[101] Stromüber

Der Abend war so dunkelschwer,
und schwer durchs Dunkel schnitt der Kahn;
die Andern lachten um uns her,
als fühlten sie den Frühling nahn.
Der weite Strom lag stumm und fahl,
am Ufer floß ein schwankend Licht,
die Weiden standen starr und kahl; –
ich aber sah dir ins Gesicht
und fühlte deines Mundes Weh'n
und deiner Augen jungen Schein
und – eine Andre vor mir stehn
und stammelnd schluchzen: Ich bin dein ...
Das Licht erglänzte nah und mild,
im grauen Wasser still verschwand
der starren Weiden zitternd Bild;
und knirschend stieß der Kahn ans Land.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Dehmel, Richard Fedor Leopold. Stromüber. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/