[90] Der Alte

Nun steh ich über Grat und Kluft
In abendlichen Rosen
Und höre durch die klare Luft
Das Leben tief vertosen.
Ein Adler rauscht ins Tal hinab,
Wo meine Toten schlafen,
Was ich geliebt dort unten hab,
Weiß ich in sicherm Hafen.
Und bin nun über Leid und Zeit
Und meinen Sternen näher
Und schaue in die Ewigkeit,
Ein stillgemuter Späher.
Durch eine selige Bläue schwimmt
Ein Nachen da herüber,
Naht, neigt den schwanken Bord und nimmt
Sanft schaukelnd mich hinüber.

Notes
Aus »Zwischen zwei Nächten«, Erstdruck: Stuttgart (Cotta) 1894.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Der Alte. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A4E0-6