321. An Erich Bachmann

321. An Erich Bachmann


Wiedensahl 8. Nov. 75.


Mein lieber Erich!

Bist du denn neulich wieder glücklich über die Berge gekommen? – Und was ist aus den Krämpfen geworden, an denen der Bockpaßagier in Waake so schrecklich zu leiden hatte? Wenn wir sonst in dem Geruche standen, das männliche Geschlecht zum nächtlichen Kneipen zu verleiten, so fürchte ich fast, wir werden nun als abscheuliche, grausame, erbarmungslose Barbaren gegen zarte Frauen directement verschrieen. Was mich betrifft, so bin ich ja weit vom Ziel, also sicher vor dem Schuß. Aber du!

[157] Von Göttingen bis Nordstemmen hatte ich einen gesunden ununterbrochenen Schlaf; in Stadthagen stand mein Fuhrwerk bereit, und so kam ich denn in pechfinstrer Nacht hier glücklich an. – Ich fand alle gesund und wohl.

Seit gestern ist ein neuer Docter, Pillmann, hier; einer von 24 Bewerbern; er wird sich nächstens verheirathen. Gesehn hab ich ihn noch nicht.

Von der Bewußten fand ich Bücher und zehn Briefe vor. So geht's, wenn man vorher nicht genau zusieht. Was nun?

An deine Frau, Mutter und Schwester, so wie an Hendrike und Anna viel freundliche Grüße.

Stets dein getreuer Freund

Wilhelm


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 321. An Erich Bachmann. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-23B1-7