[46] Ein Aufathmen

1.

Grüne Tannen, bunte Blumen,
Blauer Himmel, Luft und Duft,
Silberhelle Wasser rieseln
Aus der grauen Felsenkluft.
Helle Sonnenlichter zittern
Spielend auf dem feuchten Grund,
Und der Vögel heimlich Zwitschern
Gleicht dem Wort aus liebem Mund.
Grüne Tannen – kleine Vögel,
Ach, – ihr kennt ein Zauberwort – –
Euer Rauschen, euer Zwitschern
Scheucht die alten Schmerzen fort!

[47] 2.

Wie in süßen Morgenträumen
Liegt vor mir ein kleines Haus,
Blüthenweiße Bäume strecken
Winkend ihre Äste aus.
Liebes, lang' entbehrtes Grüßen
Ist der Lerche jubelnd Lied,
Das wie klingend helles Strömen
Ob dem Haupte wirbelnd zieht.
Kleines Haus und Blüthenbäume,
Ich versteh' den Zauber nicht;
Doch er spricht zum dunklen Herzen
Und es wird d'rin wieder Licht!

[48] 3.

Fremder Menschen bunte Massen,
Fremder Sprache milder Laut,
Große Häuser, helle Straßen,
Selbst der Himmel heller schaut.
Seltsam fremd, wie nie besessen,
Klingt mir hier der Name mein,
Auch mein Herz lernt hier vergessen,
Lernt vielleicht hier glücklich sein.
[49]

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Christen, Ada. Ein Aufathmen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-51E9-1