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An Georg Sartorius

[Concept.]

Ihren lieben Brief erhalte ich in dem Augenblick, als ich Ihnen zu schreiben vorhabe, und zu sagen, daß ich nach Wiesbaden gehe, um dort ein paar Wochen Bade-Cur wegzuhaschen. In vorigem Jahr bekam sie mir außerordentlich gut und dich kam heiter und froh nach Hause. Bald aber beliebte es den verruchten Dämonen mich auf eine empfindlich abgeschmackte Weise mit Fäusten zu schlagen. Da nun zu gleicher Zeit das Schicksal der Welt sich auf eine seltsam ungeheuere Weise herumwandte, so ist begreiflich, [335] daß auch die zäheste Natur sich nicht so leicht wieder erholt. Ärzte, Freunde, ja die fürstlichen Personen selbst treiben mich mit verehrungswerther Theilnahme fort, und ich gehorche diesem Winke, da ich sonst noch gezaudert hätte, denn wer möchte jetzt ohne die größte Noth Geld und Zeit am Rhein vergeuden.

Trübt sich der Himmel nicht allzusehr, so entsage ich der Hoffnung nicht über Cassel und Göttingen zurückzukehren. Dieses Vergnügen mag ich mir nicht allzulebhaft ausmahlen; aber es würde mich sehr glücklich machen, Sie einmal wiederzusehn, und mich in dem reichen wissenschaftlichen Cirkel zu erquicken. Empfehlen Sie mich der lieben Gevatterinn zum schönsten, sowie Herrn Hofrath Blumenbach. Mein Sohn erwidert nächstens seinen werthen lehrreichen Brief. Es hat mich gar höchlich gefreut, daß er den übersendeten Schädel auch für höchst schön hält. Diese Überreste deuten auf einen gesunden, herrlichen Volksstamm.

Herr von Müller hat mich durch umständliche und fleißige Erzählung zu Ihnen nach Hannover versetzt, und nun versetze ich mich selbst nach Göttingen, um Ihnen scheidend die Hand zu drücken, und mich unter den besten Wünschen abermals zu empfehlen.

Weimar den 17. May 1815.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Georg Sartorius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6BD6-D