An den Mond

Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer
Durch dieses Buchengrün,
Wo Phantaseyn und Traumgestalten immer
Vor mir vorüberfliehn.
Enthülle dich, daß ich die Stäte finde,
Wo oft mein Mädchen saß,
Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,
Der goldnen Stadt vergaß.
Enthülle dich, daß ich des Strauchs mich freue,
Der Kühlung ihr gerauscht,
Und einen Kranz auf jeden Anger streue,
Wo sie den Bach belauscht.
Dann, lieber Mond, dann nimm den Schleier wieder,
Und traur um deinen Freund,
Und weine durch den Wolkenflor hernieder,
Wie dein Verlaßner weint.
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Notizen
Entstanden 1772. Erstdruck in: Musenalmanach 1775, Göttingen (J.C. Dieterich). Entstanden 1773. Erstdruck in: Musenalmanach für 1779. Herausgegeben von Johann Heinrich Voss, Hamburg (C.E. Bohn).
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hölty, Ludwig Christoph Heinrich. An den Mond. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7EDF-8