiden Seiten gegossen wird, so verzehret sich das dabei befindliche übrige wilde oder süsse Wasser, und dieses je leichter und eher, je heisser die Sonne scheinet, und ein trocken lufftiges Wetter vorhanden ist. Wenn nun die Söhle etliche Tage an das Stroh gegossen, und also dicker und reicher im Kasten worden, so wird dieselbe in die Saltz-Pfanne gebracht, und alsdenn mit wenigern Holtz, als andere sonst reiche Söhle, gesotten. Auff diese Art sind vormahls solche Saltz-Quellen zu Gute gemachet worden, nachgehends aber sind dieselben biß hieher liegen geblieben, vielleicht deswegen, weilen solche in der Qualität abgenommen, und die Mühe und Arbeit nicht wohl verlohnet haben, derowegen anjetzo bei denenselben nichts Sonderliches mehr zu sehen ist, ausserhalb dessen, daß [108] daselbst einige Kräuter angetroffen werden, die sonst an dem Meer und andern saltzigen Oertern wachsen.

7. Von dem Saltz-Brunnen in Franckenhausen
VII.
Von dem Saltz-Brunnen in Franckenhausen.

Weilen ich vorhero eines Saltz-Brunnens gedacht habe, der, wegen derer dabei wachsenden Meer-Kräuter, merck-würdig ist, so kan nicht unterlassen, demcurieusen Leser von einem andern Nachricht zu geben, welcher, seiner künstlichen Arbeit wegen, verdienet gesehen zu werden. Es ist aber derselbe ebenfalls in der vor gedachten Rudolstädtischen Graffschafft Schwartzburg gelegen und wird in der, wegen des Saltz-Siedens, weit und breit bekannten Stadt Franckenhausen, nicht weit von denen Saltz-Köthen, angetroffen, welches sicherlich ein Werck ist, das den Meister lobet, massen dessen vielfältige künstliche Räder und andere Sachen solches genugsam bezeugen, und einem Curioso nicht gereuen machen, daß er sich die Mühe genommen habe, dieses Kunst-Stücke in Augenschein zu nehmen.

8. Von unterschiedenen tieffen an und auff dem Hartz vorhandenen Ziehe-Brunnen
VIII.
Von unterschiedenen tieffen an und auff dem Hartz vorhandenen Ziehe-Brunnen.

Nechst denen vor gemeldeten Brunnen sind auch etliche an und auff dem Hartz gelegene Zieh-Brunnen, ihrer grausamen Tiefe, grosser angewendeter Mühe und Unkosten wegen sehr verwunderlich, und könte ich davon eine ziemliche Anzahl anführen, wenn dieselben nicht zum Theil nunmehro verfallen wären und ich solches nicht, um Weitläuffigkeit zu verhüten, unterlassen müste. Derowegen ich nur diejenigen, welche sich noch in gutem Stande befinden, und darunter vor die Merckwürdigsten gehalten werden erzehlen[109] will. Es sind aber dieselben erstlich der Brunn auff der Festung Schwarzfels, ferner derjenige, welcher auff der Festung Reinstein, im Fürstenthum Halberstadt sich befindet, welche zwei Brunnen die andern alle übertreffen, ob schon sonst dieselben auch sehr tieff sind.

9. Von denen curieusen Fontainen oder Spring-Brunnen des Gartens zu Hessem
IX.
Von denen curieusen Fontainen oder Spring-Brunnen des Gartens zu Hessem.

Ein sehr schöner, künstlicher und aus lauter gutem Metall verfertigter Spring-Brunn befindet sich in dem gegen den Ober-Vor-Hartz gelegenen Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Wolffenbüttelischen Garten zu Hessem, und ist vormahls dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Julio, Postulirten Bischoff zu Halberstadt und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg, Hoch-löblichster Gedächtniß, von einigen Augspurgischen Kauff-Leuthen zu Kauffe gebracht worden. Als nun derselbe Ihro Hoch-Fürstlichen Durchlauchtigkeit, seiner trefflichen Arbeit wegen, gefallen, haben Sie solchen am acht tausend gute Gülden gekauffet und denselben Dero Gemahlin, Frauen Elisabeth, Gebohrnen aus dem Königlichen Stamm Dennemarck, zum Neuen Jahr geschencket, welche diesen Brunn in den vorgedachten, damahls neu angelegten, Lust-Garten hat setzen lassen. Es stehet aber derselbe in dem so genannten Brunnen-Quartier auff einem, von schönen Guater-Steinen auffgeführten Mauer-Werck, worunter ein feines Gewölbe ist; Oben sind zwei Umgänge um den Brunnen, welche mit künstlich-gemachten eisernen Gitter-Wercken umgeben und mit zweien dergleichen Thüren verschlossen sind. Auff dem Unter-Gange liegen viele bleierne Röhren und Meßings-Pfeifflein verborgen, daß man dieselben nicht sehen kan, wodurch einer, der auff diesen Gang steiget, Pfützennaß kan gemacht werden, da hingegen ein anderer auff dem obern Gange im Trocknen stehet, und dieses Lust-Spiel [110] lachend ansiehet. Weiter ist der Brunn an sich selbst folgender massen beschaffen, und fänget sich unten bei dem Fuß also an: Es stehen drei ziemlich grosse so genannte Vogel-Greiffe worauff das unterste Becken ruhet, darzwischen stehen etliche Löwen, auch von denen grossen See-Krabben und Meer-Krebsen; unten im Becken sind Muscheln, Frösche, Plateise oder Halb-Fische, die man hier zu Lande Schollen nennet, und andere in der See befindliche Sachen zu sehen, welchen alles natürlich und nach dem Leben gar künstlich verfertiget ist. Hernach gehet über diesem Becken wie eine Stein-Klippe oder Felsen in der Mitte des Brunnens herum, worzwischen Frösche, Kröten, Eidexen, Schlangen, ingleichen allerhand Vögel und Thiere, so sich in denen Felsen auffzuhalten pflegen, sehr artig und fleißig gemachet sind. Auff diesem Stein-Felsen sind ferner sechs grosse Auer-Ochsen, worauff denn das andere Becken stehet zwischen denselben sitzen drei-köpffichte Drachen, die mit denen Ochsen das Wasser aus denen Köpffen geben. In diesem andern Becken ist auch dasjenige zu befinden was in dem Vorhergehenden gemeldet worden, und siehet darinnen alles aus, als ob es lebete im Wasser, über diesem Becken gehet auch ebenfalls wieder eine Stein-Klippe herum, auff welchem eine Gemsen-Jagd mit Gemsen, Hunden und Jägern zu sehen ist. Ingleichen sind noch mehr Thiere, so auff dieser Klippe stehen, denen das Wasser aus denen Mäulern und Füssen springet, nemlich proportionirte Pferde, welche auff denen Hinter-Füssen stehen, und scheinen, als wolten sie herunter springen. Ferner Pelicane, welchem das Wasser aus der Brust springet, darneben Affen, die auff der Sack-Pfeiffe spielen, und Wasser aus denen Pfeiffen geben, wie auch Elephanten, Einhörner und dergleichen mehr, die alle artiger Weise Wasser geben. Endlich stehet zu alleroberst ein wohl gebildeter Hirsch, als ein zum Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wapen gehöriges Stück, dem ebenfalls das Wasser aus dem Maule, denen Vorder-Füssen und Hörnern gantz zierlich springet, welches Kunst-Stück wohl zu sehen, und von Johann Royern, vormahls Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen bestalten Gärtner, in der Beschreibung [111] des Garten zu Hessem c. 1p. 2 in einem Kupffer-Stück vorgestellet ist. Nicht gar weit von diesem Brunnen trifft man auch zwischen dem so genannten Wapen- und Rauten-Quartier, welches bei dem Schloß-Graben hergehet, auch eine feine Wasser-Kunst an, so der Dianen Badt nach der Historie, oder vielmehr Fabel, des Ovidii artig vorstellet, denn erstlich daselbst ein ziemliches mit Quater-Steinen inwendig glatt- auswendig aber wie eine Stein-Klippe gemauretes Gewölbe vorhanden ist, dessen Boden mit gutem Zinn beleget worden, hierinnen nun sitzet die Diana mit ihren Jungfrauen ganz nackend, und stehet in demselben ein vergüldetes Knaben-Bild, welches einen Delphin unter seinem Fusse hat, dem das Wasser aus dem Munde in dieses Bad läuffet: Nechst dabei hält der Jäger Actaeon mit seinen Hunden bei einem Baume, in der Hand einen Jäger-Spieß auff dem Kopff aber Hirsch-Hörner oder Geweihe habende, welche derselbe, wie fabuliret wird, aus Verfluchung der Dianae, zum Trinck-Gelde soll bekommen haben, als er die badende Gesellschafft aus Vorwitz beschauet gehabt. Vor gemeldete Bilder aber sind alle aus Steinen in natürlicher Grösse gantz künstlich gehauen, und mit lebendigen Oel-Farben zierlich vermahlet. Der Platz, darinnen dieses Bad stehet, ist 24 Werck-Schuh ins Gevierdte und mit einem Gitter-Werck umgeben, auch mit dreien Thüren verschlossen. An den vier Ecken desselben befinden sich feine ausgearbeitete Pfosten mit Menschen-Bildern, welche einen Delphin unter dem Fuß haben, aus welchem Wasser lauffet, und bei einer jeden Thür stehet auch zu beiden Seiten ein schön geschnitzter Pfoste mit Delphinen, die ebenfalls aus ihrem Munde Wasser geben. Inwendig ist dieser Platz mit feinen kleinen Steinen ausgesetzet, darunter viele verborgene bleierne Röhren und Meßings-Pfeifflein liegen, welche zu einer Kurtzweil dienen, denn, so jemand hinein kömmet, diese schöne Bilder zu besehen, und man den Hahn umdrehet, springet das Wasser unten aus der Erden anderthalb Mannes hoch, und aus allen Ecken hervor, daß derselbe davon gantz naß wird, welches lustig anzusehen ist. Ferner stehet in diesem Garten mitten vor dem darinnen befindlichen Lust-Hause noch eine [112] andere artige Fontaine mit einem schönen wohl gemachten Bilde, welches die keuscheLucretia mit einem in der Hand habenden Dolch ist, woraus ebenfalls das Wasser in die Höhe springet.

10. Von einem künstlichen Spring-Brunnen in dem Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen Garten zu Sondershausen
X.
Von einem künstlichen Spring-Brunnen in dem Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen Garten zu Sondershausen.

In dem benachbarten Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen schönen Schloß- und Lust-Garten zu Sondershausen, wovon ich in dem Nachfolgenden etwas gedencken werde, befindet sich auch ein künstlicher Spring-Brunnen, welcher nicht allein im Sommer zum Begiessen derer, von denen Sonnen-Strahlen abgematteten, Garten-Gewächsen dienet, sondern auch eine unvergleichliche Zierde des Gartens, und dieserwegen sonderlich merck-würdig ist. Es lieget aber derselbe fast mitten in dem Garten zwischen denen Quartieren desselben, und vergnüget, so wohl mit seinem hellen springenden Wasser die Augen eines curieusen Anschauers, als auch dessen Ohren mit seinem angenehmen Geräusche. Das Wasser desselben wird mit grosser Mühe und Unkosten geleitet; massen dessen Ursprung von demselben 2000 Schritt weit an einem, gegen den Garten über liegendem Berge, vorhanden ist, von dar solches durch sehr viele Röhren geführet werden muß, ehe es an Ort und Stelle kömmet. Ob nun schon der Boden des Gartens auch an keinem niedrigen, sondern ziemlich erhabenen, Orte gelegen ist, so wirffet doch diese Fontaine oder Spring-Brunnen das Wasser durch den engen Auffsatz 24 Schuh hoch über sich, und fället, an Statt eines Spring-Brunnen-Beckens oder Kastens, in ein ziemlich weites und Mannes-tieffes rundes Behältniß oder Teichlein, welches von ausgearbeiteten Steinen ausgemauret, und dessen Boden mit breiten steinernen Blatten beleget ist.

11. Von denen Stangen-Künsten derer Hartzischen Berg-Wercke
[113] XI.
Von denen Stangen-Künsten derer Hartzischen Berg-Wercke.

Vor Alters sind die Wasser aus denen Wasser-nöthigen Zechen, davon unter dem 8. Capitel soll gedacht werden, mit Pumpen, Bulgen-Künsten und andern alten Berg-Instrumenten durch Menschen gebracht worden, wobei die Arbeiter, wie das Vieh, ziehen, und sich abmergeln müssen. Dieser Marter hat man nun mit denen nachgehends erfundenen Stangen- oder Feld-Künsten abgeholffen. Es haben aber dieselben ein Rad, welches unter einem Gebäu, die Rad-Stube genannt, hänget, und offtmahls bei tausend Lachter weit, wenn kein treibendes Wasser in der Nähe vorhanden, von der Zeche entfernet ist. Dieses Rad hat an dem einen Ende seiner Welle einen eisernen Zapffen, so die gantze Kunst regieret, indem derselbe die Kunst-Stangen durch den so genannten Arm hin und wieder ziehet. Solcher Stangen sind sehr viel zwischen denen Stegen biß in eine gewisse Zeche oder Grube gehende Höltzer, welche so wohl oben als unten, der Länge nach, in die Schwingen gemachet, und mit gutem Eisen, der Gewalt wegen, so dieselben ausstehen müssen, starck verbunden oder verwahret werden, zu Ende derselben ist ein Creutz über dem Schacht vorhanden, welches die Züge in denen Gossen oder Röhren niederdrucket, so bald der Arm an der Kunst schiebet; hingegen hebet solches die Züge in die Höhe, wenn der gemeldete Arm das gantze Gestänge ziehet. Gedachte Röhren sind mehrentheils aus Eisen gegossen, ausgenommen in dem Rammels-Berge bei Goslar, alwo dieselben Höltzer sind, weilen die eiserne daselbst von dem Vitriolischen Wasser bald verzehret werden. Es stehen auch dieselben in dem Schachte nicht gerade auff einander, sondern ein Satz, so 5 Lachter lang, hebet dem andern zu: Als nemlich der unterste Satz ziehet das Wasser aus dem Sumpfe in sich, und giesset solches in den ersten Trog aus, der folgende bringet es von dar [114] hinauff in den andern Trog, und so weiter, biß endlich der letzte das Wasser in die Gerinne des Stollens ausgiesset.

12. Von denen Wasser-Künsten in Nordhausen
XII.
Von denen Wasser-Künsten in Nordhausen.

Die erhöhete und bergichte Situation oder Lage der hiesigen Ober-Stadt und der daher rührende Mangel eines von sich selbst fliessenden Wassers hat die klugen, und um das Stadt-Regiment wohl-verdienten, Vorfahren E.E. Rahts alhier gelernet, darauff zu dencken, wie die Stadt mit nothwendigem Wasser versorget werden möchte; derohalben Sie nicht allein haben etliche sehr tieffe Brunnen graben, sondern auch zwei unterschiedliche Wasser-Kunst-Wercke anlegen lassen. Die erste von denselben wird die Ober-Kunst genennet, weilen solche eine ziemliche Weite über der nachfolgenden lieget. Diese Kunst ist anfänglich A. 1546 von Hans Laxuern, von Sachswerfen bürtig, angeleget, und dadurch das Wasser bei 85 Ellen hoch erhoben worden, es hat aber nachgehends A. 1598 Peter Günther von Halle solche Höhe auff 264 Ellen gebracht, dabei es biß hieher verblieben ist; woraus ich muthmasse, daß diese Kunst vor diesem erstlich ein unterschlägig Werck müsse gewesen sein, wovon etliche, insonderheit die Berg-Leuthe am Hartz, nicht viel halten, wie Herr Christian Berward, weilandJCtus und Assessor im Ober-Hartzischen Berg-Amte, in seiner, Herrn Lazari Erckers Probier-Buch mit an gehängten, Erklährung derer Berg-Leuthe Redens-Arten p. 27 bezeuget. Die Ursach dessen ist: daß das Wasser nicht darauff fället, und solches dieserwegen keine sonderliche Last heben kan, derohalben es auch dem andern eine leichte Mühe gewesen, diesen Fehler mit einem überschlägigen Rade, darauff das Wasser mit Gewalt fället, zu verbessern, und dadurch das Wasser höher hinauff zu bringen. Das Kunst-Gehäuse, worinnen die Kunst sich befindet, trifft man in der Vor-Stadt, das Altendorff genannt, nahe bei der Kirche, und [115] gleich unter dem Wohn-Hause des Kunst-Meisters an, von dar das Wasser durch 84 sechs-schuhigte und einen halben Centner schwere Meßings-Röhren biß nach einem andern, auff dem Kirschberg oder vielmehr Giersberg gebaueten Kunsthäuslein, getrieben wird, und darinnen in einen Wasser-Trog, mit einem ziemlichen Schall, fället, oder, hiesiger Redens-Art nach, hinein plumpet; deswegen auch die Kinder, wenn sie solchen Laut hören, davor halten, daß solchen das Plump-Männgen verursache, indem solches denenselben von ihren Eltern also vorgeschwatzet und eingebildet worden, wenn sie mit ihnen zu Sommers-Zeit nach diesem lustigen Ort spatzieren gegangen sind. Aus diesem Troge fliesset das Wasser, durch 160 hölzerne oder tannene Röhren, in den Stadt-Graben, und ferner unter der Mauer, durch Tit. Herrn Bürgermeisters Johann Caspar Arens, meines Hochzuehrenden Herrn Patroni Gevatters, hinter dem Hause am Pferde-Marckte gelegenen Garten, in die Stadt, biß an E.E. Rahts Marstall, allwo wieder ein Kunst-Häuslein ist, von dar solches endlich durch mehr als 1100 mit so viel eisernen Büchsen zusammen geschlossenen Röhren in die am Korn-Marckt vorhandene steinerne Kunst, darzu gehörige Brau-Häuser und andere Oerter mehr, vermittelst 28 in denen Kunst-Löchern oder viereckichten in die Erde gemachten und mit Deckeln belegten Behältnissen vorhandenen Meßings-Hahnen, geleitet wird. Die andere von denen vor gemeldeten Künsten nennet man, ihrer Lage wegen, die Unter-Kunst. Ob nun schon dieselbe ebenfalls von Peter Günthern von Halle Ao. 1598 angebauet worden; so kömmet sie doch der vorigen nicht gleich, weilen das Wasser daselbst keinen rechten Fall hat, und solche Kunst dieserwegen ein unterschlägig Werck ist; dessen ohngeachtet, treibet sie doch das Wasser 222 und eine halbe Elle hoch. Das Kunst-Gehäuse derselben lieget in der Vor-Stadt unter denen Weiden an dem Mühl-Graben, hart bei des Tit. Herrn Johann Wilhelm Harprechts, hiesigen Stadt-Consulentens und Syndici, meines Hochzuehrenden Herrn Schwagers und Gevatters, Garten, und zwar in der Behausung des Unter-Kunst-Meisters, wovon das Wasser durch 71 vor beschriebene Meßings-Röhren den Berg hinan biß in den am Neuenwe ges-Thor vorhandenen [116] Wasser-Trog steiget, und daselbst durch den Fall-Ständer wieder in 543 tannene gerade und 178 Queer-Röhren fället, auch endlich durch Hülffe 30 Meßings-Hahnen, wenn die auffgedrehet werden, bald in die darzu bestimmte Brau-Häuser bald in die steinerne am Marckte und in die hölzerne in der Rauten-Gasse, nicht ferne von Tit. Herrn Bürgermeister Johann Martin Kromans, meines Hochgeehrten Herrn Schwagers und Gevatters, Hause gelegene Kunst auch weiter geführet wird. Beide Künste aber sind Truck-Wercke, und kosten E.E. Rahts Cämmerei jährlich viel, mit ihrer Zubehör in gutem Stande zu erhalten. Nichts desto weniger sind es zwei Stücke, derer die Stadt nicht entbehren kan, welches diejenigen wohl bedencken solten, die denen Gelehrten offtmahls Spinnen-feind sind, massen dieselben von denen Gelehrten, nemlich aus der Mathesi, herrühren, und, vermöge derselben, anfänglich erfunden worden sind; hingegen soll man auch die Handwercks-Leuthe nicht verachten, weilen die meisten Hand-Wercke sich auff die Mathesin gründen.

Das IV. Capitel

1. Von dem Nordhausischen Feld-Wasser, die Zorge genannt
I.
Von dem Nordhausischen Feld-Wasser, die Zorge genannt.

Ob es schon an und auff dem Hartz keine berühmte Schiffreiche Flüsse giebet, so trifft man doch daselbst etliche an, worbei unterschiedene merck-würdige Sachen sich befinden. Unter diesen Hartz-Flüssen ist, meines Erachtens, wohl der fürnehmste, so allhier insgemein das Feld-Wasser, von [117] etlichen aber, sonderlich dem Eckstormio in seiner Walckenriedter Chronica, die Zorge genennet wird; weilen derselbe in dem Vor-Hartze nicht weit von dem Wegen derer Eisen-Hütten bekannten Hartz-Flecken, die Zorga genannt, entspringet. Dieser Fluß lauffet von dar insonderheit die Stadt Ellrich und das Dorff Waffleben vorbei, und wird unter Weges von etlichen andern Flüssen, als die kalte Weyde und dergleichen, vermehret. Wenn nun derselbe unter den Kohnstein bei E.E. Rahts Kalck-Hütte kömmet, wird er der Ditfurt geheissen, welches, einiger Meinung nach, so viel, als disseits des Furts, bedeuten soll. Ferner fliesset derselbe das eine gute Viertel Meile von hier gelegene Dorff Grimbderode, oder Krimderode, fürüber, unter welchem man ein Theil davon bei dem anmuthigen Orte, unter denen Erlen genannt, zur lincken Hand in einen Graben nach Nordhausen leitet, und denselben alsdenn den Mühlen-Graben nennet, weilen er, ohne den Zehnt-Hammer und zwei Wasser-Künste, nicht allein eine Papier-Mühle und unterschiedene Gerber-Loh- und Oel-Mühlen, sondern auch sieben Mahl-Mühlen treibet. Der andere Theil fället bei denen vor gemeldeten Erlen zur rechten Hand in das Feld, und wird anfänglich die Grimme, oder Krimme, davon obgedachtes Dorff den Nahmen haben soll, nachgehends aber das Feld-Wasser genennet, welches unter Nordhausen, nicht weit von dem auff dem Bielen-Rasen gelegenen Zehnt-Hammer, sich wieder mit dem Wasser des durch die Stadt gehenden Mühl-Graben vereiniget, von dar solcher endlich bei der Hoch-Gräfflichen Schwartzburgischen Stadt Heringen in die Helm, und mit derselben durch die güldene Au in die Unstrut fället. An Fisch-Werck hat die Zorge keinen Mangel, sonderlich ober- und unterhalb Nordhausen, da es sonderlich schöne Forellen, Aschen und Schmerlinge giebet, dazwischen aber trifft man anjetzo nicht gar viel davon an, weilen solches daselbst nicht geheget, sondern einem jeden Bürger, darinnen durch das gantze Jahr zu fischen, zugelassen wird. Vor diesem aber hat man auch alhier schöne Forellen gefunden, massen dasselbe die zwei zu Raht-Hause alhier abgemahlte und in diesem Feld-Wasser vormahls gefangene [118] grosse Forellen bezeugen, als wovon die eine 15 und ein halb Pfund gewogen hat, wie an dem vor besagten Gemählde zu ersehen ist. Gleicher Gestalt sind vor gedachte Fische in dem Mühl-Graben so häuffig nicht, weilen sie auch darinnen von der Bürgerschafft nicht geschonet werden, wiewohl zu Zeiten auch mit denen Heslingen eine und andere feine Forelle ertappet wird. Sonst ergiesset sich die Zorge, sonderlich im Frühling und Herbst, durch die von denen Hartz-Bergen, in dieselbe fallende Schnee- und Regen-Wasser offtmahls also, als ob dieselbe Schiff-reich wäre, und thut alsdenn nicht allein grossen Schaden an Brücken, Stegen, Wasser-Wehren, Ländereien und andern Sachen, sondern bringet auch fast jährlich manchen Menschen um das Leben, wovon ein erbärmlich Exempel Herr Ericus Christoph. Bohne, E.E. Rahts dieser Stadt Vier- und Bau-Herr etc. als meinSpecial-guter Freund, in seiner an noch geschriebenen Nordhausischen Chronica Cap. 1 mit folgenden Worten anführet: Indem ich der Kirche des HospitalsS. Cyriacy, sonst S. Cyliax genannt, so allernechst bei der Zorge A. 1689 im Mertz-Monat eingerissenen vormahligen 6 Jochichten steinern, nunmehro aber auff eine andere Art wieder über dieses Wasser gebaueten Brücke lieget, erwehne, muß ich letzlich noch dieses gedencken: Es sind an derselben Kirch-Mauer acht Creutze von rothen sandigten Steinen, so durch das Zeit-Alter nunmehro gelbe worden, zu befinden, welche vielleicht nicht ein jeder so genau betrachtet hat; Oben in der Höhe unter dem Kirch-Schiefer-Dache kniet ein Priester in seinem Priester-Rocke, den Kelch in der Hand gen Himmel haltend, fragt sich, was solches bedeute? Hierauff dienet zur Antwort: Es ist einst in vorigen Zeiten des Papstthums, gleich als der Priester, vor dem Altar stehend, seinen Eingepfarreten, welche damahls als Communicanten um den Altar herum gangen, das Heilige Nacht-Mahl gereichet, ein starck sausend- und brausendes Donner-Wetter, darauff ein hefftiger Wolcken-Bruch, und daraus eine grosse und ungeheure Wasser-Fluth entstanden, welche den Priester samt denen Communicanten und Gebäuden mit sich hinweg geführet, deswegen zu stetem Andencken und Erinnerung allen [119] Vorübergehenden diese Creutze an bemeldter Kirche, nach Anzahl derer Personen, so viel ihrer ersoffen, eingemauret, jetzo noch zu ersehen; Die Kirch-Glocken hat man etliche Wochen hernach, nach vergangenen Fluthen, welche dieselbe hinfort getrieben, so durch eine Saue ausgewühlet und ausgegraben worden, in dem Erd-Moraste wieder gefunden, daher derselben Länderei-Gegend, die Sau-Grube genannt, annoch soll den Nahmen haben, wie Herr Bürgermeister Augustus Sigismund Wilde, Erbsaß auff Bischofferode Seeliger, als viel Jahr gewesener Vorsteher dieses Hospitals, mir seinem damahligen Collegen umständlich alles erzehlet hat. Ohnerachtet nun die Zorge also zu gewissen vorbesagten Zeiten mit ihrer Fluht wütet und tobet, so wird man doch mitten im trocknen Sommer entweder ein weniges oder gar kein Wasser davon, ausser demjenigen, was in dem Mühl-Graben vorhanden, antreffen, es sei denn, daß solches von einem hefftigen Platz-Regen und Wolcken-Bruch in einem Donner-Wetter entstehe. Dieserwegen ist es keine unmügliche Sache, wenn einige hiesiges Orts entweder aus Schertz oder aus Ernst vorgeben: wie sich einesmahls in der Fremde zwei reisende Handwercks-Bursche, dieses Wassers wegen, sich hefftig gezancket und geschlagen hätten, indem der eine vorgegeben habe, als ob ein Schiffreich Wasser bei Nordhausen wäre, welches er mit seinen Augen gesehen habe; der andere aber hätte behaupten wollen, daß dem nicht so sei, weilen solches von ihm daselbst nicht gefunden worden. Als aber zu diesem Streite der dritte Mann kommen, der um die Beschaffenheit dieses Wassers gute Wissenschafft gehabt, und beide gefraget, zu welcher Zeit sie zu Nordhausen gewesen wären? habe er aus der Antwort vernommen, wie solches zu unterschiedenen Zeiten geschehen sei, indem der eine zur Fasten- der andere aber zur Erndte-Zeit sich daselbst auffgehalten: worauff von diesem Schieds-Manne der Streit bald beigeleget, und ihnen die Ursach angezeiget worden; warum sie beide Recht hätten.

2. Von dem Hartz-Fluß, die Bode genannt
[120] II.
Von dem Hartz-Fluß, die Bode genannt.

Nechst vor gemeldeter Zorge folget billich die Bode, als ein am Hartz auch berühmter Fluß. Dieselbe entspringet nun in der Gegend des Blocks-Berges an dreien Orten, und fliesset vom Abend gegen Morgen unterschiedene Oerter im Hartz, als das Voigtsfelde, die Sorge, die Tanne, das Rübeland und andere mehr vorbei; ferner lauffet solche auff Quedlinburg zu, von dar sie durch das Sachsen-Land so lange fortgehet, biß sich dieselbe mit der Saale vereinbahret. In dem Hartz machet dieser Fluß ein starckes Geräusche, wegen derer vielen darinnen vorhandenen grossen Steine, woran sich das Wasser stösset, und über dieselben mit einem Gethöne fället, vor der Saale aber fliesset dieselbe viel stiller und sänffter, weilen sie von andern zugeflossenen Wassern viel tieffer worden, und es mit derselben alsdenn nach dem gemeinen Sprich-Wort heisset: Stille Wasser sein tieff. Es giebet auch feine Forellen und andere Fische in der Bode, sonderlich im Hartz, allwo die meisten Flüsse Forellen bei sich führen, über das ergiesset sich dieselbe ebenermassen so leicht als die Zorge durch das Schnee- und Regen-Wasser, und weichet alsdenn derselben mit ihrem starcken wütenden Strohm wenig, als welcher offtmahls auch viel Unglück und Schaden verursachet. Sonst ist in diesem Flusse unter dem Roß-Trapp, dessen ich unter dem V. Capitel gedencken werde, ein tieffes und unergründliches Loch vorhanden, welches von denen Einwohnern der Creful genennet wird, und erzehlet von demselben der gemeine Mann: wie vormahls eines Hünen-Königes Tochter eine Wette angestellet habe, mit ihrem Pferde an gedachtem Orte dreimahl von einem Felsen zum andern zu springen, welches sie zweimahl glücklich verrichtet hätte, zum drittenmahl aber sei das Roß rückwerts übergeschlagen, und mit ihr in den Creful gestürtzet, worinnen sie sich auch noch befinde, massen solche einesmahls von einem Täucher, einigen zu Gefallen, um ein Trinck-Geld, [121] so weit ausser Wasser gebracht worden, daß man etwas von der Crone sehen können; als aber derselbe solches zum drittenmahl thun sollen, hätte er anfänglich nicht daran gewolt, endlich aber dasselbe gewaget, und dabei vermeldet: daß, wenn aus dem Wasser eine Blut-Strahle aufstiege, er alsdenn von der Jungfer umgebracht sein würde, und die Zuschauer geschwinde davon eilen möchten, sonst sie ebenfalls in Lebens-Gefahr kämen, welches alles denn vorbesagter massen erfolget sei. Man kan aber dieses unter keine wahre Geschichte rechnen; und werde ich von dieser Materie unter dem VI. Titel des V. Capitels ein mehrers handeln.

