An die Grille

Unter des Seethals Ulmen wandl' ich einsam.
Feiernd schweigt die Natur, kein Lüftchen athmet;
Nur dein leiser Abendgesang, o Grille,
Tönt in den Blüthen.
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Als ich ein Knabe war, horcht' ich mit Wonne
Deinem ländlichen Liede! Jahre schwanden,
Meine Freunde sanken ins Grab, die Schöpfung
Wurde mir öde.
Wann ich gestorben bin, tön' aus der Moosgruft
Rosen, opfert am hohen Waldgestade
Salis meinem Schatten bethränte Kränze,
Wonne der Wehmuth.

Notizen
Entstanden 1790. Erstdruck: Zürich 1791.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. An die Grille. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2B58-4