25/7001.

An Christian Friedrich Wilhelm Jacobs

[Concept.]

[25. Januar 1815.]

Wohlgeborner,
Insonders hochgeehrtester Herr.

Ew. Wohlgeboren schätzbare Sendung erfreut mich auf vielfache Weise; vor allem dancke für das geneigte [171] Andenken, und für die mir so günstige Überzeugung daß ich an allem was Kunst und Wissenschaft fördern kann, den lebhaftesten und aufrichtigen Antheil zu nehmen fortfahre.

Sodann erfüllt Ihre schöne Arbeit im Besondern einen Wunsch, den ich für's Allgemeine täglich hege, daß die Beschäftigung, ein anerkanntes Wahre zu bestärken, uns Deutschen, nach glücklicher Wiederherstellung, angenehmer seyn möge. Als das Behagen an eignen Entdeckungen; denn wie viel Treffliches ist nicht gefunden, was immer nur Widerspruch erleidet, oder mißstellt, verschleift und zersplittert wird.

So wie in allen Ihren Arbeiten, erkenne ich auch hier die Luft an vollständiger, deutlicher Einsicht, ein redliches Anerkennen, und ein treues Aufbauen.

Nicht weniger hat mich, sowohl im Einzelnen als im Ganzen erfreut, daß wir die Bestätigung eines früher wohlgefaßten Gedankens, abermals der an die übrige Kunst immer mehr sich anschließenden Münzkunde schuldig sind. Wir haben diesem dergestalt geleiteten Studium schon so manche Anschauung zu verdanken, und je weiter man nachsucht, je mehr Vortheil wird man davon ziehen. Ew. Wohlgeboren wünsche Glück zu der Ihnen gegönnten trefflichen Gelegenheit, die gewiß niemand besser benutzen würde. Vielleicht sind die Weimarischen Kunstfreunde bald im Stande hierzu auch einigen Beytrag zu liefern; [172] wir haben diese Fundgruben seit geraumer Zeit nie außer Acht gelassen.

Möge Deutschlands Horizont sich immer mehr aufhellen, und der gereinigte Äther, besonders auch Bewohnern nachbarlicher Städte, die Luft erregen, sich wieder, wie vormals, persönlich und schriftlich das Gute mitzutheilen, was sie besitzen und hervorbringen. Gern würde ich der trüben, isolirenden Zeiten vergessen, wenn ich in unsern Gegenden wieder ein Aufblühen gemeinsamen Wirkens erlebte, wie ich es fand, als ich vor vierzig Jahren hierher zu Besuche kam, ohne Ahndung, daß ich in diesem Bezirk soviel genießen und leiden sollte.

Erhalten Sie mein Andenken bei Gönnern und Freunden und bleiben mir, bey so verwandten Studien, immer theilnehmend geneigt.

Weimar d. 23. Jan. 1815.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christian Friedrich Wilhelm Jacobs. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E09-2