3. Von dem Fluß, die Helme genannt
III.
Von dem Fluß, die Helme genannt.

Der Fluß Helma, oder die Helme, lieget nahe bei Nordhausen gegen den untern Vor-Hartz. Der Ursprung derselben ist hinter dem, denen Hoch-Adelichen Bodenhausischen Erben zuständigen, Dorff Stöckey, von dar dieselbe unter andern auff die Königliche Preußische, in der Graffschafft Clettenberg gelegene, Dörffer Günzerode und Hesserode zulauffet, und nahe bei dieser Stadt, an der Werther-Brücke, sich mit der Salza vereiniget. Wenn nun solches geschehen, fliesset sie mit derselben ferner die Hoch-Gräffliche Schwartzburgische Rudolstadtische Dörffer Sundhausen und Uhtleben vorbei, und endlich nach der Stadt Heringen zu, unter welcher dieselbe in die Zorge fället. In diesem Fluß giebet es feine Krebse, auch Hechte, Karpffen, Döbel und andere Fische, davon etliche offtmahls aus denen nahe dabei liegenden Teichen, sonderlich dem grossen Fisch-reichen Schiedunger Teiche, in denselben kommen, wenn solche, wegen einer starcken Wasser-Fluht, übergehen. Im übrigen pfleget die Helme von dem vielen Regen-und Schnee-Wasser bald überzugehen, und dabeigelegene Ländereien und Wiesen, mit grossem Schaden derer Eigenthums-Herren, zu überschwemmen.

4. Von dem Fluß, die Salze genannt
[122] IV.
Von dem Fluß, die Salze genannt.

Woher dieser Fluß die Salze genennet werde, ist mir unbekannt, massen der Nahme mit der That nicht überein kömmet, denn solcher kein salziges, sondern ein süsses Wasser hat; und wenn auch schon einer sagen wolte, daß solcher Nahme von dem Dorffe Salze herrühre, so ist doch ungewiß, ob vor Alters der Fluß von dem Dorffe, oder das Dorff von dem Flusse also genennet worden. Es entspringet aber dieselbe über dem benachbarten Königlichen Preußischen Dorffe Salze, unter dem Kohnstein aus vielen daselbst vorhandenen Quellen, so von der hinter diesem Berge fliessenden so genannten Kalten Weyde, wie auch von der nicht weit hievon gelegenen Neuen Kelle herrühren sollen, indem einige vor gewiß sagen wollen, wenn man in dieselben Heckerling oder kleingeschnitten Stroh würffe, solches aus diesen Quellen, wieder heraus käme, welches, weil ich solches nicht versucht, dahin gestellet sein lasse. Vor gemeldete Quellen nun geben ein häuffiges Wasser von sich, daß auch davon der Fluß bei seinem Ursprung also bald so starck wird, daß er Mühlen treiben kan, wie denn auch nicht weit davon eine Oehl-Mühle daran erbauet ist. Von dieser Mühle fliesset derselbe durch vor gedachtes Dorff Salze, und ferner durch das Nordhausische Territorium oder Gebiethe biß an die Werther-Brücke, allwo derselbe in die Helme gehet, worbei dieses Curieus zu sehen ist, daß sich alhier beide Wasser nicht gleich mit einander vermischen, sondern eine Weile neben einander herfliessen, ehe solches geschiehet, welches man aus der Farbe dieser Flüsse erkennen kan, weilen das Wasser aus der Helme trübe, das aus der Salze aber helle und klar aussiehet, wenn es nicht von einem schlemmenden Platz-Regen trübe gemacht worden. Die Ursach ist meistentheils der geschwinden Bewegung beider Wasser zuzuschreiben, als welche verhindert, daß die Vermischung derselben nicht alsobald geschehen kan. Nechst diesem rühret solches auch etlicher massen von der Dicke und Schwere des[123] Helm-Wassers her, welche das helle und leichte Wasser der Salze gleichsam von sich stösset, und nicht zugiebet, daß sich solches mit einander alsofort vereinbahre. Im übrigen ist die Salze so wohl der Stadt Nordhausen als auch denen Benachbarten ein sehr nutzbarer Fluß, weilen derselbe nicht allein schöne Forellen hat, sondern auch bei vierzehn Mühlen treibet, worunter die drei obersten nach dem Dorffe Salze, und zwar anjetzo Tit. Herrn Lic. Johann Christoph Eilhardten, Hoch-verdienten Bürgermeister bei dieser Käyserlichen Reichs-Freien Stadt Nordhausen,etc. meinem insonders Hochzuehrenden Herrn Schwager und Patrono, die andern aber alle nach vor besagter Stadt, und mehrentheils E.E. Rathe daselbst, gehören. Ein sonderbahre Gnade GOttes aber ist es, daß derselbe in denen härtesten Wintern nicht leicht zufrieret, und die daran liegende Mahl-Mühlen dieserwegen zu der Zeit im Gange bleiben, wenn die in Nordhausen und andere da herum liegende Mühlen vom Froste stille stehen; sonst mancher armer Haus-Wirth Noht leiden müste, wenn er nechst GOtt zu diesen gangbahren Mühlen seine Zuflucht nicht nehmen könte.

5. Von dem Hartz-Fluß, die Gose genannt
V.
Von dem Hartz-Fluß, die Gose genannt.

Dieser Fluß ist nicht groß, und entstehet im Ober-Hartz, nicht gar weit von Goslar, in welche Stadt solcher auch, vermöge eines Grabens, geleitet wird. Den Nahmen soll derselbe von der Frau des Jägers und Erfinders derer Rammelsbergischen Berg-Wercke bekommen haben, als welche Gosa geheissen, wie Herr Georg Engelhardt von Lehneisen in dem fünfften Theil des Berichts von Bergwercken fol. 77 meldet. Von diesem Fluß ist merckwürdig, daß daraus zu Goslar eine Art Weizen- oder Weiß-Bier gebrauet werde, welches man die Goslarische Gose oder das Goslarische Bier nennet, das, seiner Tugenden wegen, sehr gerühmet, und hie und dort hingeführet wird, massen solches nicht allein einen solchen lieblichen Geschmack hat, daß auch die davon zubereiteten [124] Suppen wie Wein-Suppen schmecken, sondern auch sehr gesund zu trincken ist, indem es so wohl eröffnet, als auch zugleich laxiret. Es pfleget aber am meisten diejenigen zu laxiren, so dieses Getränckes nicht gewohnet sind, dahero auch einige folgenden Schertz-Reim davon gemachet haben:


Es ist zwar ein sehr gutes Bier die Goslarische Gose,
Doch wenn man meint, sie sei im Bauch, so liegt sie in der Hose.

Die Ursach aber derer vor gedachten Kräffte wird gemeiniglich dem mineralischen Gose-Wasser zugeschrieben, wiewohl auch, was das Laxiren betrifft, solches von der Hefe der Gose herrühren kan: weilen dieselbe der Orten vor eine Delicatesse oder das Beste des Tranckes gehalten, und derselbe dieserwegen vorhero wohl umgerüttelt wird, ehe man denselben trincket.

6. Von dem Hartz-Fluß, die Ocker oder Oker genannt
VI.
Von dem Hartz-Fluß, die Ocker oder Oker genannt.

Ohngefähr eine halbe Meile unter Goslar liegen in einem Thale etliche Schmeltz- oder Hammer-Hütten, die man auff der Ocker, oder, wie es der Orten ausgesprochen wird, auff der Oker nennet, weilen daselbst der Ocker-Fluß sich befindet. Dieser entspringet nun in dem Ober-Hartz, und fliesset auff vor gemeldete Hütten, und eine darunter gelegene Papier-Mühle zu, von dar solcher nach unterschiedenen im Stein-Felde gelegenen Oertern und weiter fortfället. Auff diesem Fluß wird sehr viel Setz- oder Brenn-Holtz aus dem Hartze unter vor gedachte Oker-Hütten geflösset, und alsdenn mit Wägen nach denen Rammelsbergischen Berg-Wercken geführet, um damit derselben sehr feste Ertze, durch Hülffe des Feuers, zu gewinnen. Sonst ist von diesem Fluß denck-würdig, daß an dem Ort, wo die von Goslar kommende so genannte Abzucht sich mit demselben vereiniget, auff zwo Meile Weges kein Fisch in derselben anzutreffen ist, und so die wilden Endten darauff fallen, die dem Bericht nach, davon lahm werden. Die [125] Ursache ist das scharfe Vitriolische Wasser der gedachten Abzucht, als welches aus dem tieffen, vor dem breiten Thor bei Goslar ausgehenden, Rammelsbergischen Stollen kömmet, und die Ocker so lange gleichsam vergifftet, biß wieder andere süsse Wasser darzu kommen, und solchen Fluß wieder erfrischen und versüssen, da es alsdenn wieder Fische darinnen giebet.

Das V. Capitel

1. Von einem Stein-Felsen bei dem Closter Ilefeld, das Nadel-Oehr genannt
I.
Von einem Stein-Felsen bei dem Closter Ilefeld, das Nadel-Oehr genannt.

Eine gute Meile von hier, über dem Closter Ilefeld, ist zur lincken Hand, gleich bei dem Hartz-Fahr-Wege, an einem hohen Berge ein nicht gar hoher doch starcker Stein-Fels angewachsen, welcher in seiner Mitte eine enge und schmale durchgehende Höle hat, und das Nadel-Oehr genennet wird, weilen das Loch etlichermassen mit der Gestalt eines Nadel-Oehrs sich vergleichet. Durch dieses Loch müssen die Knechte, so wohl aus Nordhausen als andern umliegenden Oertern, wenn sie zum erstenmahl hinter Ilefeld in den Hartz, um daher Brenn-Holtz auff Wägen abzuholen, fahren, und an diesen Ort gelangen, mit grosser Mühe, der Enge wegen, dreimahl kriechen, und werden noch darzu von ihren dabei stehenden Cameraden, nicht allein bei dem Ein- sondern auch bei dem Auskriechen, mit Peitschen- und Geissel-Stiehlen tapffer abgeschmissen, zumahl wenn dieselben corpulent oder dicke sind, [126] und dieserwegen so bald durch das Nadel-Oehr nicht kommen können; wollen sie aber diese Kurtzweil nicht ausstehen, und haben es im Vermögen, so müssen sie solches Tractament mit Gelde bezahlen. Es ist zwar dieses böse Wesen, insonderheit von der Obrigkeit zu Ilefeld, bei ziemlicher Straffe verboten worden, weilen dadurch die Knechte abgeschrecket worden, hinter Ilefeld zu fahren, und damit dem Holtz-Handel grosser Abbruch geschiehet; Es hilfft aber solches wenig, denn, will ein Knecht vor seinen Cameraden Fieden haben und in ihrer Sauff-Compagnie gelitten werden, so muß er doch nach ihrer Pfeiffe tantzen, und hilfft darzu kein Kläglich-Thun. Der gemeine Mann erzehlet von dem Ursprung dieses Steines eine Handgreiffliche lügenhaffte Fabel, und giebet vor: wie einesmahls ein Hühne oder Riese etliche Meile gereiset sei; Als er nun hinter Ilefeld ankommen, und gefühlet, daß ihn, salva venia, der eine Schuh hefftig drücke, hätte er denselben ausgezogen, und diesen grossen Stein darinnen gefunden, welchen er an den Ort, wo er noch liege, geworffen habe. Daß dieses aber einem Kinder-Mährgen gleich sei, kan ein jeder Verständiger leicht erachten, massen das ein weidlicher grosser Riesen Flegel müste gewesen sein, der einen so grossen Stein bei dem Fusse hätte verbergen können, doch ist es denen gemeinen Leuthen nichts Neues, dergleichen Fratzen, entweder aus Schertz oder aus Ernst, zu erzehlen; wie denn auch von denen bei der Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Wolffenbüttelischen Universität Helmstädt, auff dem so genannten Cornelius-Berge liegenden, grossen Steinen vorgegeben wird: daß vor Alters die Hühnen einesmahls bei gutem Wetter damit gespielet, und Exercitii gaatia aus Kurtzweil sich damit geworfen hätten, deswegen sie biß hieher daselbst gefunden würden; glaub-würdiger aber ist es, daß diese Steine, einiger Gelehrten Muthmassungen nach, nichts anders als Begräbnisse alter tapfferer Helden sein. Sonst ist bekannt, daß sich bei diesen Steinen in vorigen Zeiten eine Lehr-reiche und lustige Begebenheit zugetragen habe, indem ein berühmter Professor Matheseos, als wenig Zuhörer in seinen Collegiis und öffentlichen Lectionibus sich eingefunden, gebräuchlicher massen an das schwartze Brett angeschlagen gehabt: [127] wie er diese grosse Steine auff einen gewissen benahmten Tag alle hinweg blasen wolle; Als nun der bestimmte Tag heran nahet, lauffen fast alle Studenten hinaus, diese Wunder-Kunst anzuschauen, und fänget alsdenn der Professor in ihrer Gegenwart an, aus allen Kräfften auff die Steine loß zu blasen, es will aber nicht ein einiger weder wancken noch weichen, derowegen er anfänget, zu ihnen zu sagen; daß er verheissen habe, wie er diese Steine hinweg blasen wolle, nicht aber, daß er dasselbe könte; wobei er Gelegenheit nimmet, denen Studenten zu zeigen, daß solche Last durch mathematische Künste könten gehoben werden, vermahnet auch dieselben, ein solches herrliches Studium besser, als vorhero, zu treiben, und so wohl seine Collegia als öffentliche Lectiones fleißiger zu besuchen.

2. Von dem Stein-Felsen, der Gänse-Schnabel genannt
II.
Von dem Stein-Felsen, der Gänse-Schnabel genannt.

Über vor gedachtes Nadel-Oehr findet sich auch in dem Unter-Vor-Hartz ein Lusus Naturæ oder Spiel der Natur, so man den Gänse-Schnabel nennet, welcher nicht weit von dem vor gedachten Stein-Fels, auch dem Ilefeldischen grossen und Fisch-reichen Teich, der Netz-Boden genennt, angetroffen wird, und ein Fels ist, dessen heraus ragende Spitze einem Gänse-Schnabel gantz ähnlich siehet, und davon solchen Nahmen bekommen hat.

3. Von dem in der Gegend des Closters Michaelstein vorhandenen Münch-Stein
III.
Von dem in der Gegend des Closters Michaelstein vorhandenen Münch-Stein.

In der Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen Graffschafft Blanckenburg trifft man, nicht weit von dem Closter Michaelstein [128] im Walde zwei hohe Klippen oder Stein-Felsen an, die wie zwei Münche aussehen, und dieserwegen von etlichen der Münch-Stein genennet werden. Es sind aber dieselben von keines Menschenhand gemachet, sondern bloß von der spielenden Natur also gebildet worden, daß sie die Gestalt zweier Münche gar artig vorstellen.

4. Von etlichen wie eine Mauer gestalten Stein-Felsen bei Blanckenburg
IV.
Von etlichen wie eine Mauer gestalten Stein-Felsen bei Blanckenburg.

Eine gute halbe Meile von der Stadt Blanckenburg siehet man viele sehr hohe Stein-Felsen, welche gegen Morgen streichen, und naturel wie eine Mauer gestalt sind, massen dieselbe in einer solchen geraden Ordnung nach einander stehen, daß jemand, der keine Wissenschafft um dieses Natur-Spiel hätte, einen Eid schweren solte, daß solches nicht natürlich, sondern von Menschen-Händen, nach der geradesten Linie, eine rechte Mauer dahin gezogen sei.

5. Von der nicht weit von dem Dorffe Thal vorhandenen so genannten Teufels-Mauer
V.
Von der nicht weit von dem Dorffe Thal vorhandenen so genannten Teufels-Mauer.

Eine gute Meile Weges von der Stadt Quedlinburg, in der alten Graffschafft Rheinstein lieget am Unter-Hartz das Dorff Thal genannt, von dar man nicht weit einen Ort gegen dem Roß-Trapp über antrifft, der wie eine von sehr grossen über einander gelegten Steinen verfertigte Mauer aussiehet. Weilen aber, so wohl der Höhe des Orts, als auch der abscheulichen grossen Steine wegen, es eine pur lautere unmügliche Sache ist, daß solche solte durch Menschen-Hand zubereitet sein, so wird von dem gemeinen Mann vorgegeben: daß dieselbe der Teuffel gemachet habe, dahero sie auch den vor gedachten Ort die Teuffels-Mauer [129] nennen, da es doch vielmehr ein Spiel der Natur oder Wunder-Geschöpffe des Allmächtigen Bau-Meisters GOttes ist.

6. Von dem Stein-Felsen, der Roß-Trapp genannt
VI.
Von dem Stein-Felsen, der Roß-Trapp genannt.

Dieser Wunder-seltsame Felsen lieget ebener massen, wie die Teuffels-Mauer, in dem Unter-Hartz, und nicht ferne von dem vor gedachten Dorffe Thal. Wenn nun einige Curiosi Lust haben, denselben zu besehen, müssen sie einen Führer aus dem jetzt gemeldeten Dorffe mitnehmen, welcher dieselben durch ein buschichtes und an etlichen Orten steinichtes Gebürge, die Fall-Endte genannt, ohngefehr in anderthalb Stunden, zu zwei Felsen bringet, die zwar in etwas von einander liegen, doch aber von einem niedrigen Queer-Felsen dergestalt an einander gewachsen sind, daß derjenige, welcher nicht mit dem Schwindel behafftet, ohne Gefahr über denselben gehen, und also von einem Felsen zu dem andern kommen kan. Unter vor gedachten zweien Felsen ist nun einer, welcher zwar überaus hoch, scharff und spitzig, doch aber oben etwas breit, darauff man eigentlich eine sehr grosse Pferde- oder Roß-Trappe siehet, welche mehrentheils voll Wasser ist, und verursachet gedachtes Zeichen, daß der Fels der Roß-Trapp genennet wird. Woher aber dieses Huff-Eisen-Zeichen entstanden, sind zweierlei Meinungen: Denn einige vermeinen, daß solches ein natürliches Werck sei. Andere aber halten es mit den gemeinen Leuthen dieser Orten, als welche davon erzehlen: wie vor Alters ein König auff einem da herum gelegenen alten Schlössern gewohnet, der eine sehr schöne Tochter gehabt, welche einesmahls ein Verliebter, durch Hülffe der schwartzen Kunst, auff einem Pferde entführen wollen, worbei es sich zugetragen, daß das Pferd mit einem Fusse auff diesen Felsen gesprungen, und mit dem Huff-Eisen dieses Wahr-Zeichen eingeschlagen habe. Daß dieses aber keine wahrhafftige Historie, sondern ein blosses Gedicht und Fabel-Werck sei, erhellet aus denen [130] Umständen, indem erstlich dasselbe von andern auch auff eine andere Art, wie unter dem II. Titel des IV. Capitels zu ersehen, erzehlet wird. Ferner ist ex Historicis nicht zu erweisen, daß einesmahls ein König da herum gewohnet habe, dem solches wiederfahren sei. Endlich mangelt dieser Trappe einiger massen die Form eines rechten Huff-Eisens; über daß ist dieselbe in der Circumferentz fast wie eine gemeine Kuchen-Schüssel groß, dergleichen Huff-Eisen wohl kein Schmidt jemahls in der Welt vor ein Pferd wird verfertiget haben, und thut nichts zur Sache, wenn einige vorwenden: daß solches Pferd der Teuffel selber gewesen, denn ihre Meinung erstlich muß in allen Stücken erwiesen werden, biß dahin ich die Erzehlunng vor eine Fabel, und die Roß-Trappe vor ein Spiel der Natur, halte.

7. Von dem Stein-Felsen, der Mägde-Sprung genannt
VII.
Von dem Stein-Felsen, der Mägde-Sprung genannt.

Dieser Stein-Fels wird in dem Fürstenthum Anhalt angetroffen, denn solcher, wenn man von Hartzgerode nach Quedlinburg reiset, zur lincken Hand am Wege, bei dem Fluß, die Selcke genannt, lieget. Auff diesem Felsen-Stein siehet man einen Fuß-Stapffen eines Menschens, welcher ebener massen als der Roß-Trapp ein Lusus Naturæ, oder Spiel der Natur ist, ob schon die Einwohner daherum auch eine Fabel von einem Schäfer, einer Bauren-Magd und einem Ziegen-Bock erzehlen, und vorgeben, das dieser Fuß-Tritt von dem Sprunge gedachter Magd entstanden sei.

8. Von einem curieusen Stein-Bruch bei Blanckenburg
VIII.
Von einem curieusen Stein-Bruch bei Blanckenburg.

In der Graffschafft Blanckenburg, etwa eine gute halbe Meile von dem albereit gedachten so genannten Münch-Stein, [131] trifft man auff der Höhe einen Stein-Bruch an, darinnen es grosse und kleine Steine giebet, die wie runde Schüsseln aussehen, und feste an einander stehen, nicht anders, als ob sie mit Fleiß durch Menschen-Hände also gerundet, gehölet und in- auch aneinander gefüget worden, über welche steinerne Schüsseln ein curieuser Mensch sich billich verwundern muß, zumahl, da etliche darunter so groß sind, daß man sie auch zu einem Tränck-Stein vor das Vieh gebrauchen kan.

9. Von dem weissen Alabaster-Bruch
IX.
Von dem weissen Alabaster-Bruch.

Eine Meile Weges von Nordhausen, gegen den Unter-Vor-Hartz zu, lieget in dem Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Ambt Hohnstein ein Dorff, Harzungen genannt, dabei man erstlich einen weissen Alabaster-Stein-Bruch findet. Nechst diesem wird auch eine gute Stunde von Nordhausen, in dem so genannten Kohnstein, ein Stein-Bruch angetroffen, welcher nechst dem Kalck-Bruch etc. E.E. Raht alhier, vermöge eines ausdrücklichen von dem Glorwürdigsten Käyser Carolo, Anno Christi 1368 Dienstages nach dem Sontage Judica, zu Prag ertheileten Privilegii, zugehöret, worinnen ebenfalls ein feiner weisser Alabaster stehet, so aber härter als der vorige ist, und, dem Bericht nach, sich dieserwegen nicht gar wohl verarbeiten lässet. Von beiderlei Gattungen aber dieses weissen Steines sind nicht allein kleine, sondern auch sehr grosse Stücke zu bekommen, wie denn offtmahls Stücke von hundert Centnern gebrochen werden. Der Preiß dieser Steine ist nicht einerlei, denn nachdem die Stücke groß oder klein sind, nachdem sie auch geschätzet werden: also gilt der Centner in grossen Stücken von 50 biß 100 Centnern einen Reichs-Thaler, in Stücken von 30 biß 50 Centnern 21 Groschen, in Stücken von 10 biß 30 Centnern 18 Groschen: So nun die Stücke noch kleiner fallen, ist auch der Kauff etwas geringer.

10. Von dem Stein-Bruch, der schöne Mädgen- oder Mägdlein-Stein genannt
[132] X.
Von dem Stein-Bruch, der schöne Mädgen- oder Mägdlein-Stein genannt.

Von diesem Stein sind auch zwei Brüche vorhanden, davon der eine in dem Königlichen Preußischen Ambt Clettenberg, bei dem Dorffe Hörningen, lieget, der andere aber in dem Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Amt Hohnstein, nicht weit von dem Dorff Wiegersdorff, sich befindet. Dieser Stein ist, wie auch mehrentheils alle nachfolgende, ziemlich fester als der weisse Alabaster, und kan dahero mit gutem Fug und Recht vor eine Gattung des Marmors gehalten werden. Den Nahmen hat dieser Stein, wegen seines schönen Ansehens bekommen, denn er vortrefflich artige Adern hat; es fallen aber die Stücke davon nicht so gar groß, als wie bei dem weissen Alabaster geschiehet, doch findet man von demselben solche grosse Stücke, daß man daraus überaus schöne Tische und Architectur-Arbeit machen kan. Sonst gilt der Centner hievon durchgehends 16 Groschen.

11. Von dem rothen Alabaster-Bruch
XI.
Von dem rothen Alabaster-Bruch.

Nicht allein in der Graffschafft Stolberg bei dem Dorffe Ufftrungen, sondern auch in der benachbarten Graffschafft Schwartzburg-Rudolstadt, nicht weit von dem Dorffe Badra oder Bader, findet man einen Stein-Bruch, darinnen rother Alabaster gebrochen wird. Es ist aber derselbe nicht gantz roht, sondern roht und weiß, wie ein Marmor, meliret, und kommen die Stücke von demselben, so wohl in der Grösse, als auch in dem Preiße, mit dem vorgedachten schönen Mädgen-Stein überein. Sonst wird derselbe auch bei dem Königlichen Preußischen Dorff Herreden gefunden, weilen solcher aber im Lande stehet, darff man denselben nicht brechen.

12. Von dem Stein-Bruch, der Nuß-Holtz-Stein genannt
[133] XII.
Von dem Stein-Bruch, der Nuß-Holtz-Stein genannt.

Dieser Stein-Bruch ist nicht weit von dem Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Dorffe, Steier-Thal genannt; und wird deswegen der Nuß-Holtz-Stein genennet, weilen derselbe fast wie ein flammigt-gewachsenes Nuß-Holtz aussiehet, wenn er gearbeitet wird. Der Centner von diesem Stein gilt auch 16 Groschen, und sind die Stücke desselben ebenfalls, wie die vorhergehenden, nicht sehr groß, doch so beschaffen, daß ziemliche Tische davon können verfertiget werden.

13. Von dem Stein-Bruch, der Land-Karten-Stein genannt
XIII.
Von dem Stein-Bruch, der Land-Karten-Stein genannt.

Dieser Stein-Bruch ist nahe bei denen uns benachbarten in dem Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Ambt Hohnstein oder Neustadt gelegenen Dörffern Petersdorff und Rüdigers- oder Riddigesdorff genannt, anzutreffen, und hat den Nahmen daher bekommen: weilen die Adern dieses Steines in grossen Stücken, wie die Flüsse in denen Land-Karten, ein Ansehen haben. Von diesem Stein fallen ziemlich grosse Stücke, und gilt der Centner durchgehends 14 Groschen.

14. Von dem dunckel-grauen Alabaster-Stein-Bruch
XIV.
Von dem dunckel-grauen Alabaster-Stein-Bruch.

Diser dunckel-graue Alabaster-Stein stehet nicht weit von dem Dorffe Steier-Thal, und siehet mehrentheils schwartz aus, wenn er gearbeitet und poliret wird. Von diesem hat man lange breite Stücke, welche sieben biß acht Schuh lang, und offtmahls auch so breit sind; Sie fallen [134] aber nicht viele über einen Schuh dicke, weilen dieselben Blatten- oder Schalen-Weise gebrochen werden, da etwa eine Blatte drei biß funffzehn Zoll dicke ist. Der Centner gilt hiervon durch die Banck zwölff Groschen, und ist ein herrlicher Stein, um daraus Epitaphia, Altäre und andere Architectur-Arbeiten zu machen, massen die weisse Bildhauer-Arbeit sehr schön darauff pariret oder lässet. In diesem Stein fället zu Zeiten hier und da eine gerade, oder gleiche, weisse sehr hell-gläntzende Ader, biß zwei Zoll dicke, so von etlichen Frauen-Eis, hier aber Glinzer-Spatt, genennet wird. Hievon werden schöne Tische verfertiget. Es können aber auch solche Stücke in der Architectur, wie mir berichtet worden, zu gleichen Sachen, als da sind Pilastre, Frise, und andern mehr, gebrauchet werden, denn solche Adern, wenn der Stein an sich selbst poliret worden, wie Silber oder Perlen-Mutter aussehen, und dieses desto mehr, wenn die Flammen schön fallen, wird aber solcher Stein mit einem besondern hellen Firnüß überzogen, und hernach poliret, so spielen dessen Flammen wie Gold. Von dieser Gattung wird der Schuh in die Länge und Breite, wenn dieselbe auff vor besagte Art verarbeitet worden, um einen Reichs-Thaler verkauffet. Sonst hat mich eine gewisse Person berichtet: wie auch ausser vor gedachten Alabaster-Steinen, in der Graffschafft Stolberg ein rechter Marmor gefunden werde, der so fest wie ein Kiesel-Stein, und derowegen, so wohl zu denen Præparir-Steinen derer Apothecker, als auch denen Farbe- oder Reibe-Steinen derer Mahler, sehr dienlich sei; weilen aber derselbe, ohnerachtet Ihro Hoch-Gräffliche Gnaden von Stollberg ihm eine Gnade zugesagt, solchen Bruch nicht offenbahren will, so kan anjetzo davon nichts Sonderliches melden. Endlich berichte dem curieusen Leser, daß man von denen vorhero specificirten Alabaster-Steinen, bei denen hiesigen Bild-Hauern, schöne polirte Proben, um ein billiges Geld, haben kan, welche wehrt sind, daß sie ein Curiosus zur Rarität unter andern Curiositäten, auffbehalte, wie ich denn hievon albereit unterschiedene an gute Freunde habe verschicken müssen.

Das VI. Capitel

1. Von dem Blocks-Berge, insgemein der Blocken oder Brocken genannt
I.
Von dem Blocks-Berge, insgemein der Blocken oder Brocken genannt.

