225. Die Katzenmühlen.

Mündlich.

1.

In der Gegend von Steina ist mal ein Müller gewesen, der hat keinen Burschen behalten können, denn sie sind alle in seiner Mühle zu Tode gekommen; da kommt auch einmal wieder einer zu ihm und fragt, ob er nicht einen Burschen brauchen könne. Der Müller sagt ja, das könne er schon, aber es gehe den Gesellen schlimm bei ihm, denn noch sei keiner lebendig aus der Mühle gekommen, und erzählt ihm alles, wie's ihm bei den früheren gegangen. Sagt der Bursche, davor fürchte er sich nicht, er solle ihn nur nehmen, und so bleibt er da. In der folgenden Nacht sitzt er und hackt Keile zu den Kammrädern, kommt eine Katze hinein, bald danach noch eine und dann mehrere, bis endlich die ganze Mühle voll ist; die beginnen zu tanzen und eine von ihnen sagt: »wumme drån? wumme drån?« indem springt sie auch schon auf ihn zu und will ihn bei der Kehle packen, er aber ist ein flinker Bursch, haut mit seinem Beile zu und hackt ihr die Vorderpfote ab; da läuft sie mit allen andern schreiend davon. Andern Morgens aber, wie er zum Müller kommt, da liegt die Müllerin im Bett und [202] die Hand ist ihr abgehauen; da hat er denn wohl klar gesehen, daß sie eine Hexe sei.

2.

Bei Schwanditz in der Nähe von Altenburg liegt eine Mühle, die heißt die Katzenmühle und hat ihren Namen so bekommen. Auf der Anhöhe oberhalb der Mühle hielt sich früher ein Bieresel auf, der kam alle Abend in die Mühle, und da mußte ihm ein bestimmtes Maß an Bier hingestellt werden, das trank er aus. Nun übernachtete mal in der Mühle ein Bärenführer mit seinen Bären, und als der Bieresel ankommt und bald auf den, bald auf jenen springt, machen sich die über ihn her und zerzausen ihn gewaltig, so daß er nur mit genauer Noth davonkam. Da ist er nicht wieder gekommen und als er den Müller eines Tages von der Höhe herab gesehn, hat er ihn gefragt: »Müller, hast du deine bösen Katzen noch?« und davon hat die Mühle den Namen der Katzenmühle bekommen.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 225. Die Katzenmühlen. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CB4A-B