[89] Revolverle

1

Von keiner Noth besiegt und keiner Liebe,
hab ich genossen früh und stets genossen.
Die Eltern starben mir, und kalt verschlossen
fröhnt ich als Kind schon eigensüchtgem Triebe.
Bekam derzeit vielleicht zu wenig Hiebe
und ward verzogen früh zu eitlen Possen?
Und doch hat sich der Mutter Blut ergossen
in meine Brust, dass es lebendig bliebe.
Mein Herz war warm und warm hat es empfunden,
für alles Edle hat mein Puls geschlagen.
Das Leben schwoll, die Dämme sind geschwunden,
der Sinne Strom hat sie hinweggetragen.
Du, Pepi, hast das Lösungswort gefunden:
Revolverle kannst du so drollig sagen.

[90] 2

Sei still, mein Kind, ich schiesse mich nicht tot,
ich schlafe lieber diese Nacht bei dir.
Ich scherzte nur, mein Mund ist frisch und roth:
Geh, bring mir lieber noch ein Krügel Bier!
Was hast du denn? Hab ich dich so erschreckt?
Das war nicht recht von mir, ich sehs jetzt ein.
Hab dich, mein süsses Mädel nur geneckt,
ich leb doch noch: ich kneif dich ja ins Bein.
Siehst du, nun lachst du wieder. Das ist nett!
Das Wort Revolverle vergessen wir
und gehen heut besonders früh zu Bett ...
So! Komm! Nun bring mir noch ein Krügel Bier!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Revolverle. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-370A-7