Dieser Berg ist weit und breit, so wohl durch gantz Teutsch-Land, als auch auswertig in fremden Landen, sehr berühmt, nicht allein deswegen, weilen solcher vor den höchsten in Teutsch-Land gehalten, und auff die 16 Meile Weges herum, in Sachsen, Hessen und Thüringen, bei hellem Wetter, gesehen wird, sondern, weil auch die Kinder davon zu sagen wissen: wie nemlich alle Jahr darauff die Hexen aus Teutsch-Land in der Walpurgis-Nacht, oder den ersten des Mäi-Monats, sich versammleten, und daselbst mit denen bösen Geistern, durch einen Schmaus und Tantz, lustig macheten. Es lieget aber derselbe auff dem Ober-Hartz, nicht weit von der Hoch-Gräfflichen Stolbergischen, eine Meile von der Stadt Wernigerode gelegenen, Residens, Ilsenburg genannt, und nur ohngefehr fünff Meilen von Nordhausen, weilen aber der Weg nicht gerade darauff zugehet, sondern man nicht anders, als durch viele Um-Wege, zu demselben gelangen kan, muß man wohl 7 biß 9 Meilen, nachdem der Weg genommen wird, reisen, ehe man von hier dahin kömmet. Die Benahmung dieses Berges ist nicht einerlei, indem derselbe von unterschiedenen Autoribus, bald der Bruckers- oder Bructers-Berg, bald der Prockel- oder Brockels-Berg, ja gar der Bocks-Berg, und so weiter, genennet wird; hingegen heissen denselben diejenigen, so an und auff dem Hartz wohnen,[136] ihrer Mund-Art nach, entweder der Blocksberg oder insgemein der Blocken oder Brocken, dabei man es billich hätte sollen verbleiben lassen; allein da etlicheAutores sich eingebildet, daß der Berg nicht mehr seinen alten Nahmen habe, und dieserwegen von denen Anwohnenden unrecht genennet werde, etliche aber auch viele zum Theil wunderliche Einfälle wegen derEtymologie des Nahmens gehabt, so hat es wohl nicht anders sein können, als daß daraus eine Confusion und Vielheit derer Nahmen entstehen müssen; indem einige vermeinet, daß der Nahme dieses Berges von denen Bructeris, als denen alten Völckern, so vormahls am Berge gewohnet hätten, herrühre, derowegen sie dem Berge dem Nahmen Bruckers oder Bructers gegeben, welches aber von einigen verworffen, und fürgewendet wird, daß die Bructeri nicht am Hartz, sondern am Rhein, wo jetzo das Hertzogthum Bergen sei, gewohnet hätten, und die Worte des Claudiani: Venit accola Sylvæ Bructerus Hercyniæ, nicht eigentlich von dem Hartz, sondern von einem andern, bei dem Rhein gelegenen Walde, zu verstehen wären, so ein Theil des sehr grossen Waldes gewesen, welchen man vor Alters Sylvam Hercyniam genennet habe, und von Schwaben an fast durch gantz Teutsch-Land gegangen sei, ehe derselbe hin und wieder ausgehauen worden. Andere halten davor: daß der Berg deswegen der Blocken oder Blocks-Berg heisse, weilen er von dem Nieder-Sächsischen Wort Block, das ist, einem grossen Bloch oder Klotz, daraus man kan entweder Feuer-Holtz machen, oder Bretter daraus auff einer Säge-Mühle schneiden lassen, herkomme, massen es derselben unten am Berge sehr viel gebe, die daselbst verfaulen müsten, weilen sie schwerlich aus dem Walde zu bringen wären, welches wohl auch die sicherste Meinung ist. Hingegen kömmet es wohl recht lächerlich heraus, wenn etliche sagen wollen: er werde davon der Blocks-Berg genennet, weilen diejenige Hexe, so in der Walpurgis-Nacht sich verspätet hätte, und zu langsam kommen wäre, sich müste zur Straffe vor einen Hacke-Block oder Hacke-Klotz gebrauchen lassen, darauff der Teuffel das Fleisch zu denen Würsten, so er zu der Fresserei gebrauchete, hacken liesse. Nichts weniger wird auch jemand dar über [137] schwerlich weinen, wenn M. Johann Praetorius, in seinem Tractat vom Blocks-Berge part. 1 cap. & § 2 p.m. 42 den Blocks-Berg gar zu einem Bocks-Berg, Bocken und Höll-Bocken machen will, davor haltende: daß er also vor Alters mit seinen rechten Nahmen geheissen habe, entweder weilen die Hexen auff Böcken ihre Walfahrt auch zur selben Zeit darauff gehabt: Oder daß der Teuffel sich in eines grossen Höllischen Bocks Gestalt darauff praesentirte, und vermeinet er, daß solches auch aus den Nahmen derer Bructerorum erhelle, als welche ihren Nahmen von dem Bock, den sie auff ihre Sprache Buck genennet, bekommen hätten, und so viel als Bucteri hiessen, welches diesem wunderlichen Kautz, wie er in denen monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde im Monat Julio Anno 1689 pag. 721 genennet wird, schwerlich jemand zu Gefallen glauben wird, ob er schon pag. 46 saget: daß er solches, sonderlich derer dummen Schöpse wegen, am allerkläresten gemachet habe, massen wenn man sich nur die Mühe nehmen wolte, man leicht aus seinen Scriptis darthun könte, daß er eines und das andere absque judicio gesetzet, auch derowegen selber unter solche Schöpse, und zwar in superlativo gradu, gehöre. Der Nahme Brocken soll, nach etlicher Meinung, davon herrühren: daß solcher Berg bei dem Tode Christi unsers Heilandes nebst andern Bergen zerspalten, und, wie die an dem Berge wohnende Nieder-Sachsen reden, te brocken, das ist, zu brochen wäre, welche Derivation aber von vielen nicht will zugegeben werden, warum ich mich doch wenig bekümmere. Weilen mein Vorhaben anjetzo nicht ist, die Curiosos länger mit diesem Wort-Streit auffzuhalten; sondern denenselben nunmehro zu zeigen, durch was vor Wege man auff den Berg gelangen könne. Der näheste Weg von Nordhausen aus ist, wenn man auff Braunlage zureiset, und von dar sich auff den Berg durch einen Führer bringen lässet, welchen Weg ich unterschiedene mahl kommen bin, der mir wohl gefallen hat; man kan sich aber auff diesem Wege in dem Hartz leicht verirren, wenn dem Weg-Weiser der Weg nicht accurat bekannt ist. Nechst diesen hat mich Tit. Herr D. Samuel Rochliz, wohl-bestallter Physicus zum S. Adreas-Berge etc., mein[138] sonderbahrer guter Freund und Gevatter berichtet: wie auch ein feiner Weg von jetzt gedachter Ober-Hartzischen Berg-Stadt nach dem Brocken zu gienge, welcher, meinen Gedancken nach, in den vor gedachten Weg fallen muß, weilen S. Andreas-Berg zur lincken Hand dieses Weges lieget. Gleicher Gestalt gehet von Elbingerode ein Weg hinauff, der, dem Bericht nach, sehr morastig ist; bei Ilsenburg aber ist noch ein anderer vorhanden, welcher von denen fremden reisenden curieusen Personen am meisten gesuchet und betreten wird, ohnerachtet derselbe sehr beschwerlich zu steigen ist, wie ich selbst erfahren habe, wiewohl es auch bei denen vor gedachten Wegen ohne Verdrießlichkeit nicht abgehet, weilen solche rauh und ungebahnet sind, denn derjenige Bohl- oder Fuhr-Weg, welchen Ihro Hoch-Fürstliche Durchlauchtigkeit Heinrich Julius, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg etc. Hoch-seligen Andenckens, hat hinauff machen lassen, um seine Gemahlin aus Curiosität hinauff zu führen, vor längst wieder verfallen ist, welches alles aber ein Curiosus weniger als nichts achten muß. Hat nun jemand Lust, diesen Berg zu beschauen, so rathe ich demselben, daß er sein Vorhaben biß nach dem Fest S. Johannis des Täuffers, auch wohl gar, wenn der Winter lang angehalten hat, biß in denJulium oder Heu-Monat verspare, sonst derselbe, wenn er eher kömmet, eine vergebliche Reise, wie mir dergleichen Exempel bekannt, vornimmet, und entweder wegen des tieffen auff dem Berge annoch um die Zeit vorhandenen Schnees, oder des grossen Frostes wegen nicht darauff kommen kan; es müste denn sein, daß vor besagtem Johannes-Tage eine solche grosse Hitze gewesen wäre, die vor gedachte Verhinderungen aus dem Wege geräumet hätte, welches aber auff dem Hartz bei dem Brocken ein selzames und ungewöhnliches Werck ist, nach der Zeit aber kan derselbe sich mit einer curieusen Gesellschafft anfinden, und einen Weg erwehlen, welchen er will. Wenn denn ihm der Weg bei Ilsenburg beliebet, so muß er von daselbst einen Weg-Weiser mitnehmen, der die Compagnie, nachdem sich dieselbe mit leichten Stiefeln oder geringen Schuhen und Strümpfen versehen, durch Morast, Holtz- und Busch-Werck über Steine, Brücken und Bäche, [139] bei einem ziemlichen hohen Stein-Felsen, der Ilsen-Stein genannt, vorbei, und weiter den Berg hinauf bei zwei Stunden lang führet, ehe er diejenigen, welche ihrer Bequemlichkeit halber zu Pferde sich befinden, absteigen heisset, und ihnen anzeiget, daß man wegen des bösen Weges, wie er anfänglich schon gesaget, nicht weiter zu Pferde fortkommen könne, sondern solche mit etlichen Bedienten müsse stehen lassen. Worauff die Compagnie an diesem Ort zu Zeiten etwas ausruhet, und alsdenn vollends zu Fuß hinauff über Stock und Block, wie sie aldort reden, bald klettert bald steiget, welches auch ohngefähr, nach Verfliessung zwei guter Stunden, vollbracht wird, alsdenn die Compagnie sich oben auff dem höchsten Gipfel des Berges befindet, und über dessen grausame Höhe, wenn eben helle Wetter vorhanden, verwundert, sonderlich, da derselbe unten im Lande, wegen der andern hohen Hartz-Gebürge, nicht so hoch, als er ist, scheinet. Ebener massen wird keiner darunter sein, der sich vorhero zwei solche runde, oben schon abhängige, doch ziemlich ebene Plätze auff einer solchen Höhe eingebildet hätte, als er oben auff diesem Berge antrifft, und wovon der eine hohe und weite der grosse oder rechte Block-Berg, der andere gegen über liegende niedrige und ziemlich kleinere aber der kleine Brocken genennet wird, wobei es artig zu sehen ist, daß auff diesen Plätzen keine Bäume und Sträuche zu finden sind, da doch etwa ein guten Musqueten- oder Büchsen-Schuß von der obersten Höhe des grossen Platzes, und ohngefähr nur halb so weit von der Spitze des kleinen Brockens herunter viel Bäume und Sträucher von allerhand Gattung rund um dieselbe, als wenn sie mit Fleiß also wären gepflantzet worden, stehen, und fast keiner ausser der Ordnung weiter hinein wächset, die Ursach dessen wollen einige der daselbst continuirlich befindlichen grossen Kälte zuschreiben worzu auch die denen meisten Baum-Wurtzeln schädliche überflüßige Nässe viel helffen kan, massen es oben auff dem Blocks-Berge sehr morastig, sumpficht und voll Moos ist, welches von dem Regen und Schnee-Wasser, ingleichen von dem Brunnen herrühret, dessen ich allbereit unter dem III. Capitel und Titel gedacht habe. Ferner sind auch oben auff diesem Berge etliche Stein-Felsen [140] vorhanden, darinnen schon vor langen Zeiten, wie die Jahr-Zahl ausweiset, viele Nahmen von denenjenigen, so darauff aus Curiosität gewesen, zum Andencken eingegraben worden, weilen aber unterschiedene Bösewichte sich nicht gescheuet, bei etlichen einen Esels-Kopff zu machen, hat solches nachgehends viele curieuse Personen abgeschrecket, daselbst ihr Gedächtniß auff solche Art zu hinterlassen. Die Lufft auff diesem Berge ist, der trefflichen Höhe wegen, mehrentheils kalt und trübe, auch zu der Zeit, da offtmahls unten im Thal oder in dem Lande das schönste und wärmeste Wetter vorhanden; doch trifft man offtmahls dieselbe alhier temperiret und helle an, alsdenn die Curiosi sich mit Anschauung derer da herum liegenden Länder, Berge, Städte und anderer Oerter ergetzen, sonderlich wenn sie ein gutes Perspectiv bei sich haben. Es geschiehet aber zu Zeiten, daß der Berg plötzlich mit einem dicken Nebel und etlichen vorbei-streichenden finstern Wolcken dergestalt umgeben wird, daß die Compagnie davor einander nicht sehen kan, ob sie schon nicht gar weit von einander stehen; über das werden dieselben vielmahls von der herunter fallenden Nässe Pfützen naß. Wenn nun der feuchte Nebel mehrentheils herunter gefallen ist, und die dunckeln Wolcken fast gäntzlich vorbei gezogen sind, auch eben zu der Zeit im Lande die Sonne scheinet, so lässet es, als ob darinnen allerwegen ein dunckeles Fener brennete, indem die Sonne sich also durch die annoch etwas finstere Wolckenpraesentiret. Nach diesem wird es wieder wie zuvor helle, hingegen trägt es sich nicht selten zu, daß es hierauff nach dem Lande hinunter alles finster wird, entweder weilen die Nebel und Wolcken dahin fallen, oder daß neue Wolcken ankommen, welche unten an den Berg anstossen, und sich daselbst zertheilen, und was solcher wunderlichen Veränderungen der Lufft daselbst mehr sind, die man aber gar langsam auff einmahl, auch nicht zu jeder Zeit auff diesem Berge gewahr wird. Es halten einige davor wie der bekannte wilde Jäger, als ein bekanntes Teuffels-Gespenst, des Nachts alhier und in der Gegend herum sein Spiel habe, derowegen etliche nicht viel nähmen, daß sie des Nachts auff dem Berge verharreten, wenn sie auch schon die bequemeste [141] Witterung darzu hätten; Allein ich bin zweimahl, einer angenehmen Compagnie zu Gefallen, mit droben verblieben, da ich, GOtt Lob! mit ihnen von solchem Teuffels-Werck nichts vermercket habe, vielmehr konten wir uns das erstemahl auff diesem Observatorio nicht genugsam an dem Lauff derer Sternen ergetzen, weilen es damahls die gantze Nacht durch am Himmel sehr helle war, und ich zu dem Ende einen Tubum Opticum mitgenommen hatte, welches uns auch anfrischete, etliche Tage hernach wieder eine Nacht an diese Curiosität zu wagen, wir waren aber diesesmahl unglücklich, denn es nicht allein gegen Mitternacht sehr dunckel, sondern auch so kalt darauff wurde, daß wir uns kaum bei einem angezündeten Feuer erwärmen konten. Ob ich nun schon also vor besagter massen nichts von denen Gespenstern auff diesem Berge verspühret habe, so will doch damit nicht leugnen, daß nicht auch zu Zeiten der Teuffel alhier, wie an andern Orten, sein Wesen haben solte, denn ich ebenfalls dergleichen einesmahls nicht weit von dem Blocks-Berge mit einigen guten Freunden, wovon Herr Andreas Heinrich Sickel, E.E. Rahts Apothecker alhier, mein vielgeliebter Stieff-Vater und Gevatter annoch am Leben, angehöret habe, als wir uns verirret hatten, und die Nacht über daselbst verbleiben musten. Ferner ist dieser Berg oben mit langem Gras, vielen Kräutern und Wurtzeln bewachsen, wovon unterschiedene Johannes Thalius, weiland Physicus alhier in seinem so genannten Sylva Hercynia, ingleichen Johann Royer, vormahls Hoch-Fürstlicher Braunschweigischer Lüneburgischer Gärtner zu Hessem, in einem bei die Beschreibung des Hessemischen Gartens gedruckten Catalogo angeführet hat, welche ich auch mit vielen andern, so von diesen Autoribus entweder vergessen, oder nicht observiret worden, zukünfftig, wenn mir GOtt das Leben verleihet, in meinem Herbario Hercynico erzehlen werde. Dieses will ich aber denenCuriosis zur Nachricht und Warnung sagen: daß es allhier eine Gattung Heidel-Beere gebe, welche Trunckel-Beere heissen, weilen wenn sie gegessen ein starckes Haupt-Wehe mit einem Schwindel verursachen, und gleichsam truncken machen. Nechst dem findet man auch daselbst kleine Beere, so denen Heidel-Beeren [142] ziemlich ähnlich sehen, und von denen Leuthen, so da herum wohnen, Apen-Beere, das ist, Affen-Beere, genennet werden, indem diejenigen, welche davon geniessen sich wie Affen anstellen, und allerhand tolle Gebärden machen, derowegen sich die Näscher wohl in acht zu nehmen haben, wenn sie zu der Zeit auff dem Berge sich befinden, da solche Beere reiff sind. Wenn man eine Büchse oder dergleichen Gewehr auff der Höhe dieses Berges abschiesset, entstehet davon ein schlechter Knall, vielweniger giebet derselbe ein Echo oder einen Wieder-Schall, weilen keine solche hohe Berge dagegen liegen, woran der Schall anschlagen, und wieder zurück prallen kan. Haben nun die Curiosi dasjenige, was bei der Besichtigung dieses Berges merck-würdig ist, genugsam beschauet und betrachtet, so begeben sich dieselben alsdenn den Berg wieder hinunter, und langen ohngefähr nach zwei guten Stunden zu Ilsenburg an, denn ihnen das Herabsteigen leichter, als das Hinauffsteigen bekannter massen, ankömmet. Sonst gehöret der Blocks-Berg theils zum Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen, theils zum Hoch-Gräfflichen Stolbergischen Ilsenburgischen Gebiethe, und zeiget denen beiwohnenden Land-Leuthen, gewisser als ein Calender-Practica, alle Tage die Witterung an: denn, wenn derselbe des Morgens frühe, wie sie sagen, brauet, das ist, mit einem dicken Nebel bedecket ist, so regnet es diesen Tag über gewiß; hingegen wenn derselbe zu der Zeit ohne einen Nebel ist, so folget ein schöner heller Tag darauff. Schließlichen giebt mir dieser Berg Anlaß, einigencurieusen Lesern zu berichten, wie unter denen Gelehrten noch ein grosser Streit sei: Ob so wohl hierauff, als an andern Orten, die Hexen in der That und Wahrheit leiblicher Weise zu ihren Gastereien und Teufels-Täntzen fahren? oder: Ob dieselbe sich nur solches einbilden? massen etliche davor halten: daß solches ein Traum-Werck sei, und der Teuffel, als ein Tausend-Künstler, denen Zauberern und Hexen im Schlaff einbilde, als ob sie anders wo bei Gastereien wären, und tantzeten, da sie doch zu Hause im Bette, auff der Banck, oder sonst wo, sich befänden. Andere vermeinen, daß der Teuffel die Seele derer Zauberer und Hexen [143] durch eine Entzückung aus dem Leibe führe; hingegen finden sich wieder einige, die da wollen: daß soche leibhafftig dahin fahren, oder gebracht werden, denn der Teuffel solches wohl vermöge, weilen er so ein starcker Geist sei, daß er auch Christum wahrhafftig in der Versuchung auff die Zinnen des Tempels, und weiter herum geführet habe. Diese Meinungen werden nun von unterschiedenen gelehrtenAutoribus verfochten, und bemühet sich ein jeder, seine Gedancken mit Vernunffts-Gründen und Exempeln zu behaupten, wovon ich sehr viele anführen könte, wenn die Materie nicht gar zu weitläufftig wäre; derowegen ich demjenigen der ein mehrers hievon zu wissen verlanget, Herrn D. Johannis Gerhardi, weiland vornehmen Professoris Publici zu Jena,Commentarium über das 4. Capitel des Evangelii S. Matthaei pag. 208, ingleichen M. Johannis Praetorii Teutschen Tractat vom Blocks-Berge part. 2 cap. 2p. 201 & seq. zu lesen vorschlage, denn dieselben solche Fragen ausführlich abgehandelt haben.

2. Von dem bei Goslar gelegenen Rammels-Berge
II.
Von dem bei Goslar gelegenen Rammels-Berge.

Der Rammel-Berg lieget gegen Mittag an dem Ober-Hartz, nahe bei der Käyserlichen Reichs Freien Stadt Goslar, und ist ein sehr grosser, hoher und ausserhalb unfruchtbarer Berg, denn man darauf keine Tannen-Bäume, wie auff denen benachbarten Bergen, antrifft, sondern es ist derselbe nur mit Heidel-Beeren, grosser Heide, Breusel-Beeren und wenig Sträuchen bewachsen, vor sich nach Goslar zu, hat solcher keinen Berg mehr, hinten aber stösset er an die andern Hartz-Gebürge an, und ist in der Höhe wunderbarlicher Weise zerborsten, massen man über denen Ober-Gruben einen Riß siehet, der an etlichen Orten fast drei biß vier Ellen weit, bei hundert Lachter lang, und so tieff ist, daß man auff den Grund nicht sehen kan, welcher auch, derer Berg-Leute Bericht nach, von Jahren zu Jahren weiter werden soll, woher solcher [144] aber entstanden sei, hat man keine eigentliche und gewisse Nachricht, doch vermeinen einige, daß sich der Berg zu der Zeit von einander gegeben, als derselbe einesmahls wie in der alten Sächsischen Chronica zu ersehen, eingegangen sei, und bei vierdthalb hundert Weiber auff einen Tag zu Witt-Frauen gemachet habe, welche alle vor dem Berge gestanden, und ihre Männer beweinet hätten. Der Nahme dieses Berges rühret von dem Erfinder derer Rammelsbergischen Berg-Wercke her und hat es sich damit folgender massen zugetragen: Als Käyser Otto, der Erste dieses Nahmens, nicht gar weit von Goslar, auff der Hartz-Burg seinen Hoff gehalten, und vielfältig in dem Hartz-Gebirge hat jagen lassen, begiebet es sich einesmahls, daß einer von seinen vornehmen Jägern Ramm genannt, auff Befehl des Käysers, an denen Vor-Bergen des Hartzes jaget, wie er nun an einen Berg kommen, da er, der Höhe wegen, nicht weiter mit dem Pferde dem Wilde nacheilen kan, bindet derselbe sein Pferd woran, und folget zu Fusse dem Wilde nach. Indessen als solches geschiehet, und der Jäger etwas lange ausbleibet, verlanget das Pferd nach seinem Herrn, und scharret, der Pferde Art nach, hefftig mit denen Vorder-Füssen, wodurch ohngefähr ein Ertz-Gang entblösset wird, davon der Jäger, bei seiner Wiederkunfft, eine Stuffe mit nimmet, und dem Käyser zeiget, der solches probiren, und, aus Liebe die er zum Berg-Wercke getragen, aldar einschlagen lässet; nachdem aber solches geglücket, und die Berg-Leuthe je länger je mehr den Berg mit Bauen angegriffen, hat der Käyser dem Berge, nach dem Jäger Ramm, den Nahmen Rammelsberg gegeben, wie er denn noch auff den heutigen Tag also heisset. Es wollen zwar einige vorgeben: daß der Berg seinen Nahmen nicht von dem Jäger, sondern von dem Pferd bekommen habe, als welches von seinem Herrn Ramm genennet worden. Allein, die erste Meinung ist wohl die sicherste; denn, hat man des Jägers Frau, Gosa genannt, die Ehre angethan, und nach ihrem Nahmen die Stadt Goslar, und das dahin fliessende Wasser die Gose, dessen ich im IV. Capitel gedacht, geheissen, wie vielmehr wird man nicht den Jäger selbsten geehret, und den Berg nach seinem Nahmen genennet haben, weilen man denselben, wegen [145] Erfindung derer Rammelsbergischen Berg-Wercke, ohne Zweiffel wird sehr aestimiret haben, welches insonderheit daraus zu schliessen ist, daß man denselben mit seinem Weibe, nach beider Absterben, nicht allein in Goslar in S. Augustini Capelle, die auff dem Franckenbergischen Kirch-Hofe stehet, hat begraben, sondern auch zu Ehren einen grossen Stein auff ihr Grab legen lassen, darauff sie beide in Lebens-Grösse gehauen sind, und hält der Jäger in seiner rechten Hand ein Schwert über sich, seine Frau aber träget eine Crone auff ihrem Kopf. Dieser Stein ist vormahls, als man den Bürgermeister Karsten oder Christian Balder, als einen Befreundten meiner seligen aus Goslar gebürtigen Mutter Elisabeth Catharinen Balderin, in dieser Capelle hat begraben, und zu dem Ende das Grab daselbst machen wollen, fast drei Ellen tieff in der Erde gefunden worden, worauff E.E. Raht zu Goslar denselben zu einem ewigen Gedächtniß aussen an die Capelle hat auffrecht setzen lassen, damit er von jedermann kan gesehen werden. Vormahls hat, nach des KäysersOttonis Zeiten, der Raht zu Goslar mit etlichen Bürgern oder Hütten Herren, den Rammels-Berg innen gehabt, anjetzo aber kommen fast alle Nutzungen, laut eines mit der Stadt Anno 1552 getroffenen Vergleichs, von demselben dem Hoch-Fürstlichen Hause Braunschweig zu, und hat gedachter Raht nur noch drei Zechen darinnen. Ob nun schon vor besagter massen der Rammels-Berg von aussen ein unfruchtbarer Berg ist, so hat er doch diesen Mangel mit seinem Ertz und Mineralien etliche hundert Jahr her reichlich ersetzet; denn man das Ertz darinnen in solcher Menge angetroffen hat, und noch findet, als wohl in einem Berge, allein in der Christenheit, biß auff diesen Tag nicht geschehen ist, derowegen auch Herr Georg Engelhard von Löhneiß im fünfften Theil seines Berichts vom Berg-Werck fol. 84 diesen Berg sehr rühmet, und saget: daß man dergleichen, aus dem so mancherlei Ertz und Gaben kommen, in Teutsch-Land nicht antreffen werde; Er redet aber nicht von einem reichen, grossen weitläufftigen Berg-Werck, das auff etliche Meilen begriffen ist, sondern nur von einem Berge, da das Berg-Werck, wie bei dem Rammels-Berge, so enge beisammen ist, daß man es mit einem Pirsch-Rohr überschiessen [146] kan. Es werden aber aus dem Rammels-Berg nachfolgende Ertze und Mineralien gewonnen, nemlich Glantz-Ertz, braun Blei-Ertz, gemein Ertz, weiß Kupffer-Ertz, gelb Kupffer-Ertz, Kupffer-Kieß, weisser Kieß, graue Gans, Schmer-Ertz, rother Atrament-Stein, grauer Atrament-Stein, weisse Jöckeln, grüne Jöckeln oder gediegen Victril, weisse Blume oder Victril, grüne Blume, grauer Kupffer-Rauch, gelber Misy, Ockergelb, Talg und Federweiß; hieraus werden allerhand Metallen und Mineralien gemacht, als Gold, davon doch die Marck Silber nur einen Heller hält, derowegen solches, weil es die Unkosten nicht abwirfft, von dem Silber ungeschieden bleibet, ferner Silber, Kupffer, Glött-Blei, Zinck, Schwefel, Gallmei, Kobolt, blau und weisser Victriol, auch andere mehr. Hingegen sind die Rammelsbergischen Ertze so feste, das sie mehrentheils weder mit Gezän oder Instrumenten noch mit Schiessen können gewonnen werden, derohalben solche die Berg-Leuthe mit Feuer besetzen, welches denn sehr wohl hebet, weilen das Ertz in dem gantzen Berg sehr klüfftig ist, und das Feuer also leicht an die Klüffte kan gesetzet werden. Von solchem Feuer-Setzen ist die Hitze so groß in denen Gruben, daß die Berg-Leuthe ihre Arbeit an etlichen Orten nackend verrichten müssen, zumahl, da das Wasser in dem Rammels-Berge sehr vitriolisch, und so scharff ist, daß es ihnen Kleider und Schuhe zerfrisset, wenn sie solche anziehen. Nichts desto weniger wird das Wasser vor die Beschwerung des Magens und andere Kranckheiten von etlichen hart genaturten Menschen getruncken, weilen es hefftigpurgiret, und ihnen also zum öfftern mehr schädlich als nützlich ist, geschweige daß solches einen überaus heßlichen Geschmack hat, und dieserwegen nicht wohl in den Mund kan genommen werden, auch die Fische aus der Ocker vertreibet, wie ich im IV. Capitel albereit erinnert habe. Vor Zeiten hat man in dem Tieffesten derer Gruben Sümpffe gehabt, darein dieses Wasser gefallen; wenn man nun in solche Sümpffe eiserne Stäbe geleget, hat das Wasser das Eisen verzehret, und sich herum eine Materie, gleich einem Rost, gesetzet welcher endlich zu gutem Kupffer worden, aus dem man das annoch übrige Eisen, wie ein Schwerdt aus der Scheide, [147] hat ziehen können. Es sind zwar solche Oerter nunmehro wieder verfallen, doch hat das Wasser die Krafft, das Eisen in wahrhafftig Kupffer zu verwandeln biß hierher behalten. Sonst setzet sich von diesem Wasser an dem Ort wo dasselbe durch den Stollen fliesset am Gezimmer und in der Wasser-Seige, ein gelber Slich oder Schlamm an etlichen Orten fast Hände-dicke, an, welcher Ockergelb genennet, und daraus eine braune und rothe Farbe gemacht wird. Inwendig ist der Rammels-Berg, nachdem er nunmehro viele hundert Jahre hero gebauet worden, in solche grosse Weiten ausgehauen worden, daß es daselbst sehr gefährlich zu arbeiten ist, zumahl, da die Weiten so hoch sind, daß man mit keinem Holtz zu Hülffe kommen kan. Wenn nun daselbst die Ertz-Wände herein gehen, wie offt geschiehet, nehmen die Arbeiter Schaden, und zerschlagen solche, was sie antreffen; derowegen die Berg-Leuthe zu Goslar, in der hart am Thor gelegenen S. Claus-Kirche wöchentlich zweimahl des Morgens frühe durch eine Predigt vermahnet werden: daß sie sich in solcher Gefahr GOtt befehlen sollen; allein, es ist ein verwegen Volck, das solches wenig achtet, denn wo der Priester ein wenig zu lang prediget, und unterdessen das Stadt-Thor auffgehet, lauffen sie mehrentheils alle davon und lassen den Prediger allein stehen, alsdenn derselbe von sich selbst wohl auffhören muß, welches Lob diesen Arbeitern wohl-gedachter Löhneissen im fünfften Theil seines Berg-Wercks-Buchesfol. 79 giebet. An denen Orten aber, wo man darzu kommen kan, ist der Rammels-Berg mit Holtz genugsam unterbauet, und sagen die Berg-Leuthe, so darinnen arbeiten: daß in dem Berge mehr Holtz, als in der Stadt Goslar, verbauet sei, wie man denn auch in dem Rammels-Berge etliche Weiten oder Oerter findet, welche die Alten mit starckem Eichen-Holtz ausgezimmert haben, damit, wenn sich der Berg setzen würde, er darauff ruhen könte, und ist dasselbige Holtz so schwartz und hart worden, daß auch das Werck-Zeug darinnen verdorben wird, wenn man es arbeiten will, derowegen der Berg daselbst hiervon eine gute Berg-Festung hat. Nichts weniger haben die Alten an andern Oertern dieses Berges, nemlich wo die Wasser-Kunst anjetzo hänget, grosse und hohe Gewölbe [148] mit Kalck mauren lassen, davon etliche doppelte Bogen über einander haben, und dieses zu dem Ende, damit ihre Heinzen, so zu der Zeit alldar gehangen, für dem Wände-Einfallen daselbst sicher sein möchten, welches viel muß zu bauen gekostet haben. Dieser Rammels-Berg hat viel Gruben, es werden aber nicht alle gebaut. Merck-würdig aber ist es, daß man aldar eine alte verlegene Grube antrifft, welche die Teuffels-Grube heisset, und dies dahero, weil, wie man sagt, der Teuffel neben andern Gewercken darinne soll gebauet, sein Geld wöchentlich für die Grube geleget, und sein zugemessen Ertz weggebracht haben. Als aber einesmahls die Gewercker nicht recht mit demselben das Ertz getheilet hätten, sei die Grube von ihm über einen Hauffen geworffen worden, und habe biß auff den heutigen Tag ihren Nahmen von dem Teuffel behalten. Im übrigen ist noch ein feiner Brunn, der Kinder-Brunn genannt, am Rammels-Berge vorhanden, dessen ich aber schon im III. Capitel gedacht habe. Verlanget nun ein Curiosus mehr Nachricht von dem Rammels-Berge, so kan er davon in des offt gedachten Löhneissens Bericht von Berg-Wercken, ingleichen Thomæ Schreibers Bericht von denen Berg-Wercken, und Christiani Bervvardi Erklährung derer Berg-Leuthe Redens-Arten, nachschlagen.

