[88] Weisst du noch?

Weißt du noch? Am Brunnen war es,
Und die blanken Wasser rauschten,
Und am Marktplatz die Paläste
Waren steife, stumme Gäste,
Als den ersten Gruß wir tauschten.
Westwind strich um alle Ecken,
Und ein Regen sprühte nieder;
Gingen unterm Schirme weiter,
Und dein Bäschen war Begleiter.
O, das Bäschen sagt nichts wieder.
Doch das böse Bäschen plauschte.
Können Weiber jemals schweigen?
Und nun wissen's alle Tanten,
Dass wir trafen auf pikanten
Wegen uns, verbotnen Steigen.
Wie sie wohl gehechelt haben
In dem großen Lästerorden.
Klatschsucht konnt' ihr Mütchen kühlen.
Ob nun ruhn die Plappermühlen?
Bist ja nun mein Weib geworden.
Neulich, als du offnen Mündchens
Auf den Kissen mir zur Seiten
Schlafend lagst, des Brunnens dachte
Plötzlich und die Verse machte
Ich und segnete die Zeiten.

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TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Gedichte. Mynheer der Tod. Vermischte Gedichte. Weisst du noch. Weisst du noch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A650-9