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An Friedrich von Schuckmann

Zu geneigter Aufnahme lege Ew. Excellenz nunmehr den zweyten gedruckten Bogen vor, nebst den nöthigen, obgleich immer nur vorläufigen Erläuterungen.

p. 17. 18. 19. Hier ist nun von dem Boisseréeschen Werke, welches den Cölner Dom, wie er beabsichtigt war, darstellen soll, etwas umständlicher die Rede. Die Wichtigkeit und Schwierigkeit, so wie der Aufwand, den das Werk erfordert, treten mehr in die Augen, und eine höchste Regierung, der sich diese jungen Männer in der Folge widmen, wird sie gewiß nicht ohne Aufmunterung und Beyhülfe lassen.

p. 20. 21. Die Stiftung zu Unterhaltung des Doms und zum Fortbau, wenn auch nur einiger Theile desselben, ist freylich die wichtigste Angelegenheit. In meinem Aufsatz kann nur späterhin, wenn erst von ähnlichen Gebäuden rheinaufwärts die Rede gewesen, dieser wichtige Gegenstand zu mehrerer Klarheit gelangen. Doch füge hier einstweilen dasjenige, was über steinhauerische Technik in der Folge seine Stelle finden [166] wird, abschriftlich bey, damit geahndet werden könne wie schwer es sey, in unseren Tagen etwas, das vergangenen Jahrhunderten angehört, wieder hervorzurufen.

p. 21. 22. Das Werk, der älteren Baukunst am Unterrhein überhaupt gewidmet, verdient gewiß auch aller Beachtung und Aufmuterung.

p. 22. 23. Vielleicht wäre es gefällig dem Dom-Vicarius Hardy, den wir wohl nicht lange mehr besitzen werden, etwas Freundliches zu erzeigen. Er würde sich geehrt und gefördert fühlen, wenn man ein halb Dutzend seiner Wachsbilder bestellte, und sie einstweilen bey einem dortigen Vorgesetzten aufbewahren ließe. Überhaupt würde es räthlich seyn, Interimslocal einzurichten, wohin man schon jetzt manches Vorkommende zu retten Gelegenheit fände.

p. 24 Die Beantwortung der Frage, wie sein Schüler Hagbold, den in fleißiger Ausführung wohl niemand übertrifft, zu beschäftigen und in seiner Kunst zu steigern sey? würde hier zu weit vorgreifen und dürfte erst später, wenn die Hauptpuncte bestimmt sind, vorzunehmen seyn.

p. 25-30. Die Argumente der Cölner, wodurch sie ihre Wünsche, die Universität in ihren Maueren zu sehen, unterstützen, habe nur registrirt und redigirt.

p. 31. 32. Der eigentliche Zustand des Herrn Canonicus Pick in Bonn wäre von dortigen Behörden zuerst genau zu erforschen. Seine Sammlung kann man[167] sich von seinem Hause nicht getrennt denken, sie vom Platz rücken hieße sie zerstören, wie man umgekehrt die Wallrafische translociren muß um etwas daraus zu machen. Inwiefern das Haus ganz sein gehört, oder Verwandte daran Antheil haben? wem er es nach seinem Tode zugedacht? und inwiefern es zugleich mit der Sammlung für den Staat zu acquiriren wäre? dies sind Fragen, deren Erörterung jeder andern Überlegung vorauszuschicken seyn möchte.

Zu allem Ferneren willig und bereit, hochachtungsvoll

ergebenst

Weimar d. Nov. 1815.

J. W. v. Goethe.


Vorstehendes war schon längst bereit, Ew. Excellenz aufzuwarten, der verzögerte Abdruck des zweyten Bogens jedoch verzögerte die Absendung. Nunmehr bin ich in dem Falle, auch den dritten beyzulegen, bey welchem ich nichts weiter zu bemerken wüßte. Ist es mit aber erlaubt, das Ganze nochmals vorzunehmen, so ergiebt sich daß wohl vor allen Dingen die Entscheidung der Frage, wohin die Universität gelegt werde abzuwarten sey, sodann würde die Bestimmung eines hinreichenden Locals und die Einleitung der Unterhandlungen mit denen Herrn Wallraf, Pick und Boisserée das Nächste seyn, worauf dann das Weitere theils berathen, theils ausgeführt werden könnte.

[168] Erlauben Ew. Excellenz, daß ich in einiger Zeit die Fortsetzung dieser kleinen Arbeit schicke. Da ich von denselben Gegenständen, wie ich sie in verschiedenen Städten gefunden, zu sprechen hatte, so habe ich die Betrachtungen darüber ausgetheilt um mich nicht zu wiederholen, noch auch durch allzu langes Verweilen an einem Orte den Leser zu ermüden. Daher denn erst, wenn das Ganze beysammen ist, meine eigentliche Absicht deutlich erscheinen kann. Womit ich mich denn dießmal, für daß mir so günstig erwiesene Zutrauen meinen aufrichtigen Dank wiederholend, zu fernerem gütigen Andenken empfehle, diesen Blättern eine günstige Aufnahme angelegentlich wünschend.

ergebenst

Weimar d. 29. Nov. 1815.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Friedrich von Schuckmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A28-9