15.

Zwar sprach ich oft zu mir: Sowie der kecke
Doch kluge Schiffer in des Sturmes Toben,
Wenn Wind und Flut sich gegen ihn erhoben
Und ihn verdrängen wollen vom Verdecke,
Sich zornig gegen solchen Anprall steift
Und wassertriefend, fröstelnd und verdrießlich
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Sich an den Mastbaum binden läßt und schließlich
Siegreich die Stricke wieder von sich streift;
So, statt des Lebens Stürme zu bejammern,
Statt unbehülflich über Bord zu fliegen,
Will ich fortan mein schwaches Herz bekriegen
Und mich an der Erfahrung Mastbaum klammern.
So will ich, ein verwitterter Matrose,
Der gegen Ungemach sich kräftig stemmt,
Bevor die große Flut mich überschwemmt,
Dem Regen trotzen und der Wasserhose
Und Freund wie Feind die Stirne bieten, starr
Und teilnahmslos, nicht Leidenschaften dämpfend,
Nur den Impuls, den innern Drang bekämpfend,
Damit es nicht mehr heiße: Sei kein Narr!
O Schwärmer mit dem zärtlichen Gemüte,
Dem Pöbel, niedrig oder hoch geboren,
Der gegen Deinesgleichen sich verschworen,
Dem gibst du deines Geistes beste Blüte?
Die deiner spotten, liebst du wie Geschwister?
Den Mann, den du gekleidet und gespeist,
Und der zum Lohne dir die Zähne weist?
Und dann die Kühlen, Frommen, die Philister,
Die Neider, die Verfolger, die Verächter
Und Jeden, der, wenn dich des Schicksals Bürde
Zu Boden drückte, dich mit Hohngelächter
Hinunter in die Tiefe stoßen würde?
Ich habe solche Stimmen nicht mißachtet;
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Sie sagten Unleugbares, längst Geahntes;
Sie haben, unter Schmerzen Angebahntes
Vollendend, mein Gemüt mit Gram umnachtet.
Und ich zerbrach den leuchtenden Altar,
Vor dem ich falscher Brüder Schmerz gehuldigt;
Ich, den man blinden Mitgefühls beschuldigt,
Bin nicht der gute Junge, der ich war;
Denn, wenn ich meine Arme ausgebreitet,
Die ganze Menschheit liebend zu umfangen,
Hat stets ein Judas-Kuß auf meinen Wangen
Gebrannt und auf Verrat mich vorbereitet.
Es ist gewitzigt nun, was ihr mißhandelt,
Des Dichters Herz, das keiner unterjocht,
Seit es gepanzert euch entgegenpocht,
Seit es, wie eure, sich in Erz verwandelt.
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So sprach ich zwar, von wilden Lebenswogen
Geschüttelt und von Wolken überdacht;
Doch Sonnenschein verdrängte Sturm und Nacht,
Und nach Gewittern kamen Regenbogen.
Dann schlich Erschlaffung ein in meine Sehnen;
Von meinem Herzen schmolz die Eisenrinde;
Und dann war jedem armen Menschenkinde
Gestattet, sich an meine Brust zu lehnen.

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TextGrid Repository (2012). Dranmor, (Schmid, Ludwig Ferdinand). Gedichte. Gedichte. Requiem. 15. [Zwar sprach ich oft zu mir: Sowie der kecke]. 15. [Zwar sprach ich oft zu mir: Sowie der kecke]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-82AC-A