III. Das kluge Mädchen
Metadaten aus teiHeader
- cc_ava_deu_207
 - a875 Die kluge Bauertochter
 - a875E The Unjust Decision: The Oil Press Given Birth to a Foal
 - aTMJ1545_4 The exiled wife's dearest possession
 - Warnung vor genderbedingt diskriminierenden Aussagen
 
Text-ID:
Typ-Index: (Link zum Schema)
⚠ Vorurteile im Märchen: (Link zum Schema)
Digitale Quelle:
Es war ein König. Er hatte einen Sohn. Des Königs Sohn wollte gerne die Tochter eines armen Mannes heiraten. Da sie die Tochter eines armen Mannes war und er zu stolz war, sie zu heiraten, schickte er seinen Arbeiter mit verfaulten Dreschbrettern (“verfaulte Bretter mitgenommen habend”), um das Mädchen zu prüfen (“um den Zustand des Mädchens zu sehen”): “Aus diesen Dreschbrettern mache ihm einen Halbrock. Wenn du von heute an bis zum kommenden Donnerstag diesen Halbrock für ihn fertig gemacht hast, schicke (ihn ihm).” Der Arbeiter ging zu dem Mädchen. Sie sagte zu ihm: “Warum bist du gekommen?” “Mich hat des Königs Sohn geschickt, mache du ihm aus diesen Dreschbrettern einen Halbrock.” “Gut, mit Vergnügen. Ich mache ihn. Komme ihn zu holen.” Sie schickte den Mann nach Hause. Jetzt dachte das Mädchen darüber nach, den Halbrock zu machen. Sie ging zum Wasser, nahm einen Beutel mit. Von dort nahm sie einen Beutel voll runder, kleiner Steine mit. Der Donnerstag kam, ein Mann wurde geschickt, um den Halbrock zu holen. “Nun, Mädchen, des Königs Sohn hat mich geschickt, ob der Halbrock fertig ist (“ob der Halbrock fertig ist, gesagt habend schickte mich des Königs Sohn”)” “Er ist nicht fertig.” “Warum?” “Weil ich keinen Nähfaden habe. Hier, gib ihm diesen Beutel (und) sage: «Davon lass Faden machen und schick ihn mir».” Er nahm den Beutel und gab ihn dem Königssohn: “Der Halbrock ist nicht fertig geworden, da der Nähfaden zu Ende war. «Davon lass Nähfaden machen und schicke ihn schnell», sagte sie.” Er sah auf den Beutel, machte die Öffnung auf und fand den Beutel voll mit Steinen. Er sagte: “Ist sie verrückt? «Aus Steinen mach’ Nähfaden», hat sie gesagt.” Der Arbeiter sagte zu ihm: “Aus Steinen Nähfaden zu machen wird dir nicht schwer sein, wenn sie aus verfaulten Dreschbrettern einen Halbrock machen soll.” Das Mädchen hatte ihn geschlagen.1225 d.h., sie hatte sich als überlegen erweisen. Wiederum sandte er sieben Hammel, und als achtes einen Ziegenbock. “«Die Zeit kommt, dass sie zickeln, pass gut auf sie auf», sage zu ihr (“sagend sage zu ihr”), zu diesem Mädchen.” Der Arme ging, führte die Hammel zu dem Mädchen. Sie sagte: “Wozu bist du gekommen? Was sind das für Hammel?” Er sagte: “Mich hat des Königs Sohn zu dir geschickt. Die Zeit kommt, dass sie zickeln, pass eine Woche lang gut auf sie auf. In einer Woche werde ich sie holen kommen.” Sie sagte: “Gut, mit Vernügen,” und schickte ihn nach Hause. Als er gegangen war, holte dieses Mädchen jemanden, der ihr gerade gefiel. Nachdem diese Hammel geschlachtet waren, aßen sie sie. Nach dieser Woche schickte der Königssohn den Armen: “Geh du zu dem Mädchen, die Hammel holen.” Der Arme ging zu dem Mädchen: “Ich bin geschickt wegen der Hammel, ob sie mit dem Zickeln fertig sind.” Sie sagte: “Sie sind nicht fertig. Ich hatte heute keine Zeit, auf sie aufzupassen. Mein Vater ist dabei zu gebären. Er ist dabei auch schwer krank. Ich muss heute auf den Vater aufpassen.” Sie schickte ihn nach Hause. Er sagte zu des Königs Sohn: “Deine Hammel haben nicht fertig gezickelt. Heute ihr eigener Vater dabei zu gebären. «Ich selbst habe keine Zeit, auf sie aufzupassen»,” hat sie zu mir gesagt.” Da sagte des Königs Sohn zu ihm: “Ist sie verrückt? Wo hat sie einen Mann gebären sehen?” Der Arme sagte zu dem Königssohn: “Wenn deine acht oder sieben Hammel zickeln, kann auch ihr Vater gebären.” Wiederum hatte dieses Mädchen den Sohn des Königs hierin geschlagen. Jetzt heiratete er jenes Mädchen. Nachdem er sie zur Frau genommen hatte, eine Woche danach, stand sie morgens auf und sah hinaus. Sie sah auf