An Gott
bei dem Ausruf des Friedens

Den 5. März 1763.


Was hör ich? rauschen goldne Flügel?
Posaunet in zertheilter Luft
Ein Seraph, welcher über alle Grabeshügel
Daher fährt, und die Todten ruft?
Was reisset mich empor? Ich fühle
Den nahen Himmel; bin ich schon
Hoch über der Gebürge Gipfel, über Stühle
Der Zepterführer weggeflohn?
Hör ich, Du Gott der Erdengötter
Dich loben durch den ganzen Raum
Der neuen Schöpfung, selbst von Deines Glanzes Spötter,
Der Deine Wunder nannte Traum?
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Erblick ich Myriaden Sterne
Um Deines Sonnesthrones Fuß?
Hellleuchtend, daß davor ich zitternd in der Ferne
Mein Angesicht bedecken muß?
Horch ich erstaunt dem hohen Liede,
Der Sänger Deines Namens zu?
Gott, welch ein Saytenspiel! es tönet Friede! Friede!
Und Kronengeber, den giebst Du!!
Du lässest Deinem Volke wieder
Die Ruhe schmecken, rufest laut
Uns aus dem Schmerzensschlaf zum Jubel neuer Lieder
Bei den Altären, Dir gebaut.
Wir lagen, gleich den Blumenstengeln,
Wenn sie der Nordost niederbeugt;
Du hebst uns auf, und hörst dein Lob von allen Engeln,
Wenn unsre stumme Freude schweigt.
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Notes
Entstanden 1763.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Karsch, Anna Louisa. An Gott bei dem Ausruf des Friedens. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-91F8-9