[96] [99]Geburtstag Deß Friedens/
Oder rein Reimteutsche Vorbildung

Wie der großmächtigste Kriegs- und Siegs-Fürst Mars auß dem längstbedrängten und höchstbezwängten Teutschland/ seinen Abzug genommen/ mit Trummeln/ Pfeiffen/ Trompeten/Heerpaucken/ Musqueten- und Stücken-Salven begleitet/ hingegen die mit vielmalhunderttausend feurigen Seuftzen gewünschte und nunmehrerbetene goldgüldene Irene mit Zincken/ Posaunen/ Flöten/Geigen/ Dulcinen/ Orgeln/ Anziehungen der Glocken/ Feyertägen/ Freudenmalen/ Feuerwercken/Geldaußtheilungen und andern Danckschuldigkeiten begierigst eingeholet und angenommen worden: entworffen von Johann Klaj/der Hochh. Gottes Lehr. ergeben. und Gekr. Käiserl. Poeten.


[99][101]

Zuschrifft

An der Röm. Käis. auch zu Hungarn und Böhmen Königl. Majest. unsers allergnädigsten Herrns/ etc. wie nicht weniger deß Heiligen Römischen Reichs höchst- und löbl. Chur-Fürsten und Stände zu denen restitutionibus ex capite Amnistiæ et Gravaminum vortrefflichen deputirten Herren Rähten/ Botschafften und Abgesandten/

Seine respectivè gnädigsten und vielmögenden Schutzherren/ etc.


Kein Etna hat also gehitzet und gebrant
als von der Kriegesglut das edle Teutsche Land
nun in die dreissig Jahr; Er speye gleich Salpeter/
Pech/ Schwefel/ Kohlen/ Hartz; der Himmel werde röter/
ob dieses Brenners Dampf; Der Ochsen Müh verheert/
der Ochse mit dem Heu/ Vieh/ Futter/ aufgezehrt;
Die Städte stehn in Furcht/ die Dörfer in den Flammen/
das halb erstorbne Volck das raffe was zusammen
[101]
und lauffe/ was es kan/ der Weiber Zehrenflut
fließ häuffig/ läuffig ab/ als wolte sie die Glut
verleschen/ die nichts lescht. Das Teutsche Kriegesfeuer
hat zehnmal mehr gebrennt/ mit wildem Vngeheuer
entzündet alle Welt/ unschwesterlich gehaust/
daß einem/ der es sagt und der es höret/ graust.
Kein Mensch/ kein Engel nicht die Glut entwerffen könte/
wanngleich das Himmelblat Papyr/ das Weltmeer Dinte/
der Wald ein Schreibezeug. Kein Regennaß hier lescht/
wie sehr es immer tropft/ wie starck es immer wäscht.
Ach! Mutter Teutschland rufft: Ich bin im Brand versuncken/
ist niemand/ der mich trüg auß Schwefelblauen Funcken?
Hebt auf und tragt mich fort/ greifft unbesorget an/
der Eltern liebt und trägt/ kein Feuer schaden kan/
wie liechterloh es brennt. Die Gluten müssen weichen
dem/ den die Mutter liebt. Sie geben gar ein Zeichen
der Lieb zur Mutterlieb; Wie jenem Brüderpar/
das hertzhafft auß dem Schwal deß Vatters graue Har
der krummen Mutter Hals üm ihre Hälse schluge
als eine süsse Last auß Etnens Feuer truge/
als ihres Reichthums Gut; die Flammen machten Weg
auß Furcht der Gottesfurcht. Der Erdbau bahnte Steg/
damit das seltne Thun auf ewig möchte bleiben/
in Bücher und in Stein durch kluge Hände schreiben;
Wie man denn diesem Par ob treuer Kinderpflicht
Gedichte hat Gedicht und Seulen aufgericht.
Diß habet ihr gehört/ ihr Teutschen Gottes Degen/
weil nun die freche Glut nicht allerdiengs zu legen/
so habt ihr aufgefast das liebe Mutterland
mit Sorgen/ Schweiß und Fleiß getragen auß dem Brand.

[102] Drüm hat der

Fried

Euch hier die Denckseul aufgesetzt

Diß eigenhändig eingeetzt.

Euch/ die die höchsten Häubter lieben/

zu diesem Frieden-Werck verschrieben/

in diesem Frieden-Jubel-Jahr

dergleichen keines wird noch war.

Der Himmel selbsten heist/

daß man euch höchlich preist:

So lang wird seyn

der Sonnenschein;

So lang bey Nacht

der Monde wacht.

So lang die Lufft

die Sternen rufft;

So lang die Glut/

streit mit der Flut;

So lang das Wild

in Wäldern brült;

Ja bis die Welt

in Hauffen fällt.

Die Seule hier wird nit zergehn/

mit denen in die Wette stehn/

die man den Kindern aufgerichtet/

von denen Claudian gedichtet.


Auch Teutschland grämet sich nit über seine wundẽ/
erfreut sich mehr/ daß sie so liebe Söhne funden/
die Salb und Plaster bracht. Als ich vorgestern saß
unnd diese Frieds Geburt Druckfertig überlaß/
[103]
kam sie selbsten/ bate mich/ daß ich sie solte geben
Euch und auch euren Ruhm/ so hoch ich könt/ erheben.
Was solt ich thun? Ich sprach: Ach Mutter/ was ich thu/
das trifft bey weitem/ Gott! nicht ihrem Wunsche zu;
ja/ were Wollen Thun/ und Wort vor Wercke nemen:
Pflegt doch/ sprach sie/ der Zevs kein Opfer zu beschämen/
das Korn für Thierblut bringt. So nemet dann diß Pfand/
weil es die Mutter heisst/ von ihres Schülers Hand/
der dieses Demutvoll in eure Zimmer träget
mit tiefstem Kniegebeug zu deren Füssen leget;
Hier ist nicht Wörterzier/ viel minder Rednerpracht/
Gehorsam nur/ der baß/ als wann man Opfer schlacht.

Ihr Gnaden

Vntergebener

Johann Klaj.


Προσ Φώνησις


Ad

Dn. Autorem.

Claje, Poëtarum nostri nitidissima sêcli
Gloria! pacifico hoc tempore, pange melos:
dulce melos pange, et pulcerrima munera Pacis
describe: ut laudes postera turba canat.

Lmque F.
Joh. Michaël Dilherrus, Pastor
ad S. Sebaldi et Theol.
ac Phil. P.P.

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TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Friedensdichtungen. Geburtstag Deß Friedens. Zuschrifft. Zuschrifft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEA0-8