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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Exzell.

einige Nachricht von mir zu überschreiben bereitete ich mich, es sind jetzt eben drey Wochen. Bis dahin hatte nichts als Gutes zu melden, auch ist mir persönlich bis jetzt alles wohl gelungen, nur ward mir mein treuer, sorgfältiger Diener kranck und ich dadurch in Sorge und Unbequemlichkeit versetzt. Nun geht es[30] wieder besser mit ihm und ich finde mir einigen Muth werthen Freunden Kunde zu geben wie es mit mir beschaffen sey.

Vor allem bitte daher Ew. Exzellenz unserm gnädigsten Herrn, den ich nicht brieflich zu behelligen wage, meinen unterthänigsten Danck, für die abermalige gnädige Beförderung meines Sohnes abzustatten. Es ist mir dadurch eine unerwartete große Freude geworden. Erhalten Ew. Exzell. diesem jungen Manne Ihre Gunst und erzeigen ihm die Ehre auf sein Thun und Lassen zu mercken.

Aus der Sorge um Prinz Bernhard war ich hier gar bald gerissen, indem ein Brief an den Herzog von Nassau, welcher viel Freude erregte, von dem besten Befinden Nachricht gab. Übrigens ist für den Zuschauer hier ein ganz eigen schöner Platz, indem alle Radien der jetzigen Weltbewegungen hier zusammenlaufen, deswegen auch Talleyrand hier eingemiethet hatte. Ein Elephant von Reisewagen steht noch hier.

In Bieberich sah ich Herrn v. Stein, der mir sehr freundlich begegnete und mich dringend zu sich einlud, deswegen ich denn auch nächste Woche mich nach der Lahn hinzubegeben dencke.

Herr von Hügel, welcher vergebens nach Fulda gezogen, um den einen Theil an Preußen zu übergeben, aber seine jenseitige Commissarien fand, hat mich auch besucht, und mir erzählt: die Phasanerie bey Fulda habe viele Liebhaber gefunden, auch sey man gar nicht [31] abgeneigt gewesen sie zu verschencken; er aber habe sie, als dem künftigen Landesbesitzer zur Annehmlichkeit unentbehrlich, zu erstreiten gewußt. Gewiß würde die Stadt noch unerfreulicher werden, wenn dieser Landsitz abgerissen wäre.

Während des provisorischen Zustandes hat Hessen die von Trümbachischen Güter in der Nähe von Hünefeld vor seinen Lehnhof gezogen. Auch diese Familie hofft durch Weimar von jenen Banden erlöst zu werden. Überhaupt wenn es auf die Stimmen der Landesbewohner ankäme; so würde unser Fürst zum Herrn des Ganzen, per acclamationem berufen werden. Von Pensionen die überall hinlasten hört man freylich nur zu viel reden. Hier aber sieht man mit Entsetzen die Gefahr in der man schwebte, und mit welchem Danck man das Fest jener Schlacht zu feyern hat. Franckfurt kann nun auch erst mit Beruhigung in seiner Verfassung beharren. Es hat noch wunderliche Händel gegeben bis das Regiment aus provisorischen Händen entlassen ward. Und nun meine herzlichste Angelegenheit, daß ich Ew. Exzell. und Frau Gemahlinn möge für immer empfohlen seyn. Wiesb. d. 11. Jul. 1815.

Goethe.


Ein Blättchen Beylage um zu berichten: daß ich auch Erzherzog Carl in Biebrich gesehen. Derselbe sowohl als die dortigen Herrschaften erkundigten sich [32] theilnehmend nach unserm Fürstenpaare und trugen mir viele Empfehlungen auf. Die wahrhaft gutwollende Herzoginn wünschte nichts mehr als die Nachricht von des Prinzen Bernhard Befinden so viele Meilen weiter im Augenblick zu spediren.

Mich selbst wiederhohlt angelegentlichst empfehlend.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9CF1-4