12. Der Elster-Mann und der Magister

Was ist Genie? hört' ich von einem Dache fragen,
Und sah den Frager nicht,
Und sah mich um, und sah ein narbigtes Gesicht,
An einem langen Mann, mit Mantel und mit Kragen,
Und hört ihn sagen:
»Genie, das ist die Wundereigenschaft
Der Seher Gottes, die die Kraft
Zu denken nicht empfangen haben,
Sie hinzulegen, sie an ihrem Wanderstab,
Wie purpurrotes Band, zu tragen, und ins Grab
Sie mit sich zu begraben!«
Was ist Genie? erscholl noch siebenmal vom Dache.
Der lange Mann sah sich geneckt,
Und sann auf Rache!
Bis er den Elster-Mann entdeckt,
Der eine von den großen Spinnen
Zu sehn bekam, und flog, und lief,
Und rief:
Man muß nicht gleich auf Rache sinnen!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Drittes Buch. 12. Der Elster-Mann und der Magister. 12. Der Elster-Mann und der Magister. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D93B-F