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An Johann Jacob von Willemer

Das Reserve-Bataillon ist in schönster Ordnung angekommen, und hat sich gefreut von seinen Vorgängern [249] noch die wollen zwey Drittheile in den Kasematten der Festung vorzufinden. Sie sehen daß die Mäßigkeit hinter dem 51. Grade zu Hause ist, und daß unsere Dankbarkeit mehrere Jahre auf diesem Schatze ruhen wird.

Daß Sie Ihr Werk so glücklich vollendet, freut mich unendlich; es ist sogar wünschenswerth, daß man etwas, was gleichsam überreif in uns geworden, auf eine tumultuarische Weise los werde. Ich erwarte es mit Vergnügen; mögen Sie mir nicht die Aushängebogen schicken? denn auch das Ernsteste hat als Novität einen frohern Anstrich.

Nun muß noch etwas Lustiges erzählen: Es liegt schon lange ein kleines Gedicht für Sie und die lieben Ihrigen bey mir fertig, die Leute sagen, es sey nicht übel gerathen, und doch kann ich es nicht fortschicken. Sie rathen die Welt durch, und finden die Ursache nicht. Ich werde mir alle Mühe geben, es bald vom Stappel zu schaffen. Möge es doch zugleich mit endlicher Friedensberuhigung bey Ihnen eintreffen. Leben Sie tausendmal wohl mit Gemahlin und Kindern und was daraus folgt.

Ich habe viel gelitten, meine gute Frau war zwey Querfinger vom Tode. Jetzt ist sie wieder auf den Beinen, da mich der schrecklichste Katharr seit vier Wochen heimsucht.

Werde ich denn wohl das alles, bey einem schönen Oberrader Sonnenuntergang, hinter mich werfen und[250] vergessen? Behalten Sie mir ein freundliches Andenken.

Herzlich ergeben

Weimar d. 3. Apr. 1815.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Johann Jacob von Willemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7659-0