Daniel von Czepko
Gegen Lage der Eitelkeit
Von der Eitelkeit zur Warheit

[11] 1.
Such in Dir,
Du kommst für
An das Gemüthe

Auff Seel, auff, auff! was machst du in der Welt?
Allhier ist dir noch Lust, noch Trost bestellt:
Geh immer fort, biß du den Himmel funden,
Brich durch die Zeit, in die du bist gebunden.
Es eilt ja all's auff seinen Ruhort zu:
Der Mensch sieht selbst im Leben nichts als Ruh:
In Gott ist Ruh und in der Ruh das Leben,
Nach welchem wir voll Geist und Glauben streben.
Du siehst ja selbst, sol Gott dein Leben seyn,
Und lebst ohn ihn, bist du in Todes Pein:
Erkenne doch den Quall, den ew'gen Bronnen,
Ohn den nichts ist und alles draus geronnen.
Was suchst du nun? Die Erd' ist Welt, ist Wind,
ist Sand, ist Sturm, wo man nicht Ruhe findt:
Nihm nichts von ihr, im fall du Ruh erkohren,
So viel du nihmst, so viel hast du verlohren.
[11]
Versammle dich, ergieb dich Gott allein,
So bleibst du dir, und kanst dein eigen seyn:
Weichst du in dich, wird sich die Seel erheben,
Und diesen Leib mit Herrligkeit umbgeben.
Drumb auff, o Seel, erkennst du, wer du bist,
Und siehst in dich, ich weiß, daß du vergist:
Ob zwischen dir (:wer aber wil es gründen:)
Ein Unterscheid und zwischen Gott zu finden.

2.
Ein schlechter Unterscheid
Der Welt Kinder Spiel

Die Kinder reiten her auff Stecken: Wir auff Pferden!
Die Kinder schlagen aus den Ball: Wir die Beschwerden!
Die Kinder treiben umb das Hörnlein: Uns der Wahn:
Die Kinder gehn auffs Eyß: Wir auff der Wollust Bahn!
Die Kinder laßen loß den Drachen: Wir die Sinnen!
Die Kinder ziehn den Mönch: Uns allerhand Beginnen!
Die Kinder halten hoch die Gläser: Wir das Geld!
Die Kinder brauchen Kaul und Kegel: Wir die Welt!
Die Kinder hängen Stroh an sich: Wir goldne Stücke!
Die Kinder schockeln sich am Kloben: Wir am Glücke!
Die Kinder steiffen sich auf Steltzen: Wir auff Gunst!
Die Kinder schwellen an die Blasen: Uns die Kunst!
Die Kinder schlagen sich umb Nüße: Wir umb Ehre!
Die Kinder macht der Ring verwirrt: Uns böse Lehre!
Die Kinder jagt vom Platz ein Schreckbild: Uns der Tod!
Wer spricht, er ist kein Kind, der ist der Kinder Spott!

3.
Das gewißeste unter allen ungewißesten ist der Todt
An die Stern-Frager

Was fragst du umb die Stund, und umb den Augenblick,
Ja umb des Himmels Höh' und um der Erden Breite:
Was sol der Gleichstrich dir? Der Sonnen-Wende Seite:
Der Sternen Wechsel Stand, das Rädlein vom Gelück.
[12]
Umbsonst quartierest du in die zwölff Haüser ein
Die Herrscher der Geburt: Umbsonst suchst du die Wercke,
Der Zeichen Fall und Gang, der Lichter Schwäch und Stärcke:
Und ihren dritt- und vierdt- und sechsten Angelschein.
Wann den Gebuhrts Stamm du darauff von Jahr auff Jahr
Dem Himmel nachgewaltzt, und iede Stellung funden,
Was hast du denn davon? O Mensch, kaum einer Stunden:
Ja zwischen dem ein Blick kaum ist und seiner Baar.
Ich wil ein andre Kunst, die aus dem ersten Blick
In diesem Leben fleußt, dich lehrn, die heist: Wol sterben.
Dis Thema nihm in acht: Wo du nicht wilst verterben,
In jenem findest du den Tod, in diesem Glück.

4.
Leben aus dem Tod,
An den Todt

O Todt, als ich dich recht, als wie ich sol, erkannt:
Heiß ich dich allezeit mein neugebohrnes Leben:
Ich wüste nicht, nach was ein Hertze solte streben,
Im fall es nicht sein Thun auff diesen Port gewanndt:
Wir stehen in Gefahr, wann wir auff diese Thür,
Die zu dem Leben geht nicht schicken unsre Sinnen,
Wol dem, der zu der Post den Schlüßel kan beginnen:
Ich lebte nicht, lebt' ich, o Tod, ohn dich allhier.
Ein Angst ohn alles Endt, ein ew'ge Müh' ohn Ruh
Ist ohn den seelgen Tausch, das Leben, drum wir werben:
Wir müßen aber vor, eh' als wir sterben, sterben,
Dann vor dem Tode kommt man bloß dem Tode zu.

