[58] Fahrewohl

Den Linden ist zu Füßen tief
Das dürre Laub geblieben;
Am Himmel steht ein Scheidebrief
Ins Abendrot geschrieben.
Die Wasser glänzen still und kühl,
Ein Jahr ist drin ertrunken;
Mir ist ein schauernd Grabgefühl
Ins warme Herz gesunken.
Du schöne Welt! muß wohl ich bald
In diese Blätter sinken,
Daß andres Herz und andrer Wald
Die Frühlingslüfte trinken?
Wenn du für meines Wesens Raum
Ein Beßres weißt zu finden,
Dann laß mich aus dem Lebenstraum
Rasch und auf ewig schwinden!

Notizen
Aus der Sammlung »Neuere Gedichte« (1851/54), dort unter dem Titel »Aus dem Leben XII«.
Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Fahrewohl. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9DEF-E