Der hundert und zwey und viertzigste Psalm

Ich schrey, O Herr und Gott, aus Ungedult und Schmertzen,
Ich flehe dich nur an, und schütte von dem Hertzen,
Was mich so hefftig drückt, in deinen Vater-Schooß,
Du machtest meinen Geist wohl eh von Aengsten loß.
Itzt thu ich keinen Schritt, so find ich neue Stricke,
Beruff ich mich auf Recht, so stößt man mich zurücke.
Die Flucht ist mir gesperrt. Die Seele leidet Noth,
Du bist mein Lebens-Theil, und ich bin gleichsam todt.
Ich traue ja auf dich, wie kanst du mich vergessen?
Herr, höre mein Geschrey, die Feinde, die mich pressen,
Sind mir sonst gar zu starck. Reiß doch das Band entzwey,
Das meine Seele spührt, so rühm ich deine Treu.
Und thust du mir itzt wohl, so werden alle Frommen
An mir ein Zeichen sehn, und freudig zu dir kommen.

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TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Gedichte. Geistliche Gedichte. Der hundert und zwey und viertzigste Psalm. Der hundert und zwey und viertzigste Psalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4A49-F