Bei Uebersendung des Schlüssels zur Gartenthür
Soll ich dich in den Brunnen werfen?
Schick' ich dich hin zu Amarant?
Sollt' ich vielleicht das Schwert zu meinem Tode schärfen?
Selbst geben in des Mörders Hand?
Was soll ich thun? Vernunft, du prahlest immer
Mir deine weisen Lehren vor,
Doch lauter steiget noch der Liebe sanft Gewimmer
Aus der beklemmten Brust empor.
Wohlan es sey! Zwar könnt' ich widerstehen,
Weil dieses Herz mir das verspricht:
Doch Amarant, in dir, in dir den Mörder sehen,
Das will ich und das kann ich nicht.
Da nimm ihn hin! Komm, wenn die kleine Glocke
Die Nonnen zu der Hora weckt,
Verhülle dich besorgt in deinem Ueberrocke,
Und geh, von deinem Muth' bedeckt.
Schon an der Thür' sollst du den Busen hören,
Sollst fühlen, wie das Blut in allen Herzensröhren
[6]Beim Feuer deiner Küsse kocht.
Was willst du mehr? Schon das sollt' ich nicht geben;
Wem gäb' ich's auch wohl außer dir?
[6]Doch, willst du kühner seyn? Nimm lieber gleich mein Leben;
Langsam nimmt sonst der Gram es mir.
Macht mich der Rausch von deiner Liebe trunken,
So kannst du leicht mein Sieger seyn:
Doch würde, wenn ich nun durch dich ins Grab gesunken,
Dich so ein Sieg wohl noch erfreun?
Fußnoten
1 Unter Eisenhammer wird hier ein Hüttenwerk verstanden, wo das Eisen verarbeitet wird, dergleichen es in Nantchens Gegend viele gibt.