[15] Dreizehn Jahre alt

Wie du im Abendqualm
So einfältig an mir vorübergehst,
Tauchst du in meinen Gleichmutblick den deinen –
Den deinen
Der in dem mageren Gesicht wie eine Frage,
Wie feuchter grauer Schimmer schwimmt –
O unbewußte Mädchenklage –
Dein Auge frägt – dein Auge glimmt –
Du hast so sehnsuchtmagere Glieder,
Du trägst noch zartgeflochtene falbe Kinderhaare,
Du hast so aufgeschossene Glieder,
Du bist wohl dreizehn Jahre alt – schon dreizehn Jahre –
Du trägst das blaugepunkte kurze Kleid
Aus Waschkattun,
Du gehst in lächerlichen Kinderschuh'n –
Du steckst noch ganz in Kindlichkeit,
Doch dein Auge – dein Auge allein....
Doch gehst du wie in trübem Bangen,
Doch gehst du so befangen –
Ich weiß, es weht der Frühjahrswind –
Die Luft ist dunstigblau, blütenlind –
Du möchtest gern dich selbst erlösen –
Geh weiter – weiter, kleines blasses Kind –

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TextGrid Repository (2012). Engelke, Gerrit. Gedichte. Rhythmus des neuen Europa. Dreizehn Jahre alt. Dreizehn Jahre alt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A1D9-1