5.
Aus eigner Verachtung, rechte Ehre
Über Menschliche Bewegungen

Es ist umbsonst, o Mensch, darnach du so wilst rennen,
Hör, ob ich es erkannt, ich wil dein thun dir nennen:
Die Ehre, die du suchst, ist Rauch, die Kunst ist Wind,
Und die Begier ist Glutt, die dich so sehr entzündt.
[13]
Du Bild der Eitelkeit, auff was wilstu wol trauen?
Wilt du auff diesen Grund dein Thun und Wesen bauen?
Im Fall die freche Glutt die Sinnen dir verzehrt,
Der scharffe Rauch dich blendt, der falsche Wind verkehrt.
Kanstu mit Billigkeit und Recht dich nicht beklagen?
Aus deinem Wünschen bloß entspringen diese Plagen:
Ists nicht, daß der Begier du dich so gantz ergiebst,
So geitzig thust nach Kunst, so eyfrig Ehre liebst.
Seit Ehren, Kunst, Begier dich bracht in ihren Orden,
Bist du darüber auch Wind, Rauch und Feuer worden:
Doch nihmst du nur aus dir, o Mensch, ists nicht umbsonst,
Die du auff Erden suchst, Ehr und Begier und Kunst.
Du Strahl der Ewigkeit kanstu zurücke gehen,
Wird deine Glutt, dein Rauch, dein Wind gar wol bestehen.
Glut sey des Glaubens Krafft, Wind, der sie feuert an,
Des Geistes Sanfftigkeit, Rauch, des Gebethes Bahn.
Und wann die Hoffnung drauff die Bahn wird wegsam machen,
Die Liebe sanffte wehn: Der Glauben kräftig krachen:
So wird aus Rauch die Ehr, aus Feuer die Begier,
Und aus dem Winde sich die Kunst erst machen für.
Die Kunst ist einig seyn: Die Ehr ist Gott erkennen,
Begier, in Ewigkeit in seiner Liebe brennen.

6.
Durch Irrthum zur Warheit
Über menschliche Bemühung

Ich habe mein Gemüth' auff manche Kunst gewandt,
Auff manches Thun gelegt mein Arbeit und Verstand:
Das Licht der Welt hat mir die Bücher, wenn es kommen,
Gegeben in die Hand und wieder draus genommen.
Kein Fleiß hat mir gefehlt: zu Rom und zu Athen,
Kont' als ihr Bürger ich, selbst hin und wieder gehn:
Ich hab' aus großer Huld des Himmels viel geschrieben,
Mich in der Heimlichkeit der Weißheit können üben:
[14]
Getreten zum Gestirn, erforscht, was Tag und Nacht
In Cörpern über uns zu ihrem Wechsel bracht.
Die Thür' stund mir zu Kriegs- und Friedens Diensten offen,
Fragt ihr, was ich zuletzt in diesen angetroffen?
Ich hab', o großes Heil! Den Irrthum so erkannt,
Wist aber, daß zunechst bey ihm die Wahrheit stand.

7.
Jugend trachte nach Tugend!
An ein Kind der Welt

Du Kind der Welt, erkenne deine Plagen,
Die Sinnen, die dich schützen und verjagen:
Denn was du suchst Lust, Ehre Gut und Geld,
Dis ist ein Trost, der selbst sich quält und fällt,
Du Kind der Welt.
Ein Rauch und Traum ist sonst dein Wolbehagen,
Der eitle Wind pflegt es stracks zu verjagen,
Und dich darzu: So schlecht ist es bestellt,
Drumb eile fort, die Tugend sey dein Zelt,
Du Kind der Welt.
Drumb auff und komm der Tugend nachzujagen,
Die Tugend ist, wiltu recht nach ihr fragen,
Ein fester Thurm, den keine Macht zerschellt,
Ein Kriegs Mann, welcher siegt und allzeit Platz behält.
Du Kind der Welt.

8.
Von dem eusern zum innern
An den Frühling

Der Frühling stellt sich ein, des Jahres Blüth und Glantz,
Mein Sinn, schau was geschieht, Hab acht auff deine Schantz:
Itzt steigt die Sonn empor: Erwecke dein Gemüthe,
Das Vieh verläst den Stall: Geh' aus des Leibes Hütte.
Das Dorff kommt auff das Feld: Zeuch in die Sinnen ein,
Das Graß verläst der Reiff, verlaß der Wollust Schein.
Die Vogel stimmen an: Du sollst die Zunge binden,
Die Berge schleyrn sich ab vom Schnee: Du von den Sünden.
[15]
Im fall du dieses thust, und zier'st was in dir ist,
Und hast der Seelen Lentz in diesem auserkiest:
Daß Sonne, Vieh und Dorff, Graß, Vogel, Berg inngleichen
Gemüthe Leib und Sinnlust, Zung und Hertz erweichen.
So ist es wol gethan. Was wol vor Gaben Schaar
Bringt solcher Frühling nicht in unser Lebens-Jahr.

