127.
Buchstabe-Geist.

So soll den Dinten und Papier
Euch Gottes Wort ins Hertze schreiben?
Wie weit geht gleichwol die Begier?
Soll nun der Schall euch nur eintreiben
Die volle Lebens-Krafft/
So Gottes Geist selbst schafft/
Wie lange wollt ihr Kinder seyn/
Und nicht zum Wesen gehen ein?
[278]
Ihr spielt als wie mit Puppen-Zeug/
Schwächt selber eure Stärcke/
Bleibt immer kindisch/ zart und weich;
Meynt ihr/ daß man nicht mercke/
Euch graue vor dem Licht/
Das auß Gott hell anbricht?
Ich rath/ schließt nicht die Augen zu/
Sonst kommt ihr nicht zu voller Ruh.
Wie könnt ihr andre Seelen noch
Mit diesen Dingen plagen?
Den legt ihr auff das harte Joch/
Im Schreiben/ Lesen/ Sagen/
Daß ja an dem Geschrey
Und Schall kein Ende sey.
Ach! wenn doch in der stillen Still
Geschähe willig Gottes Will!

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TextGrid Repository (2011). Arnold, Gottfried. Gedichte. Dichtungen und spekulativ-mystische Schrift. Aus: Göttliche Liebesfunken, Erster Teil. 127. Buchstabe-Geist. 127. Buchstabe-Geist. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-FD01-4