[278] [361]Kurtzer Satyrischer Gedichte
Erstes Buch

1.
Nicht was hoch, sondern was gefällig
An seine Musa

Wo wiltu mit dem Buch, o liebste Musa hin?
Sol deine Verse dann der Drucker übersetzen?
Mit was gedenckestu den Leser zu ergetzen?
Der alle Sylben wird auff neue Wirbel ziehn.
Er mache, was er thut. Dieß ist mein Trost und Ziel,
Gefällstu ihm, so hat er ja nicht fug zu klagen:
Ob er viel Blätter müß im Lesen überschlagen:
Wo nicht, gehstu gleich auff, vertirbt mir nicht zu viel.
Ich muß es ja gestehn, wer itzt nicht spät und früh,
Bey seiner Lampen sitzt und Helden sucht zu singen,
Nach diesem fragt man nicht, wie seine Verse klingen,
Doch blobt man Seine bloß, und lieset dennoch die.

2.
Zur Lust, nicht zum Nutz
An den Leser

Du darffst dir kein Pulpet zu diesem Buche machen,
Noch in dem Zimmer es bedachtsam übersehn:
Denn ist es rechte Zeit, die Blätter umbzudrehn,
Wenn du bey Tische sitzst und trinckst und pflegst zu lachen.
[361]

3.
Warte deines Ambts
An einen spitzfindigen Schul Fuchs

Ich bin dir wol nicht gram, daß du die Löcher siehst,
Auff denen Eurus läst verfaulte Winde streichen,
Wann der Calfactor dir die Ruthe pflegt zu reichen,
Die deine Wonn und Lust und Cron und Zepter ist.
Du magst die Lection aus der lateinschen Kunst,
Den Schülern auff der Banck mit grünen Bircken schlagen,
Und durch die Classes sie ihr Cujus partis fragen:
Wo du was weiters thust, so ist dein Thun umbsonst.
Man sagt, daß Aleph dir und Gimmel sey bekannt,
Daß du viel Grecken solst von dem Homerus wißen,
Die Verse lauffen dir auff ihren eignen Füßen,
Und haben beßre Wort als Lehren und Verstand.
Kein Priester kan zuerst auff seiner Cantzel stehn,
Kein Glöckner stirbt, kein Herr hat etwas unterfangen,
Wenn es des Doctors Magd selbst übel ist gegangen,
So muß mit Versen dir dein Weib zum Drucker gehn.
Was dein Latein betrifft, so gönn ich gleichfalls dir,
Daß du die phrases kanst in deine Scripta bringen,
Die dorte Plautus wäscht, hier Flaccus weiß zu singen,
Und was der Römsche Marckt den Krämern leget für.
Nur dieses bitt ich dich, laß deine Sichel nicht
In Andrer Erndte gehn: nicht Andern Grund begrasen,
Ich kenne deinen Witz: und was mit krummer Nasen
Der Herr Magister thut, ist auch der Knaben Pflicht.
Denn wo auch diß die Hand aus deinem Barthe streicht,
Und du dich unterstehst mich seitwerts anzustechen,
So laß mich unverklagt, wenn ich mich werde rächen:
Nein: Eule glaub es nicht, daß dir der Reiger weicht.

4.
Was verdeckt, laß unauffgedeckt
Von einer Nacht Schirben, in deren Boden ein Spiegel gewesen, welchen Amandus seiner Pulcheria geschickt

Der in die Schirben du den Spiegel hast gebracht,
Wenn du ja sehen wilt den Ort, daraus du kommen, [362] So hättestu dis Werck dir beßer vorgenommen,
Wenn du dein Antlitz selbst dafür hineingemacht.