9.
Haüser, Bücher, Waffen, laßen selten schlaffen
Wie eitel es umb groß in der Welt zu werden, sey

Was suchst du Mächtiger, umb großes Lob zu haben,
Biß Himmel an zu baun, biß Höllen ab zu graben?
Umbsonst. Egypten bringt die Saülen in die Lufft,
Rhodis sein Sonnenbild: Mausolus seine Grufft,
Und sagen dir: Umbsonst! Die großen Wunderwercke
Schreyn deine Arbeit an, und lachen deiner Stärcke.
Gelehrter! Wie daß du dich also sehr bemühst,
Vom Zustand aller Welt viel schreibest, redst, und siehst.
Nur auch umbsonst! Das Gifft wird Sacraten dir weisen,
Das Bad den Seneca, den Cicero das Eysen:
Die sagen: daß, wie scharff und spitzig ihr Verstand,
Sie, wie die Welt denn lohnt, was spitzigers erkannt.
Was wilt du, Siegender, dich trotzig unterwinden,
Der gantzen Welt das Joch und dein Lob anzubinden?
Umbsonst! Der Grieche bringt den Alexander für:
Den Cæsar zeigt sein Rom, die Persen ihren Cyr,
Es sagen auch: Umbsonst! die mächtigen Monarchen:
Ihr Grab zeigt deines dir, in dem du aus kanst schnarchen.
Sey mächtig, sey gelehrt, sey siegreich: Mensch, umbsonst,
Dein Schloß, dein Witz, dein Harnsch, ist Rauch, ist Dampff, ist Dunst.
[16]
Wer in ihm selber wohnt, sich selber kan ergründen,
Sein Hertze selber weiß in Ihm zu überwinden:
Ist mächtig, ist gelehrt, ist siegreich umb und an,
Und hat vielmehr verbracht, als der voll Stolz und Wahn
Die Lufft erfüllen wil durch felsichte Paläste,
Durch Bücher alle Welt, durch Krieg die Himmels Feste.

10.
Gold macht große Schuld
An das Gold

O Gold, daß du so hoch bist in der Welt geacht,
Nicht, weil dir Gütt und Recht muß knien zu den Füßen,
Nicht, weil die Welt du kanst in strenge Dienste schlüßen,
Nur, weil du aus der Höll' hab ich dein Thun verlacht.
Die Welt steigt in die Erd, erhebt, was sie versenckt
Und uns hinunter stößt: Der Felsen Eingeweide
Und ihr vergifftes Marck führt uns zum steten Leide:
Zur Freyheit, die uns druckt, zur Wolfarth, die uns kränckt.
Drumb Gold, wer dich nur hat, dem fehlt denn nichts als du,
Er kan ohn alle Scheu, was er begehrt, erreichen:
Doch sage mir, wie daß du also must erbleichen?
Ich fürchte mich so sehr, denn niemand läst mir Ruh.

11.
Aus dem Finsternüß das Licht
Von Müh' und Unbestand menschlichen Lebens
Sechstine

Wann ich seh' in mir an das große Rund der Welt,
Erblick ich in der erst ein ungestümes Meer:
Dis hat gantz überwölckt des Irrthums finstre Nacht,
Denn reißt mich mit ihm fort der Eitelkeiten Lauff:
Ich irr' und tapp' und seh', und finde doch kein Licht;
Kein andrer Port ist dar als der versehne Tod.
[17]
In seinem Köcher hat mehr Pfeile dieser Todt,
Als Sonnenstaub durchzeucht die Kugel dieser Welt:
Als Wellen wirfft und bricht das unbepfählte Meer:
Als Sterne Luna führt, wann Sie bekrönt die Nacht:
Als Blick' in ihm beschleust der Zeiten strenger Lauff:
Als Strahlen aus ihm giebt des grossen Himmels Licht,
Ich sehe wie im Traum zwar offt der Wahrheit Licht,
Wann mein Gemüth und Hertz entfinstert ie der Tod:
Offt wird mir sehr verhast die arge Lust der Welt:
In dem die Ruh bemahlt und stillt das tobe Meer:
Offt brech ich durch den Schlaff, und steig aus tieffer Nacht,
Ja brenne, Himmel an zu nehmen meinen Lauff:
Bald aber wird gehemmt der Tugend strenge Lauff:
Und ich bin gantz verführt und seh' ein frembdes Licht,
Wann seine Furcht erweckt der langsam schnelle Tod:
Mein Hertze geht nach Lust so wieder in die Welt,
Wird hin und her gejagt durch offnes Sorgen Meer;
Deckt über seinen Fall das Segel stiller Nacht.
Wann du in Zirckeln zehlst die Sterne bey der Nacht,
Wann du zurücke bringst der Jahre schnellen Lauff,
Wann du vom Gläntzen treibst der Sonnen helles Licht:
Wann du im Tode selbst kanst singen weg den Tod,
Wann du ohn Wind und Lufft wirst sehn den Ball der Wellt,
Wirstu von sturm und fall befreyt sein und dein Meer.
Wann ohne Schiffbruch du wilt segeln durch das Meer,
O Mensch! so reiße dich aus der verstockten Nacht,
Inngleichen Winckelschnur erhebe deinen Lauff,
Biß du erblicken kanst der Gottheit klares Licht,
Dann führst du im Triumph durch einen freyen Tod,
Den Tod, das Licht, den Lauff, die Nacht, das Meer, die Welt.
Sonst nimmt die Welt dein Lob, dein Haab und Gut das Meer,
Dein Leben selbst der Tod, dein Herrlichseyn die Nacht,
Dein blinder Wahn das Licht, die Eitelkeit den Lauff.

