[134] [Ein Kaiser hatte zwei Kassiere]

Ein Kaiser hatte zwei Kassiere,
Einen zum Nehmen, einen zum Spenden;
Diesem fiel's nur so aus den Händen,
Jener wußte nicht, woher zu nehmen.
Der Spendende starb; der Herrscher wußte nicht gleich,
Wem das Geberamt sei anzuvertrauen,
Und wie man kaum tät um sich schauen,
So war der Nehmer unendlich reich;
Man wußte kaum vor Gold zu leben,
Weil man einen Tag nichts ausgegeben.
Da ward nun erst dem Kaiser klar,
Was schuld an allem Unheil war.
Den Zufall wußt er wohl zu schätzen,
Nie wieder die Stelle zu besetzen.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Goethe, Johann Wolfgang von. [Ein Kaiser hatte zwei Kassiere]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6320-3