Der begossene Pudel

Schön sind Sie, mein Fräulein, und ich könnte
Stundenlang in Ihre Augen schauen,
Drüber sich die schönsten Brauen bauen,
Wenns das böse Schicksal mir vergönnte.
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Aber ach, aus Amors Gnaden bin ich
Längst gefallen; seine holden Gaben
Gönnt er jungen tanzbeflissenen Knaben,
Und im Winkel Trübsalsverse spinn ich.
Ihre schönen Augen wolln nicht sehen,
Wie ich Armer mich um Sie verzehre, –
Wenn ich jung noch und ein Schwätzer wäre,
Würde wohl die Sache besser gehen.
O, das ist betrüblich zu erfahren,
Daß man nicht mehr wie in jungen Tagen
Bloß sein Sprüchlein frech braucht herzusagen –
Weh, die Liebe rechnet nach den Jahren.
Und so will ich denn zur Seite treten
Und mich herzhaft auf die Lippen beißen:
Klirre nicht, verworfnes altes Eisen!
Höre auf zu lieben, lerne beten!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Der begossene Pudel. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-34C0-7