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Brenne, Herz, denn durch dein Brennen
Wird was frommt zu Stand gebracht;
Hundertfaches Unglück weichet
Dem Gebet der Mitternacht.
Duld' es liebend, wenn ein holder
Perigleicher Freund dich schilt,
Weil ein einz'ger seiner Blicke
Hundertfache Qual vergilt.
Von der Erde bis zum Himmel
Zieht man dem den Schleier ab,
Der dem Glas', das Welten spiegelt,
Dienstbeflissen sich ergab.
Wie Messias neues Leben
Gibt der Liebe Arzt; allein
Wenn er dich nicht krank erblicket,
Wem verschreibt er Arzenei'n?
O vertraue deinem Gotte
Und verliere nicht den Muth!
Weil, wenn sich der Widersacher
Nicht erbarmt, doch Gott es thut.
Mich betrübt des Glückes Schlummer:
Stimmt vielleicht ein wacher Mann
Zur Eröffnungszeit des Morgens
Ein Gebet, ein frommes, an?
Keinen Duft der Freundeslocke
Roch Hafis, und brannte doch:
Doch zu diesem Glücke führet
Ihn vielleicht der Ostwind noch.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 120.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-28EF-D