[18] 12.
Aus dem Leibe die Seele,
Und aus der Seelen Gott
An den Menschen

Ich will dich, folge mir, o Mensch in Himmel führen,
Erkenne dich nur selbst, Gott wird dein Hertze rühren,
Du bist das, was du bist: die Ewig' Ewigkeit
Wird inner dir geeint, wird außer dir gezweyt.
Wann sich die Seel erkennt. Du bist dir dein selbst Wesen,
Die Seele hat ihr Gott, Gott ihm die Seel erlesen:
Sie, die nu ewig ist, schleust sich in Cörper ein,
Wil in ihm offenbar, erkannt und sichtbar seyn.
Durch Leben kam der Leib: das Leben durch die Sinnen,
Die Sinnen durch Verstand: durch Glauben er gewinnen:
Die Seele, die beschaut sich in ihm, er in ihr,
Sie in durchlauchtem Glantz, Er in verklärter Zier.
Wann sich der Leib erkennt. Du darffst nicht weiter fragen,
Und dieses frage dich, sonst kan dirs niemand sagen.

13.
Unglück prüfet das Gemüthe
Von der Tugend

Je mehr du Würtze reibst, ie lieblicher sie schmeckt:
Je mehr du Feuer störst, ie weiter es sich streckt:
Je mehr das Schiff beschwert, ie sicherer es geht;
Je mehr der Baum geprest, ie ruhiger er steht;
Je mehr man Eysen braucht; ie mehr blinckt es herfür:
Je mehr man Silber schmeltzt; ie mehr gläntzt seine Zier.
So ist die Tugend auch, ie mehr man sie wil neiden,
Je mächtiger sie wird, und stärckt sich durch ihr Leiden.

14.
Aus dem Schatten zum Wesen
An den Schatten

Wo sich dem Leib iemals der Schatten wiedersetzt:
Wo vor der Seelen sich der Leib bewährter schätzt;
Wo in der Seele Gott das schlechste schaffen kan,
So klag' ich Schatten, Leib und Seele billich an.
[19]
Nu schafft die Seele Gott das allerschlechste nicht;
Nu ists, daß nicht der Leib der Seelen wieder spricht:
Nu kan vom Leibe nicht der Schatten trennen sich
Drumb ist nicht Schatten, Leib und Seele wieder mich.
Weil Gott die edle Seel aus seinem Athem schafft,
Und weil die Seel im Leib erweiset ihre Krafft:
Weil er der Leib von sich den Schatten wirfft und giebt,
Wird Schatten Leib und Seel ohn Gott ja nicht beliebt.
Drumb wo der Schatten ist zum Leibe stets gekehrt,
Wo ob der Seelen sich der Leib niemals beschwert:
Und wo die Seele strebt und suchet Gott allein,
Muß Schatten, Leib und Seel in sich beständig seyn.
Und so steht unser Gott zur Seelen stets gewandt,
So wircket in dem Leib die Seel ohn Wiederstand:
So wirfft von sich der Leib den Schatten auff sein Ziel,
Daß Seele, Schatten, Leib mit Gott das beste wil.
O Seel ergieb dich Gott, und leide seine Macht,
O Leib nihm den Befehl der Seelen stets in Acht:
O Schatten tritt dem Leib in solchem Lichte bey,
Daß Gottes Seel und Leib und Schatten eigen sey.
Weil ja die Seel aus Gott den rechten Ursprung nimmt,
Weil in den Leib die Seel ohn alles Mittel kömmt:
Weil aus dem Leibe fällt der Schatten auff die Erd,
Ist billich Schatten, Leib und Seel zu Gott gekehrt.
Drumb sei der Schatten bloß zum Leibe frey gewand,
Drumb hat ohn Unterlaß der Leib die Seel erkannt:
Drum geh' in Gott die Seel, auff daß in Einem drey
Vereinigt Seel und Leib und Schatten ewig sey.

15.
Wende dich zum Beständigen
An die Eitelkeit

Der Waßer Blast der geht im Tropffen Falle fort,
Die Tropffen nimmt die Well und schlägt sie an den Port:
[20]
Den Wellen geht der Flug des Vogels weit vor hin,
Dem Vogel sucht ein Pfeil der Armbrust vor zu ziehn:
Der Wind gewinnet ab dem Pfeil an Schnelligkeit,
Dem Winde sieget ob die Flucht der raschen Zeit.
Den Zeiten laüfft zuvor der Sinn, den nichts beschleust,
O Mensch, wie flüchtig nun dis alles fleucht und fleust:
Doch kan der Eitelkeit am Fliehn nicht abgewinnen
Blast, Tropffen, Welle, Flug, Pfeil, Winde, Zeiten, Sinnen.

