Stiller Schmerz

Wem nach langer Kerkernacht,
Wem nach heißen Fieberwochen
Wieder neu das Leben lacht,
Frühlingsfrisch die Pulse pochen,
Selig wie das Sonnenlicht
Ist sein Herz und weiß es nicht.
Aber dich, o dich zernagt
Eine Wunde, die nicht blutet,
Dich ein Schmerz unausgeklagt,
Dessen Quell wie Lethe flutet,
Dessen Heilung nie gelingt,
Den kein Lied in Schlummer singt.
Eines Grams nur leiser Duft,
Nur der Schatten eines Kummers
Stockt in deiner Lebensluft,
Stört den Frieden deines Schlummers;
Namenlos und schattenhaft
Saugt er deine beste Kraft.
Nie zu rasten, nie zu ruhn,
Und doch nie ins volle Leben
Einen festen Schritt zu tun,
[87]
Zu erglühen im Bestreben,
Zu erliegen im Versuch,
Weh dir, Herz, das ist dein Fluch!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 4. Vermischte Gedichte. Stiller Schmerz. Stiller Schmerz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EFBE-1