5.

Die Schildwacht schreitet auf und ab
Und pfeift sich ein Liedel unermüdlich.
Hier ist das Gefängnis, schwarz wie ein Grab,
Aber nicht so still, so friedlich.
Es rasselt hinter den Gittern schwer
Von eisernen Ketten und Bändern,
Stöhnen und Ächzen zieht hin und her
Und verhallt an den steinernen Ständern.
In jene Stangen packt eine Faust,
Der mag's noch nicht lange gewohnt sein!
Wie das wilde Gelock im Winde saust,
Wie die Augen blitzen im Mondschein!
Herunter, Bursche! Sonst schrei' ich wach
Den Schließer und seine Genossen,
Dann wirst Du an Dein dunkles Gemach
Noch zärtlicher angeschlossen.
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Fort, strecke Dich in Dein warmes Stroh,
Versuch's wie die andren zu schlafen,
Was grinsest Du, was murrst Du so,
Bist Du mehr, als die anderen Sklaven?
»Nicht besser, nicht schlechter als jene sind,
Ein Verbrecher nach Euerer Sitte,
Denke nur eben an Weib und Kind
Und an meines Vater Hütte.
Und streck' ich mich auf mein faules Stroh,
Dann von meinen Äckern träum' ich,
Die wogten von Halmen und Ähren so,
Die waren so luftig, so räumig.
Nun lieg' ich vielleicht auf meiner Saat,
Die ein anderer ausgedroschen« ...
Still, Kamerad! da kommt der Soldat,
Und meine Latern' ist erloschen.

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TextGrid Repository (2012). Dingelstedt, Franz von. Gedichte. Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters. Nachtwächters Stilleben. 5. [Die Schildwacht schreitet auf und ab]. 5. [Die Schildwacht schreitet auf und ab]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7F64-3