3. Von dem in der Güldenen Aue gelegenen Kieffhäuser-Berge
III.
Von dem in der Güldenen Aue gelegenen Kieffhäuser-Berge, und darauff vorhandenen wüsten Schlosse, Kieffhausen genannt.

Ohngefähr drei gute Meilen von hier lieget, nicht weit von Franckenhausen und Kelbra, gegen dem Unter-Vor-Hartz, in der so genannten güldenen Aue, der Kieffhäuser-Berg, welcher von denen Einwohnern, ihrer Mund-Art nach, der Kipphüser-Berg genennet, und, seiner Höhe wegen, ziemlich weit, sonderlich in der güldenen Aue, welche [149] sich bei Nordhausen anfänget, und biß gegen Freiburg gehet, gesehen wird, auch dieserwegen gleichsam derer Nordhäusischen von denen Leipziger Messen zurück kommenden Kauff-und Handels-Leuthe Promontorium bonæ Spei oder Vor-Gebirge guter Hoffnung ist, denn wenn sie denselben wieder erblicken, machen sie sich gute Hoffnung, bald, mit GOttes Hülffe, wieder zu denen Ihrigen zu gelangen. Auff der Spitze dieses Berges ist nun ein wüstes Schloß vorhanden, das Kieffhausen oder Kipphusen heisset, wovon auch der Berg seinen Nahmen bekommen hat. Dieses Schloß soll, einiger Meinung nach, Julius Cæsar, als der erste Römische Käyser, erbauet haben, es wird aber davon in keiner alten Chronica etwas gedacht, und lauffet solches wieder die alten Historien, als welche bezeugen: daßJulius Cæsar zwar zweimahl über den Rhein in Teutsch-Land gefallen sei, doch sich nicht weit in dasselbe, aus Furcht vor denen Teutschen, gewaget, und dieserwegen bald wieder hinüber gemachet habe. Hingegen kömmet es glaub-würdiger heraus, wenn andere vorgeben: daß solches Claudius Drusus, des Römischen Käysers Augusti Stieff-Sohn, oder sein Bruder Germanicus funffzehn Jahr vor Christi Gebuhrt habe als eine Festung in die Höhe führen, und also auffbauen lassen, da denn derselben von demDruso, oder seinem Bruder Germanico, zum Gedächtniß seiner gehaltenen Siege, der Nahme Confusio, das ist, eine Verwirrung oder Umstossung sei gegeben worden, dieweil er das damahlige König-Reich mit seinen Kriegen verwirret, umgekehret und verwüstet gehabt. Nachdem aber die Thüringer solches Lateinische Wort nicht recht auszusprechen vermocht, und aus Confusion, ihrer Mund-Art nach, Kieffhusen gemachet, habe solches Schloß auch nachgehends solchen Nahmen bei denen Teutschen biß hieher behalten. Etliche thun auch noch dieses darzu, daß Drusus sein Vieh und Kälber in der Gegend, wo anjetzo Kellbra lieget, soll gehabt, und diese Stadt davon ihren Nahmen bekommen haben, welches aber vielmehr aus Schertz also mag gesaget, als in Ernst geglaubet werden. Dieses Schloß hat vormahls Käyser Heinrich, dem Fünfften dieses Nahmens, zugehöret, und ist zu derselben Zeit eine solche vortreffliche Berg-Festung gewesen, daß davor mancher tapfferer [150] Soldat sein Leben hat lassen müssen, biß im Jahr Christi 1118 der damahlige Land-Graff in Thüringen, Ludwig der Springer genannt, dieselbe, nach einer dreijährigen Belagerung, endlich erobert, und mehrentheils zerstöhret hat, doch ist das Schloß nachgehends wieder erbauet, und dahin Anno 1483 in dem Pabstthum eine grosse Wallfahrt zum Heiligen Creutz angestellet worden, nunmehro aber ist dasselbe sehr wüste, und fast gäntzlich verfallen, derohalben man nur die Rudera noch davon siehet. Von diesem Berge und Schlosse redet der alhier am Hartz und in der Nachbarschafft wohnende gemeine Mann viel Fabelhafftes, die gemeineste Sage aber ist: gleichwie Käyser Carolus Magnus zu Nürnberg auff der Käyserlichen Burg sich in einen daselbst vorhandenen sehr tieffen Brunnen; also auch Käyser Friedrich der Erste, Ænobarbus oder Barbarossa, das ist Roht-Bahrt, zubenahmet, sich selbst mit etlichen der Seinigen in diesen Ort verfluchet habe, auch dieserwegen mit ihnen daselbst auff der Banck, an einem steinern Tisch sitzend, und den Kopff in der Hand haltend, ruhe oder schlaffe, dem Käyser aber sei sein rohter Bahrt durch den Tisch biß auff die Füsse gewachsen, nicke stetig mit dem Kopffe, und zwinckere mit den Augen, als wenn er etwa nicht recht schlieffe, oder bald wieder auffwachen wolle; denn sie in denen Gedancken stehen, als wenn derselbe vor dem Jüngsten Tage wiederum auffwachen, und sein verlassenes Käyserthum auff das Neue antreten und bestätigen werde. Will nun dieses ein Verständiger denen gemeinen Leuthen nicht zugeben, so wollen sie solche Fabel gar mit einer Begebenheit bekräfftigen, und geben vor: daß, als einesmahls ein Schäfer auff dem Kieffhäuser Berge ein Liedgen gepfiffen, habe solches dem Käyser so wohl gefallen, daß er denselben durch einen Zwerg zu sich hätte beruffen, und ihm davor zur Danckbarkeit, aus Freigebigkeit, von dem daselbst vergrabenen reichen Schatze viel Geld geben lassen, wobei er den Schäfer gefraget: Ob die Raben noch um den Berg herum flögen? und da derselbe ja antwortet, hätte der Käyser gesagt: nun müste er daselbst noch hundert Jahr schlaffen. Andere setzen hinzu: daß Anno 1669 ein Bauer aus dem im Riethe gelegenen Dorffe Reblingen den Käyser, doch unbeweglich und [151] schlaffend gesehen habe, denn als er Willens gewesen, einen Wagen voll Korn nach Nordhausen, zu feilem Kauff, zu führen, sei derselbe von einem kleinen Männichen gebethen worden, die Frucht auff den Kipphüser Berg zu lieffern und davor so viel, aber nicht mehr, Geld zu nehmen, als dieselbe nach der damahligen theuren Zeit wehrt wäre, welches er auch gethan, und bei die ser Gelegenheit den Käyser zu sehen bekommen, habe allerhand Gepräge gehabt, und sei darunter eine alte Müntze angetroffen worden, auff dessen einer SeiteTiberius, hingegen auff der andern Halber Secel, gestanden. Sie mögen aber solches beschönen, womit sie wollen, so ist und bleibet es doch ein wahrhafftiges lächerliches Gedichte, massen aus beglaubten Historicis bekannt ist, wie vor gedachter löblicher und tapfferer Käyser schon vorlängst gestorben sei, denn als derselbe einen Feld-Zug in das gelobte Land wider den Saladinum und die Saracener gethan, und öffters wider dieselbe gesieget, hat er sich einesmahls, grosser Hitze wegen, in Cilicien in dem Fluß Cydno baden und abkühlen wollen, ist aber darinnen ertruncken, oder hat davon, wie einige wollen, eine tödtliche Kranckheit bekommen, die ihm das Leben genommen. Wollen nun schon einige sagen: daß der in dem Berge vorhandene Käyser Friedrich der Andere sei, so ist doch ebenfalls solcher todt, und in Apulia auff dem Florentiner Schlosse, theils durch Gifft, theils durch Erstickung, von seinem unechten SohnMonfredo, um das Leben gebracht worden. Nichts weniger kan es Friedrich der Dritte sein, weilen derselbe zu Lintz in Oesterreich von unmäßig gegessenen Melonen, und daher entstandenem Durch-Fall, den Tod bekommen hat. Derohalben ist es wider die Wahrheit, daß ein Käyser Friedrich in dem Kieffhäuser Berge vorhanden sei, geschweige daß er darinn schlaffe, und endlich wieder auffwache. Die andern erdichteten Historien sind auch noch nicht gebührend erwiesen, und solte solches schon gewiß geschehen sein, so geben es doch alle Umstände, daß dasselbe ein Teuffels-Spiel und Verblendung gewesen sei, auch der Teuffel damit nur gesucht habe, die Einfältigen in ihrem nichtigen Wahn zu stärcken, und also zu äffen. Dessen ohngeachtet finden sich doch etliche, die sich hierdurch von ihrer Meinung durchaus nicht [152] lassen abwendig machen, worzu die so genannten Schatz-Gräber, als Ertz-Betrieger, viel helffen, weilen dieselben dem gemeinen leichtgläubigen Mann vorschwatzen, wie der Käyser Friedrich mehr als zu gewiß in dem Kieffhäuser-Berge sei, und daselbst einen unsäglichen Schatz vergraben habe, wovon ein jeder ein ziemliches bekommen könte, wenn er nur die alhier wachsende und ihnen allein bekannte Spring-Wurtzel hätte, denn in derselben eine solche Krafft stecke, daß auch davon die grösten vor denen Schätzen liegende Schlösser augenblicklich auffspringen müsten, so bald man nur solche daran hielte; bei welcher Erzehlung sie weiter vorgeben: daß man solche Spring-Wurtzel von sich selbst nicht finden könne, sondern es müsten vorhero die Geister von ihnen mit einer in den Kreis gelegten Summe Geldes beschworen werden, daß sie die rechte Wurtzel brächten, und ihnen den Ort anzeigeten, wo die Schätze vorhanden wären, und was dergleichen Ueberredungen mehr sind, wodurch manche Schatzgierige Leuthe betrogen worden, massen man etliche alhier bekannte Exempel hat, daß sie dieselben mit dem Gelde in einen Kreis gestellet, und ihre Beschwerungen zu lesen angefangen haben, es sind aber darauff keine Geister, sondern verkleidete, und vorher hierzu bestellte Männer aus einem nahe dabei liegenden Busch-Werck kommen, welche, an Statt der Spring-Wurtzel, blosse Degen in den Händen gehabt, und sie nicht allein aus dem Kreis springend gemacht, sondern auch alles, was dieselben an und bei sich getragen, weggeraubet haben.

4. Von dem zwischen Kieffhausen und Kelbra gelegenen alten Schlosse die Rotenburg genannt
IV.
Von dem zwischen Kieffhausen und Kelbra gelegenen alten Schlosse die Rotenburg genannt, und dem darauff vormahls gestandenen Abgott Püstrich.

Zwischen vor gedachtem wüsten Schlosse Kieffhausen und der Hoch Gräfflichen Schwartzburgischen Rudolstädtischen [153] Stadt Kelbra, liegt ein altes Berg-Schloß, so die Rotenburg genennet wird, und nunmehro sehr vefallen ist, hierauff hat zu denen Zeiten, da unsere Vorfahren noch ungläubige Heiden gewesen, der Abgott gestanden, welchen die Autores insgemein den Päuster, Püstrich oder Beustrich, die Einwohner der Gülden-Aue aber den Beusterd oder den Beustard, und die Nieder-Sachsen den Püster, nennen, weilen er, wie folget, die Feuer-Flammen gleichsam von sich pustet oder bläset. Dieser Heidnische Abgott ist nach vor gedachter Zeit ehemahls bei einem von Adel von Tutgerode am Hartze vorhaden gewesen, und nachgehends von dar nach Sondershausen gebracht worden, alwo derselbe noch biß hieher auff dem Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen Schlosse in dem Zeug-Hause, als eine Rarität, zum Gedächtniß auffbehalten wird. Die Materie, daraus dieses Götzen-Bild gemachet worden, ist ein Metall, was es aber eigentlich vor eine Gattung desselben sei, kan man aus dem blossen Augenschein nicht erkennen, und wird vor gewiß gesagt: daß man solches auch nicht habe erforschen können, als einesmahls von dessen lincken Arm ein Stück abgelöset, und im Feuer probiret worden, derowegen es nicht unbillig von etlichen für ein unbekanntes Metall gehalten wird. Die Gestalt desselben ist ziemlicher massen heßlich, denn er wie ein wilder und unbändiger Junge, der aus Bosheit seine Geberden verstellet, aussiehet. Es ist aber dieses gegossene Bild eine Elle hoch, seine rechte Hand lieget auff dem Kopfe, und die Finger von der lincken befinden sich über dem lincken Knien, denn der lincke Arm unter dem Ellenbogen biß auf die Finger, wegen der vor gedachten Probe des Metalls abgebrochen ist. Mitten auff dem Haupt hat dasselbe ein Loch wie ein guter Finger oder Daumen dicke, und, an Statt des Mundes, ist noch so eins vorhanden. Der Bauch ist, nach Proportion des Bildes, sehr dicke, und begreifft der Umfang von aussen fünff Viertel Elle; und dieses ist die Ursach, daß ein sehr dicker und fetter Mensch dieser Orten ein dicker Püster oder Püstrich genennet wird. Inwendig ist so wohl der Bauch als auch das gantze Bild hohl, und gehet ohngefähr ein Eimer Wasser hinein. Im übrigen mangeln demselben beide Füsse, und kniet es auff dem zerstümmelten rechten Beine, [154] das lincke aber ist etwas auffgerichtet, und ruhet dasselbe darauff, dahero der Püster nicht, wie einige wollen, ein vollkommlich sitzendes, sondern vielmehr ein kniendes Bild præsentiret oder vorstellet, wie ein jeder, der es einmahl recht in Augenschein genommen hat, bekennen wird. Man sagt, daß, wenn man diesen Götzen mit Wasser anfülle, dessen Löcher mit höltzernen Pflöcken verstopfe, hernach in das Feuer oder auf glüende Kohlen setze, solcher alsdenn anfange, so sehr zu schwitzen, daß ein Tropffe dem andern folge, so bald er aber gäntzlich erhitzet werde, stoffe er beide Pflöcke von sich mit einem solchen Knall, als wenn es donnerte; hierauff werffe derselbe aus beiden Löchern, in die Höhe und Weite, viele Feuer-Flammen, wovon einsmahls das Schloß zu Sondershausen angezündet, und kaum mit grosser Noht gelöschet worden, als in Abwesenheit des damahligen Grafens und Herrns Anton Heinrichs ein Hauptmann und Schösser, aus Fürwitz, den Püster mit Wasser anfüllen, und in der Hoff-Küche auff das Feuer setzen lassen. Es vermeinen aber viele: daß solches Bild nicht natürlicher Weise die Feuer-Flammen ausspeie, sondern also von denen Heidnischen Pfaffen durch Teuffels-Kunst zugerichtet worden sei, indem sie dergleichen Zauberei und Augenverblendete Gauckelei vor Alters mehr getrieben hätten; Allein, ob schon nicht zu leugnen stehet: daß von denen Götzen-Priestern alle ihre Betrügereien mit Raht und Hülffe des Teuffes verrichtet worden, und es also scheinet, daß es dieserwegen auch leicht eine solche Beschaffenheit mit diesem Abgott haben könne, zumahl, da dem Bericht nach, es selten ohne Unglück und jemandes Beschädigung abgangen ist, wenn derselbe auff dem Feuer seine Probe hat ablegen sollen, so ist es doch ebenfalls bekannt: daß der Teuffel, als ein Tausend-Künstler, sich ingleichen der natürlichen Mittel zur Zauberei bediene; derohalben Herr D. Sagittarius in seinen Antiquitatibus Gentilismi Thuringiaci lib. 1 cap. 2 nicht ohne Ursach davor hält: daß es mit dem Püster alles natürlich zugehe, nicht allein, weil auch von andern solche Bilder verfertiget worden, die das eingefüllte und erhitzte Wasser mit einem starcken Krachen, und darauff erfolgeten Feuer-Flammen, von sich gestossen hätten, dergleichen zu Rom bei dem Leben das Pabsts Leonis X. geschehen sei, sondern auch, weil Henricus [155] Ernstius im letzten Capitel des andern Buchs seiner Variarum Observationum die Art und Weise deutlich gezeiget, dessen Worte HerrD. Sagittarius also verdeutschet hat; wenn du in ein hohles und ganz verschlossenes Gefäß, das inwendig mit einem durchgebohrten Deckel unterschieden, etwas Feuchtes giessen wirst, daß es in die untersten Theil abläufft, in den obersten Theil aber etwas von solcher Materie, welche gar leichtlich zündet, und doch das Feuer lange halten kan, als da ist von Schwefel, ungelöschtem Kalck, Erd-Pech, oder zu Staub gemachten Kohlen, dieses Gefäß aber auff glüende Kohlen setzest, so wird die erhitzte Feuchtigkeit einen grossen Dampff abgeben, welcher, wenn er durch die also genannte Antiperistasin den mittelsten Deckel erreichet, die darauff liegende Materie anzünden wird. Ferner wird alsdenn die dünn gemachte Lufft, so sich in dem engen Platz nicht behelffen kan, wenn sie mit grossem Ungestümm einen Ausgang suchet, die Pflöcke aus- und das Feuer mit grosser Bewegung vertreiben. Es hat Hero, ein dergleichen Werck zu verfertigen, gewiesen, welches, wie es der Vernunfft gemäß, also erfahren solches fast täglich die Büchsenmeister. Gedachter Sagittarius will, daß man sich erkundigen solle, ob bei dem Püster so wohl die inwendige Form, als eine leichtlich zündende Materie, das Ihrige contribuire; wie kan man aber die inwendige Form oder Gestalt erforschen, da das Bild, wegen der Rarität, nicht darff zerbrochen werden? Hingegen ist an einer leicht zündenden Materie, so entweder schon darinnen, auff eine unbekannte Art, verborgen, ist, oder mit dem Wasser erstlich hinein gethan werden muß, nicht zu zweiffeln, massen HerrLic. Benjamin Scharff, weiland Hoch-Fürstlicher Leib-Medicus und Bürger-Meister zu Sondershausen, in seinem Lateinischen Tractat de Junipero cap. 8pag. 105 gestehet: daß der Püster nicht allein mit Wasser, sondern auch andern Qualitäten, angefüllet werde. Gewiß ist es, daß das Wasser allein und für sich selbst unmüglich Feuer-Flammen, wohl aber einen starcken Knall, und darauff ein pfeiffendes und gleichsam heulendes Brausen verursachen kan, welches die von dem Athanasio Kirchero in seiner Arte Magnetica part. 2 libr. & cap. 3 fol. 433 beschriebene Pilae Æoliae, oder Wind- [156] Kugeln, genugsam bezeugen, denn wenn man dieselben allein mit Wasser anfüllet, und auff glüende Kohlen setzet, werden sie zwar, wie der Püster, den in das Mund-Loch gesteckten Pflock mit einem starcken Gethöne ausstossen und darauff ein starckes Brausen verursachen, doch aber keine Feuer-Flammen von sich geben, man mag es auch versuchen wie man will; und erinnere ich mich, daß der weiland unvergleichliche Mathematicus undProfessor zu Jena, Herr Erhardus Weigelius, in einem Collegio Experimentali oder Curioso in meiner und anderer Gegenwart mit solchen Wind-Kugeln auff vor besagte Art unterschiedene curieuse Experimenta angestellet, niemahls aber damit aus blossem Wasser Feuer-Flammen zuwege gebracht hat. Gleichwie nun dasselbe mit denen jetzt gemeldeten Wind-Kugeln nicht angehet, also vermag der Püster ebenfalls nicht, solches zu thun, wenn dem Wasser nicht vorhero eine in denselben leicht brennende Materie, es geschehe nun, auff was Art und Weise es wolle, zugethan worden, weilen der Püster nichts anders als eine figurirte Gattung solcher Wind-Kungeln ist, wie ein jeder, der dessen fast Kugel-runden Bauch mit andern Umständen recht betrachtet, und gegen solche Kugeln hält, leicht bekennen muß. Woraus aber vor gedachte brennende Materie eigentlich bestehe, ist mir annoch unbekannt. Etliche muthmassen, daß solches nichts anders als Schwefel, ungelöschter Kalck und dergleichen sei, zu welchen Gedancken sie unter andern von dem Zeillero verleitet worden, als welcher unter andern in der 551 Epistel pag. 870 gedencket: wie das Feuer von dem Püster nicht allein einen garstigen Gestanck und dicken schwartzen Rauch von sich gebe, sondern auch wie Schwefel oder Kreide auff die Steine oder Erde falle, und dielbe also beflecke, welches dieselben für Kenn-Zeichen vor besagterMaterialien halten, und ich dahin muß gestellet sein lassen, weilen noch niemahls den Püster habeprobiren gesehen. Mit diesem Abgott haben in dem Heidenthum die Götzen-Pfaffen grosse Dieberei und Betrügerei getrieben, denn sie denen einfältigen Leuthen, hohen und niedrigen Standes, in denen Schwartzburgischen und Stolbergischen Territoriis fest eingebildet, daß ihr GOtt hefftig auff sie erzürnet sei, wenn er donnere und Feuer ausspeie, derohalben sie denselben wieder [157] mit allerhand angenehmen Opfern versühnen müsten, wenn sie nicht des Todes sein wolten, welches das arme dumme Volck geglaubet, darüber geweinet, und zum Opfer-Geld, Vieh undVictualien willigst und mildiglich gebracht, worauff die Pfaffen nicht ermangelt, solches anzunehmen, sich dabei, so lange es währet lustig zu machen, und wenn alles verzehret, alsdenn ihre vorige Comödie wieder zu spielen. Es will zwar im Julio 1689 derer so genannten monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde etc. pag. 722 nicht zugegeben werden, daß der Püster jemahls ein Heidnischer Abgott gewesen sei, weilen dessen Gestalt gar nichts Götzenhafftigesrepraesentire, und die Bildung seiner Haare zu erkennen gebe, daß er nicht gar viel hundert Jahr seines Alters zehlen könne; derohalben hält der Autor dieser Meinung davor: daß solches Bild von denen Räubern auff dem Kiffhäusischen oder andern da herum gelegenen Schlosse sei zu ihrer Defension gebraucht worden, indem wegen dessen Feuer-Speien ihnen niemand hätte beikommen können. Allein, es verzeihe mir derselbe, daß ich sage: wie solche Meinung nicht bestehen könne; denn ein jeder aus der anfänglich gedachten Beschreibung des Püsters zur Genüge ersehen kan, daß er ein götzenhafftes Ansehen habe, und zeiget die Bildung derer Haare nicht gar zu gewiß und allezeit das Alter eines Bildes an, massen dasjenige offt wieder zu einer neuen Mode wird, welches die alten vorlängst getragen haben, derowegen es keine unmügliche Sache ist, daß die Heiden ihre Haare auff solche Art, als man an dem Püster siehet, nicht auch sich hätten können zu der Zeit, da der Abgott gemacht worden, verschneiden lassen. Ferner gebe ich einem jeden Kriegs-Verständigen zu erkennen: Ob nicht solches Bild denen Räubern, zur Defension ihrer Raub-Schlösser, fast gar nicht, oder doch sehr wenig, gedienet habe? indem es nicht mehr als eine Seite hat defendiren können, und zwar schlecht genug, denn es nicht vermocht, immerfort Feuer auszuspeien, sondern hat, wenn das Wasser heraus gewesen, nohtwendig erstlich wieder mit andern müssen angefüllet werden, ehe es auffs Neue angefangen Feuerflammen von sich zu geben, unterdessen es ja nicht den geringsten Schaden dem Feinde verursachen können, wenn er sich sonst nicht vor demselben, als einem Abgott, gefürchtet hätte. [158] Uber das sind in dem Hoch-Gräfflichen Schwartzburgischen Rudolstädtischen und Stolbergischen Amte Heringen noch eine Art Güter anzutreffen, die man die Flämische Länderei nennet, und solches dahero: weilen dieselbe vormahls nach der Rotenburg denen Flaminibus, oder Heidnischen Priestern sollen zugehöret, und von ihnen den Nahmen bekommen haben; welche Muthmassung auch nicht ohne Grund ist, indem die Güter gantz frei sind, und derer Besitzer noch diese Stunde die Fläminge genennet werden, von welchen Herr Doctor Johann. Titius, weiland bei dieser Stadt wohl verdienter Syndicus und Consulent etc. in seinem unter dem Nahmen Jansonii Torquati heraus gegebenen Büchlein vom redlichen Vor-Munde § 14 p. 50 & seq. weitläufftiger handelt. Hat es nun vor besagter massen daselbst vor Alters Heidnische Priester gegeben, so müssen auch solche nothwendig einen Abgott gehabt haben, welcher, allen Umständen nach, der Püster gewesen. Sonst wollen einige davor halten, daß die Mönche, nach dem Heidenthum, auch ihre Gauckelei mit diesem Bilde getrieben, und dasselbe auff der Rotenburg in die Kirche in eine Mauer hinter eine Tafel gestellet hätten, zumahl, weilen dahin jährlich eine grosse Wallfahrt gehalten worden; wenn nun dieserwegen viel Volck alhier beisammen gewesen, sei ein Mönch auffgestanden, habe gepredigt, sich kläglich gestellet, und gesagt: daß GOtt im Himmel über ihre Sünde sehr zürne, und, damit sie solches sehen möchten, würde der Beustrich bald donnern, und höllisches Feuer ausspeien; alsdenn hätte er befohlen die Tafel auffzuheben, dahinter der Beustrich gestanden; wenn das geschehen, habe derselbe, wie vor gesaget, sich erzeiget, und alsdenn das einfältige Volck reichlich geopffert, vermeinende: daß dadurch GOtt versöhnet würde, denn sie nicht gewust, daß sie von denen Mönchen wären also betrogen worden, indem unter der Predigt ein ander Mönch durch einen heimlichen Gang in der Mauer hinauff zu dem Bilde gestiegen sei, dasselbe vor gedachter massen zubereitet, und die in denen Löchern steckende Zapffen mit einem Stricklein behende hinweg gezogen habe, wenn der predigende Mönch befohlen, die Tafel auffzuthun. Es zweifelt aber an dem jetzt gedachten Mönch- [159] Betrug HerrD. Sagittarius an dem albereit angeführten Orte, und hält der Autor derer vor gemeldeten Unterredungenpag. 724 solches vor eine Fabel, weilen es nicht müglich sein könne, daß ein solch Bild in der Kirche hinter einer höltzernen Tafel stehen, und nicht alles mit seinem Feuer verderben und verbrennen solte, ingleichen daß die Pflöcke erstlich mit einem Stricklein hinweg gerücket werden müsten, und nicht von sich selbst ausgestossen würden, denn solches, wie aus Vorhergehenden zu ersehen, wider die Natur und Würckung des Püsters sei.

5. Von dem bei Blanckenburg gelegenen wüsten Schlosse, Alten-Reinstein genannt
V.
Von dem bei Blanckenburg gelegenen wüsten Schlosse, Alten-Reinstein genannt.