einem Wege einen Menschen mit einer Stute, hinter ihr ein Fohlen, herabgehen und einen Menschen hinaufsteigen mit einer Fuhre voll Holz. Diese beiden begegneten sich. Das Fohlen jenes erschrak vor der Fuhre von diesem und lief rückwärts und rückwärts. Der Eigentümer jener Stute rief: “Ho! Mach, dass dieses Fohlen hinter mir getrieben wird.”1226 “hinter mir lass es mich sehen”, d.h., das Fohlen soll meinen Rücken sehen. Jener Fuhrmann rief diesem zu: “Warum soll (ich) es hinter dir getrieben werden lassen (“warum soll ich es dich von hinten sehen lassen”, d.h., das Fohlen soll meinen Rücken sehen)? Meine Fuhre hat hier dieses Fohlen bekommen.” Die beiden stritten sich an diesem Ort. Der Fuhrmann sagte zum anderen: “Lass uns zum König gehen wegen eines Urteils (“zum Divan”).” Zu jenem Mädchen kamen die beiden. “He, Mädchen, ist der König zu Hause?” fragte der Fuhrmann das Mädchen. Sie antwortete: “Nein.” Er sagte: “Wo ist er hingegangen?” Sie antwortete: “Auf Schneebergen brennt Feuer. Er hat in ein Sieb gegossenes Wasser mitgenommen (“in ein Sieb gegossenes Wasser nehmend”) und ist weggegangen.” Der Fuhrmann sagte zu dem Mädchen: “Bist du verrückt? Wie kann Feuer auf Schneebergen brennen? Selbst wenn es brennt, wie kann man in ein Sieb gegossenes Wasser bis dorthin bringen?” Sie antwortete dem Fuhrmann: “Dass auf Schneebergen kein Feuer brennen kann, das weißt du; dass, selbst wenn es brennen würde, in ein Sieb gegossenes Wasser dahin zu bringen unmöglich ist, das weißt du auch. Dass deine Holzfuhre kein Fohlen aus Fleisch (und Blut) haben kann, warum weißt du das nicht? Lass das Fohlen hinter dem Besitzer des Fohlens getrieben werden, und du nimm die Fuhre und geh nach Hause,” so sagte das Mädchen zu ihm. Dieser ganzen Unterhaltung hörte der König zu. Er dachte: “Dieses Mädchen am Ende tut mir nichts Gutes. Es ist gut, sie zurück zu schicken.” Er rief seinen Sohn zu sich: “Schicke diese deine Frau zurück,” sagte er zu dem Sohne. Der sagte: “Gut, ich schicke sie zurück.” Jetzt wurde der Sohn sehr betrübt: “Wie kann ich das vom Vater Gesagte unvollzogen lassen; die so geliebte Frau, wie kann ich mich von ihr trennen?” (“sagend”), dachte der Sohn besorgt. Jene Frau sagte zu ihm: “Warum bist du betrübt? Was ist dir zugestoßen?” Er sagte: “Der Vater hat so und so zu mir gesagt. «Was soll ich tun?» (zu mir) sagend bin ich betrübt.” Das Mädchen sagte: “Es macht nichts (“es ist keine Notwendigkeit”). Schicke mich meines Weges.” Da sagte er zu der Frau: “Geh du dann hinaus aus (diesem) meinem Hause. Drei dir liebe Dinge nimm dir mit.” Da dachte sie nach (und) machte es so: Am Abend, als alles schlief, stand sie auf und machte den Wagen fertig. Es gab Pferde, die nur nach draußen gelassen wurden, um den König spazieren zu fahren. Diese Pferde spannte sie vor den Wagen. Den Königssohn und ihrer beider Bettstelle nahm sie und band sie hinten an den Wagen. Der Sohn schlief. Als das Mädchen, den Wagen raubend, fuhr, wachte der Sohn auf: “Wehe, was ist das, was du jetzt machst?” sagte er zu ihr. Sie sagte: “Du hast zu mir gesagt: Nimm drei Dinge aus meinem Hause. Hast du das nicht gesagt? Mir liebere Dinge als dich, diese Pferde, dies Bett, sind in deinem Hause nicht. Bevor ich gehe, bringe ich euch zuerst in mein Haus.” Er hat wieder verloren (“Das Seine hat wiederum nicht gewonnen”). “Gehen wir, kehren wir jetzt nach Hause zurück.” Jetzt rief der König am Morgen seinen Sohn und sagte zu ihm: “Warum hast du die Frau nicht weggeschickt? Was ist mit euch geschehen?” Er sagte: “Das ist mit uns geschehen.” Dem König brach das Herz, und er starb. Man setzte das Mädchen als Königin ein; Mann und Frau trennten sich nicht und blieben in Frieden.
- Holder of rights
 - Dadunashvili, Elguja
 
- Citation Suggestion for this Object
 - TextGrid Repository (2025). Awarische Folklore. III. Das kluge Mädchen. III. Das kluge Mädchen. Kaukasische Folklore. Dadunashvili, Elguja. https://hdl.handle.net/21.11113/4bfsb.0