16.
Ohne Unglück, ohne Gott
Vom Unglück

Auff daß du Menschen Kind dein Unglück kanst ertragen,
So nihm es an von Gott: Was wilt du drüber klagen?
Wann deinen Willen du Gott gäntzlich trägest für,
So muß vor iedes Haar er Antwort geben dir.
O großes Heil! O Trost! aus seinem milden Hertzen,
Aus seiner Liebe bloß entspringen unsre Schmertzen:
Wie schwer das Leiden ist, das er uns schicket zu,
So, schickstu dich darein, ist drinnen Trost und Ruh.
Wann deine Feinde gleich mit Mord dich überfüllen,
So haße sie doch nicht, nihm es von Gottes Willen,
In diesem Willen ist viel beßer Noth und Pein,
Als stets in Freud und Lust ohn diesen Willen seyn.
Dann hast du aber dich, o Mensch, Gott übergeben,
Wann Pein zur Freude wird, Ruh, Hölle, Sterben, Leben.

17.
Aus dem Wechsel Annehmlichkeit
An das Leben

Ersprießlich ist der Thau: vergeht doch unterm Sehn:
Annehmlich ist die Lufft, entwischt doch unterm Wehn:
Die Sonn ist klar, und ist betrüglich so als rein,
Der Tag ist schön, und ist vergänglich so als fein,
Die Nacht ist kühl, und wird vom Donner offt versehrt,
Der Schlaff ist süß, und wird von Träumen offt verstört.
So ist das Leben auch, das wir am Halse tragen,
Ein Theil ist voller Freud', ein Theil ist voller Plagen.

[21] 18.
Spiele wohl!
Das Leben ein Schauspiel

Was ist dein Lebenslauff und Thun, o Mensch? ein Spiel.
Den Innhalt sage mir? Kinds, Weibs und Tods Beschwerde.
Was ist es vor ein Platz, darauff wir spieln? Die Erde.
Wer schlägt und singt dazu? Die Wollust ohne Ziel.
Wer heißt auff das Gerüst' uns treten? Selbst die Zeit.
Wer zeigt die Schauer mir? Mensch, das sind bloß die Weisen,
Was ist vor Stellung hier? Stehn, schlaffen, wachen, reisen,
Wer theilt Gesichter aus? Allein die Eitelkeit.
Wer macht den Schau Platz auff? Der wunderbare Gott.
Was vor ein Vorhang deckts? Das ewige Versehen.
Wie wird es abgetheilt? Durch leben, sterben, flehen.
Wer führt uns ab, wer zeucht uns Kleider aus? Der Tod.
Wo wird der Schluß erwartt des Spieles? in der Grufft.
Wer spielt am besten mit? Der wol sein Ammt kan führen.
Ist das Spiel vor sich gut? Das Ende muß es zieren.
Wenn ist es aus? o Mensch! wenn dir dein JESUS rufft.

19.
Durch Müh' sind alle Gaben feil

Wer Rosen brechen wil, verachtet Riß und Dorn:
Wer Bier und Brod begehrt: Der drischet Gerst und Korn.
Der Kern muß vor entzwey, dann schmecken Mandeln wol.
Der Wein muß seyn gepreßt, dann füllt man Fäßer voll.
Wer Geld und Gold probirt, scheut nicht die scharffe Glut,
Wer auff die Erndte hofft, pflügt und besät sein Gut.
Der findet wol gewiß, der was recht vorgenommen,
So schwer das Suchen ist, so lieb ist das Bekommen.

20.
Beste Artzney wieder alle Unglücks Fälle
Verachtung des Todes

Indem der wilde Krieg kommt alle zu verjagen,
Was ist doch wol zu thun? hör, ich wil es dir sagen:
[22]
Ist dir dein Gut verterbt? Begieb dich in Verstand.
Must du ins Elend gehn? Die Welt ist Vaterland.
Hast du kein Kleid? Du kommst, und zeuchst auch nackt von hinnen,
Kein Brod? Gott kan ohn Brod, o Mensch, dein Heil beginnen.
Kein Geld? Wie viel hat Geld in Noth und Tod gebracht.
Bist du allein? Gott nihmt auch dich allein in acht.
Verstößet dich die Welt? Dir bleibt der Himmel offen,
Den weder Krieg noch Feind noch Elend ie betroffen.
Auff daß dich aber gar kein Unglück fällen kan,
Ob es gleich Tag vor Tag dich spornstreichs drabet an,
Wil ich auff ieden Fall (: Wilt du es recht betrachten :)
Ein Mittel geben dir: Du must den Tod verachten.