Dieses uhralte und zerstöhrte Schloß lieget vor dem Unter-Hartz, eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auff einem ziemlich hohen Felsen, und hat seinen Nahmen von dem Reinen weissen Felsen-Stein, darinnen es gebauet, bekommen. Es ist dasselbe wohl ein wunderliches Gebäu, indem darinnen alles, ausser dem etwas nunmehro verfallenen Thurm, und fast alle Gemächer, vornehmlich aber Küche, Keller, Kirche, Saal, Pferde-Ställe und dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden, massen man in dem Schlosse nichts anders als lauter Stein um und neben sich antrifft, denn im Eingange zur rechten Hand sind etliche Ställe von klahrem weissem Felsen, und haben einige derselben oben Kammern, die im Felsen, vermöge unterschiedlicher Thüren zusammen gehen. Von hier steiget man auff lauter Felsen etwas höher hinauff zu einem breiten Stein-Felsen, dabei zur lincken Hand ein in den Felsen gehauener Graben ist. Nicht weit hiervon sind die Rudera der rechten Schloß-Wohnung vorhanden, in welches durch den Felsen ein Thor-Weg durch gebrochen worden. Zur lincken Seite hinterwerts ist ein ziemliches in Felsen gehauenes Gewölbe anzutreffen, welches, derer Führer Aussage nach, die Kirche soll gewesen sein, worbei auch noch einige in Felsen verfertigte [160] Gemächer gewiesen werden. Wenn man nun durch die vor gedachte steinerne Durch-Fahrt wieder ausgehet, und noch höher auff den Felsen hinauff steiget, gelanget man oben auff das Schloß, und dessen Tach, so von keinem Holtz-Werck gemachet, sondern nichts anders als der blosse Stein-Fels ist, hierauff kan man herum gehen, und bei gutem Wetter sich weit und breit umsehen, zur Rechten aber stehet hart am Schlosse der anfänglich gemeldete Thurm, so von Back- oder Brannt-Steinen auffgemauert ist. Ferner siehet man gantz oben auff der Höhe nach der Quedlinburger Strasse zu, welche unten bei dem Schloß vorbei gehet, ein von Erde nach der alten Fortifications-Art auffgeworffenes Voll-Werck, und ist an der Seite des Schlosses, wo es vonnöthen, und der Felsen nicht stickel genug gewesen, der Natur, zu mehrer Befestigung dieses Orts, mit etwas Mauer-Werck geholffen worden. Von dieser Höhe gehet man auff lauter Felsen wieder herunter, und kömmet auff der Seite gegen Blanckenburg zu bei einem ziemlich hohen felsigten Wall und Graben, und sind in den Wall Stuffen gehauen, auff welchen man in den untern Schloß-Platz hinunter steigen kan; weiter hinunter stehet ein Fels gantz alleine, darinnen eine Höle oder Kammer ist, welche die Führer das Huren-Haus nennen, weilen, ihren Gedancken nach, vor Zeiten die Räuber hierinn mit denen geraubeten Frauen-Volck sollen Unzucht getrieben haben. Endlich sind noch tieffer hinab auff dieser Seiten, wie auch nach Wernigerode zu, lauter hohe und stickele Stein-Felsen vorhanden. Hieraus kan nun ein jeder ersehen, wie dieses Schloß, theils von der Natur, theils von der Kunst, sehr feste gemachet worden, und ist leichtlich daraus zu muthmassen, daß solches auch eine überaus grosse Arbeit und unsägliche Unkosten erfodert habe, ehe es zur Perfection kommen sei. Es soll aber dieses Schloß von einem Grafen von Reinstein, dessen Stamm nunmehro gäntzlich abgestorben, erbauet, und von dem letzten dieses Nahmens eine geraume Zeit als ein Raub-Schloß gebrauchet worden sein. Weilen man nun demselben, in diesen Vor-Zeiten fast unüberwindlichen Orte mit Gewalt nichts hat anhaben und dessen Rauberei verhindern können, so haben die Benachbarte, [161] denen der Graff mit Rauben grossen Schaden zugefüget, solches endlich mit List versuchet und dadurch auch das Schloß glücklich einbekommen; denn als sie Kundschafft erhalten, daß der Graff gern weisse weiche Käse esse, und solche bei denen Bauer-Weibern bestellet habe, sind dergleichen Käse von etlichen bewehrten, und wie Bauer-Frauen angekleideten, Soldaten in der Frühe vor das Schloß gebracht, bei dem Einlassen die Wache im Thore nie der gemachet, und also, mit Hülffe des hernach dringenden Volcks, dieses Raub-Schloß zerstöhret worden, den Graffen aber haben seine Mägde noch errettet, indem sie denselben in etliche Betten eingenähet, und oben im Schloß durch ein Loch welches nach der Quedlinburger Strasse gehet, mit einem Seile hinab gelassen, da er mit einem bei sich habenden Messer die Betten auffgeschnitten, und sich zu Fusse davon gemacht. Sonst schallet es in denen aus Stein gehauenen Gemächern des Schlosses überaus sehr, massen ein darinnen loß geschossenes Rohr einen solchen Knall verursachet, als wenn ein Stück darinnen wäre abgebrennet worden. Ueber das trifft man auch auff dem Schlosse ein schönes Echo an, indem ein Schuß von einem Gewehr von unterschiedenen Orten her einen starcken und vielfachen Wieder-Schall giebet. Endlich ist daselbst unter andern auch ein Loch vorhanden, welches mit allerhand kleinen Steinen, die nicht auff dem Berge, sondern nur in der Ebene gefunden werden, angefüllet ist, und wollen die Führer vor gewiß berichten: daß solche Steine von denen bösen Geistern hieher gebracht würden, denn wenn man dieselbe heraus nehme und hinweg trage, so kämen doch alsobald wieder andere hinein, ja auch offtmahls diejenigen, welche man heraus genommen hätte. Es werden auch von ihnen viele Abentheuer erzehlet, so sich bei diesem Loche sollen zugetragen haben mit denjenigen, welche sich erkühnet, freventlicher Weise etwas darbei vorzunehmen.

Das VII. Capitel

1. Von dem Lust-Garten zu Hessem
I.
Von dem Lust-Garten zu Hessem.

Ob schon oben auff dem Hartz die Einwohner etliche wenige Gärten zur Lust haben anlegen lassen, so werden doch darinnen die Baum-Früchte entweder gar nicht oder doch gar späte reiff, und solches in keiner Menge, sondern gar einzeln, denn die Lufft daselbst ist rauh, hart und kalt, auch dabei mehrentheils ungestüm und voller Nebels, welcher auff dem Gebirge und Walde lieget, derohalben es gemeiniglich alhier lange und harte Winter, hingegen kurze, Sommer giebet, welches, bekannter massen, eine Sache ist, so vor keine rechte Lust-Gärten dienet. Weilen nun in diesen Gärten nichts Curieuses zu sehen ist, und also davon nichts Sonderliches kan gemeldet werden, so wende mich billich zu denen Gärten, welche an und vor dem Hartz anzutreffen, und mit zarten ausländischen Gewächsen gezieret sind, als welche vor jenen eine ungleich wärmere Lufft haben, zumahl, da in denselben die Kunst der Natur mit gläsernen und andern Decken zu Hülffe kömmet, wenn die kalten Hartz-Lüffte im Frühling und Herbst denen zarten Gewächsen schaden wollen. Es ist aber mein Vorhaben nicht, die Privat-Lust-Gärten in Nordhausen, Quedlinburg und andern um den Hartz gelegenen Oertern zu erzehlen, und kürtzlich zu beschreiben, sondern nur diejenigen, so hohen Standes-Personen zukommen; mache derohalben den Anfang von dem schönen Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen Garten zu Hessem oder Hessen, welcher daselbst [163] bei dem Schlosse, und eine Meile von Osterwieck, lieget. Derselbe begreifft zwölff Quartiere in sich, davon ein jedes ins Gevierdte achzig Werck-Schuhe hält, welche inwendig mit allerhand Gewächsen und etlichen Fontainen, deren ich im III. Capitel gedacht, gezieret, auswendig aber mit feinem Bied-Werck von unterschiedenen Hecken oder Sträuchern umgeben sind. In einem der gedachten Quartiere ist auch ein hoch erhabenes, schön gemahltes und mit vielen Fenstern rings herum geziertes Lust-Haus anzutreffen, aus welchem man den gantzen Garten übersehen kan, und gehet in dasselbe von dem für dem Hause stehenden Fontaine eine bleierne Röhre an einer Säule hinauff zu einem Hand-Becken, worüber ein artig gemachter Meßings-Hahn ist, welcher denjenigen, der solchen umdrehet, und nicht die rechte Weise weiß, sehr naß machet. Ferner haben die Haupt-Gänge im Garten durchgehends funffzehen Schuh in die Breite, und gehet üm den Garten nach Osten und Norden ein schöner übergebogener Gang, der mit allerlei Baum- und Heck-Werck dichte bewachsen ist. In diesem Lust-Garten hat vor diesem die Americanische Aloë zum öfftern geblühet, und habe ich solche daselbst unterschiedene mahl floriren gesehen; es ist aber dieselbe nunmehro mit andern raren Gewächsen nicht mehr so häuffig alhier anzutreffen, weilen dieser Garte nicht mehr in solchem Stande ist, indem er von der Residentz der Gnädigsten Herrschafft zu weit ab- hingegen der unvergleichliche Garte zum Saltz-Thal näher lieget, doch verdienet derselbe diese Stunde noch, seiner raren Fontainen und anderer Sachen wegen, von einem Curioso gesehen zu werden. Sonst ist zu nechst an diesem Lust-Garten auch ein ziemlich grosser Küchen- und dabei ein Baum-Garte, darinnen die Bäume nach der Ordnung stehen, vorhanden, und kan ein Curiosus, nach Belieben, von diesen dreien Gärten ein mehrers in Johann Royers Beschreibung des Hessemischen Gartens lesen.

2. Von dem Lust-Garten zu Sondershausen
[164] II.
Von dem Lust-Garten zu Sondershausen.

Zwei Meile Weges von Nordhausen lieget zu Sondershausen bei dem Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen Residens-Schlosse ein Lust-Garte, welcher sich innerhalb wenig Jahren sehr verändert hat, indem der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Christian Wilhelm, Fürst zu Schwartzburg etc. durch grosse Arbeit und Unkosten, nunmehro denselben in solchen Stand hat bringen lassen, daß er mit gutem Fug und Recht unter die besten Fürstlichen Gärten in Teutsch-Land kan gerechnet werden, zumahl da Ihro Hoch-Fürstliche Durchlauchtigkeit, als ein überaus curieuser Herr, mit fernerer Auszierung desselben jährlich continuiren lässet. Es ist aber dieser Garte in vier sehr grosse Quartiere abgetheilet, welche breite Rabatten oder Absätze haben, darauff allerhand Frantz- oder Zwerg-Bäume, von denen schönsten Arten, stehen, und sind dieselbe mit einem wohl gewachsenen und zierlich beschnittenen Heck-Werck von Hage-Büchen umschlossen. Inwendig hat ein jeder Quartier was Besonders, denn in demjenigen, so in der Ecke zur rechten Hand des Schlosses lieget, im Sommer eine schöne Orangerie mit andern fremden Gewächsen angetroffen wird; hingegen ist in dem Quartier zur lincken ein wohl angelegter Labyrinth oder Irr-Garten, auff dessen Gängen viel hundert gemahlte Töpffe mitraren Nelcken oder Neglein-Stöcken gesetzet werden, welches überaus artig lässet, sonderlich wenn die Nelcken floriren. Die beiden andern Quartiere sind mit einem feinen Laub-Werck und andern Mustern zum Blumen-Werck ausgezieret, und mit dem kleinen Bux-Baum bordiret oder besetzet. Mitten zwischen diesen Quartieren ist nun diejenige Fontaine, wovon ich im III. Capitel gehandelt habe, um welche sehr grosse Statuen sollen gesetzet werden, wie denn auch mit einigen der Anfang hierzu gemachet worden. Weiter ist in diesem Garten bei dem Eingange am [165] Schlosse ein künstlich gebauetes Portal mit einem Altan vorhanden, von welchem zur rechten Hand, um den halben Garten, ein zierlicher von Bäumen gantz zugewachsener, Bogen-Gang, mit schönen Laub-Hütten und Grotten gehet, die Seite aber gegen Mittag und Abend ist, des freien Prospects wegen, offen, und nur an der Ecke wieder eine zierliches Portal mit einer Sommer-Laube auffgerichtet. Ferner sind die Haupt-Gänge dieses Gartens sehr breit, und steiget man von denselben, aus dem zur Rechten des Schlosses gelegenen Bogen-Gange, vermittels einiger Treppen, auff eine ziemlich hohe Terasse, darauff sich eine überaus schöne 166 Schritt breite und 650 Schritt langeMaille-Bahn befindet, dessen eine Seite nach dem Garten zu mit einem höltzern Geländer, und die andere mit einer Maure verwahret ist, beide aber haben inwendig einen Absatz oder Rabat, und sind mit Wein-Stöcken, Abricosen, Pfirschen und andern Bäumlein besetzet, welche der Zeit nach mit ihren Blättern, Blüthen und Früchten dieselben bedecken, und damit die Bahne vortrefflich zieren. Von dieser Bahn gehet ein Gang auff das Schloß, und ist an beiden Enden derselben ein Lust-Haus angebauet, davon das eine bei dem Schlosse, und das andere nach dem Fasanen-Garten zustehet. Sonst wird unter diesem Lust-Garten zur lincken Hand, wenn man von demselben hinab gehet, ein grosses Pomerantzen- oder Gewächs-Haus, weilen das oben in der einen Ecke des Gartens liegende zu klein ist, gebauet, welches schon ziemlich in die Höhe geführet worden; ingleichen hat man auch nahe dabei eine Allee angefangen, die albereit etliche hundert Schritt lang ist, und noch weiter in das Feld hinaus, biß fast in den so genannten Schlinck, geführet werden soll: solche ist auff beiden Seiten mit Linden-Bäumen besetzet, und so breit, das zwei Kutschen geräumiglich bei einander fahren können, wodurch derProspect des Schlosses und Gartens weilen derselbe hierauff zugehet, desto schöner gemacht worden. Zum Beschluß muß ich noch dieses melden: daß auch in diesem Garten die Aloë Americana vielmahls sehr schön und vollkommen floriret hat, davon ich etliche in der Blühte gesehen, und erinnere mich, das einesmahls [166] ein guter Freund, der nunmehro in Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen würcklichen Diensten stehet, dabei zugegen war, der aus Kurtzweil eine blühende Aloë mit einem Spargel-Stengel vergliche, und sagte: daß er dergleichen Spargel-Stengel sein Lebetag nicht gesehen hätte, woran er auch nicht unrecht redete, massen der Stengel von der florirenden Aloë einem etwas auffgeschossenen Spargel-Stengel nicht gar ungleich siehet, ob derselbe schon nicht so dicke ist.

3. Von dem Lust-Garten bei dem Schloß Hertzberg
III.
Von dem Lust-Garten bei dem Schloß Hertzberg.

Gegen dem Ober-Vor-Hartz trifft man auch bei dem Schloß Hertzberg einen, des Orts Gelegenheit und Situation nach, fein angelegten Lust-Garten mit wohl gewachsenen Heck-Werck und andern Sachen an, darinnen vormahls feine Gewächse vorhanden gewesen, welche aber nunmehro, da keine Herrschafft auff dem Schlosse residiret, wieder sehr eingangen sind, doch ist solcher noch wohl wehrt, daß ein Curiosus denselben mit dem Schlosse, im Vorbei-Reisen, in Augen-Schein nehme.

4. Von dem Thier-Garten bei Blanckenburg
IV.
Von dem Thier-Garten bei Blanckenburg.

Es fänget sich bei dem Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen Schloß Blanckenburg ein Thier-Garten an, so in den Hartz gehet, und, dem Bericht nach, über zwei Meilen groß sein soll, in demselben giebet es, unter andern wilden Thieren, allerhand Gattung Hirsche von unterschiedenen Farben, sonderlich sind darinnen grosse Hirsche mit schwartzen Flecken, und kleine weisse, anzutreffen, von welchen die Böcke kurtze und breite Geweihe tragen, und von etlichen Damm-Hirsche genennet werden.

5. Von denen bei Stiege und Hertzberg gelegenen Wolffs-Gärten
[167] V.
Von denen bei Stiege und Hertzberg gelegenen Wolffs-Gärten.

Weilen die Wölffe in dem Hartz grossen Schaden verursachen, und nicht allein das wilde, sondern auch allerhand zahme Vieh, insonderheit die von Nordhausen und andern Orten zu Sommers-Zeit in die Weide dahin getriebene Kühe und Rinder, wie ich selber einesmahls mit meinem Schaden erfahren, zu Schanden reissen und auf-fressen, so wird solchen auff viele Art und Weise nachgestellet, am meisten aber ihnen mit denen Wolffs-Gärten Abbruch gethan, weilen dieselben an einem Ort, wo das Holtz am dickesten ist, und der Wolff sich gern auffhält, angeleget werden. Einen solchen Garten trifft man nicht weit von dem Hoch-Fürstlichen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelischen Amt Stiege an, welcher viereckicht, über eine Viertel-Meile lang und breit, auch mit hohen Plancken umgeben ist. Der Eingang ist wie ein ziemlich breiter Thor-Weg weit, und befindet sich gegen Morgen zur Rechten des Gartens an der Ecke, alwo auch auswendig ein Häuslein gebauet worden, darinnen ein Tuch und Garn zum folgenden Gebrauch verwahret wird: Von diesem Eingange gehet ein breiter Weg durch das in dem Garten befindliche dicke Holtz, nach einem gegen Abend zur Lincken in der Ecke des Gartens vorhandenen blossen Platze, alwo man das Luder, als todte Pferde oder Kühe, auff diesen Weg hinschleiffen lässet. Gegen Mittag ist, nicht weit von der gegen Morgen zu gehenden Ecke, die Plancke etwas niedrig, und darhinter, ausserhalb des Gartens, ein Fall oder eine grosse und tieffe Wolffs-Grube gemacht, die mit Reis-Holtz bedecket wird. Ferner hat dieser Garten inwendig an der Plancke herum einen schmalen Weg oder Fuß-Steig, auswendig aber einen rechten breiten Fahr-Weg, an welchem[168] gegen dem Luder-Platz über auf einem sehr hohen Baum, damit die Wölffe von dem hierinnen zu Zeiten vorhandenen Jäger keinen Wind haben können, ein Jäger-Häusgen stehet, und ist noch ein anders und grössers Jäger-Häuslein nach Mitternacht gegen die Ecke des Gartens gebauet, in welche ein Glöcklein henget, so von einer Linie oder dünnem Strick gezogen wird, welcher auff den Bäumen hin in Rollen biß zu dem vor besagten auff dem Baum befindlichen Häuslein gehet, und, der Länge wegen, einen halben Centner schwer sein soll. Endlich ist von dem auff der Erde vorhandenen grössern Häuslein gegen den um die Plancken gehenden Fahr-Weg ein Fuß-Steig bis zu dem Eingang des Gartens gemacht. Wenn dann die Jäger vermercken, daß die Wölffe das Luder gerochen, und davon gefressen haben, so steiget einer zu der Zeit, da die Nächte etwas helle sind, auff den Baum in das Häuslein, die andern hingegen begeben sich in das andere, wo das Glöcklein henget. So bald nun zu Nacht die Wölffe sich in dem Garten bei dem Luder versammlet haben, ziehet der Jäger so vielmahl an dem Stricke, als er Wölffe vermercket, auff welches Zeichen die andern Jäger sich nach dem Eingang eilends fortmachen, und vor denselben das vor gemeldete Tuch und Garn ziehen, bei welcher Arbeit einer von denselben mit einem oder mehr hierzu abgerichteten Hunden in den Garten gehet, und auff einen gegen der Wolffs-Grube über stehenden Stamm oder Baum steiget, aldar er Achtung geben muß, wie viel Wölffe in die Grube springen, ingleichen ruffet er auch die Hunde wieder zurücke, wenn dieselben etwa denen Wölffen nachfolgen wollen; unterdessen gehen die Hunde auff die Wölffe loß, die denn nicht ermangeln, einen Ort zu suchen, wo sie durchzukommen gedencken, doch vergebens, massen die Plancken viel zu hoch dahin sind, derohalben sie so lange in dem Garten an denen Plancken herum lauffen, biß dieselben vor die Grube kommen. Weilen es nun alhier nicht so dunckel als an andern Orten des Gartens ist, indem nicht allein die Plancke sich niedriger, sondern auch zu Nacht die Gegend nach Mittag heller als andere befindet, so vermeinen die Wölffe da hinaus zu kommen, und springen also [169] in die Grube hinein. Hierauff wird des Morgens früh ein sonderlich zugemachter Karren bei die Grube geführet, in welche ein Jäger mit einer Leiter steiget, wirfft einem Wolff den Strick um den Hals, leget demselben einen Knebel um das Maul, damit er nicht beissen kann, bindet dessen Vorder-Füsse zusammen, und ziehet also einen nach dem andern aus der Grube in den Karn, welcher alsdenn nach Wolffenbüttel oder wohin solches die Gnädigste Herrschafft verlanget, geführet wird. Auff solche Art werden die Wölffe lebendig gefangen, und stellet man damit Lust-Jagten an. Zu verwundern ist es, daß solche, dem Bericht nach, wenn sie also gefangen worden, sehr gedultig und fromm sind, da sie doch sonst trefflich um sich beissen. Diese Invention von Wolffs-Gärten wird vor die beste gehalten; und bin ich berichtet worden: wie man im vergangenen 1702ten Jahr vier und zwanzig Wölffe darinnen gefangen. Nechst vor gedachten ist auch ein anderer Wolffs-Garte nicht weit von Hertzberg im Hartz vorhanden, er soll aber nicht so gut als dieser sein, weilen der Fang inwendig im Garten ist.

6. Von dem Fasanen-Garten bei Sondershausen
VI.
Von dem Fasanen-Garten bei Sondershausen.

Nicht weit von dem Hoch-Fürstlichen Schwartzburgischen Lust-Garten zu Sondershausen lieget ein grosser Garte, der mit einer Mauer umgeben ist, und der Fasanen Garte genennet wird, weilen darinnen viele Fasanen von unterschiedenen Farben zur Rarität, so wohl wegen ihrer Schönheit, als auch des angenehmen Geschmacks ihres Fleisches, unterhalten und gespeiset werden. In diesem Garten ist ein schöner und geraumer Irr-Garten angeleget, welcher denen Fasanen sehr zu gute kömmet, massen dieselben sich des Tages über gerne unter das Gesträuch verkriechen. Sonst sind die Mauren alhier, wie auff der über dem Lust-Garten vorhandenen Maille-Bahn, mit guten Zwerg-Bäumen und dergleichen beleget.

Das IIX. Capitel

1. Von denen Gäpeln oder Geipeln, auch darunter vorhandenen Schächten und Gruben
I.
Von denen Gäpeln oder Geipeln, auch darunter vorhandenen Schächten und Gruben.

Daß bei denen Berg- und Hütten-Wercken an und auff dem Hartz, sonderlich zum Claus-Thal, Zellerfeld, und andern Orten des Hartzes mehr, viele curieuse Sachen zu sehen sind, wird keiner läugnen, der dieselben einmahl in Augen-Schein genommen hat. Es ist aber genug, wenn ein Curiosus, so keine Profession von Berg-Wercks-Sachen machen will, sich davon die folgenden, als fürnehmsten, durch einen so genannten Geschwornen, oder andere Berg-Bedienten, vor ein Trinck-Geld zeigen lässet, und zwar in der Frühe-Stunde oder bei der ersten Schicht, so sich um vier Uhr früh Morgens anfänget, und biß zu Eilffe währet, denn eine solche, zumahl ungewohnte, Arbeit ein voller Bauch nicht wohl verrichten kan. Hat er nun einen Führer bekommen, so muß er mit demselben in ein bei der Grube vorhandenes Zechen-Haus gehen, daselbst seine Kleider aus- und davor Berg- oder Gruben-Kleider anziehen, weilen man sich in denen Gruben ziemlich besudelt, in welcher Figur er mit nach dem Gäbel, so auch Gäpel und Geipel genennet wird, wandert, alwo ihm der Führer weiset, wie Ertz und Berg mit Pferden aus der Grube durch den Treib-Schacht gezogen, oder, wie die Berg-Leuthe reden, getrieben werden. Ein solcher Geipel ist unten rund, und oben spitz zu, wie [171] ein Thurm, von Holtz gebauet, auch mit tannenen Schindeln oder Bretern bedecket. Die Runde desselben ist neunzig, und die Weite dreißig Ellen, damit die Pferde Raum zu gehen haben. Mitten in dem Gäpel befindet sich eine tieffe Grube oder Kessel, darinnen eine Spille stehet, die oben einen Korb hat, um welchen die Ketten gehen, daran die mit Ertz und Berg angefüllte Tonnen aus der Grube gezogen werden. Endlich gehet quer durch diese Spindel der Schweng Baum, woran man die Pferde spannet, welche die Spille oder Spindel herum treiben. Wenn denn eine Tonne herauff gewunden, und ausgestürzet worden, ruffet der Ausrichter, oder der Berg-Mann, so Achtung giebet, daß die Tonnen nicht an einander haken, sondern unverhindert in dem Schacht auff und nieder gehen: Zaupff! welches das Zeichen ist, daß der Fuhr-Mann die Pferde zurück treiben soll, damit die ledige Tonne wieder hinunter, und die angefüllte wieder herauff kommen könne. Ausser diesen Gäbeln giebet es auch Wind-Gäpel, welche oben an dem Tache Flügel wie die Wind-Mühlen haben, und, an Statt der Pferde, von dem Winde umgetrieben werden, weilen aber der Wind gemeiniglich unbeständig zu sein pfleget, so ist diese Invention mehr curieus als nutzbar bei denen Berg-Wercken, derohalben sind dieselben auff dem Hartz bald wieder in Abgang gerathen, und habe ich noch vor etlichen Jahren einen solchen Wind-Gäpel bei dem Zeller-Feld, und dergleichen bei dem Hahnen-Klee, alwo mein seliger Vetter Zacharias Harbord, ein auff dem Hartz, seiner vortrefflichen Berg-Wissenschafft und Glückes wegen, berühmter Mann, gewohnet, in vollem Still-Stande angetroffen. Ich erinnere aber eine jede curieuse Person, daß solche bei der Beschauung des Geipels und andern Berg-Wercks-Sachen, die Berg-Leuthe mit dem Berg-Gruß: Glück auff! anrede; denn so man zu denenselben, wie im Lande gebräuchlich Glück zu! saget, lachen sie entwender darüber, oder hören es nicht gerne, weilen etliche derselben, aus Einfalt, solches vor einen bösen Wunsch halten, und vermeinen: wie man ihnen damit wünsche, daß das Berg-Werck ein- oder zugehen, und sie erschlagen solle. Von dem Geipel bringet der Führer den Curiosum [172] in das an denselben gebauete Vor-Haus, und zeiget ihm den Schacht, oder das in die Tieffe gebrochene, und, zu Verhütung des Einfallens, mit Holtz-Werck verzimmerte Loch, wodurch man auff vielen unter einander und sehr stickel gesetzten Fahrten in den Schacht, und von dar in die Grube viele Lachter tieff hinab steigen, oder wie die Berg-Leuthe reden, fahren, muß. Vor gedachte Fahrten sind nichts anders, als starcke Leitern von zwanzig biß dreißig Spalen oder Staffeln; doch können es die Berg-Leuthe nicht wohl leiden, daß man die Fahrten Leitern nennet, und geben vor; wie der Schinder Leitern führe, hingegen sie Fahrten brauchten. Es kömmet aber das Einfahren demjenigen, so es entweder nicht gewohnet, oder corpulent ist, beschwerlich an, denn er solches etliche Tage in Armen und Beinen fühlet; über das ist solches auch nicht gantz ohne Gefahr, massen wenn irgend durch einen falschen Tritt oder Entgleitung derer Hände ein Unglück sich zutragen, und jemand also von der Fahrt hinunter fallen solte, solcher ohne Zweifel um sein Leben kommen, und zerschmettern würde, und ist solches die Ursache, daß offtmahls etliche von denjenigen, so zuvor niemahls einen Schacht gesehen, sich noch vor demselben bedencken, ob sie mit einfahren wollen oder nicht. Allein ein recht curieuses Gemüthe scheuet keine Arbeit, und kan man der Gefahr durch gute Vorsichtigkeit und festes Anhalten wohl vorkommen, wie ich denn Frauen-Zimmer habe mit einfahren gesehen, so beides nicht geachtet, worunter einesmahls eine mir am allernähsten verwandte Person, die es im Fahren denen darbei vorhandenen Manns-Volck, wo nicht zuvor, doch gleich that. Es müssen aber die Weibes-Personen sich ebenfalls in einen Berg-Habit verkleiden, sonst dieselben mit ihren langen Röcken auff denen Fahrten nicht fortkommen könten, und es dieserwegen leicht Hals-brechende Arbeit geben würde. Nachdem nun der Curiosus sich resolviret, mit einzufahren, brennet der Führer ein mit Tacht und Unschlitt, welches sich nicht, wie das Oehl, verschütten lässet, versehenes Gruben-Licht an, weilen man ohne dasselbe, so wohl in dem finstern Schacht, als in der dunckeln Grube, nichts auszurichten vermag, alsdenn fähret derselbe voran in [173] den Schacht, welchem der Curiosus nachfolgen, und sich in Acht nehmen muß, da er nicht zu geschwinde nachfahre, und dem Führer, oder einem andern, wenn ihrer etliche aus Curiosität mit einander fahren, auff den Kopff oder die Hände trete, als welches eine solche unverdingte und gefährliche Arbeit ist, daß davon bald einer Hals und Beine brechen könte. Wenn man denn also eine oder mehr Fahrten herunter gefahren, und irgend über solcher ungewohnten Arbeit müde worden ist, kan man nach Belieben an einem und andern Ort wohl ausruhen, indem sich ein bretener Boden zwischen einer jeden Fahrt, biß zu unterst hinunter, befindet, alsdenn fähret man auff solche Art weiter, und so lange fort, biß man endlich in die Grube oder Zeche kömmet, alda der Führer die Oerter oder Hölen zeiget, wo die Berg-Leuthe das Ertz und Gestein gewinnen oder arbeiten, welche offtmahls in denen Gruben, die starck beleget oder gebauet werden, so groß, als eine ziemliche Kirche oder andere Gewölbe, sind. Die Arbeit hierinnen ist nicht einerlei, denn einige mit einem Hand-Feustel, und Berg-Eisen, insgemein Schlägel und Eisen genannt, das Gestein und Ertz Stückweise abhauen, etliche mit Pulver grosse Stücke davon abschiessen, zumahl in denen Gruben, da das Gestein sich nicht will stuffen lassen, sondern sehr feste, und nicht wohl zu gewinnen ist, zu dem Ende sie in dasselbe mit einem ziemlichen langen, starcken, gestahlten, unten viereckigten und scharffen Eisen, welches der Bohrer genennet wird, ein Loch schlagen, oder, wie die Berg-Leuthe reden, bohren, solches mit Pulver füllen, einen langen Schwefel-Faden also darauff legen, daß das eine Ende eine ziemliche Weite ausser dem Loche hänget, endlich das Loch oben wohl verwahren, den Faden anstecken, und davon lauffen, unterdessen der Schwefel biß an das Pulver brennet, und solches anzündet, welches denn das vor dem Loche vorhandene Gestein und Ertz mit einem hefftigen Knall absprenget. Es ist aber lustig zu sehen, wenn ein jeder von vorgedachten Häuern oder Arbeitern, derer offtmahls in Ertz-rei chen Gruben über dreißig an einem Orte vorhanden sind, ein Gruben-Licht vor sich hat, und alles vor und über denselben von Ertz schimmert und gläntzet.[174] Nicht weniger klinget es artig in die Ohren eines Zuschauers, wenn die Häuer in ihrer Arbeit mit den Instrumenten ein Klippern und Klappern verursachen, auch fast zu jedem Schlage He! schreien. Nach diesem pfleget der Führer den Curiosum auff den Fült-Ort zu bringen, alwo der so genannte Anschläger den Berg oder Ertz in die anfänglich gedachten Tonnen stürtzet oder schüttet. Ferner weiset derselbe die Berg-Festung oder Berg-Feste, welches das Ertz oder, in Ermangelung dessen, das Gestein ist, so die Berg-Leuthe hin und wieder stehen lassen, damit die Grube hierauff, als wie das Gewölbe einer Kirche auff den Pfeilern, ruhe, und nicht eingehe oder einfalle. Auff solche Berg-Festung hält der Berg-Mann sehr viel, und saget: daß man nicht Berg-männisch, sondern räuberisch baue, wenn man alles in den Zechen weghaue, und keine Berg-Feste stehen lasse. Weiter zeiget der Führer das Gezimmer, wormit an denen Orten, da es vonnöthen, unter andern die Wände in den Gruben, wenn sie sich ziehen, gefasset werden, damit dieselben nicht herein gehen, solches bestehet aus vielen grossen, dicken Bäumen, welche der Steiger im Nohtfalle unterziehen lässet, und solte es wohl mancher, der dasselbe niemahls gesehen, nicht glauben, daß so viel Holtz unter der Erde verbauet sei, als man in etlichen lang gebaueten Gruben antrifft. Ist nun die Grube vormahls Wasser-nöthig, das ist, mit so viel Wassers angefüllet gewesen, daß davor in derselben nicht hat können gearbeitet werden, so wird das Wasser daraus entweder durch einen Stollen, oder im III. Capitel von mir schon beschriebenen Stangen-Kunst abgeführet, und alsdenn von beiden dasjenige, was in der Grube sich befindet, dem Curioso gewiesen. Endlich fähret derselbe mit dem Führer wieder aus der Grube heraus, welches denn viel beschwerlicher als das Einfahren ist, massen der Leib von einer Fahrt auff die andere muß gleichsam gezogen werden, bei welcher Arbeit denn Arme und Beine das Ihrige ziemlich empfinden.

