Gute Lehre

In unsers Pfarrers Garten,
Es fällt ein warmes Regelein,
Wie duften da die Blumen,
Die Apfelblüt so fein!
Im Häuselein da drüben
Ein Bauer vespert wohlgemut,
Hat's Fensterlein halb offen,
Das Lüftlein tät ihm gut.
Ei, spricht er bei sich selbsten,
Ein Sonntagssträußchen hätt ich gern,
Auf morgen in die Predigt,
Tulipanen oder Stern.
Ein Vöglein hat's vernommen,
Das denkt; dir soll geholfen sein:
Tät gleich ein Blümlein holen,
Und bringt's im Schnäbelein.
Ei, lachte da mein Peter!
Hat flugs sein Fenster zugemacht,
Hat's Vögelein gefangen
Und in den Käfig bracht.
Ach, muß das Vöglein trauern!
Und war auch von der Stunde krank.
Sind wüste Kerl die Bauern,
Die geben Stank für Dank!

Notes
Entstanden 1837, Erstdruck 1838.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. Gute Lehre. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-41AE-E