Mailied

1776.


Nachtigallen flöten
Durch die Lenzgebüsche,
Wann die Sonne sinkt!
Nachtigallen flöten
Durch die Apfelbäume,
Wann das Morgenroth erwacht!
Weis und rothe Blüten
Kleiden alle Wipfel,
Wo die Biene sumt;
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Grüne Kräuter duften
In den Wiesenthalen,
Wo das Maienlämchen gras't!
Mädchentänze schweben
Ueber Blumenrasen,
Unter Flötenklang!
Seht! von Jünglingsküssen
Glüht die volle Wange.
Und der holde Rosenmund!
Lustgefühl und Wonne
Winkt die junge Freude
Sanft in jedes Herz!
Ihrem Zauberstabe
Huldigt alles Wesen,
Bis zum niedren Staubgewürm!
Ha! die süsse Göttin
Schwebt an meine Seite,
Beut mir ihren Arm,
Führt mich zu den Tänzen,
Zu den Mädchenküssen
Und zum frohen Kelchgelag!
Ihrer Leitung fröhlich,
Will ich stets des Maien
Mich fortan erfreun!
Eh' sein linder Odem
Durch die Trauerkränze
Meines Aschenhügels weht.

Notizen
Entstanden 1776. Erstdruck: Breslau 1781. Entstanden wohl 1778. Erstdruck: Breslau 1781.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. Mailied. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2C50-C