2. Von der Ertz-Halle oder Ertz-Halde
[175] II.
Von der Ertz-Halle oder Ertz-Halde.

Wenn der Curiosus aus der Grube gefahren ist, bringet der Führer denselben nach der Ertz-Halle oder Halde, welches ein vor dem Geipel gelegener Platz, dahin das aus der Gruben getriebene Ertz über einen Hauffen gestürtzet, und von dar ab ins Puch-Werck geführet wird. Von dieser Halle pfleget der Curiosus, wenn er Permission erhalten, eine Stuffe oder ein Stück Ertz zur Curiosität und Andencken mitzunehmen, fraget auch den Führer: wo sonst ein rares Stück zu verkauffen sei? der ihm denn schon Gelegenheit hierzu verschaffet, darauff gehet der Curiosus mit dem Führer wieder in das Zechen-Haus, giebet demselben eine Discretion vor seine Mühe, ziehet seine Kleider wieder an, und nimmt einen Berg-Mann mit, der ihm das Folgende zeige, oder erkundiget sich sonsten, wo dasselbe anzutreffen ist.

3. Von dem Stollen
III.
Von dem Stollen.

Weilen ich albereit in dem Vorhergehenden etwas von dem Stollen gedacht habe, so will dem curieusen Leser berichten, was dasselbe eigentlich vor ein Gebäue sei, und wozu solches ferner nutze. Es ist aber ein Stollen eine nicht gar zu weite, doch sehr lange und so wohl auff denen Seiten als oben mit Holtz ausgebauete Höle, welche unter einem Berg-Werck in einem Thal oder Grund angefangen, und unter der Erde durch das Gestein und Ertz als ein Gang, biß in eine oder mehr Gruben getrieben worden. Der Nutz desselben ist fürtrefflich, denn ausser dem, daß mit solchen, wie schon im Anfange dieses Capitels erinnert worden, einer Wasser-nöthigen Grube das Wasser benommen wird, ziehet auch durch denselben ein gutes Wetter oder eine gesunde frische Lufft in eine Zeche ein, und hingegen der Schwaden wieder heraus. Dieser Schwaden aber ist eine faule mit gifftigen, [176] von denen Witterungen derer Ertze herrührenden, Dünsten vermischte Lufft, so die Gruben-Lichter auslöschet, und zu Zeiten die Berg-Leuthe gar plötzlich tödtet, oder doch zum wenigsten ihnen auff die Lunge fället, davon sie hernach Bergsüchtig werden, keichen, und nach und nach verdorren. Ferner können die Berg- Leuthe durch den Stollen eines und das ander aus-und in die Grube bringen. Sonst kan auch ein Curiosus wohl durch den Stollen auff dem so genannten Treck-Wercke, welches über dem im Stollen befindlichen Wasser auff Stegen gelegte Hölzer oder Breter sind, aus der Zeche gehen; allein, weilen das Mund-Loch des Stollens oder der Ort, da das Wasser zu Tage ausfliesset, sehr weit von der Grube entfernet ist, so geschiehet solches selten, und lassen sich dieCuriosi mehrentheils nur, um die Zeit zu gewinnen, gedachtes Mund-Loch mit dem Theil, so sich an der Grube befindet, zeigen, indem sie von dem ersten Führer schon berichtet worden, daß, wer beides in Augen-Schein genommen habe, sich auch leicht die Beschaffenheit des gantzen Stollens einbilden könne, weilen solcher also durch und durch gebauet sei.

4. Von denen zum Berg-Bau gehörigen Teichen
IV.
Von denen zum Berg-Bau gehörigen Teichen.

Das Wasser ist ausser denen Gruben zum Berg-Bau ein sehr nohtwendiges Werck, denn von denselben unter andern die Künste, Puch- und Hütten-Wercke getrieben werden, und siehet man dessen Nohtwendigkeit am meisten zu der Zeit, da solches in heissen Sommern sehr eintrucknet, oder im starcken Winter ausfrieret, massen alsdenn die Berg-Wercke so lange stille stehen müssen, biß dieser Wasser-Mangel durch ein starckes Regen- oder Tau-Wetter wieder ersetzet wird. Dieserwegen haben die Berg-Leuthe an und auff dem Hartz hin und wieder sehr viele grosse und tieffe Teiche angeleget, um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Wasser-Nohtdurfft, so viel müglich vorzukommen. Solche Teiche befinden sich [177] nun mehrentheils in weiten und langen Thälern, in welche das an etlichen Orten sorgfältig gefassete Quell-Wasser geleitet, und daselbst, durch Hülffe eines vorgemachten Tammes, versammlet und auffbehalten wird. Dieser Tamm ist von Tamm-Erde oder Rasen verfertiget, und gemeiniglich so hoch und dicke, daß sich ein Curiosus nicht genugsam über die grosse Arbeit und auffgewendete Unkosten verwundern kan. Die Ursach aber, warum diese Tämme eine solche Höhe und Dicke haben müssen, ist das wilde oder reissende Regen-und Schnee-Wasser, welches, der Jahres-Zeit nach, häuffig in solche Teiche einfliesset, und mit Gewalt auff den Tamm zudringet, auch offtmahls durch denselben bricht, dahero solche Teiche nicht allein viel zu bauen, sondern auch ein Grosses zu erhalten kosten.

5. Von dem Puch-Werck und Ertz-Waschen
V.
Von dem Puch-Werck und Ertz-Waschen.

Man trifft in denen Berg-Wercken gar selten das Ertz gäntzlich rein an, sondern es ist dasselbe mehrentheils mit Berg oder Gestein vermischet, derohalben solches, ehe es geröstet und geschmeltzet wird, zu Ersparung derer Unkosten, so auff Holtz, Kohlen und dergleichen gehen, gepuchet, und über dem Plan-Herd gewaschen werden muß, damit der unnütze Berg von dem guten Ertz komme. Gedachtes Puch- und Wasch-Werck ist zwar ein niedriges doch ziemlich weites, langes und mit vielen Fenstern, weilen solche Arbeit einen hellen Ort erfodert, versehenes Gebäu, welches gemeiniglich eine Wand unterscheidet, doch kan man, vermittels einer Thür, aus einem Theil in das andere kommen. In dieser einen ist das Puch-Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln, nachdem das Puch-Rad von einem starcken oder schwachen Wasser umgetrieben wird, angeleget und werden die Stempel von denen in die Welle gemachten Hebärmen oder Geblingen einer nach dem andern auffgehoben; es ist aber an einem jeden derselben unten ein, in die sieben und funffzig Pfund schweres, Eisen befestiget, welches die in dem mit starcken [178] eisernen Blech an denen Seiten beschlagenen und unten mit einer eisernen drei Zoll dicken Unterlage belegten Puch-Trog gestürtzete Ertze, naß oder trocken nachdem es die Nohtdurfft erfordert, klein puchet oder stosset. Ist nun also das Ertz trucken gepochet worden, so wird solches hernach entweder durch ein Sieb mit einem drähternen Boden gerädet, oder durch einen Durch-Wurff oder Durch-Schlag mit einem vor besagten Boden geworffen, hingegen wenn man Wasser in den Puch-Trog lässet, und auff solche Art naß puchet, fliesset mit dem Wasser aus dem Troge das ab- oder klein gepuchte Ertz durch das so genannte Vorsetz-Blech, welches ein von Meßings-Drat gemachter Durch-Schlag ist, und wird von dar in den Schlemm-Graben, oder einen von Holtz gemachten Kasten, gebracht, alwo man dasselbe so lange schlemmet, biß es reine ist, alsdenn solches den Nahmen Hedel und grober Schlich bekömmet, das zurück gebliebene Abgeschlemmete aber, so noch Ertz bei sich führet, heisset Schlemm-Graben und wird auch folgender massen abgeleutert oder gereiniget. Es sind in dem andern Theil des anfänglich gedachten Gebäues unterschiedene von Holtz gemachte Werck-Stätte, die man Plan-Herde nennet, weilen darauff viele Planen oder grobe leinwandene Tücher liegen, auff solche Herde bringen die Puch-Bediente den Schlemm-Graben, und waschen denselben über die Planen, wodurch das gute sich in die obersten Tücher setzet, welche alsdenn in denen Schlich-Fässer ausgewaschen werden, damit der Schlich aus denen Planen komme, und zu Boden falle. Dieser Schlich wird Schlamm-Schlich, zum Unterschied des vor gemeldeten groben Schlichs, genennet. Von diesem guten Schlich lauffet auch etwas auff die mittelsten und untersten Planen, weilen er aber unrein ist, so wird derselbe ebenfalls auff vor besagte Art geläutert, was denn in solcher Arbeit gäntzlich von denen Planen abrollet, und unter den Plan-Herd läuffet, ist mehrentheils ein unnützes und unartiges Wesen welches die Berg-Leuthe ihrer besondern Redens-Art nach, Affter heissen. Dieses fliesset mit dem Wasser in die vor dem Puch-Wercke vorhandene Kasten, Affter-Gefälle genannt, in welche sich dasselbe setzet, alsdenn man solches ausschläget, und es zusammen [179] auff einen Hauffen wirfft, alda solcher Hauffe so lange liegen bleibet, biß in dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden, da denn endlich solcher Affter wieder gepuchet, und über dem Herd gearbeitet wird, weilen sich unter demselben noch etwas weniges Ertz befindet. Vor gedachte Puch- und Wasch-Arbeit wird unter der Auffsicht eines Puch-Steigers von alten betagten Leuthen und Mägdlein, mehrentheils aber von Knaben, verrichtet, welche man Puch-Jungen nennet, und gemeiniglich sehr lose Schälcke sind, mit denen ein Curiosus, wenn er das Puch- und Wasch-Werck besiehet, gar leicht anlauffen kan, massen dieselbe Betlen wohl gelernet haben, giebet er nun einem oder mehr etwas, so hat er die andern alle auff dem Halse, als welche auch dergleichen haben wollen, erhalten sie aber nichts, so lachen sie denselben aus, und lauffen davon, wovor ein Curiosus selten Revange bekömmet, weilen es hernach niemand gethan hat, und zu Zeiten auch der Puch-Steiger seinen Puch-Jungen durch die Finger siehet, derowegen dieses die beste Revange ist, wenn er zur Lust etwas kleine Müntze, daß es die Jungen sehen, auff die Erde wirffet, da denn dieselben nicht ermangeln, über dem Aufflesen einer dem andern die Haare mit denen Fingern auszukämmen, zumahl, wenn etliche darzu lauffen, denen vorhero schon etwas mitgetheilet worden, indem dieselbe nicht mit auffraffen sollen, welcher Zanck denn ohne Haar-Collation und Schläge nicht abgehet, wie ich öffters gesehen haben.

6. Von dem Röst- oder Brenn-Ofen und Rösten ausserhalb der Hütte
VI.
Von dem Röst- oder Brenn-Ofen und Rösten ausserhalb der Hütte.

Der Röst- oder Brenn-Ofen stehet, wie alle andere nachfolgende Oefen, unter einer Hütte oder einem Gebäu, und ist wie ein grosser Back-Ofen mit einem Schüer oder Mund-Loch gewölbet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm-Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feuer zwölff Stunden lang geröstet [180] oder gebrennet, damit dem Ertz seine Wildigkeit, Gifftigkeit und Unart benommen werde, sonst man dasselbe im Schmeltzen nicht zwingen könte, und das gute mit dem bösen in die Lufft gehen würde. Unter währendem Rösten oder Brennen, davon der Ofe den Nahmen hat, wird das Ertz von denen Brenn-Knechten, unter der Direction des Brenn-Meisters, offt umgerühret und gewendet, anfänglich mit einer langen eisernen Krücke, und folgends, wenn der Schlich zu schwitzen anfänget, mit dem Bocke, welches ein Eisen mit zwei krummen Zacken ist. Beide Instrumenta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer eisernen Kette vor dem Ofen hangenden grossen Hacken, undregiret solche also mit dem Schwange. Sonst ist von diesem Ofen mit merck-würdig, daß darinnen die grosse Hitze anfänglich unter dem Umrühren etwas von dem Schlich, ehe er fliesse, hebe, und durch die darüber gebauete starcke Feuer-Esse hinaus auff das Dach führe, dergleichen von denen auff dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Männer-Hütten der Herr von Löheysen in dem 5. Theil seines Berichts von Berg-Wercken fol. 68 schreibet. Ausser diesen Röst-Ofen werden auch etliche rohe Ertze unter dem freien Himmel geröstet, und geschiehet solches insonderheit bei Goslar auff der Oker, da man die Rammelsbergischen Ertze neun Schuh hoch auff Holtz schüttet, und dasselbe mit glüenden Schlacken anstecket, alsdenn die Ertze sich hievon entzünden, und, wegen des bei sich habenden Schwefels, eine lange Zeit in sich selst brennen. Dieser Schwefel sammelt sich zum Theil oben auff dem Röst-Hauffen in die daselbst gemachte runde Löcher, woraus derselbe mit eisernen Löffeln geschöpffet, und hernach zum gelben Schwefel geläutert wird, worüber die Arbeiter grossen Gestanck ausstehen müssen, theils tropffet derselbe, am meisten aber zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Rostes, und wird dieserwegen Tropff- oder Trüpff-Schwefel genennet, welcher wie Eis-Zapffen aussiehet, und, wegen seiner Reinigkeit, in der Artznei, an Statt derer florum Sulphuris oder so genannten Schwefel-Bluhmen sicher kan gebrauchet werden.

7. Von dem Schmeltz-Ofen
[181] VII.
Von dem Schmeltz-Ofen.

Es würde wider mein Vorhaben lauffen, und zu weitläuffig fallen, wenn ich alhier von diesem Ofen ausführlich handeln wolte, indem derselbe nicht auff einerlei Art gemachet, auch darinnen das Ertz, seiner Vielfältigkeit wegen, auff unterschiedene Weise geschmeltzet wird, derohalben ich nur dem curieusen Leser kürtzlich berichte, wie darinnen der unter vorigem Titel gedachte Rost oder geröstete Schlich mit oder ohne Vorschlag, nachdem die Ertze strenge oder flüßig, geschmeltzet werde; wenn denn solches geschehen, wird der Ofe geöffnet, und die geflossene Materie heraus gelassen, was denn sich oben auff derselben befindet, wird mit dem so genannten Streich-Meissel abgezogen, und Schlacken genennet: das andere aber, so sich zu Boden setzet, und aus Blei und Silber, auch andern Metallen bestehet, heisset Werck, und wird mit der Kelle in eiserne Pfannen gegossen. Nach dem wird der Ofe durch den starcken Wind derer vom Wasser getriebenen grossen Bälge ausgeblasen oder abgekühlet, darmit man desto eher wieder darinnen arbeiten und schmeltzen könne.

8. Von dem Treib-Ofen
VIII.
Von dem Treib-Ofen.

Der Treib-Ofen ist derjenige, darinnen das im vorher gehenden Titel gemeldete Werck abgetrieben wird, solches geschiehet folgender massen: wenn der Abtreiber den im Ofen befindlichen Treib-Herd gebührend zugerichtet und abgewärmet hat, setzet er das Werck darauff, lässet den Ofen mit zwei angezündeten Treib-Höltzern an, und stärcket das Feuer je mehr und mehr, bis das Werck zerschmeltzet, alsdenn streichet derselbe die unreine oben schwimmende Materie ab. Nach diesem treibet das Gebläse und Feuer die Glette mit dem Blei von dem im Werck vorhandenen Silber, davon solches lauter wird, und zu blicken anfänget, worauff man solches [182] alsobald nach und nach Kunst-mäßig mit Wasser abquicket oder abkühlet, und, wenn es hart worden, Blick-Silber nennet.

9. Von dem Brenn-Ofen
IX.
Von dem Brenn-Ofen.

Wenn das Blick-Silber in einem bekanntenProbier-Ofen auff der so genannten Capelleprobieret, und dadurch befunden worden, daß solches noch nicht so rein sei, daß es vermüntzet werden könne, muß dasselbe erstlich von dem Silber-Brenner im Brenn-Ofen gar fein gebrannt werden. Solcher Ofen hat nun etliche Wind-Löcher, und ist von Ziegel-Steinen gemachet; in demselben wird ein Test mit dem Blick-Silber gesetzet, und solches darinnen entweder unter der Muffel, oder für dem Gebläse, der Kunst nach so lange gebrennet, biß es Bluhmen giebet, alsdenn dasselbe abgekühlet wird, und den Nahmen Brand-Silber bekömmet.

10. Von dem Müntz-Werck
X.
Von dem Müntz-Werck.

Ein Berg-Werck, das in gutem Stande ist, kan ohne ein Müntz-Werck nicht sein, weil solches allerhand Geld bedarff, um damit so wohl denen Berg-Bedienten und Arbeitern zu lohnen, als auch unter die Gewercken die darauff fallende Ausbeute auszutheilen, derowegen ich davon dem curieusen Leser einen kurtzen Bericht mittheilen will. Was nun dasselbe anbelanget, so wird das vor gedachte Brand-Silber von denen Müntz-Bedienten in dem Tiegel geschmoltzen, und wenn es nicht fein ausgemüntzet werden soll, demselben, so viel Roht, das ist Kupffer, als es vonnöthen, zugesetzet, hernach giesset man es in den so genannten Einguß zu Zainen oder Stäben, und machet Schrötlinge oder Stücke daraus, wenn denn solche ihre gebührende Form und Gewicht haben, und weiß gesotten sind, wird davon eines nach dem andern zwischen das Ober- und Unter-Eisen, in welche der Eisen-Schneider Wapen, Bildnisse und Schrifften geschnitten, geleget, und darauff mit [183] einem grossen Hammer aus allen Kräfften geschlagen, wodurch der Präger dem Silber die Gestalt derer Stempel einpräget, und solches also zum Gelde machet, wo aber das Geld Müntzen nicht mit einem Hammer- sondern durch ein Druck-Werck verrichtet wird, ziehet man die Zaine durch zwei stählerne fest über einander gefügte Waltzen, so die Pferde vermittels eines Rades, umtreiben, wodurch dieselben eine ziemliche Länge bekommen, darnach bringet man die ausgereckte krumme Zaine zum Vergleich-Werck, und windet sie durch den Durch-Laß, oder zwei stählerne zusammen gefügte Balcken, damit solche die gebührende Gleichheit erlangen mögen, und im Durch-Schneiden derer Blatten keine schwerer oder leichter als die andere sei. Endlich werden die durchschnittene Blatten weiß gesotten, und durch die grosse Presse, Taschen- und Schlag-Werck abgepräget. Auff gedachte Art verfertigen die Müntz-Bediente in der Müntze auff dem Claus-Thal, wie auch in denjenigen, so an andern Orten des Hartzes vorhanden sind, die Thaler und andere grosse Sorten; hingegen machen sie mit der kleinen kurtze Arbeit, indem die Zaine so fort zwischen denen Waltzen, darauff die Gestalt des Geldes geschnitten, in einem Stücke, daß offt neun und mehr Ellen lang ist, durchgezogen und gepräget werden. Aus diesem und Vorhergehenden kan nun ein jeder ersehen, wie viel Mühe und Arbeit es koste, ehe das Silber aus denen Ertzen gebracht, und zu Gelde gemachet werde, welches die Verschwender bedencken solten, als welche das Geld vor nichts achten, und bald liederlicher Weise verthun.

11. Von dem Anfrisch-Ofen
XI.
Von dem Anfrisch-Ofen.

Der Anfrisch-Ofen kömmet in vielen Stücken mit dem gemeinen Schmeltz-Ofen überein, und wird darinnen das vom Silber im Abtreiben geschiedene Härdt-Blei und Glödt oder Glett zu reinem Blei geschmoltzen, welches in dem für dem Ofen ziemlich tieff gemachten Herd fliesset, daraus solches der Schmeltzer mit einem grossen eisernen warm gemachten [184] Löffel oder Kelle schöpffet, und in eiserne Pfannen giesset, so viel nun in eine dieser Pfannen gehet, wird eine Molle genennet und mit dem Numer-Eisen numeriret oder gezeichnet.

12. Von dem Seiger- Darr- und Gahr-Ofen
XII.
Von dem Seiger- Darr- und Gahr-Ofen.

Der Seiger-Ofen ist derjenige, darauff die Seiger-Stücke oder das schwartze Kupffer von dem bei sich habenden Silber und Blei abgeseigert oder geschieden werden. Was nun an Blei und Silber am Seigern durchlauffet, heisset Werck, und wird wie Blei abgetrieben, das Kupffer aber, so auff dem Seiger-Ofen liegen bleibet, nennet man Kühn-Stöcke, dieselben werden ferner auff den Darr-Ofen gebracht, daselbst zwölff biß vierzehen Stunden gedarret, und davon das übrige Silber und Blei getrieben, was denn wieder von diesem Kupffer zurück bleibet, nennen die Schmeltzer Darrlinge, welche sie endlich auff den Herd im Gahr-Ofen setzen, und zu Gahr- oder gutem Kupffer machen.

13. Von dem Kupffer-Hammer
XIII.
Von dem Kupffer-Hammer.

Der Kupffer-Hammer ist eine Officin oder Werck-Statt, darinnen das Gahr-Kupffer nochmahls geschmoltzen, von aller Unart ferner gesaubert, und denn zu Kesseln geschmiedet wird. Solches Schmieden geschiehet nun erstlich durch den vom Wasser geführten grossen Kupffer-Hammer, welcher mit seiner breiten Bahne das Kupffer breit schläget. Ferner werden die Kessel durch den Düb- oder langen spitzigen Hammer, den ebenfalls das Wasser regieret, abgeteuffet. Endlich giebet oder schläget man denen Kesseln mit einem höltzern so genannten Polder-Hammer die rechte Weite, welche Arbeit diejenigen, so dieselbe verrichten, das Herauspoldern nennen.

14. Von der Meßings-Hütte
[185] XIV.
Von der Meßings-Hütte.

In der Meßings-Hütte wird aus dem Kupffer, durch Hülffe des Galmeis das Meßing folgender massen zubereitet: Es sind runde Oefen, so Schmeltz- oder Brenn-Oefen heissen, in die Erde gemacht, da der Wind das Feuer durch Löcher, die unten im Bock, oder im Gewölbe unter dem Schmeltz-Ofen sein, und in den Ofen gehen, treiben kan; in dieselben setzen die Meßing-Brenner zugleich acht grosse Tiegel, lassen solche heiß werden, und heben sie denn heraus, schütten den Galmei mit einer Schauffel, so sieTranschier nennen, hinein, und in einen jeden Topff 8 Pfund klein gebrochen Kupffer darauff, wenn solches geschehen, setzen sie die Tiegel hinein, und lassen dieselben neun Stunden in grosser Glut stehen, darnach, wenn die Materie genugsam geflossen, heben sie die Tiegel wieder aus dem Ofen: wollen sie nun Stück-Meßing daraus machen, so schütten sie dieselben alle aus in eine Grube, sollen aber aus dem Meßing-Kessel und andere Sachen verfertiget werden, giessen sie dasselbe zu grossen Blättern in die von zwei grossen breiten Steinen, die man Britanische Steine von dem Orte, da sie herkommen, nennet, gemachte Formen. Aus solchen Blättern werden insonderheit auff der Ober-Hütte bei Goslar, durch Hülffe vieler vom Wasser getriebenen Meßing-Hämmer unterschiedene Kessel gemachet, und haben diejenigen, welche solche schmieden, wegen des stetigen und starcken Polderns derer Hämmer, mehrentheils Schaden am Gehör. Sonst ist noch merckwürdig, daß aus dem Rammelsbergischen Kupffer kein Meßing kan gemacht werden, das aber aus Schweden und Hessen kömmet, ist darzu geschickt, wie auch dasjenige, was aus denen Kupffer-Ertzen der im Hartz am Steuer-Hall gelegenen Zeche, der Prophet Amos genannt, geschmoltzen wird. Endlich ist noch zu gedencken, daß, aus denen in die acht Tiegel gesetzten fünff und funffzig Pfund Kupffer, vierzig Pfund Meßing werden, die Ursach ist der Gallmei, welcher solchen Zuwachs machet.

[186]
15. Von denen Vitriol-Häusern
XV.
Von denen Vitriol-Häusern.

Dergleichen Häuser trifft man zwei in Goslar an, davon eines denen Herzogen zu Braunschweig Lüneburg, Wolffenbüttelischer Linie, das andere aber E.E. Raht zu Goslar, zustehet. Solche Häuser werden insgemein daselbst die Victril-Häuser genennet, und lassen Hoch-gedachte Herzogen in dem ihnen zukommenden Hause stets das Vitriolum oder Kupffer-Wasser sieden, hingegen lässet der Raht nicht mehr sieden, als abgehet. Es wird aber darinnen der grüne Vitriol auff folgende Art aus dem Rammelsbergischen Kupffer-Rauch gesotten: Man ziehet denselben erstlich mit einem eisernen Harcken durch einander, und schläget mit einem Hammer die darunter befindliche grosse Stücke klein, darnach wird solches in ein Gefässe gethan, eine Pfanne voll warm Wasser darauff geschüttet, und von drei Knechten dreimahl mit eisernen Harcken durchzogen, solches heisset Treck, und bleibet Nacht und Tag darauff stehen. Nach dem füllet man die darüber stehende Lauge in eine so genannte Schier-Büdde, worinnen dieselbe vier Tage stehen, und sich schieren oder setzen muß. Ist denn der Kupffer-Rauch in vorigem Wasser nicht alle zergangen, oder hat sich nicht genugsam extrahiret oder in das selbe gezogen, wird solcher Schlamm noch einmahl durch hölzerne Körbe in eine Budde gewaschen, und dasselbe um den andern Tag auch in eine Schier-Büdde gefüllet, darinnen es sich innerhalb vier Tagen setzet oder schieret, welche Lauge nun am ersten helle wird, schläget man in eine von Blei gemachte Sied-Pfanne, und siedet dieselbe einen Tag und Nacht, auch wol dreißig biß in sechs und dreißig Stunden, alsdenn wird der Sud probiret, und wenn die Probe richtig, in eine bleierne Kühl-Pfanne gefüllet, weilen solche heisse Lauge in keinem hölzernen Geschirr bleibet, sondern alsofort durchlauffet. So bald denn solcher Sud sich abgekühlet hat, füllet man denselben in die Satz-Fässer, darinnen langes in hölzerne Riegel eine Hand breit von einander gemachtes Teich-Rohr oder Schilff biß auff den Boden nieder [187] gelassen ist, woran der Vitriol in vierzehen Tagen anschiesset oder sich ansetzet, alsdenn wird derselbe heraus genommen, der reine abgesondert und in Fässer gepacket, den unreinen aber machen die Vitriol-Sieder mit warmen Wasser wieder zur Lauge, und nennen solche einen Gruß, weilen dieselbe starck oder reich von Vitriol ist, und also den Sud befödert. Diesen Gruß lässet man endlich mit der in denen Sätz-Fässern zurück gebliebenen und andern guten frischen Lauge wieder sieden, und auff vor besagte Art ferner zu Vitriolischen Chrystallen anschiessen. Sonst dürffen die Arbeiter keine lederne Schuhe tragen, indem das scharffe Vitriolische Wesen solche bald zerfrisset, derowegen sie an deren Stelle höltzerne brauchen müssen.

16. Von denen Eisen-Schmeltz- und Hammer-Hütten
XVI.
Von denen Eisen-Schmeltz- und Hammer-Hütten.

Solcher Officinen giebt es sehr viel an und auff dem Hartz, nemlich zur Zorge, Wiede und Tanne, bei Gittel und Stolberg, auff dem Rübelande, Vos- oder vielmehr Voigts-Felde und andern Orten mehr, da insgemein ein gutes Eisen gemachet wird, ob schon eines besser als das andere ist, also übertrifft das Gittelsche vieles Eisen mit seiner Geschmeidigkeit, welches man zu Winters-Zeit an denen Stangen-Künsten sehen kan, denn wenn davon durch einen hefftigen Frost und von der Gewalt solcher Künste das andere abspringet, so geschiehet doch dergleichen von den Gittelschen nicht, sondern es ziehet und krümmet sich wie ein Nagel-Bohrer, ehe dasselbe zubricht, dieserwegen muß solches der Factor zu Gittel vor die Berg-Wercke auffbehalten, und darff es nicht in das Land verkauffen, wenn dasselbe nicht etwa überflüßig vorhanden ist, wie ich öffters bei Herrn Johann Hagen, wohl bestalten Factor daselbst, und meinem, wegen seiner vielen mir von Jugend auff als ein Vater erzeigeten Wohlthaten, höchlich geliebten und geehrten Herrn Vetter, wie auch Gevatter, gesehen und gehöret habe. In vor besagten Officinen nun wird das Eisen folgen der massen geschmoltzen und zubereitet: Erstlich puchet und röstet man den so genannten Eisen- [188] Stein oder Eisen-haltende Ertze vor der Hütte, darinnen der hohe Ofen ist, darnach wird solcher in gedachtem Ofen mit Kohlen vor dem durchs Wasser getriebenen Gebläse geschmoltzen, wenn solches geschehen, wird das Eisen aus dem Ofen gelassen, und daraus, vermöge gewisser Formen, allerhand Gos- oder Gies-Werck, als Oefen und dergleichen, verfertiget, oder es wird dasselbe in grosse dicke und lange Stücke gegossen, so man Gänse nennet. Dieselben werden denn auff die Hammer-Hütte geführet, daselbst in einem Ofen vor dem Gebläse, so das Wasser regieret, glüend gemachet, und unter dem grossen Hammer zu langen und kurtzen, breiten und schmalen Stäben geschmiedet, wodurch die Unreinigkeit von dem Eisen so wohl im Feuer als auch unter dem Hammer, als ein Hammer-Schlag wegspringet, und wird solches Eisen alsdenn zwei-geschmoltzen oder Stab-Eisen genennet. Von diesen Stäben bringet man endlich etliche nach dem kleinen so genannten Zehnt- oder Zehent-Hammer, dergleichen auch vor Nordhausen Herr Christoph Schreiber, E.E. Rahts Mit-Glied etc., A. 1689 auff dem so genannten Bielen-Rasen angeleget, glüet solche wieder mit Kohlen in einer Esse oder Ofen, vor einem vom Wasser gezogenen Gebläse, und machet daraus unter dem vor gedachten Hammer dünne, lange und viel-gekerbete Stäbe, die man Kraus-Eisen heisset, woraus die Nagel-Schmiede, so wohl auff dem Hartz als in dem Lande allerhand Nägel verarbeiten.

