6/1917.

An Johann Heinrich Merck

Weimar, den 23. April 1784.

Für deinen langen Brief danke ich recht sehr und es erfreut mich, daß du in deinem Knochenwesen immer so frisch fort arbeitest. Ich habe die Zeit über auch verschiedenes in anatomicis, wie es die Zeit erlauben wollen, gepfuscht, wovon ich vielleicht ehstens Etwas werde produciren können. – Schreibe mir doch, wie sitzt eigentlich daß Horn des Rhinoceros auf dem Nasenknochen? Könntest du mir diesen Theil bis hervor an die Schnauze nicht von deinem Exemplar kopiren lassen, worüber du den Brief an Krusen geschrieben[267] hast? Ich möchte es aber gern ein bischen groß haben. Wie ich aus dem Kupfer bei dem Briefe schließe, sind die Nähte der zusammengefügten Knochen nicht sonderlich sichtbar. Auch wünschte ich, du ließest mir den vordern Gaumentheil des Kopfes, wie er von unten anzusehen ist, zeichnen. – Da ich einige junge Leute gegenwärtig auch nach Knochen zeichnen lasse, so bitte ich dich sehr, mir sobald als möglich nur einen deutlichen Begriff von der Camperischen Zeichenmethode zu machen. Ich habe zwar nach der Epistel an Albin überall hingeschrieben, kann sie aber nicht erhalten. Da er dich selbst einmal hierüber belehrt und dich zu seinem Glauben bekehrt hat, so könntest du mir ja nur eine Abschrift seines Briefes, wenn du ihn finden kannst, machen lassen. Doch wünschte ich, du thätest es sobald als möglich, weil ich bis dahin mit gewissen Dingen inne halten will. Ich bin sehr neugierig, wie es dir bei Campern gehen wird. Schreibe mir doch ja von Klein-Lankum einige Nachricht. Edelsteine zu kaufen, kann ich dir keinen Auftrag geben. Fändest du aber Etwas von Schädeln fremder interessanter Thiere, die nicht gar zu theuer wären, die würden mir sehr angenehm seyn. Z. Ex. eine myrmecophaga, Bradypus, Löwen, Tiger oder dergleichen.

Der alte Büttner ist sehr vergnügt in Jena. Die Bibliothek ist ganz angelangt und wird diesen Sommer rangirt. Sie steht ganz in einem großen Saal des [268] Jenaischen Schlosses. Es ist ein unglaublicher Schatz wegen ihrer Brauchbarkeit. Lebe wohl und antworte mir bald.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1784. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8607-7