Vergänglichkeit

Daß alles uns so rasch vorübereilet
Und sich die Zeit nicht läßt in Fesseln schlagen,
Es war mir nimmermehr ein Grund zu klagen,
Wenn ich im Kreis der Fröhlichen verweilet.
Denn öfter noch hat mir es Trost erteilet,
Wenn auf der Seele tiefe Schatten lagen;
Der bangen durft' ich dann vertrauend sagen:
Getrost! Der Sand verrinnt, die Wunde heilet.
So hofft' ich stets dem jungen Lenz entgegen,
War ich vom Frost des Winters kalt umschauert,
Und sah mit Ruh den Herbst ins Grab sich legen.
Nur eines hab' ich immer tief betrauert,
Daß auch die schönste Blum' auf unsern Wegen,
Die Liebe selbst nur zwei Minuten dauert.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Vergänglichkeit. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B90E-6