5.
Der Mensch reucht nach dem Tode
An die Balsamirte Humande

Der Staub aus Cypern muß auff deine Haare schneyn,
Und alles nach Zibeth an deinen Kleidern schmecken:
Es pflegt, indem du gehst, umb dich ein Dampff zu seyn,
Den nicht der Nebel kan an Moschus Reh erwecken.
Man sieht, daß deine Hand Pomamber Kugeln trägt,
Und daß die Wangen dir wie frische Rosen blühen,
Wenn ihres Purpurs Schein die Schmincke drüber legt,
So fangen wie Corall die Lippen an zu glüen:
Das Wasser, welches früh aus deinem Becken fleust:
Reucht nach Pariß, die Seiff ist von Venedig kommen:
Die Kohlen schmeltzen dir, was der Chineser geust,
Und die Pastillen sind aus Spanien geschwommen.
Ich weiß nicht, was es hilfft, Humande, deine Zier,
Wiewol [du] deinen Leib mit Balsam hast bestrichen,
Dann gienge gleich dein Ruff den besten Salben für,
Doch wirstu immer zu nach einem Todten riechen.

7.
Gelegenheit macht Schälcke
An einen guten Mann, der seine Frau jährlich ins Warme Bad geschickt

Der Lentz tritt wieder ein: Auch deine Frau die nimmt
Ihr numehr wieder vor auff Hirschberg zu zu reisen:
Es ist wie ihr Geding. Die Wiege wird es weisen,
Was Sie allda verbracht, nachdem sie wieder kömmt:
Und wenn sie frömmer wär, als ie Sybilla war,
Die dem Pompilius das theure Buch verlaßen:
Doch kan sie in dem Bad auch blinde Flammen faßen,
Und stehet wegen Glutt im Waßer in Gefahr.
Nu Stangen trägt dis Thier, davon man nennt die Bahn,
Und wer sieht diesen Leib hier unterm Brunnen spielen
Der nicht zum minsten solt auch ein Geweihlein fühlen,
Denn beyde sind zu viel, und gehn euch Männer an.
[363]

13.
Wol liegen, macht wol leben
An Seinen Freund

Mein Freund, was vor ein Geist wil dir nach Hoffe ruffen?
Dahin sonst keiner kommt, der nicht dein Handwerck fleucht?
Du bist arm, wie wiltu dir die Befehl erhoffen,
Wann nicht der Cantzelist vergoldte Becher reucht?
Du bist deutsch: niemand wird vor dich den Wirth betrügen
Wenn du nicht wilt nach Rauch mit ihm zu Marckte gehn.
Du bist treu: Was wiltu von gutten Leüten lügen,
Wenn der Fiscal sie heist auff Gutt und Leben stehn?
Du bist fromm. Kanstu auch die Seel an Nagel hencken,
Wenn von dem Eyde dich der Pater loßgemacht?
Du bist keusch: Wird die Frau den Herren wollen lencken,
Wann ihr dein Styl auch nicht ein Abschrifft vorgebracht?
Du bist karg: Wie wiltu bey Gunst und Gelde bleiben,
Wann nicht der Parasit mit dir zu Tische sitzt?
Du bist plumb: Wie wirstu die Sache sicher treiben,
Wann auch des Nachbarn Kind auff deine Worte spitzt?
Mein Freund, wo du der bist, und ich dich habe troffen,
So stelle deine Reiß auff solche Farben ein:
Und giengen diese hin, laß diß dir abwerts ruffen:
Man sagt, als wann du schwartz zu Hoffe soltest seyn.

14.
Eines vom andern
Wallsteinischer Auffruhr

Im Hause wil der Troß, der Haubtmann in der Stadt,
Der Oberst in dem Land, als bald sie es bekrochen:
Dein Herr und Kayser seyn an Macht, Gewalt und That:
Wie sol der Feldherr denn ihm auch nicht Kronen suchen?

15.
Tugend der beste Handel
Der Hochtrabende Kauffmann

Es ist mit mir ja schlecht, als wie du siehst, bestallt,
Weil meine Gütter gantz in Staub und Asche liegen,
Doch hab ich freyen Muth und kan mich hoch vergnügen,
Daß Fama meinen Ruhm auff deutschen Cymbeln schallt.
Du aber handelst starck: Die Fuhrleut umb und an,
Führn deinen Glauben her in Centner schweren Säcken,
[364]
Die Wechsel müßen sich durch gantz Europa strecken,
Das Geld wird Viertel Weiß in seinen Ort gethan.
Dis bistu: jenes ich: wie treffen wir denn ein,
Ich sol zu Fuße gehn, du fährst mit schönen Pferden,
Doch glaub es, was ich bin, das kanstu nimmer werden:
Was du bist, dieses kan mein Knecht und mehr noch seyn.