21.
Immer gefangen
Sechstine

Dein gantzes Leben ist, o Mensch, ein hartes Joch.
Die Seele liegt verdeckt in einer Hand voll Koth.
Den Leib vor der Geburt umkerckert Gall und Gifft.
Die Sinnen knüpfft und schleust in Ketten denn die Zeit.
Der Wille wird umbschränckt durch Sünd' und eitlen Wahn.
Und alles übertrifft des Himmels fester Schluß.
Wie offte wird verkürtzt dein Vorsatz Rath und Schluß.
Und du kanst nirgend hin als wie dich treibt dein Joch.
Wie offt erwehlest du vor Himmel Geld und Koth,
Und stillst der Seelen Durst mit deines Geitzes Gifft.
Wie offte bringst du durch den theuren Schatz die Zeit.
Und gehst, wo dich hin schleppt dein eigner toller Wahn.
Dein Wunsch und Himmel Reich ist ein gefärbter Wahn.
Und alles, was du thust, ein Ratschlag ohne Schluß.
Du krümmst die Achseln dir in schwerer Dienste Joch,
Und steckst nur tieff versenckt in der Begierde Koth.
Dein Heil, auff das du denckst, ist deiner Seelen Gifft,
Und dann dein gantzes Du ein Raub und Traum der Zeit.
[23]
Drumb reiß, o Mensch, entzwey das Band der strengen Zeit,
Und kratze durch Verstand den Rost aus deinem Wahn.
Umbklammre dein Gemüth und dann des Himmels Schluß.
Und brich der Wollust Feld durch deines Lebens Joch.
Entkörpere die Seel aus diesem Sünden Koth.
Ja Welt, und was ihr Thun, fleuch ärger noch als Gifft.
So wird in Heil verkehrt, in Artzney dieses Gifft,
So blickt der Himmel für in Abfall deiner Zeit.
So wird der Warheit Licht auslaütern diesen Wahn.
So zwingt durch Folgen auch den Sinn des Himmels Schluß.
So wird zur Freyheit dir dein und der Dienste Joch.
So scheint der Seelen Strahl durch diesen Staub und Koth.
Verlaügnest du dich nicht, so bleibst und bistu Koth.
Und bläsest nichts von dir als Hoffarths volles Gifft.
Du und dein Thun vergehst, und stirbest mit der Zeit.
Und was dich nur verdammt, du liebest deinen Wahn.
Das Fehl zeucht Ohren ab dir der Noth feste Schluß,
Biß endlich dich erwürgt das angelegte Joch.
O Mensch! so schau und sprich: Ich bin nur Staub und Koth,
Und iede Sünde flieh ich sörglicher als Gifft!
So bist du außer Welt und stehst auch über Zeit.

22.
Menschen, die grösten Luffthändler
An die Welt

Die Welt hängt wie ein Ball in der erhabnen Lufft,
Die lichte Lufft muß die, die alles träget, tragen:
Aus ihrem Lauffe kommt die Lufft nach Wolbehagen,
Die Lufft macht, daß sie lebt, durch Land und Berg und Klufft.
Der Mensch befindets selbst. Lufft ist sein Auffenthalt,
Lufft zeucht er an, Lufft bläst er von sich nach Genügen:
Wir sehen in der Lufft sein gantzes Leben liegen.
Verläßet ihn die Lufft, stracks ist er todt und kalt.
[24]
Weil nun der Bau der Welt in eitler Lufft besteht
Wie sol nicht in der Lufft ihr Thun und Werck zustieben?
Der Mensch auch, weil er ist und wird von Lufft getrieben,
Ists Wunder, daß sein Wunsch hin in die Lüffte geht.

23.
Nutzen des Unglücks
An Gott ergebenen

Bey dieser schweren Zeit was sol der Mensch beginnen?
Er lebt nicht, lebt er nicht und gibt sich in die Sinnen.
Wer richtet Aecker zu? Der Krieger erndtet ein.
Wer baut? nicht du, der Feind wil Kayser drinnen seyn.
Wer liest ein Buch? Du kanst draus keine Steuer haben.
Wer nihmt ein Weib? Man kan dich wol allein begraben.
Wer ziehet Kinder auff? Die Mutter sitzt und weint,
Daß sie gebohren hat, und fürchtet stets den Feind.
So übel ists bestellt. Doch wilt du in dir leben,
Verlierest du wol nichts, must du es gleich begeben.
Feind raub ihm Gutt und Haab, er giebt es willig hin,
Verbrennt ihm Haus und Hoff, kein Feuer kommt in Sinn.
Laß ihm kein Buch? er kan aus der Natur viel lesen,
Tödt ihm sein Weib? er wünscht ihm also zu genesen.
Steig in der Kinder Leib mit einer Partisan?
Du triffst den Vater doch nicht weinend alldar an.
Gesetzt, er sterbe gar. Viel länger kann er sterben,
Als du ihn plagen wirst, als du ihn wirst verterben,
Denn alles was du nihmst, ist ihm nur schlecht verpflicht,
Wie sehr du haust und schlägst, die Seele triffst du nicht.
Laß nur, was Gott verhängt, o Mensch, laß es geschehen,
Steh auff der Seiten du, du kanst befreyt zu sehen.

