Antike Poesie

Ich sah den Helikon in Wolkendunst,
Nur kaum berührt vom ersten Sonnenstrahle:
Schau! jetzo stehen hoch mit einem Male
Die Gipfel dort in Morgenrötebrunst.
Hier unten spricht von keuscher Musen Gunst
Der heilge Quell im dunkelgrünen Tale;
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Wer aber schöpft mit reiner Opferschale,
Wie einst, den echten Tau der alten Kunst?
Wie? soll ich endlich keinen Meister sehn?
Will keiner mehr den alten Lorbeer pflücken?
– Da sah ich Iphigeniens Dichter stehn:
Er ist's, an dessen Blick sich diese Höhn
So zauberhaft, so sonnewarm erquicken.
Er geht, und frostig rauhe Lüfte wehn.

Notizen
Entstanden 1828, Erstdruck 1829.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. Antike Poesie. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4130-8