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An Bernhard Hundeshagen

Wohlgeborner,
Insonders hochgeehrtester Herr!

Durch Ihren gefälligen Brief und die angenehme Sendung erfüllen Sie einen Wunsch, den ich gehegt, und kommen dem Vorsatze zuvor, den ich diese Tage gefaßt hatte. Ich wollte nämlich Ew. Wohlgeboren schreiben und mich entschuldigen, daß ich, nach so freundlichem und mich entschuldigen, daß ich, nach so freundlichem Empfang und Unterhaltung vergangenen Sommer, noch nichts von mir vernehmen lassen und nur zu Erfrischung geneigten Andenkens eine poetische Blumenlese vorausgeschickt. Ferner wollt ich anfragen, wie weit es mit dem interessanten Risse der Mainzer Festung gekommen, und mir einstweilen einen Probeabdruck erbitten. Alles dieses ist nunmehr erledigt, und ich eile nur, meinen verbindlichsten Dank abzustatten.

Fürwahr, es ist ein schönes Werk, welches wohl verdient, dem sämmtlichen Europa gewidmet zu werden. Ich hoffe, daß Ihre Bemühung nicht unbelohnt bleiben wird. Herr Felsing hat abermals seine außerordentliche Kunst bewährt.

Mit den übersendeten Exemplaren habe ich nach Ihrer Vorschrift gehandelt. Das für Durchl. Herzog bestimmte ist einstweilen Durchl. Herzogin übergeben, an Durchl. Erbprinz das zweyte, Herrn Legationsrath Bertuch das dritte, und das vierte dem vorzüglichen [210] Geschäftsmanne, welcher auf jede Weise in dem Falle ist, ein Gesuch dieser Art zu befördern.

Das mir bestimmte Exemplar lege mit Dank zu den andern schönen Rissen und Zeichnungen, die ich Ihrer geneigten Mittheilung schuldig bin.

Daß Sie Ihre schöne Mitbürgerin an mich erinnern und von den übersandten Gedichten vielleicht einiges aus ihrem Munde hören wollen, weiß ich recht sehr zu schätzen; sagen Sie dem lieben Kinde, daß ich bey mancher Rollenvertheilung an sie denke und mich freue, nächsten Sommer, nicht in den letzten, sondern in den ersten Tagen meines Wiesbader Aufenthalts, ihrer angenehmen Gegenwart zu genießen. Erneuern Sie bey Gönnern und Freunden mein Andenken und bleiben Sie überzeugt, daß ich Ihre Verdienste und Fähigkeiten so wie Ihre Thätigkeit und Geneigtheit in ihrem ganzen Umfange zu schätzen weiß! Die Frankfurter Damen habe ich noch nicht gesehen, hoffe aber nächstens darauf.

Mögen doch auch Ihre Wünsche wie die unseres Freundes Voigt baldigst erfüllt werden!

Ergebenst

Weimar, den 27. Februar 1815.

Goethe.


Nachschrift.

Nach öfterer Betrachtung Ihrer schönen Platte muß ich noch einiges zum Lobe derselben beyfügen. Die große Ausführung der Arbeit wirklich bewundernswerth, [211] und die genaue Charakterisierung der einzelnen Theile erregt das größte Zutrauen zu der Wahrheit und Richtigkeit des Ganzen. Sowohl Zeichner als Kupferstecher haben sich der größten Genauigkeit beflissen, und man begreift eben so wenig, wie jener diesem so scharf vorarbeiten und dieser jenem mit solcher Treue nachfolgen können. Jedermann, der das Blatt gesehen, ist davon entzückt.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Bernhard Hundeshagen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D6C-D