24.
Gründe auff Tugend
An das Gelücke

Gleichwie das Waßer bald den Wirbel in sich schluckt,
Den aus gelenckter Hand ein blatter Stein gedruckt,
[25]
Wie durch ihr Schwellen man die Blase sieht zerspringen,
Wann Sie die leichten Wind' aus gelben Röhren bringen,
Gleichwie die naße Furch' an einem Blicke klebt,
Die in das blaue Saltz der hole Balcke gräbt:
Wie sich zusammenrollt ein leichter Dampff im Lentzen,
Wann er die Sonne sieht umb die Gebirge gläntzen.
Gleichwie die füge Lufft, wann sie der Adler theilt,
Durch seiner Flügelmacht zusammen flüchtig eilt:
So ist das Glücke nechst bey mir vorbey gezogen,
Indem ich nach ihm grieff, so war es fort geflogen.
O daß es mir doch brächt' es sey auch, wo es sey,
Stracks Wirbel, Blase, Dampff, Balck, Adler wieder bey.

25.
Hoff auff Gott
An die eitele Hoffnung

Weg schnöde Pracht! ein Sinn, drum du wilt weben,
Der ist nicht frey, muß stets in Fürchten schweben,
Denn wer so hofft, nihmt nicht die Zeit in acht,
Die ihn bestimmt, und flüchtig sich hin macht,
Weg schnöde Pracht!
Er wil zwar sehr, doch kan er kein mahl leben,
Doch wer da wacht, traut fest auff Gott daneben,
Und weißlich wil nach seinem besten streben,
Dem steht Gott bey, der hat es wol gemacht.
Weg schnöde Pracht!
Auff dem und dem mit seiner Hoffnung kleben,
Quält Hertz und Sinn kein' Hoffnung ist zu heben,
Die auff der Welt nach Eitelkeiten tracht,
Ein Hoffnung ist, die nur auff Gott bedacht,
Weg schnöde Pracht!

26.
Die Hölle zu verdienen ist schwer
Vom Verterben

Der Seele, Geist und Leib den wilden Wellen traut,
Der in die Hölle steigt und sich nach Geld umschaut,
[26]
Der seine Sünden läst in Marmel Haüser schließen,
Der geitzig laufft und rennt umb Wollust zu genießen.
Der mit den Büchern sich in öde Winckel steckt:
Der Tag und Nacht den Arm nach falscher Ehre streckt,
Der nichts als Wunden redt, die er sucht zu verkauffen,
Der Blut wil, wann wir ihn den Rebensafft sehn sauffen.
Der hinter frommer Schaar stets seinen Griffel führt,
Und wahr redt, wann er laügt, und stiehlt, wann er sich rührt:
Der im gemeinen Nutz den seinen weiß zu suchen,
Der alle Ränck und List mit Schaden ist durchkruchen.
Der sich so müht und schwitzt, was hat er denn vor danck,
Vor seine schwere Müh? Bloß seinen Untergang.

27.
Wißen woher, tilgt die Beschwer
Von gegenwärtigen Laüfften

Ich lobe diese Zeit. Dann solt ich sie wol kennen,
Und böß' und ungerecht ohn Gotteslästern nennen?
Er, deßen Macht und Stärck' ein ieder Wurm erhöht,
Ein iedes Kraut beweist, ein ieder Stern versteht.
Er, ohne deßen Wort kein Sperling fällt zur Erden;
Er, ohne deßen Rath kein Haar versehrt kan werden.
Er, solt' er diesen Lauff, der ohn ihn steht und fällt,
Nicht sehen, ordnen, führn der Zeit Geschicht und Welt,
Wann es von Gott dann kömmt: so ist es gut vor allen:
Und der was beßers hofft ist schon von Gott gefallen.
Das Höchst' ist Gottes Rath, das best' ist, den erkannt:
Das Seeligst' allzeit seyn auff seinen Schluß gewandt.
Du Hand voll Asch und Staub. Sol Gott nach deinem Dencken,
Gott, der dich seelig macht, sein ew'ge Ordnung lencken?
Geh' in dich, schau wie dir dein eigne Hoffnung fehlt,
Dein eigner Sinn dich taüscht; dein eigner Trost dich quält.
Wie recht ists seinem Gott im Creutze stille stehen,
Dann, was dich trifft, das muß vor durch sein Hertze gehen:
Wie frey ists, seinem Gott auffladen alle Last,
Wie weiß ists'. So du Gott sein Thun gebillicht hast.
[27]
Wie gut ists, sich getrost in Gottes Willen sencken,
Ohn den du nicht einmal kanst an den Himmel dencken.
Mensch! Wilstu ja gerecht, frey, gut und weise seyn,
So lebe diese Zeit mit mir und Gott allein.
Folg' ihm, er ist gerecht, frey; sey ihm gantz ergeben,
Weis' eher sein Gebot: Gut: stell ihm heim dein Leben.