Das IX. Capitel

1. Von der Glas-Hütte
I.
Von der Glas-Hütte.

Es ist das Glas-Machen nicht allein ein sehr nützliches, sonder auch curieuses und künstliches Werck, welches [189] Johann Kunckel und Anton Nerus in denenTractaten von der Glasmacher-Kunst mit andern mehr erwiesen haben, auch ein jeder bekennen wird, der einmahl aus Curiosität in eine Glas-Hütte kommen ist. Solcher Hütten waren vormahls drei an dem Hartz, nemlich eine über dem Dorffe Steine, und die andern beiden nicht weit von Bockelhagen und Stöckei, nachdem aber das Holtz, aus gewissen Ursachen, angenehm worden, ist davon nur eine von denen letzt gemeldeten überblieben, so Herrn Johann Heinrich Grimmen zustehet, und ohngefähr drei starcke Meilen von Nordhausen gegen den Ober-Hartz zu lieget. Dieselbe nun ist zwar von lauter Holtz-Werck, doch des Feuers wegen, ziemlich hoch, und also gebauet, daß man sie im Noht-Fall, wenn kein Holtz mehr an dem Ort, da solche stehet, vorhanden, abnehmen, und auff eine andere bequeme Stelle bringen könne, wie damit noch vor weniger Zeit geschehen ist. Die Oefen dieser Hütte sind auff unterschiedene Art gemachet, und ist der eine Glas-Ofen inwendig mit festen Sand-Steinen ausgemauret, dessen ohngeachtet, dauret derselbe zu Zeiten kaum drei Monat, weilen die grosse Tag und Nacht darinnen befindliche Gluth solche Steine sehr mürbe brennet. Die Materialien, daraus man das Glas verfertiget, sind entweder Scherben von zerbrochenem Glas, das Centner-weise auf die Hütte zu Kauffe kömmet, oder es ist Sand, Asche und Saltz, welche Stücke in gehörigem Gewicht abgetheilet, und in sonderliche Schmeltz-Tiegel, die man Töpffe gemeiniglich oder Häfen nennet, geschmoltzen werden. Wenn solches geschehen, wird es von etlichen Metall, weilen solches so helle wie zerflossen Zinn oder ander Metall aussiehet, genennet, und auff folgende Art und Weise verarbeitet oder geblasen. Es nimmet der Meister oder Glas-Macher, der auch an etlichen Orten der Schmeltzer heisset, eine Probe von der Glas-Materie, indem er mit einer von Kupffer, Eisen oder Meßing verfertigten und vorhero warm gemachten, sonst die Materie nicht hafftet, Röhre oder Pfeiffe durch das im Ofen gemachte Werck-Loch in den Hafen fähret; vermercket er nun, daß dieselbe recht geflossen, und tüchtig zum Glas-Machen sei, so tuncket er das vor besagte Instrument wieder in den Hafen nimmet von dem geschmoltzenen Glas, so viel ihm [190] bedüncket, zu einem grossen oder kleinen Glase genug zu sein, darauff drehet ers um, damit es wie eine Kugel rund werde, und ziehet denn das Instrument aus dem Ofen. Wenn denn die Glas-Materie an der Lufft erkaltet, bringet er solche wieder in den Ofen, damit sie darinnen weich werde, fasset auch wohl mehr Metall oder Materie darzu, wenn er ein groß Glas machen will, alsdenn streichet er dieselbe mit seinem Streich- oder Rühr-Eisen biß zum Ende der Röhre, und bläset durch solche das Glas-Werck, wie eine Rinder- oder andere Blase, auff, darnach hebet er die Röhre in die Höhe, und schwencket dieselbe, alsdenn wird das Glas bei demjenigen Theil, so an der Pfeiffe hänget, abgelöset, und von einem Hand-Langer in den so genannten Kühl-Ofen gesetzet, da es bei temperirtem Feuer gemachsam hart und kühl werden, auch endlich, wenn solches ausgehet, vollens erkalten muß, sonst dasselbe alsobald zerspringet, wenn es an der Lufft bleibet, und nicht vorhero auff gedachte Art abgekühlet wird. Diese Glas-Arbeit wird nicht im Winter, der Kälte wegen, sondern nur im Sommer vorgenommen, alsdenn solche, wenn sie einmahl angefangen, so lange der Ofen gut bleibet, so wohl Nachtes als Tages fortgehet, weilen das Metall stetig in einer Glut bleiben muß, dieserwegen werden mit grossen Unkosten viele Leuthe darzu gehalten, die einander alle sechs Stunden ablösen, denn länger keiner solche Hitze ausstehen kan, ob er schon im blossen Hemde, auch wohl gar in heisser Sommer-Zeit nackend, arbeitet. Ferner berichte, wie derjenige, so weiss Glas bläset, kein braun Bier trincken darff, solte es ihm auch noch so gut schmecken, massen das Glas, wie mir berichtet worden, davon unscheinbar wird, zumahl, da das Hartz-Glas ohne dem dunckeler und grüner als das Wald- und andere Glas ist, welchen Fehler solches mit seiner Härtigkeit und Dauerhafftigkeit im Feuer ersetzet, und damit vor besagtes Glas übertrifft, wie solches die daraus verfertigte Destillir-Gläser, wenn sie in gehöriger Stärcke und nicht zu dünne, geblasen werden, bezeugen, als welche, solches Lobes wegen, von weiten abgeholet werden. Endlich verdienen die so genannten Tröpffel- Spring- oder Verier-Gläser, daß man derselben alhier gedencke, als welche vormahls von dem Welt-bekannten curieusen Englischen [191] Prinzen Ruperto, so gewürdiget worden, daß er sie aus Teutsch-Land zu erst in Engelland gebracht, und daselbst Ihrer Königlichen Majestät überreichet hat, die solche hernach als eine sonderbahre Curiosität der Königlichen Societät in Engelland mitgetheilet, mit welchen und andern nachgemachten viele Experimenta von derselben angestellet worden, wie solchesDoctor Merret, der gedachten Societät Mit-Glied, zu Ende seiner Anmerckungen über des Neri Glasmacher-Kunst pag. m. 156 erzehlet. Diese Gläser kan man nicht aus einem jeden Glase-Werck machen, sondern es muß darzu ein reines grünes geschmoltzenes Glas genommen werden, von welchem man etwas mit einem Instrument aus dem Hafen holet, und in kalt Wasser treufelt, darinnen die Spring-Gläser so lange liegen bleiben, biß sie kalt worden sind, alsdenn man dieselbe zum folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Gestalt derselben ist zwar nicht einerlei, vergleichet sich doch mehrentheils ziemlicher massen mit einer kleinen gläsernen Retorte, denn der Boden solcher Gläser ist etwas rund, der Hals ablänglich und gekrümmet, von welchem eine kleine subtile Spitze ausgehet, oder sich endiget. Sonst ist die auswendige Fläche derselben glatt, das Glas aber an sich selbst wie ein Schwamm Porosisch und voller kleiner Hölen oder Beulen, will man nun mit solchen Gläsern jemand, der keine Wissenschafft davon hat, aus Kurtzweil vexiren, so stellet man sich an, als ob man demselben eines hievon verehren wolle, giebet ihm auch dasselbe in die Hand, und wenn er solche zuschliesset, bricht man von dem Glase die Spitze bei dem Halse ab, darauff solches mit ziemlichem Prasseln in sehr viel kleine Stücke zerspringet, und die Hand, doch ohne einigen Schaden, zerschüttert, wobei es ohne ein Gelächter nicht abgehet. Woher aber solche Entspringung entstehe, sind unterschiedene Meinungen vorhanden, welche nach einander zu erzehlen und zu examiniren, ich, der weitläufftigen Materie und vieler Experimenten wegen, unterlassen muß; berichte derohalben: wie die meisten Autores die Ursache, so wohl der von der Hitze dünne gemachten, und in die Hölen derer Spring-Gläser eingeschlossenen, als auch der äusserlichen Lufft, zuschreiben, und vorgeben, daß die innerliche Lufft durch die [192] geöffnete Blasen des Halses heraus wolle, daran aber von der äusserlichen schweren mit Gewalt einfallenden Lufft verhindert, und zurück getrieben würde, wodurch es nicht anders sein könne, als daß das Glas entzwei springen müsse. Welcher gelehrte Curiosus nun ein mehrers hiervon zu wissen verlanget, kan in dem Collegio Experimentali oder Curioso Herrn Christoph Sturmii, Professoris Publici zu Altdorff, part. 2 Tentam. 6pag. 93 & seq. ingleichen in des Herrn Lic. Rosini Lentilii, Physici zu Nördlingen, so genannten und hinter die Ephemerides Germanorum Dec. 2 A. 3 p. 489 gedruckten Schediasmate Curioso de Vitris Analecticis nachschlagen.

2. Von dem so genannten Zauber-Saal und andern denck-würdigen Sachen in Walckenried
II.
Von dem so genannten Zauber-Saal und andern denck-würdigen Sachen in Walckenried.

In dem Closter Walckenried ist über dem Münchs-oder Creutz-Gange ein Saal, welchen man den Zauber-Saal nennet, weilen sich darauff, zu der Zeit, da noch daselbst eine weit-berühmte Schule gewesen, nachfolgende wunderliche Sache mit einem Knaben oder Schüler zugetragen hat, nemlich: Es ist einesmahls an gedachtem Ort von denen Knaben zur Lust ein Zeichen geleget worden, um zu versuchen, wer unter ihnen darüber und am weitesten springen könne, indem nun solches geschiehet, träget es sich zu, daß ein Knabe, so, dem Bericht nach, von Ellrich soll bürtig gewesen, und mit Nahmen Damius geheissen haben, darüber auff einen gewissen Platz springet, und nicht wieder davon kommen kan, es mögen denselben auch die mit-spielende Knaben reissen und zerren, wie sie wollen; dieserwegen zeigen etliche derselben solches dem Rectori an, welcher denn kömmet, und den Knaben noch unbeweglich antrifft, kan ihm aber so wenig als die Knaben helffen, es fället ihm aber bei, daß solches von einer zauberischen Beschwerung herrühren müsse, und saget dem Knaben: er solle fleißig um sich schauen, ob er etwa eine Schrifft oder [193] Zeichen erblicken könne, welches der Knabe thut, und wird über sich einen Circul gewahr, siehet auch an der steinern Wand nach Osten eine Griechische Schrifft, gegen Süden aber etliche Characteres, stehen, welches er theils herlesen, theils beschreiben muß, woraus der Rector verstehet, daß in der Mauer ein Schatz verborgen sei, und derjenige welcher zu der Zeit, da solches geschehen, mit seinen Füssen den auff die Erde gemachten Punct berühren würde, die Schrifft sehen, und das Verborgene offenbahren solle; so bald der Rector dieses verstehet, wird der Knabe wieder los, und gehet aus dem beschwornen Circkel heraus, wohin er will. Hierauff zeiget derRector solches an, da denn nach dessen Anweisung gesuchet, und ein steinern Geschirr mit Gelde eingemauert gefunden wird. Solches Geld soll sehr dünnes Schlages, auch so groß als ein Orts-Thaler gewesen sein, und hat man dasselbe hernach mit dem Geschirr Hertzog Christian Ludwigen, Christ-mildester Gedächtniß, nach Zelle übersendet. Der Ort, wo solcher Schatz gestanden, wird noch diese Stunde denen Curiosis gezeiget, und ist ein viereckichtes auff gedachtem Saale in die Mauer gemachtes Loch, welches mit Steinen so wohl gefüget ist, daß man solches mit andern Steinen künstlich hat zuschieben, und mit Kalck überstreichen können. Ob aber das in diesem Loche gefundene und mit Geld angefüllte Geschirr, ein Topff, oder, wie einige wollen, ein Kästlein gewesen, muß man dahin gestellet sein lassen, zumahl, da solches nichts zur Sache thut. Auff diesem Zauber-Saale ist Ao. 1687 Herr Doctor Weitz, Hoch-Fürstlicher Sächsischer Raht, Leib-Medicus und Bürgermeister zu Gotha, mit einigen andern gegangen, um daselbst aus Curiosität die Metall-Ruthe zu gebrauchen da sie denn nicht weit von gedachtem Loche starcke Züge der Ruthe angemercket, haben aber, wegen grossen Schreckens, so ihnen allen ankommen, ablassen müssen, denn es am hellen Tage etwas dunckel um sie geworden, und ob gleich keiner den andern feig gemachet, sind sie doch alle erblasset gewesen, derowegen sie sich bald wieder in Sicherheit gerettet, alwo sie einander fast gleichförmig erzehlet: daß jedem gewesen, als wäre ein Wind durch ihn hingegangen, und sie mit den Haaren biß an die Decke gezogen worden, wie solches [194] Herr Samuel Reiherus, J.C. und Mathematum Professor zu Kiel in Holstein, in seiner Dissertatione Juridico-Philosophica de nummis quibusdam ex Chymico metallo factis cap. 36 § 20 pag. 135 & seq. aus Herrn Doct. Weitzens Epist. anführet. Diese Historie stärcket den gemeinen Mann in seinen von diesem Saal annoch habenden Gedancken, als welcher gäntzlich davor hält: daß noch mehr von denen München mit gewissen Beschwerungen eingemauerte Schätze darauff vorhanden sein müssen, weilen es gemeiniglich alhier nicht gar zu richtig sei, und der Teuffel offtmahls sein Spiel daselbst habe. Ferner ist in dem Closter Walckenriedt im Creutz-Gange nach der Kirche der Meister der erstmahligen Tinctur, mit allen Figuren in kleinen Thieren, als Tauben etc. Lilien und dergleichen unter 5 Bögen zu sehen, so sehr rar ist, und weil es noch ziemlicher massen in seiner natürlichen Farbe stehet, da das andere fast alles ruiniret worden, so hält solches hochgedachter Herr D. Weitz, am vor angeführten Ort, § 30 p. 137 vor ein recht fatales Werck. Dieserwegen halten etliche davor: daß vor Alters Basilius Valentinus, unter dessen Nahmen viele berühmte Chymische Schrifften gedruckt worden, sich in diesem Closter auffgehalten habe, und wollen sie durchaus nicht zugeben, daß gedachter Basilius ein nomen fictitium oder falscher erdichteter Nahme von dem Griechischen Wort Basileus, das ist auff Teutsch, ein König, sei, massen er ein geistlicher Ordens-Mann aus dem Unter-Elsaß bürtig gewesen, wie nechst andern der Filius Sendivogii im 3. Principio de Sale, und er selbsten in seinemTractätlein de Rebus Naturalibus & Supernaturalibus bezeuge. Dieses ist auch die Ursache, daß etliche vermeinen: wie der vor besagte auff dem Zauber-Saale gefundene Schatz kein Geld, sondern der Lapis Philosophorum, oder der Stein der Weisen, gewesen sei, welchen der Rector heimlich geholet, und sich damit, alle seinen Haus-Raht im Stich lassend, fort gemacht habe, woran aber doch viele zweiffeln, und das erste vor wahrhafftiger halten wollen. Sonst kan man auch in diesem Closter an vielen Orten die Wahr-Zeichen sehen, wie in dem vorigen Bauren-Kriege A.C. 1525 die auffrührischen Flegel-Fechter und Dorff-Materialisten gehauset haben, dessen Haupt [195] und Führer Hans Arnold, ein Schäffer von Barthelfelde, gewesen. Dieser verwegene Mensch hat sich nicht gescheuet, zu dem damahlige Graffen von Hohnstein zu sagen: Siehe Bruder Ernst, den Krieg kan ich führen, was kanst du? darauff aber gedachter Herr weislich geantwortet: Ei Hans, bis zufrieden, das Bier ist noch nicht in dem Fasse, darinn es gähren soll, welches auch erfolget ist, massen denen Rädels-Führern, nach der vor Franckenhausen auff dem, dieserwegen so genannten, Schlacht-Berge ergangenen blutigen Schlacht, die Köpffe von dem Hencker abgeschmissen worden, und wäre es dem armen von ihnen verführten Hauffen nicht besser ergangen, wenn nicht Balthasar von Sundhaussen, damahls E.E. Rahts zu Nordhausen bestallter Ritt-Meister, vor dieselben sonderlich gebethen, und der Graff dessen Bitte gnädig angenommen hätte, sagende: Sundhausen, du hast heute geredt wie ein ehrlich Mann, dein Wort soll Ehre haben. Worauff sie zusammen los gelassen, und mit Gelde sehr gnädig bestraffet worden, als heutiges Tages wohl schwerlich geschehen würde, wie Eckstormius in seiner Lateinischen WalckenriedischenChronica unter dem 4. Seculo p. 200 & seq. meldet.

3. Von einem merck-würdigen Thurm auff der Festung Schartzfels
III.
Von einem merck-würdigen Thurm auff der Festung Schartzfels.

Innerhalb des im I. Capitel gedachten Berg-Schlosses und Festung Schartzfels ist ein steinerner Thurm auff einem bei die 80. Werck-Schuhe über dem Berge, worauff die Festung lieget, ausgehenden Stein-Felsen so hoch auffgeführet, daß er, seiner Höhe wegen, weit und breit kan gesehen werden. Dieser Thurm ist deswegen merck-würdig, weilen das Gespenst kein Tach darauff leidet, denn, wenn schon des Tages über eines darauff gebauet wird, wirffet es doch solches des Nachts wieder herunter, und dieses ist die Ursach, daß gedachter Thurm sich jederzeit oben bloß und ohne Tach befindet.

4. Von denen Curieusen bei Gandersheim und Brunshusen anzutreffenden Draken- oder Drachen-Steinen
[196] IV.
Von denen Curieusen bei Gandersheim und Brunshusen anzutreffenden Draken- oder Drachen-Steinen.

Jenseit des Ober-Hartzes, nicht weit von Goslar, wird in denen nach Gandersheim und Brunshusen gehörigen Aeckern ein curieuses Fossile gefunden, welches ein artig formirter Stein ist, so rund und gewunden wie ein Horn von einem Widder aussiehet, und von denen Einwohnern, ihrer Mund-Art nach, der Draken-oder Drachen-Stein genennet wird, weilen sie insgemein davor halten: daß solcher eine sonderbahre Krafft vor die vom Drachen herrührende Hexerei habe, sonderlich wenn die Kühe dadurch nicht ihre völlige Milch, oder an Statt derselben Blut, geben; in welchem Fall sie alsdenn solchen Stein in den Milch-Kübel legen, und darauff die vorige Milch in gebührender Quantität bei der Kuh wieder erwarten. Von diesem Stein hat M. Johannes Reiskius einen Tractat in Lateinischer Sprache geschrieben, welcher sich auch im Appendice derer Ephemeridum Germanorum Decur. 2 A. 7 befindet, in welcher der gelehrtecurieuse Leser ein mehrers finden wird.

5. Von denen merck-würdigen Sachen auff dem Schlosse Blanckenburg
V.
Von denen merck-würdigen Sachen auff dem Schlosse Blanckenburg.

Das Schloß Blanckenburg, ob es schon kein Residenz-Schloß ist, so verdienet es doch wohl mit dem dabei befindlichen Thier-Garten, dessen ich im VII. Capitel gedacht, besehen zu werden, massen man darauff eines und das andere antrifft, so eine recht curieuse Person vergnügen kan; unter andern aber siehet man daselbst allerhand rare Hirsch-Geweihe, darunter etliche von verwunderlicher Grösse sind. Nechst solchen ist auch daselbst eine künstliche Schnecke oder Wendel-Treppe [197] anzutreffen, daran die Ende der Wendel-Steine so artig auff einander gefüget sind, daß sie in der Mitte ein rundes Loch mit Verwunderung darstellen, dadurch man von oben herab auff den Boden sehen und einen Stein, oder sonst was Schweres, ohne einigen Anstoß fallen lassen kan.

6. Von denen curieusen Sälen und Gemächern auff dem Schlosse und Fasanen-Hause zu Sondershausen
VI.
Von denen curieusen Sälen und Gemächern auff dem Schlosse und Fasanen-Hause zu Sondershausen.

Auff dem neuen Schlosse zu Sondershausen ist, unter andern schönen und herrlich meublirten Fürstlichen Gemächern, ein Saal vorhanden, den man insgemein den grossen Saal nennet, und worauff die Gnädigste Herrschafft öffters offene Tafel hält. Derselbe nun ist um und um mit grossen von Gips verfertigten curieusen Statuen, schönen Spiegeln und andern zu einem herrlich auffgeputzten Fürstlichen Gemach gehörigen Sachen gezieret. Ferner trifft man zu gedachtem Sondershausen auff dem so genannten und bei dem VII. Capitel gemeldeten Fasanen-Garten gelegenen Fasanen-Hause einen andern feinen Lust-Saal mit unterschiedenen artigen Zimmern an, alwo zu Sommers-Zeit Ihro Hoch-Fürstliche Durchlauchtigkeit mit Dero Hohen Familie sich erlustigen.

7. Von dem Rolands-Bilde zu Nordhausen
VII.
Von dem Rolands-Bilde zu Nordhausen.

An der nach dem Marckt zu gehenden Ecke des Nordhäusischen Raht-Hauses stehet gegen E.E. Rahts Wein-Keller über unter einem mit Kupfer bedeckten Deckel oder Thürmlein die Statua Rulandi, oder der so genannte Roland, welcher ein grosses von Holtz in Mannes-Statur verfertigtes Bild ist, daß auff dem Haupte eine vergüldete Crone hat in der rechten Hand aber über sich ein Schwert, zur Anzeigung der Gerechtigkeit, trägt, und in der lincken den Reichs-Adler, damit die Freiheit anzuzeigen, hält. Dieses Rolands-Bild soll der erste Teutsche Käyser, Carolus Magnus, seinem Schwester-Sohne dem tapfferen Held Pfaltz- [198] Graff Roland, zu einem sonderbahren Ehren-Gedächtniß alhier, zu Halberstadt und andern Orten mehr, haben auffrichten lassen, als derselbe im Heim-Zuge aus dem Saracenischen Kriege in Gasconien schändlich mit seinem Krieges-Heer verrathen und geschlagen worden. Es will aber solches unter andern Martin Zeillerus im andern Theil seiner Episteln Ep. 351 p. 177 nicht zugeben, vermeinende, daß eine solche Rulands-Säule nicht vor des Rulandi, sondern vielmehr vor des Käysers Caroli Magni eigene Abbildung zu achten, und nicht anders als ein Weich-Bild sei, durch welches angedeutet werde, daß daselbst eine Mahlstatt vorhanden, da man frei und öffentlich das Käyserl. Gerichte halte, massen Ruland so viel als Rügeland hiesse, weilen es von dem alten Teutschen Wort Rügen herkomme, welches bei denenselben so viel als Gericht halten bedeutet habe, wie man denn auch noch an etlichen Orten Teutsch-Landes Rüge-Gerichte anstelle, und sei im Herzogthum Würtenberg geordnet, daß alle Bürger jährlich auff einen gewissen Tag zu dem Rüg-Gericht beschieden würden, und ein jeder absonderlich, bei seinem Bürger-Eide erinnert werde: alles dasjenige, was er Straff- und Rügbar wisse anzuzeigen, welchen Streit ich denenjenigen, die davon Profession machen, zu decidiren oder beizulegen überlasse, dabei aber bekenne: daß die Crone, so das Bild auff dem Haupte trägt, Ursach zu zweiffeln macht, daß solches den Rulandum præsentire, indem dieselbe niemal ein Ornamentum oder Zierde eines Pfaltz-Grafens, wohl aber eines Käysers und Königs gewesen, und jetzund noch ist. Von diesem Rolands-Bilde machet sich der gemeine Mann alhier die wunderlichen Gedancken: als ob die Freiheit dieser Käyserlichen Reichs Freien Stadt Nordhausen verlohren gienge, wenn dasselbe in Stücke zerhauen, oder auff eine andere Art ruinirt würde, denn solche Freiheit nicht auff dem Rolande, sondern auff denen von Ihr. Käyserl. Majestät dem Grossen Leopoldo I., unserm Allergnädigsten Käyser und Herrn, den 12.Maji A. 1695 confirmirten Privilegiis beruhet, die ohne dem nicht alle von dem Carolo Magno, sondern mehrentheils von denen nachfolgenden Teutschen Kaysern herrühren. Sonst begeben sich zu Zeiten bei diesem Bilde kurtzweilige Schwäncke, indem einige Spötter denen Einfältigen, [199] welche dasselbe niemals gesehen, aus Schertz vorschwatzen, wenn man zu demselben sage: Roland! was machest du? so antworte derselbe: Nichts; weilen sie nun diesen Wort-Betrug nicht verstehen, und den Roland auff solche Art anreden, so werden dieselbe von denenjenigen, welche darzu kommen, und es mit anhören, grausam ausgelachet, insonderheit wenn sie noch darzu ein Stücke Holtz in die Quer ins Mauel nehmen, und dabei solche Worte aussprechen, wie vor weniger Zeit von einem ziemlich grossen Bauer-Jungen geschehen ist.

8. Von denen Curiositäten des Schlosses Grüningen
VIII.
Von denen Curiositäten des Schlosses Grüningen.

In dem gegen den untern Vor-Hartz, eine starcke Meile von Halberstadt, im Fürstenthum dieses Nahmens, gelegenen Schlosse Grüningen trifft man unterschiedene Curiositäten an, darunter die merckwürdigsten sind: erstlich die weitberühmte schöne Schloß-Capelle, darinnen eine Orgel von 59 Stimmen ist, diePrætorius in seiner Organographia beschrieben hat. Ferner zeiget man daselbst denen Curiosis ein schön Tafel-Gemach, und führet dieselben endlich in einen Keller, alda ein sehr grosses lediges Wein-Faß lieget, welches, wie einige vorgeben, in der Grösse mit demjenigen, so sich auff der Chur-Sächsischen Festung Königstein befindet, überein kommen soll; es ist mir aber das Königsteinische grösser vorkommen, massen ich A. 1687 wie aus Ungarn als Chur-Fürstl. Sächsis.General-Staabs-Feld- und Leib-Medicus kommen, etlichemahl bei solcher Function Gelegenheit gehabt, solches Faß zu sehen, und von dem darinnen vorhandenen Wein, dessen in dem Faß, dem Bericht nach, 2 tausend Eimer sein soll, etwas zu kosten. Dieses ist nun dasjenige, was ich vor diesesmahl von denen an und auff dem Hartz vorhandenen Curiositäten und denckwürdigen Sachen, dem curieusen Leser zu Gefallen, habe theils erzehlen theils beschreiben können; massen viele unverhofft eingefallene Verhinderungen mir nicht zugelassen, ein mehrers anjetzo davon zu melden, zumahl, da der Buch- [200] Drucker auch eilen muß, damit er gegen die heran nahende Leipziger Oster-Messe, wie im neulichsten Cataloge promittiret worden, fertig werde. Schliesse derowegen im Namen Gottes, und bringe hiermit meine wenige Arbeit zu einem

ENDE.

Nachtrag

Eine wahrhafftig- und gründliche Beschreibung vom Wein-Garten-Loche bei Bartholfelde nicht weit von Osterhagen am Hartze gelegen.

Wann du hinein wilt, so sei nur getrost, und wende dich gleich Anfangs auf die lincke Hand, so wirst du eine Fünffe finden, da steig hinunter in die Tieffe, und gehe 12 Schritte fort, alsdann kriech auf die rechte Hand hinein, so wirst du hinunter fahren, und werden daselbst an einem Stein 2 Finger auffwarts stehen; Es ist auch ein Wässerlein da, kriech auff dem Wässerlein fort, kanst du aber nicht wohl darüber kommen, so steig wieder den Stein hinauff, und gehe gleich auff die lincke Hand, so wirst du in einen schmalen Gang kommen, darinnen gehe fort, so wirst du graue Felsen antreffen und wird oben daran eine Fünffe stehen, daselbst wird gleich vor dir ein Loch hinunter gehen, steig hinab, und wann du hinunter bist, so krieche gleich zur lincken Hand auff dem Bauche hinein (über ein paar Häuser lang gehet der Gang nicht), und stoß an die Mauren, oder lehne dich dran, so wird die V auffwarts weisen; Gehe gleich fort, so wirst du noch in einen schmalen Gang kommen, und wird gleich am Ende daselbst ein Loch [201] hineingehen, so mit Steinen verworffen ist, das must du auffräumen, und wann du es auffgekratzt, krieche hindurch, so wirst du in einen Gang von ungefehr 30 Klafftern weit kommen, da werden dir 2 Berg-Männer mit Gruben-Lichtern begegnen, fahre nur kühnlich vorbei und rede nicht, sie weichen dir an die Seite: Darauff gehe noch weiter fort, so wirst du in weisse Felsen kommen, da wird ein rund Loch sein, da must du hindurch kriechen, so kommst du wieder in die Weite, gehe darinnen fort, so wird dort ein Mönch an der Ecke stehen eine Picke in der Hand habend, und wird nach dem Wasser zu weisen; Und wann du hinein kommest bei das Wasser (ohngefehr einer guten Klaffter breit), da werden 2 Höltzer drüber liegen, gehe hinüber, es wird zur lincken ein schwartzer Fels sein, der gemeiniglich gediehen Silber hält; Und wann du davon etwas loß machest so wird es helle gläntzen machst du es aber mit dem Lichte schwartz, so wirds einen Schall von sich geben: Ich fresse dich. Da kehre dich aber nicht dran sondern gehe weiter auff die lincke Hand und kratze alda ein wenig mit der Picken, so wird ein Stein loß fallen und ein eckicht Loch durchgehen, da must du durch, und wenn du da hindurch kommst, so wird dort ein Mönch stehen mit der Picken unter sich weisend auff ein Ertz das

vor 30 Reichsthaler. Wann dir das nicht gut genug ist, so gehe 100 Schritt weiter fort, so wird es hinten an selben Orte anzusehen, als wann du in einen guldenen Kelch kämest, und werden die Felsen gediegen Gold halten, schlage nur ab nach deinem Gefallen, und fürchte dich nicht, siehe aber, daß du dich wieder heraus findest denn es leichtlich einen darinnen verführen kan, wie ich dann selbsten wohl weiß, indem ich Anno 1680 3 Personen darinnen todt liegend gefunden, und kurtz darauff 1681 wiederum ein Weibsbild, die zum andernmahl darinnen gewesen und sich doch nicht wieder heraus finden können, und dieses ist leicht geschehen, wann einem das Licht verlöschet.