16.
Durch dieses ein anders
An die Publiculta, als sie ihre Fenster verhangen

Der Vorhang, der den Tag von Fenstern heißet gehn,
So daß er, wie er ist, nicht darff ins Zimmer sehen,
Der ruffet denen zu, die auff dem Platze stehn,
Kommt, Publiculta sucht das Bettuch umbzudrehen.

20.
Das Blat ist befleckt, nicht das Leben
An den Leser

Nicht zürne, wo das Saltz dich in die Augen beißt,
O Leser, das du wirst umb diese Blätter lesen:
Wann meine Musa dich als wie mit Fingern weist,
Dann treff ich auff mein Ziel, da ist sie recht genesen.
Und wo du sonsten siehst, daß etwann das Papier
Die Fächer aufgedeckt, umb die die Buhler bitten:
So theile, wie du pflegst, die Laster nicht mit mir,
Die Reime, die sind mein, und deine sind die Sitten.

22.
Aus der Tracht, der Stand
Der alte Juncker Hanreh

Der Hutt steigt wie ein Thurn vom Schädel in die Höh,
Auff welchen dir der Kranch drey Federn hat geliehen:
Man sieht die Wangen ab des Bartes Püsche ziehen,
Der voller Zapffen hängt und grauer ist als Schnee.
Der Kragen umb den Hals kennt keine Stärcke nicht,
Schwimmt auff der Kappen her, wie die Magister tragen:
Das andre Schweitzer Kleid ist um und um beschlagen,
Weil es die Trauffe färbt und Kammerlauge bricht.
Zun Knochen hastu dir von Filtz ein Haus gebaut,
Die du biß oben an mit Betten hast verbunden:
Wenn auff der Radwer du dich drauff zu uns gefunden,
Liegt vorn und hinten Heu, daß man nichts von dir schaut.
[365]
Mein lieber Ritters Mann, wie seltsam bist doch du:
Ob der Sulpitia dein junges Weib zu gleichen,
Wird doch der Titul nicht des Hanrehs von dir weichen,
Wie fromm sie scheint und ist: Die Tracht macht dich darzu.

23.
Es helffe, was da kan
Kühschatzung

Es wäre bald geschehn, als um den Oder Port
Auch in das Steuerbuch die Kühe man genommen,
So brüllten sie weit aus (So kam Europa fort.)
Ach daß doch über See ein Ochse wolte kommen.

24.
Die Herren schlüßen, die Bauern büßen
Ein anders

Der Kühe Zoll ist schlecht. Der du es auffgebracht,
Daß man den Anschlag hat auff unser Vieh gemacht:
Die Esel hätten dir was beßers eingetragen,
Im Fall du deiner Zunfft die Schatzung zugeschlagen.

25.
Hölle oder Heller
Ungleiche Heurath, des jungen Floridons und der alten Hecate

Die Erd ist nicht so kalt, wann sie der Winter drückt,
Als der verschrumpne Leib, an dem du dich wilt wärmen:
Man sieht nicht umb ein Aaß so viele Wespen schwärmen,
Als Flöhe von ihr ziehn, wenn sie den Buckel rückt.
Kein Beinhauß blecket so, wie ihre Knochen stehn,
Die dis Gerippe hier hat unterm Rocke liegen:
Kein Fluß führt so viel Eyß, als du dort wirst bekriegen,
Woraus bey andern sonst die Wärmbde pflegt zu gehn.
Mein Bruder, setzt dir dann der böse Feind so zu,
Und wilst ohn allen Danck hin auff den Teppicht treten,
Wirstu den Drachen nicht von alten Thalern beten,
So bethe, daß du stracks mögst kommen zu der Ruh.

