Gott zeigt Adam das Paradies

Führt der gütestille Herr der Welten,
Ewig jung in seinem blonden Barte,
Vor das Blüheland der jungen Erde
Adam hin, den nackten braunen Knaben.
Zeigt ihm all die moosblühbunten Steine,
All die schönen Vögel, stillen Tiere,
All die weiten saftiggrünen Wiesen,
Berg und Thal und Busch und Baum und Wasser.
Alles liegt in frischer, keuscher Reine
Unterm silbergrauen hohen Himmel.
Und er spricht mit leisen Deuteworten,
Wie der Vater spricht zum kleinen Kinde,
Und er legt den Vaterarm um Adam.
Aengstlich vor dem Reichtum steht der Knabe,
Halbgebeugt vor dieser schönen Erde.
[208]
Hielt ihn nicht der Gottesarm, der linde,
Sank er nieder auf den Schooß der Keime.
Ahnung senkte ihm ins Herz der Vater.

Notes
Erstdruck in: Erlebte Gedichte, Berlin (Issleib) 1892, bzw. in: »Nemt, Frouwe, disen Kranz«. Ausgewählte Gedichte, Berlin 1894.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Gott zeigt Adam das Paradies. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3310-C