Drum muß man vor allen Dingen ein gut Feuerzeug in Vorrath haben, und vorn im Eingange einen Bindfaden binden, und solchen also nach sich ziehen, oder man kan auch Heckerling streuen, so kans einem nicht leichtlich, nechst GOTT fehlen: Bete fleissig, sei getrost, und gib den Armen.

[202] Ich J.B. aus Venedig, ein gebohrner Italiäner, schreibe dieses aus Liebe bewogen meinen Cammeraden zur Nachricht, weil mirs nicht schaden kan, indem des Gutes überflüssig am selben Orte, also, daß es kein Ende nehmen wird, ich vor meine Person habe gnugsam davon abgeholet, daß ich auch nicht wieder hinzureisen verlange.


Hiermit Adieu
Ich verbleibe

dein getreuer Freund.

Register über die merckwürdigen Dinge dieses Wercks

[203] Register über die
merckwürdigen Dinge dieses Wercks.
A.

Abgott Püstrich. V. Püstrich.

Æolia, so merckw. in Italien p 69

Alabaster Bruch der weisse 132

der rothe 133

der schöne Mädgenst. genand 133

der Nußholtzst. benahmet 134

der Landkartenst. genand 134

der dunckelgraue 134

Alabaster-Proben von schöner polirten Arbeit werden in Nordhausen verfertiget 135

Alten Reinstein, ein Schloß bei Blanckenburg ist ein wunderl. Gebäu 160

Anfrisch-Ofen, dessen Beschaffenheit u. Nutzung 184 u. 185

Apen- oder Affen-Beere, eine Gattung schädlicher Heidelbeere auff dem Blocksberge 143

Ascherslebische See 102

Attiliæ des Hunnen Königes Krieges-Zug in Thr., ob solcher schon ungewiß, so ist doch derselbe nicht unmüglich 79

Ausdämpffungen, warum dieselben die brennende Lichter in der Baumans-Höle ausleschen 7

B.

Baumans-Höle 1

hat nicht mehr so viel bewegl. Curiosa als vor Alters 3

ist noch eine Fürstin unter denen an- und auff dem Hartz vorhandenen Hölen 4

woher dieselbe ihren Nahmen bekommen 5

warum in derselben offtmals die brennenden Lichter ausleschen 6

in derselben ist es im Sommer sehr kalt 20

davon erzehlet der gemeine Mann viel Fabelhafftes 28

Baurengrabe oder Baurenst. 97

Berge an- und auff den Hartz welche curieus 136

sind nicht in der Sündfluth entstanden 52

Bergleuthe im Rammelsberge verrichten an etlichen Orten der Hitze wegen ihre Arbeit nackend 147

daselbst sind ein verwegen Block, welches, ohnerachtet der grossen Gefahr darinnen sie schweben, die Predigten nicht viel achtet 148

Bergziegen bei Sachswerfen 83

Bernhards-See 95

Bild des Rolandes und was dabei merckwürdig 198

Bischofferodische Höle d. neue Kelle genand 80

Blanckenburg hat ein Schloß darauff viel Hirsch-Ge weihe verwunderl. Grösse sind, eine Wendel-Treppe, so artig gebauet 197 seq.

Blätter an denen Bäumen, warum solche sich mitten im Sommer verfärben u. gelbe werden 28

Blocksberg 136

wird vor den höchsten in Teutschland gehalten 136

hat viele Nahmen 137

dessen Nahme, ob solcher von denen Bructeris herrühre 137

wovon derselbe recht genennet werde 137

darauff sollen in der Walpurgis-Nacht die Hexen sich m.d. Teuffel lustig machen 137

soll bei dem Tode Christi zerspalten sein 138

auff denselben kan man vor dem Feste S. Johannis der Kälte und tieffen Schnees wegen nicht kommen 139

hat in der Höhe einen zieml. ebenen Platz 140

warum solcher oben keine Bäume u. Sträucher hat 140

darauff ist ein artiger Brunn 102

zeiget die Witterung besser als ein Calender-Practica an 143

ob darauff die Hexen in der That und Wahrheit leiblicher weise fahren oder solches sich nur einbilden 143

Bode, ein Hartz-Fluß 121

darinnen ein sehr tieffes Loch der Cresul genand 121

Brand, wird nicht allezeit in denen geschossenen Wunden von dem Pulver verursachet 65

Brenn-Ofen, wie der gebauet und was er nutze 183

Brod, v. leichtfertigen Pferde-Jungen mit Füssen getreten und gepeitschet, soll Blut geschwitzet haben 86

Bructeri, sollen nicht a. Hartz, sondern a. Rhein vor Zeiten gewohnet haben 137

Brunnen an- und auff dem Hartz, welche merckwürdig 101

woher dieselben entstehen 102

Brunnenwasser curiret Augenbeschwerungen 107

Brunn, welcher in der Baumans-Höle vorhanden 10. 15

auff dem Blocksberge 102

woher derselbe seinen Ursprung habe 104

C.

Carolus Magnus soll sich zu Nürnberg i. einen Brunnen auff der Käyserlichen Burg auffhalten 151

Confect-Tafel in der Baumans-Höle 19

Creful, ein sehr tieffes Loch in der Bode 121

Clauß-Thal, was das vor Gruben hat und was sehens würdig 171

Closter zu Walckenried, hat Kenn- und Wahrzeichen des A.C. 1525 Bauren-Krieges, und was dabei vorgegangen mit dem Rädleins-Führer Hans Arnold, einem Schäfer, und dem damahligen Graffen von Hohenstein 195 seq.

Creissius, vormahls ein Gräfflicher Clettenbergischer Bedienter, ist ein Gottloser Mensch gewesen 44

Curiositäten des Schlosses Grüningen welche darin zu sehen 200

D.

Darrlinge, was das sind bei Ertz-Schmeltzern 185

Diamanten, welche falsch sind 73

Dianen-Bad, eine Fontaine in den Hessemischen Garten 112

Diebes-Loch, eine Höle bei Ufftrungen 71

Dittfurt, ein Ort in der Zorge 118

Dorotheen-Bauchs-Loch, ein See in Rottleberode 95

Drusus soll das Schloß Kieffhausen erbauet haben 150

Dracken oder Drachen-Stein dessen, b. gemeinen Leuthen geglaubte Krafft und Beschaffenheit, dessen Wirckungen und wer davon geschrieben 197

Dünste leschen zu zeiten in in der Baumans-Höle die brennenden Lichter aus 7

E.

Echo V. Wiederschall.
Eckstormii, weiland Rectoris in Walckenried Vaterland 4
Edelmann im Unter-Hartz, wird auff der Jagd vom Schrecken grau 24
Engels-Grube, ein See 95
Einhorn, welches gegraben wird 19. 62
ist in der Schartzfeldischen Höle nicht so häuffig mehr als vormahls anzutreffen 39
was solches sei ist streitig 40. 55. 56
wird von etlichen vor ein animale oder versteinerte Knochen gehalten 41. 47
ob solches von einen vierfüßigen Einhorn herkomme 41
ob solches Elephanten-Knochen sind 42. 48
ob solches aus Riesen-Knochen bestehe 42. 51
Einhorn, so gegraben wird, halten etliche vor ein Minerale und ein Spiel der Natur 44. 53. 57
dessen Materia proxima 53
wie solches in der Erde generiret und gebildet werde 54
wird von etlichen zum Theil vor ein Animale, zum Theil vor ein Minerale gehalten 55
hat viele Nahmen 57
woher dessen unterschiedene Farben herrühren 57
wovon solches seinen Glantz bekomme 57
ist in der Härte unterschieden 58
wovon dessen Härte herrühre 58
warum solches nicht allezeit an die Zunge klebe wenn man daran lecket 58
hat gemeinigl. keinen sonderlichen Geruch 58
Einhorn, welches gegraben wird, wovon dasselbe zu zeiten lieblich rieche 58
welches das beste und dessen probe 59. 60
warum das beste Bläsgen giebet, wenn solches in das Wasser geworfen wird 59
dessen Würckung 60
wird i.d. Heimkäle vermuthet 67
ein Sceleton davon ist zu Quedlinburg gef. worden 42
Einhorn, das wahre ist von keinen vierfüßigen Thiere, sondern von einen Fische 48
ist vormahls in hohen Preiß gewesen, nunmehro aber ziemlich wohlfeil worden 48
ob solches Hörner oder Zähne sind 48
Einhörner, ob es noch unter denen vierfüßigen Thieren gebe 45
Einhörner sollen von Jungfern gefangen werden 47
Eisen wird in den Rammelsberge zu Kupffer 147
Eisen-Hütten, wie das Eisen geschmoltzen und gegossen werde, welches das beste Eisen sei 188
was Eisen-Gänse ibid.
Eisloch bei Questenberg, darinnen man im heissesten Sommer Eis-Zapffenfindet 68
Elephanten Sceleton 42
ob solche in der Sündfluht aus Asia u. Africa in Teutschland fortgetrieben worden 49
dessen Haut ist bei seinen Leben sehr hart, nach dem Tode aber sehr weich 50
Cörper, welcher bei Burg-Tonna ausgegraben worden 56
Knochen, ob solche das gegrabene Einhorn sein 42. 48
Elige Grabenthal ein See bei Liedenrode 96
Elisabethen Brunn in Nordhausen 106
mit dessen Wasser wird eine wunderliche Augen-Cur verrichtet 107
Endten-See 95
Erde, darunter etwas ist welches wie Gold gläntzet 73
Erdfälle, welche wässerig sind 84
entstehen offt plötzlich 86. 92. 93
deren Ursache 96
Ertze von sehr reichen Halt, soll es im Diebes-Loche geben
Ertz-Halle oder Ertz-Halde, was das sei und was da zu sehen 176
Ertzwaschen was das sei u. wozu es nutze 178

F.

Fach-See 95
Fasanen-Garten b. Sondershausen 170
Ist auch ein schöner Irr-Garten darinn angelegt 170
Faule-See 95
Faldwasser bei Nordhausen wird die Zorge genandt 117
Felsen, wovon dies. wachsen 9
Figuren, welche schöne sind, giebet es in der Baumans-Höle 15
Flämische Länderei 154
Fontainen, Vide Spring-Brunnen.
Forellen von sonderbahrer Grösse, sind vormahls in der Zorge gefangen worden 119
giebet es in den meisten Hartz-Flüssen 121
Frauen-Eis 135
Füreri Carmen von der Baumans-Höle 33
Flüsse, an und auff den Hartz welche merckwürdig 117

G.

Gänse, ein groß Stück Eisen 188

Gänse-Schnabel ein Steinfels bei Ilefeld 128

Gäpeln oder Geipeln auch die darunter vorhandene Schächte und Gruben, so merckwürdig bei Clauß- Thal, Zellerfeld u. andern Orten 171

Wie man sich bei derer Besichtigung verhalten müsse 172, 173

die verschiedene Arbeit in diesen Gruben 174

Geist-Menschen Paracelsi sind verstellete Teuffel 78

Gelehrte Leute soll man nicht hassen 117

Gemächer und Sähle so in Sondershäußisch. Schlosse anzutreffen 198

Germanicus soll Kieffhausen erbauet haben 150

Gespenste leschen zu Zeiten die brennenden Lichter in in der Baumans-Höle aus 6

Quälen einen Mann also, daß er dadurch grau wird 24

ob solche verhindern, daß man des Nachtes auff den Blocks-Berge bleiben könne 142

Glaß, wie und woraus das gemacht wird 190 seq.

der weiß Glaß bläset, darff kein braun Bier trincken 191

das Glaß am Hartz, giebt die beste destilir-Gläßer 191

Tröpffel-Spring- oder vexir-Gläßer wie d. gemacht sind, u. was anbei merckwürdig 192

Glaß-Hütten am Hartz deren Nutzen und Kunst sind auff vielerlei Art gebaut 189

Glintzer-Spaat 135

Gold-Körner sollen in der Baumans-Höle gefunden werden 13

soll man auch in den Diebes-Loche antreffen 71

Gold ist nicht alles was da gläntzet 73

führet das Rammelsbergische Silber, aber sehr wenig, bei sich 147

Goldgelber Sand, welcher sehr schöne ist 73

Gose, ein Hartz-Fluß bei Goßlar 124

eine Art Weitzen-Biers zu Goßlar, warum dasselbe Laxire 125

Goßlar, wovon dasselbe den Nahmen bekommen 145

Grau, warum Menschen offtmahls in kurtzer Zeit vor Furcht u. Schrecken werden 27

Grimme, ein Ort in dem Zorge-Flusse 118

Grotta di Vincenza 69

Gruben bei Claußthal und Zellerfeld, was darin merckwürdig 171

Grüningen, hat ein Schloß darinn verschiedene curiosa anzutreffen sind 200

H.

Haare, warum dieselben offtmahls plötzl. grau werden 27

Häckersloch eine Höle bei Questenberg 70

Handwercks-Leuthe, warum dieselben nicht zu verachten sind 117

Hartzburgische Höle 61

Haselwurm, welcher 12 Schuh lang gewesen, ist vormahls hei der alten Hartzburg getödtet worden 62

Hedel was das sei 179

Hegershorst, ein Berg darinnen eine merckwürdige Höle ist 72

Heimkäle, eine Höle a. Hartz 66

Helme, ein Fluß bei Nordhausen 122

Hercynia Sylva ist vor Alters von Schwaben an fast durch gantz Teutschland gegangen 137

Hexen, ob solche in der That und Warheit auff den Blocksberg in der Walpurgis Nacht leiblicher Weise fahren oder sich dasselbe nur also einbilden 143

wenn sie zu langsam auff den Blocksberg kommen, wie sie vom Teuffel gestraffet werden 137

Heidelbeere giebet es auff dem Blocksberge, welche schädlich zu essen sind 142

Hildebrandi Carmen von der Baumans-Höle 30

Hochstädtischer See 84

Hölen an- und auff dem Hartz, welche curieus zu sehen sind 1

Hölle, ein See bei dem Closter Walckenried 96

Holtz, ist mehr in dem Rammelsberge als in der Stadt Goßlar verbauet 148

Hunger-See 97

soll einen zukünfftigen Hunger anzeigen 97

ist ein Wunderwerck d. Natur 98

woher derselbe entstehet 98

I.

Jäger der Wilde genand ist ein bekandtes Teuffels Gespenst 141
Ignis subterraneus wird nicht aller Orten gefunden 44
Insel welche schwimmet auff der See bei Hochstädt 87
eine andere bei Grüningen 88
Inseln die schwimmen sind vor Alters von etlichen nicht geglaubet worden 88
woraus dessen Boden bestehet 89
Johannis Capelle, welche vormahls gegen der neuen Kelle gelegen 82
Irrgarten in Sondershausen, welcher sehr schön 170
Julius Cæsar ob derselbe Kieffhausen erbauet hat 150
Jünglinge, welche aus Furcht und Schrecken, plötzlich grau worden 25

K.

Kälte ist zu Sommerszeit in der Baumans-Höle 20

ist noch stärcker in der Schartzfeldischen Höle 36

ist am hefftigsten in dem kalten Loche 68

Käyser Carolus Magnus, soll sich zu Nürnberg in einen Brunnen auffhalten 151

Friedrich der Erste soll in dem Kieffhäuser Schloß schlaffen und dermahleins wieder auffwachen 151

Otto der Erste hat zur Hartzburg seinen Hoff gehalten 145

Kelle, eine Höle bei Bischoffsrode 80

dahin ist Jährlich im Pabstthum eine solenne Procession angestellet worden 82

Keller, welcher berühmt in dem Ertz Bisthum Saltzburg zu Kaltenhausen 69

ob aus den kalten Loche zu machen 64

Kieffhäuser Berg, ist gleichsam derer Nordhausischen v. denen Leipziger Messen ZurückkommendenPromontorium bonæ Spei 150

darauff soll die Springwurtzel wachsen 153

Kieffhausen, ein altes Schloß in der güldnen Aue 149

soll Julius Cæsar erbauet haben 150

ist vielmehr vom Claudio Druso oder seinem BruderGermanico auffgebauet 150

ist vormahls eine vortreffliche Berg-Festung gewesen 150

ist einesmahls von dem Landgraffen in Thüringen, Ludwig der Springer genand, erobert worden 151

darinnen soll Käyser Friedrich einen unsäglichen Schatz haben 153

Kinder-Brunn am Rammelsberge 105

Knechte von Nordhausen, wie sie durch das Nadelöhr zum erstenmahl von ihren Mitknechten gepeitschet werden 126

Kreisloch, ein See in dem Ambte Clettenberg 93

Krimme, ein Ort in dem Zorge-Fluß 118

Kühn-Stöcke was das sind 185

Kupffer wird aus Eisen im Rammelsberge 147

Kupffer-Hammer, dessen Beschaffenheit und Nutzung 185

Aus Kupffer wird das Meßina gemacht 186

L.

Land-Kartenstein 134

Leckwerge bei Auleben 108

Lichter, welche brennen, wovon dieselben zu Zeiten in der Baumans-Höle ausgeleschet werden 6

Loch, das grosse und kleine kalte Loch genand 68

Löwenhorn, ein Thier so genand 47

Ludwig der Springen genand, hat einesmahls Kieffhausen erobert 151

Lufft in denen Hölen, ist darinnen so wol als ausserhalb derselben der Abwechselung unterworffen 8

auff dem Blocksberge ist mehrentheils kalt und trübe 140

ist darauff wunderlichen Veränderungen unterworffen 141

Lust-Garten zu Hessem hat 12 Quartiere in sich, welche inwendig mit allerhand Gewächsen und Fontainen, auswendig m. feinen Bied-Werck ümgeben sind 164

hat ein schön Lust-Haus 164

Lust-Garten zu Sondershausen kan mit Recht unter die besten Fürstl. Gärten in Teutschland gerechnet werden 165

Lust-Garten bei dem Schloß Hertzberg hat schön Heilwerck und andere Sachen 167

M.

Magd wird in einer Nacht von Furcht und Schrecken grau 25
Mägdesprung ein artiger Steinfels 131
Mägdgenstein ein Steinbruch 133
Mauer so nicht von der Kunst sondern von der Natur gemachet 129
Mensch, welcher dick und fett, warum solcher ein Püstrich genennet werde 154
Menschen Hirnschädel, warum solche in den Diebesloche anzutreffen 72
Meßings-Hütte wie sie gebauet ist, was sie vor Nutzen bringe und was darinn zu sehen 186
Milch-See 96
Mineralien und Metallen, was vor welche aus dem Rammelsberge gewonnen werden 147
Münch-Stein 128
Münch, welcher Steinern, ist das Wahrzeichen der Baumans-Höle 16
Münche ob solche vormahls im Papstthum mit dem Püstrich ihre Gauckelei getrieben 159
Müntz-Werck was dabei sehens würdig 183 u. 184

N.

Nadelöhr ein Steinfels bei Ilefeld 126
Natur ob dieselbe an und vor sich selbst ohne Zuthuung eines Thieres Beine generiren könne 43
Nordhausen hat des Rolands Bild was vor Gedancken darüber sind und was dabei zu mercken 198
Nußholtz-Stein 134

O.

Ockergelb 148

Ocker oder Oker ein Hartz-Fluß 125

warum dieselbe an etlichen Orten keine Fische haben und die darauff fallende wilde Endten lahm werden 125

Ochsen-Pfuhl bei Hertzberg 94

Opfer-See 96

Orgelwerck von Steinen ist in der Baumans-Höle 16

Orgelwerck von 59 Stimmen ist in den Grüningischen Schloß 200

Otto der Erste Käyser dieses Nahmens hat zur Hartzburg seinen Hoff gehalten 145

P.

Paracelsi irrige Meinung von denen Zwergen 78

Pferde, welche die Sättel oder ungeschickte Reuter gedrucket, werden mit dem Tropff-Stein geheilet 66

Pilæ Æoliæ 156

Pistole oder ander Gewehr, warum solches wie eineCanone in der Baumans-Höle knallet, wenn dasselbe darinnen gelöset wird 18

Plane-Herde, was es sei, und warum es so genennet werde 179

Prætorius ist ein wunderlicher Kautz gewesen 138

Procession ist im Papstthum solenniter nach der neuen Kelle angestellet worden 82

Puch-Werck was das sei und dessen Nutzen 178

Püstrich ein Abgott, soll in den Heidenthum auff der Rotenburg gestanden haben 154

ist anjetzo auff dem Schlosse zu Sondershausen 154

Püster, aus was vor Metall derselbe bestehe ist zweiffelhafftig 154

ob derselbe natürlicher Weise oder durch Teuffels- Künsten Feuer ausspeie 155

damit haben die Götzen-Pfaffen grosse Betriegerei getrieben 157

ob solcher warhafftig ein Abgott gewesen 158

Q.

Quellen an- und auff dem Hartz so Curieus 101
Questenbergische Höle das grosse und kleine Loch genandt 68

R.

Rammelsberg bei Goslar, wovon derselbe den Nahmen hat 145

fället einesmahls an einen Orte ein, und machet auff einen Tag bei vierdtehalb hundert Wittfrauen

dessen Bergwerck, wer dasselbe erfunden 145

dergleichen Berg soll man in Teutschland nicht antreffen 146

was vor Ertze u. Mineralien daraus gewonnen werden 147

hat so scharff Wasser, daß es denen Arbeitern Schuhe und Kleider zerfrist, nichts destoweniger trincken es dieselben als eine Artzenei, wenn sie sich nicht wohl auffbefinden 147

darinnen wird Eisen zu Kupffer 147

das Rammelsbergische Kupffer giebt kein Meßing 186

in denselben ist mehr Holtz als in der Stadt Goslar verbauet 148

das da gegrabene Ertz wird unter freien Himmel geröstet 181

Räthers-See 95

Reffel-See 96

Rhinocheros 46

Rhumspring 94

Riesen Sceleta oder Gerippe 42

sind nicht allezeit v. Menschen 52

Roß in der Baumans-Höle 13

Roß-Trapp, ein wunder seltsamer Felsen 130

Röst-Ofen wie der gebauet, dessen Nutzen und was dabei merckwürdig 180. 181

Rotenburg in der güldnen Aue, darauff soll vormahls der Abgott Püstrich gestanden haben 154

S.

Saltzbrunn bei Auleben 108

zu Franckenhausen, so künstlich gemachet ist 109

Saltze ein Fluß bei Nordhausen 120

warum dieselbe sich nicht gleich mit der Helme an den Ort, wo sie zusammen fliessen vermische 123

Sand, welcher wie Gold gläntzet 73

Sau-Grube woher dieselbe den Nahmen bekommen 120

Schartzfeldische Höle in derselben ist die Kälte noch stärcker als in der Baumans-Höle 36

darinnen soll das Gespenst zu zeiten des Nachtes einen Donner erregen, es rühret aber dasselbe nicht allezeit von denselben her 38

in derselben ist das gegraben Einhorn nicht mehr so häuffig, als von Alters geschehen, anzutreffen 39

von dem Schartzfeldischen Thurm ist wundersam, daß kein Dach darauff bleibet 196

Schätze soll es in dem Kieffhäuser Berg geben 153

Schatz ist von einem Knaben in Walckenrieder Closter verrathen 193 seq.

diesen Schatz halten etliche vor den lapidem philosophorum 195

Schlammschlich was das sei 197

Schlangen sind häuffig bei der alten Hartzburg vor handen 61

Schlemm-Graben was das sei ibid.

Schlich was das sei 179

Schloß zu Grüningen hat verschiedene curiositäten 200

Schloß zu Sondershausen hat einen schönen meublirten Saal 198

Schlösser an- und auff dem Hartz, worinnen unterschiedene Curiositäten anzutreffen 136

Schmeltz-Oefen sind verschieden und von grossen Nutzen 182

Schnee ist zu Zeiten im Sommer in den kalten Loche 70

Schüsseln welche die Natur aus Steinenformiret 132

Schwade was das sei 176. 177

Seiger-Ofen dessen Beschaffenheit u. Nutzbarkeit 185

Seen welche an- und auff den Hartz vorhanden die merckwürdig sind 84

Silber in den Rammels-Berg führet etwas Gold bei sich 147

Sondershäusische Schloß hat unter andern Fürstl. Gemächern, auch einen überaus schönen Saal der schöne genand 198

Spaatt 135

Springbrunnen in den Sondershäusischen Garten 113

Springbrunnen des Gartens zu Hessem 110

Spring-Wurtzel soll auff den Kieffhäuser Berge wachsen 153

Stangen-Künste derer Hartzischen Bergwercke 114

Steinbrüche welche Curieus zu sehen sind an und auff den Hartz 131

Stein-Confect in der Baumans-Höle 19

Steine wovon dieselben wachsen 9

Stein-Felsen an- und auff den Hartz welche denckwürdig 126

Sternen-Lauff lässet sich bei hellen Nächten schöne auff den Blocksberg observiren 142

Stollen, was das vor ein Gebäu sei, und wozu es nutze 176

Strudel in dem Tantz-Teiche 91

T.

Tantz-Teich bei Sachswerfen 84. 91

Teufels-Mauer 129

Teufels-Grube in dem Rammels-Berge soll vormahls der Teufel gebauet haben 149

Teufel äffet die Furchtsamen am meisten 20

machet einen Schmied in einer Nacht graue Haare 26

Thalius weiland Physicus zu Nordhausen 142

Thee Tranck hat seine meiste Würckung von den warmen Wasser 12

Teiche, welche zum Bergbau gehören und was sie vor Nutzen schaffen 177

Thiergarte bei Blanckenburg hat allerhand Hirsche von unterschiedenen Farben 167

Tische von schönen Alabaster werden zu Nordhausen verfertiget 135

Treib-Ofen was der Nutze 182

Tropff-Schwefel dessen Beschaffenheit und Nutzung 181

Tropff-Stein in denen Hölen an- und auff den Hartz 10. 15. 16. 29. 36. 63. 67

woher dessen unterschiedene Farbe herrühre 64

Kräffte desselben 65. 66

in der Heimkäle, so kraus wie eine Wolle ist 71

welcher dem Zucker-Confect ähnlich ist 19

Trunckelbeere eine Gattung schädlicher Heidelbeere auff dem Blocks-Berge 142

Thurm auff der Festung Schartzfelß hat vor allen andern Thürmen, sonderlich, daß kein Dach darauff bleibet 196

U.

Vexier-Confect in der Baumans-Höle 19
Vitriol Häuser was die vor Nutzung haben 187
die Arbeiter bei dem Vitriol dörffen keine lederne Schuhe tragen sondern höltzerne 188
wie der grüne Vitriol gesotten werde 187
Viehe, so verwundet oder mit Geschwären beladen werden, mit den Tropff-Stein geheilet 66
Ufftrungische Höle 66
Ungarn, ob solche vormahls in Thüringen gestreiffet 79
Unicornu fossile & Verum, vid. Einhorn

W.

Wahrzeichen in der Baumans-Höle 16

Wald-Esel 46

Walckenried hat im Closter einen Saal der Zauber- Saal genannt, wo einsten ein Knabe bezaubert wurde, das er nicht vom Fleck kommen kunte, was alles mit dem Knaben vorgangen 193 sep.

In diesen Closter ist auch ein schöner Creutzgang zu sehen und viel andere merckwürdige Sachen 194seq.

das Closter zu Walckenried hat auch Wahrzeichen des A.C. 1525 geführten Bauren-Kriegs 195 seq.

Wand so schöne ist in der Baumans-Höle 15

Wasser aus denen in der Baumans-Höle vorhandene Brunnen, warum dasselbe ein gantzes Jahr gut bleibe 12

Der Brunn in der Baumans-Höle soll vor Steinschmertzen gut sei 10

Wasser, dessen ingredientia werden durch die destillation und andere Chymische Experimenta erforschet 11

ist eine Heilmeisterin vieler Kranckheiten 12

thut die meiste Würckung bei dem Thee-Tranck 12

hat seine pori oder spatia 13

aus den Elisabether-Brunn zu Nordhausen curiret blöde Augen 107

kan in den Abgott Püster nicht allein Feuerflammen verursachen 156

warum dasselbe in etlichen Hartzischen Hölen zu einem Stein werde 63

in dem Rammelsberge ists so scharff, daß es denen Arbeitern Schuhe und Kleider zerfrist, dessen ungeachtet trincken es doch dieselben wider etliche Beschwerungen 147

Wasser-Fluht von einen Wolckenbruch verursachet, nimmet eine Kirche bei Nordhausen mit dem Priester und Communicanten hinweg 119

Wasser-Künste an- und auff dem Hartz so merckwürdig 101

in Nordhausen 101

mit einen unterschlägigen Rad, warum dieselben auff den Hartz nicht geachtet werden

Wasser-Wirbel in dem Tantz-Teich 91

Weinfaß von sonderlicher Grösse liegt im Grüningischen Schlosse 200

Werck was das bei Bergleuthen sei 185

Wiederschall, warum derselbe oben auff dem Blocksberge nicht ist 143

Wiedertäuferloch, ein See bei Liebenrode 96

Windkugeln 156

Windkunst in Italien welche curieus ist 69

Wittfrauen werden bei vierdthalb hundert in einem Tag einesmahls von dem Rammelsberge gemachet 145

Witterungen zeiget der Blocksberg gewisser als eine Calender-Practica an 143

Wolcken stossen offtmahls oben an den Blocksberg an 141

Wolffs-Garte bei Stiege und Herzberg ist über ein viertel Meile lang, und sehr artig 168

die Wölffe kriegt man alle lebendig und werden Lust- Jagten damit angestellet

Wunden, welche geschossen worden, haben nicht allezeit einen von dem Pulver verursachten Brand bei sich 65

Z.

Zellerfeld, was das vor Gruben und was merckwürdig darinn 171

Zieh-Brunnen an- und auff dem Hartz, welche ihrer Tiefe wegen merckwürdig 109

Ziegenloch, eine Höle bei Sachswerfen 82

Zircknizer-See 98

Zorge wird das Nordhausische Feldwasser genennet 117

ergiesset sich offtmahls sehr, verliehret sich aber zu Zeiten wieder fast gäntzl. 120

wurde durch eine Wolckenbruch einesmahls so groß, daß es eine Kirche mit dem Priester und Communicanten fortschwemmet 119

Zwerge, ob es welche gebe die nicht allein Menschen sondern auch Geister sind 78

Zwerg-Völcker u. Familien, ob solche jemahls in der Welt gewesen und noch darinnen vorhanden sind 76

sind von etlichen vor eine Gattung Affen gehalten worden 76

Zwerg-Löcher bei Schartzfeld 35

bei Walckenried 74

zwischen Elbingerode u. dem Rübelande 74

ob darinnen jemahls Zwerge gewohnet 75

sollen Retiraden u. Schlupfflöcher zu Krieges-Zeiten gewesen sein 75. 79

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TextGrid Repository (2011). Behrens, Georg Henning. Werk. Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald. Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2E6A-5