26.
Verse mit Fersen
An einen Poeten

Was wil der Grafe dich mit Lorbern erst begraben?
Du kommst ja nirgend hin, alldar auch nicht ein Kind
Von deinen Versen sagt, die recht poëtisch sind,
Denn die bestehen ja die Händ und Füße haben.
[366]

29.
Wer die Hertzen hat, hat alles
Ungetreue Räthe

Ihr gebet unser Volck bey Euern Herren an,
Das an den Steuren sich längst arm und kranck gegeben,
Wann ihr nichts weiters wüst bey Ihnen zu erheben,
Als ob es ie Gewalt der Majestät gethan.
Wann ihr die Obrigkeit dann so verhast gemacht,
Daß Sie ohn Schrecken nicht die Unterthanen nennen,
Erweckt ihr ärgre Noth als die mit Stöhrn und Brennen
Ihr eignes Land durchaus verheert und umgebracht.
Ihr Fürsten, denen Gott das heilge Schwerd befiehlt,
Ach last die Leute gehn, die ohne Degen schlaffen;
Nehmt solche Diener für, die so bloß draün zu straffen,
Denn er beleidigt auch, der euch die Hertzen stiehlt.

30.
Wie die Sünde, so die Straffe
An Oppanum

Als auff Patroclus Stuhl Oppanus wolte kreisten,
Und über der Geburth fieng mühsam an zu seyn,
Fleucht eine Wespe zu, und setzt den Stachel ein
Ans Jungfern liebe Ding und wil ihm Beystand leisten.
Der Stich ist voller Gifft. Was aber anzustellen?
Mein Freund du must zu dir den krancken Stachel ziehn.
Die Wesp' ist Nemesis. Dann dencke, daß vorhin
Auch manche Wunde must umb seinetwillen schwellen.

31.
Die kleine Welt, das kleine Vaterland
Landsmannschafft

Die zwischen innen dort ein junges Mensch erkannt,
Und hin in ihren Schoos mit ihren Händen reißen,
Kan ich als Landsleut euch ihr Spieß Gesellen weisen,
Denn schauet, beyde ziehn hin in ihr Vaterland.

32.
Ehrsucht nechster Todtengräber
Wallsteinischer Tod

Der alles wust allein, was er durch andre that,
Und zwar von Friedland kam, doch Krieg und Streit erhaben:
Liegt ohne Titul dar. Fragstu, wer ihn begraben?
Deutsch weiß ich's nicht, sonst heist es la raison d'Estat.
[367]

33.
Nicht dich, sondern das Deine
Erbschafft suchende

Der heute zu dir kam, und gestern bey dir saß,
Und in der Kranckheit dich auch morgen wil besuchen;
Den hat dein Haab und Gutt von weitem angeruchen;
Dann schau er ist ein Aar, und wartet auff ein Aaß.

35.
An einen Gläser Freund
Wahr reden, und gerne trincken steht einem Deutschen wol an

Wann uns der kühle Wein die dürren Lippen netzt,
Und man die Zunge sieht im goldnen Bade schwimmen,
Und jeder seine Wort aus freyem Hertzen setzt,
So läst auch deine Treu der Freundschafft Lunten glimmen.
Jedoch wann Schlaff und Rausch aus Haubt und Augen gehn,
So ist es bey dem Trunck ohn Hertz und Hand geschehen:
Laß deine Freundschafft auch bey nüchterm Munde sehn,
Sonst steht es übel an: Viel sagen, nichts gestehen.

36.
Auff einen Politicum
Beleidige nicht, die sich rächen

Wann man Poeten sol in Vogel Haüser jagen,
Die das gemeine Volck durch ihre Hechel ziehn,
Auff was vor Saulen dann henckt man die Vögel hin?
Die so viel Schand und List von grossen Herren sagen?

37.
Auff einen Anti-Machiavellisten
Zum Hüten, nicht zum wüten

Wo dir der von Florentz ein Gottes Lästrer ist,
Der so viel Ränck' und List im Herrschen auffgeschrieben,
Wie wird dem, der getaufft, der seine Lehr erkiest:
Die grösten sind: die, was er hat geschrieben, üben.

39.
Peruque
Erinnerung der Sterblichkeit

Der etwan schon verfault hat dir sein Haar geliehn,
Er wird dich bey dem Ohr, in dem du schläffest, ziehn:
Und dich durch seinen Tod auch deinen Hintritt lehren,
Doch köntest du davor der Glatzen Predigt hören.
[368]

40.
Auff einen vornehmen Hosen Klecker
Unten wie oben

Der zwischen Harn und Koth in seinem Sode liegt,
Und täglich also lebt, als wie er war gebohren,
Hat eine schwere Zung, in dem er trinckt, gekriegt,
Drumb hat zu plappern ihm der Unterbauch erkohren.

