Der Seelenkranke

Ich trag im Herzen eine tiefe Wunde
Und will sie stumm bis an mein Ende tragen;
Ich fühl ihr rastlos immer tiefres Nagen,
Und wie das Leben bricht von Stund zu Stunde.
Nur eine weiß ich, der ich meine Kunde
Vertrauen möchte und ihr alles sagen;
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Könnt ich an ihrem Halse schluchzen, klagen!
Die eine aber liegt verscharrt im Grunde.
O Mutter, komm, laß dich mein Flehn bewegen!
Wenn deine Liebe noch im Tode wacht,
Und wenn du darfst, wie einst, dein Kind noch pflegen,
So laß mich bald aus diesem Leben scheiden.
Ich sehne mich nach einer stillen Nacht,
O hilf dem Schmerz, dein müdes Kind entkleiden.

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TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Gedichte. Gedichte. Viertes Buch. Sonette. Der Seelenkranke. Der Seelenkranke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-E107-D