28.
Je inniger, ie fruchtbarer
An die Erde

O Erde, welcher Mensch, der dich mit Füßen tritt,
Der dich besät und pflügt, der, was du hast vergraben,
Sucht, und dich starck verwundt, umb Geld und Gut zu haben,
Nihmt dieser Gutthat wahr, damit er wird beschütt.
Daß Graß und Kraut entsteht, daß Gold und mancher Stein
Voll Tugend ist und Krafft, daß alles wird erhalten,
Daß alles wird ernährt, daß wir selbst sind und alten,
Daß unser Geist sich regt, o Erd, ist dein allein.
Aus dir entspringt die Lufft, aus der das Leben geht,
O Mensch, du selbst bist Erd' und solst zur Erde werden,
Erd ist dein Unterhalt! O Wunder! aus der Erden
Wird Salz gemacht, drauff selbst des Himmels Feste steht.

29.
Ohne Gott nirgend Ruh
An den Ruh suchenden

Ist wohl, so lang' ein Mensch der Welt noch ist ergeben,
In allem, was er thut, im Tod und auch im Leben,
Er schläffet oder wacht, in Wollust oder Pein,
Er hoffet oder wünscht Ruh anzutreffen? Nein.
Jedoch begehret er nicht einen Tritt zu schreiten,
Er sieht sich keinmal umb, wendt sich zu keiner Seiten,
Kein Eßen stillet ihn, kein Auge macht er zu,
Streckt keine Hand nicht aus, sucht er nicht drinnen Ruh.
[28]
Ruh schreyt ein iedes Ding. Ruh ist ein Ziel der Sachen,
Und was das gröste, Got wil selbst zur Ruh sich machen.
Ja sprichst du, welcher ist, der Gott erforschen kan?
O Mensch, du triffst ihn ja in allen Dingen an.
Ich sehe, du wilt fort, bleib wilt du Ruh ergründen,
In dir ist Gott allein, in Gott ist Sie zu finden.

30.
Nach der Ursache
Marter und Kranckheit Vergleichung

Mensch, spannt die Folter dich so hefftig, als die Gicht,
Brennt dich der kalte Brand gelinder, als ein Licht:
Bricht sachter dich der Stein, als feuervolle Zangen,
Fällt leichter dich der Schlag, als Pfähle, Spieß und Stangen.
Mensch tödtet dich die Pest so schleunig als das Schwerd,
Verzehrt das Fieber dich gehaster, als ein Heerd.
Quält länger dich das Beil als Hertz und Seitenstechen,
Stürtzt dich das schwere Weh viel eh: als Radebrechen,
Mensch würgt ein Steckfluß dich so schmertzlich, als ein Strang,
Quetscht seichter dich die Schraub, als Hertz Gespann und Zwang.
Verfault der Scharbock dich so bald, als schwartze Stuben,
Ersaüfft die Waßersucht dich sicherer, als Gruben.
Mensch, so bringt Kranckheit dich, so Marter in den Tod:
Mit dieser Obrigkeit, mit jener straffet Gott.
Geht es die Warheit an? laß nicht den Hencker schonen,
Wer glaübts? aus solcher Hand giebt es die schönsten Kronen.

31.
Einschluß des Göttlichen Willens
An das Gemüthe

Wol dir, o Seel! itzt bist du quit und frey,
Weil du erkennst, was Gottes Willen sey:
Weil du ihm folgst, ihm trauest deine Sachen,
So zwingst du ihn, daß er es gut muß machen.
[29]
O großer Trost! Draus Heil und Sorgen quillt,
Der Hertz und Sinn mit Wonn und Freud erfüllt:
Von der ein Mensch das beste kan genüßen,
Der nicht begehrt von ihr zu viel zu wißen.
Der höchste Rath wird ohne dich bestellt,
Wer darnach gafft, wird weggerafft und fällt,
Dein Willen, Mensch, ist Tod, ist Höll und Grämen,
Den must du nicht vor Gottes Willen nehmen.
Begehrst du Ruh, laß deinen Willen seyn,
Und richte dich dafür in diesen ein.
Hier hast du Ruh, selbst Himmel und Vergnügen
Und dir muß Höll und Tod zu Füßen liegen.
Darum, o Seel! indem, so viel er kan,
Sich deiner Gott so väterlich nihmt an:
So bleib in dir, hast du dich Gott ergeben,
So wird ob dir sein heilger Wille schweben.
Schau dich nicht um. Dein Gott ist überall,
Er gibt sich dir auff des Gemüthes Saal.
Gieb du dich Ihm. Laß andre auff ihn hoffen,
Sie gehn vorbey, und sehn den Himmel offen.
[30]

Notes
Entstanden 1632. Erstdruck dieser Sammlung in: Daniel von Czepko. Geistliche Schriften, herausgegeben von Werner Milch, Breslau 1930.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. Gegen Lage der Eitelkeit. Von der Eitelkeit zur Warheit. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5EC9-3