43.
An den Hoffmann, wie er die Freyheit erlangen könne
Überwinde dich

Du suchest Netz und Strick und wünschest frey zu seyn,
Im Fall es ja dein Ernst wil ich dir Mittel sagen:
Gib den Begierden nicht zu viel im Hertzen ein,
Die sonsten immer zu nach höhern Aemtern fragen.
Verschlag dir nicht die Gunst, die dir dein Herr erweist,
Und gehe nüchtern umb mit seinem Schluß und Willen:
Laß den erkaufften Geitz, wie recht er es auch heist,
An armer Leute Gutt nicht seinen Hunger stillen.
Mach' nicht aus deinem Schloß ein Kauffhaus derer Waar,
Die abzuwägen ist in des Gewissens Schaalen:
Bewahre deinen Eyd, was böser Leute Schaar
Dir vor verdammten Rauch wil vor die Augen mahlen.
Steig auch nicht gar zu hoch in deines Herren Gunst,
Denn ihre Gnade führt die allerschwersten Keten:
Und bau nicht gar zu viel auff deine Treu und Kunst,
Wer weiß, weil du hier sitzst, wer vor dich hat gebethen.
Hast du die Macht in dir, die Macht, die du itzt hast,
Aus ungefärbter Pflicht ohn Nachtheil zu begeben,
So wirstu täglich seyn der Freyheit liebster Gast,
Und kanst viel freyer noch als selbst dein König leben.

44.
Unversehener Poßen
Löbliche Cameradschafft

Als Cynthia ihr Thier im goldnen Kettlein hielt,
Das unser Deutsche nennt vom Horn und von der Eichen,
Nahm es ihr Buhler ihr, und wolt es freundlich streichen,
Und nennt es schön und werth von ihrer Huld erfüllt.
Als er sich bückt und küst aus Demuth ihre Schuh,
Fährt ihm der Käffer auff, wie fest er zugeschlossen,
[369]
Drein springt der kleine Narr, und reist ihm diesen Possen,
Was schämstu dich [?] dis Thier spricht seinem Bruder zu.

45.
An Calvinum
Als ihm die Peruque entfallen.
Eine Schande deckt die andre

Was greiffstu nach dem Kopff? er steht noch zwischen Ohren?
Ists eine Schande dann die kahle Platte sehn?
Nein. Weil der Wind ein Theil wil wiederum verwehn.
Denkstu das Haupt geht drauff, das du vor halb verlohren.

46.
Fürsten Tag
Nicht ohne Beding

Es wird ein Fürstentag den letzten dieses seyn,
Auff dem ein ieder Stand sol seinen Dienst erweisen:
Ihr Herren, was wollt ihr erst hin nach Breßlau reisen?
Sprecht nur zu Hause Ja, es trägt euch vielmehr ein.

48.
Vergängliche Poeten
Ie herber, ie lieblicher

Es ist kein Wunder nicht, daß faule Motten kommen,
Und richten dann ein Mahl aus euern Versen zu:
Ihr last des Lesers Ohr doch gar zu sehr zur Ruh,
Der Sinn verliert das Buch, eh' es die Hand genommen.
Als lang am Himmel sich die goldnen Sphären waltzen,
So lange wird ein Blat durch kluge Hände gehn,
Auff welchem so viel Wort als süsse Stacheln stehn,
Fragt ihr, an was es fehlt? Ihr müst die Verse saltzen.

50.
An den Leser
Ein gut Gewißen darff nicht verbleichen

Mein Griffel ziehet hier die stachlicht' Arbeit ein:
Denn das lateinsche L wird iedes Buch beschließen.
Wo Momus drüber wird die schwartze Galle gießen:
Sol es ihm umgekehrt ein Griechsches Γ seyn:
Du aber solst dadurch, wie durch ein Winckel Scheid,
Im Schrancken, lieber Freund, der starcken Tugend stehen:
Auff Laster laß ich bloß des Grieffels Schärffe gehen,
Nicht ich, es hat hiervon dein Leben dich befreit.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. Kurtzer Satyrischer Gedichte Erstes Buch. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5B9E-0